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Wolfgang Putz - ...

Verfasst: 06.01.2008, 23:53
von bite85
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Persönliche Daten:


Name: Wolfgang Putz

BFF-Mitgliedsname: Wolfgang

Adresse: Alberndorf / Oberösterreich

Tel./Fax:

E-mail:

Internetseite: http://www.yamadori-bonsai.info

Geburtstag: 9. September 1969

Familienstand: ledig

Erlernter/ausgeübter Beruf: Landschaftsgärtner

Hobbies: Bonsai, Akzentpflanzen, Bergsteigen & Yamadori-Touren, Hosta (Funkien), Kakteen u. Sukkulenten, fossile Hölzer u. Mineralien, Reise- und Naturfotographie, Reisen um die Welt, Fruchtliköre ansetzen, Rotwein-verkostungen, Kochen usw.
Mitgliedschaft beim Bonsai Club Tirol, beim BCD (Bonsaiclub Deutschland), beim AK Bonsai-Freunde Straubing und Vorstandsmitglied des Dachverbandes Österreichischer Bonsaivereine (Austrian Bonsai Association, A-B-A)



Einblicke in Wolfgangs Bonsaigarten

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- Wann und wie bist Du mit Bonsai in Kontakt gekommen?

Im Zuge meiner fünfjährigen Ausbildung zum Garten- und Landschafts-gärtner an der Höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (Wien-Schönbrunn) kam es 1984 zum Erstkontakt mit Bonsai durch einen Besuch im Alpengarten (er beherbergt die staatliche österreichische Bonsai-Sammlung…) des Schlosses Belvedere in Wien. Ich war derart fasziniert von diesen kleinen Bäumen mit ihren dicken Stämmen, dass ich mir sofort mein erstes Bonsaibuch zulegte & ungefähr 100 Mal durchlas und mit dem Sammeln von Bäumen - vor allem von Wild verbissenen Hain- und Rotbuchen aus den Wäldern meiner Umgebung - begann.


- Ab wann hast Du dich ernsthaft mit Bonsai beschäftigt?

Nach einigen Rückschlägen bzw. dem Totalverlust meiner kleinen Bonsai-Sammlung durch Pflegefehler (mangels Gießen bei der Überwinterung am Dachboden…) Ende der 1980er Jahre und einem sofortiger Neustart mit dem Sammeln von Laubbäumen in der Natur, beschäftige ich mich seit 1994 sehr intensiv mit Bonsai. Seit 1995 bin ich immer wieder auf ausgedehnten Yamadori-Touren in den Bergen unterwegs.


- Wie sah Dein Werdegang im Bezug auf Bonsai aus?

Der Gärtnerberuf war mir eigentlich durch meinen Vater (auch er ist gelernter Gärtner…) irgendwie in die Wiege gelegt und bereits als kleiner Junge pflegte ich die Blumen bzw. das Gemüse meines eigenen kleinen Gartenbeetes.
Im Bezug auf Bonsai werkelte ich anfangs relativ autodidaktisch bzw. studierte so viel einschlägige Literatur wie möglich. Ich Iernte jedoch rasch andere Bonsaifreunde näher kennen und besuche seit 1998 laufend Bonsai-Seminare, u.a. bei Pius Notter, Serge Clemence, Angel Mota, Gerhard Vorderwülbecke, Kazuichi Kokubo, Manfred Roth, Jürgen Zaar, Walter Pall, Jim Doyle und Auer Othmar.


- Was bedeutet Bonsai für Dich persönlich?

Bonsai ist für mich das schönste Hobby der Welt und ein herrlicher Ausgleich zum alltäglichen Arbeits-Stress. Ich verbringe mit diesem Hobby einen Großteil meiner Freizeit, sei es nun bei der Arbeit in meiner „Bonsaistube“, auf Yamadori-Touren u. beim Bäume beobachten im Gebirge, zu Besuch in Gärten von Bonsaifreunden im In- u. Ausland oder auf verschiedenen Bonsai-Ausstellungen bzw. Bonsai-Treffen. - Dabei kann man unheimlich viele nette & wunderbare Menschen aus aller Welt kennen lernen. Der „Rote Faden der Freundschaften“ spannt sich für mich somit um die ganze Welt. - Ich pflege Kontakte zu Bonsaikollegen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Großbritannien, Belgien, Holland, Schweden, Italien, Spanien, Kanada, den USA, Südafrika, Neuseeland usw.

- Beschäftigt sich noch jemand aus Deiner Familie mit Bonsai?

Eigentlich nicht. Meine Eltern sind aber auch wirkliche Naturliebhaber u. Gartenfreunde und pflegen in unserem Garten etwa 500 verschiedene Fuchsien-Sorten, unzählige mediterrane Kübelpflanzen und Rosen-Stämmchen.


- Hattest Du einen Lehrmeister?

Ich hatte eigentlich keinen richtigen Lehrmeister, sondern besuchte eben möglichst viele Workshops, um mich weiter zu bilden. Was mich persönlich am meisten weiter brachte, war ein mehrjähriger Workshop-Zyklus bzw. die Ausbildung der „Scuola D’Arte Bonsai“ bei Auer Othmar (ihn würde ich noch am ehesten als meinen Lehrmeister bezeichnen…) in Brixen / Südtirol, wo ich – neben den vielseitigen Techniken der Bonsaigestaltung & den japanischen Grundregeln - vor allem lernte, viel Geduld zu haben.
Sehr viel lerne ich jedoch aus der Natur bei Reisen in aller Herren Länder u. bei vielen Bergtouren von den vielen Baumdenkmälern dieser Erde.


- Nimmst Du an nationalen und/oder internationalen Ausstellungen teil?

Ich wirke mit meinen Bäume mit großer Freude (und auch ein wenig Stolz) laufend an nationalen und europäischen Bonsai-Ausstellungen mit. - Höhepunkte waren bestimmt die Teilnahme an der 4th World Bonsai Convention in München (2001), an der EURO BONSAI GALA 2002, am 4. Ginkgo Award in Laarne / Belgien (2003), an der ICHI SHUN-TEN im Schloss Nymphenburg / München (2004), am 5. Ginkgo Award in Belgien (2005), an der NI SHUN-TEN in Fürstenfeldbruck (2006), am EBA-Kongress in Oostende / Belgien (2007) und an einigen Bayrischen Bonsaitagen (Ulm, Amberg, Burghausen) der vergangenen Jahre.
2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und 2005 erreichte ich mit jeweils einem Baum (einer Bergkiefer, Fichte, Lärche, Bergkiefer, Österreichischen Schwarzkiefer und Lärche) die Top 100 des World Bonsai Contest.


- Gibt es Veröffentlichungen von Dir?

Seit einigen Jahre verfasse ich viele ausführlich bebilderte Fachartikel für die Schweizer Bonsaimagazine "NATUR und MENSCH" (jetzt neu: "bonsai kunst"), das deutsche Magazin "Bonsai Art", das amerikanische "BONSAI TODAY"-Magazin, das "BONSAI"- Magazin des Bonsaiclub Deutschland (BCD), das holländische (in 6 Sprachen erscheinende) Magazin "Bonsai Europe", das "BONSAI today"-online-journal (USA) und das Gartenmagazin „GARTEN + HAUS“ der Österreichischen Gartenbaugesellschaft.


- Hast Du Schüler?

Nicht direkt. - Nur ein Junge aus der Nachbarschaft interessiert sich seit knapp 2 Jahren unheimlich intensiv für Bonsai und hilft mir gelegentlich bei Arbeiten an meinen Bäumen, um etwas dazu zu lernen. Ein paar Bäume und Akzentpflanzen bekam er von mir als Geschenk, die er in seinem eigenen Garten pflegt.
Auch die Kinder meines besten Schulfreundes aus der „Schönbrunner Gartenbauschulzeit“ begeistern sich für Bonsai, begleiten mich beim Bäume-Sammeln und haben im Frühjahr 2007 mit mir gemeinsam ihren ersten Hainbuchen-Wald gestaltet.


- Wieviele Bäume pflegst Du momentan?

Ich zähle meine Bäume nie genau bzw. führe nicht Buch darüber, aber derzeit pflege ich etwa 200 Bäume, viele selbst gesammelte Yamadoris und ungefähr 300 Beistell- bzw. Akzentpflanzen.


- Welcher Deiner Bäume ist der wertvollste?

Dazu möchte ich mich eigentlich aus verschiedenen Gründen nicht äußern.
Der Begriff „wertvoll“ ist relativ und für mich eher nebensächlich. Natürlich gibt es Bäume – vor allem qualitativ extrem hochwertige Yamadoris – für die sagenhafte Beträge geboten würden (ich verkaufe jedoch keine Gebirgsfindlinge, sondern tausche höchstens gelegentlich mit gleichgesinnten Sammlern…), aber der „Wert“ von Bäumen ist zumeist ein ideeller; vor allem, wenn damit eine eindrucksvolle Erinnerung – z.B. beim Sammeln aus einem sehr steilen, gefährlichen Gebiet oder einem anderen tollen Erlebnis – verbunden ist.


- Hast Du einen Lieblingsbaum? Wenn ja, warum?

Es ist eine Österreichische Schwarzkiefer (Pinus nigra austriaca), die ich im Frühling 2000 fand und seit einiger Zeit versuche, auf den Weg zu bringen. Sie besticht vor allem durch ihre gewaltige u. faszinierende Stammbewegung, die ausdrucksstarke raue Borke und ihr hohes Alter. Erinnerungen, die von mir mit der extrem schwierigen und strapaziösen Bergung dieser Kiefer in Verbindung gebracht werden, machen diesen Baum für mich ideell gesehen sehr, sehr wertvoll.


- Was ist für Dich das Wichtigste bei der Bonsaipflege und –gestaltung?

GEDULD! - Bäume können keinesfalls „mit der Brechstange“ innerhalb von kurzer Zeit (~ 2-3 Jahren) gestaltet werden!
Genau deshalb lehne ich Gestaltungs-Demonstrationen STRIKT ab!!
Bei diesem immer wieder bei Bonsai-Ausstellungen u. -Kongressen veranstalteten *Kasperltheater* wird dem noch eher unerfahrenen bonsaiinteressierten Menschen „vorgelogen“ (ich bitte, dieses Wort nicht zu fehl interpretieren bzw. zu missverstehen!!), dass man eine Rohpflanze oder einen Gebirgs-Yamadori innerhalb weniger Stunden gestalten kann. Viele dieser Demo-Bäume sind leider deswegen dem Tod geweiht, weil sich viele (nicht alle!), manchmal vermeintliche Klasse-Gestalter mit möglichst brutalen & komplizierten Techniken und dem Einsatz von spektakulärstem Werkzeug, wie Kettensägen, Fräser und Flammenwerfer ein Lorbeer-Kränzchen verdienen möchten.
Nicht der Gestalter, sondern der Baum sollte im Mittelpunkt stehen! Eben aus diesen Gründen bin ich nicht nur ein Gegner von derartigen Demos, sondern stehe dafür auch nicht zur Verfügung.

Für Bonsai gilt: DER WEG IST DAS ZIEL!
Und dieser Weg kann unter Umständen viele Jahre – manchmal sogar einige Jahrzehnte – in Anspruch nehmen.


- Wie würdest Du deine Art der Gestaltung beschreiben; gibt es eine Grundeinstellung zu Gestaltungen?

Ich versuche, meine Bäume in Etappen über viele Jahre und sehr schonend für das Lebewesen Pflanze zu gestalten.
Nach einer Erstgestaltung folgen im Laufe der Jahre noch ein bis zwei weitere Überarbeitungen, bis der Baum langsam an Reife gewinnt.
In erster Linie nehme ich bei der Gestaltung Bezug auf die charakteristischen Merkmale, die der Baum vorgibt.
Ehrfurcht vor dem Lebewesen und der Natur sind mir von großer Wichtigkeit.


- Hast Du ein Vorbild in der Bonsaiszene?

Nein. Ich lehne (die von manchen praktizierte) „Götzen-Verehrung“ von Bonsaimeistern komplett ab. Ich lerne von jedem Bonsaianer – im positiven wie auch im negativen Sinn - und schätze alle Bonsaianer, die sich ernsthaft mit Bonsai beschäftigen und nicht vergessen haben, MENSCH zu bleiben! Arroganz und Hochnäsigkeit kann ich überhaupt nicht leiden.


- Wie beurteilst Du die Bonsaiszene und die zukünftige Entwicklung?

Schwer zu sagen. – Ich lass mich einfach überraschen …
Fakt ist, dass sich die europäische Bonsaiszene in Italien, Spanien und Großbritannien – durch die ambitionierte Arbeit vieler guter Gestalter – am besten weiter entwickelt.
Über andere europäische Länder spare ich mir bewusst Bemerkungen.


- Hast Du spezielle Projekte für die Zukunft geplant?

Ja, die Gestaltung von Bäumen (vor allem meiner gesammelten Yamadoris) und weiterführende Pflege meiner Bonsai-Sammlung.


- Welche Tipps würdest Du einem ambitionierten Bonsaigestalter mit auf den Weg geben?

Geduld lernen!
Man wird nicht so schnell, wie manche meinen, ein Meister, sondern bleibt im Prinzip ein Leben lang ein „Lehrling“.


- Welche Tipps würdest Du einem Einsteiger mit auf den Weg geben?

Langsam beginnen & Geduld lernen! – Ist natürlich einfach gesagt, denn auch mir fehlte es am Anfang sehr an Geduld. Trotzdem sollte es ein jeder Neueinsteiger versuchen …
Anfänger kann ich nur eindringlich bitten, nicht gleich in die Berge zu laufen, und Yamadoris auszureißen. Mit einfachen Baumschulpflanzen oder vorgestalteter Rohware (z.B. von der Bonsaischule Enger oder ähnlichen Bonsaibetrieben…) kann man den richtigen Umgang mit der Pflanze und deren Pflege erlernen.
Erst im Laufe der Jahre sollte man sich mit der erforderlichen gärtnerischen Erfahrung an reifere Solitäre bzw. an Yamadoris wagen.


- Und sonst noch, persönliche Bemerkungen oder Zitate?

Grundsätzlich ist das Sammeln von Bäumen in der Natur nur mit Genehmigung der Grundeigentümer bzw. der zuständigen Forstverwaltung zulässig. Landschafts- und Naturschutzgebiete sind zum Ausgraben TABU! Vorausgesetzt wird beim Sammeln am Berg ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur, dass zum Beispiel nicht bei Wandertouren im Hochsommer Bäume ausgerissen werden, die höchstwahrscheinlich absterben. Außerdem sollte man unbedingt die nötige (gärtnerische) Erfahrung besitzen. Ansonsten wird man trotz aller Begeisterung für die Gebirgsbäumchen unweigerlich zum Baummörder!
Mit großem Entsetzen beobachte ich die Entwicklung des Yamadori-Sammelns in den letzten Jahren: hunderte Findlinge werden jedes Jahr im Frühling und Herbst in den Bergen ausgerissen, von denen nur ein ganz verschwindender Teil überlebt. Berghänge werden umgegraben und abgeschnittene Äste von Findlingen bleiben einfach neben den offenen Löchern liegen. Bedingt durch diesen Raubbau einiger verantwortungsloser Menschen erwarte bzw. befürchte ich für die kommenden Jahre ein Sammelverbot für die gesamten Alpen.

Noch was:
Bonsai sollte nicht zu einer asiatischen Kampfsportart ausarten! – Es geht nicht nur darum, den SCHÖNSTEN, BESTEN und SPEKTAKULÄRSTEN Baum zu gestalten, sondern um die intensive, verantwortungsvolle Beschäftigung mit diesen baumförmigen Lebewesen.
Unsere sehr kurzlebige Zeit verleitet uns Menschen dazu, alles so schnell wie möglich zu bewerkstelligen. Es wird allzu oft viel zu bald nach der Bergung eines Yamdoris mit der Gestaltung begonnen, um den halbwegs fertigen Bonsai so schnell wie möglich auf einer großen Ausstellung präsentieren zu können. Wo bleibt da die Ehrfurcht vor diesen alten, verkrüppelt wachsenden Bäumen? – Ein derart altes Lebewesen hat ein Recht darauf, sich nach dem Ausgraben über einige Jahre zu akklimatisieren und kräftig zu werden. Danach muss ein Baum über etliche Jahre hinweg sukzessive aufgebaut und gestaltet werden.
Wir sind es den Bäumen schuldig! Einfach nur so zum Nachdenken .....

Wolfgang Putz




Wolfgang als junger Gärtner
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Workshop mit Seminarleiter Othmar Auer (rechts) und Wolfgangs bestem Bonsaifreund Robert Barth.
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...bei der „Arbeit“ zuhause.
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...und auf Yamadoritour....da kann man schon neidisch werden.
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Wolfgang’s Lieblingsbaum.
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Workshop spezial...mit den Kindern seines Freundes.
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Bonsaifreunde aus aller Welt zu Besuch in Wolfgang’s „Bonsaistube“
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...da gibt’s dann vielleicht auch ein „Stamperl“ vom selbstgemachten Zirbengeist
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...und einen Einblick in Wolfgang’s Sammlung fossiler Hölzer.
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Tag des offenen Bonsaigartens....immer ein Erlebnis!
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Ein paar Bilder noch von nationalen und internationalen Ausstellungen.


Euro-Bonsai-Gala 2002.
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Auf der 5th World Bonsai Convention in Washington.
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Mit Masahiko Kimura auf der ICHI SHUN-TEN in München.
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.....man sieht sich.
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Vielen Dank für das Interview und die Bilder
Das BFF-Team