Wolf D. Schudde

Persönlichkeiten aus der Bonsaiwelt
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Wolf D. Schudde

Beitrag von camaju + »

Ich habe hier ein klein wenig was zu Wolf Schudde zusammen getragen, einige kannten ihn, viele vielleicht nicht. Bitte immer im Hinterkopf behalten, das die nachfolgenden Schudde-Texte alle ca. 30 Jahre alt sind. Viel Spaß beim lesen. Eure Meinung dazu könnt ihr hier loswerden

http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopi ... 12&t=35870

Wolf-D. Schudde
von Max Engels
schudde003.jpg
schudde003.jpg (39.19 KiB) 7483 mal betrachtet
Geboren am 21. März 1945 in Kreischa bei Dresden während eines Bombenangriffs der Aliierten, an deren Folge seine Mutter starb, wuchs Wolf-Dieter Schudde in Köln, später in Osnabrück bei seinen Großeltern auf. Nach seinem Studium der Malerei, Grafik und Kalligraphie an der Folkwangschule in Essen arbeitete er mit großem Erfolg als Art-Direktor und später als Creativ-Direktor und Geschäftsführer in verschiedenen internationalen Werbeagenturen.

Als er erkannte, dass seine berufliche Tätigkeit seine künstlerische Entwicklung beeinträchtigte, indem er auch in seiner Malerei nur noch den aktuellen Zeitgeist, ein wesentliches Kriterium kommerzieller Gebrauchsgrafik, befriedigte, statt sein Herzblut einzubringen, beschloss er nie wieder Pinsel und Leinwand anzurühren.

Stattdessen wandte er sich dem Thema Bonsai zu. Erstmals kennengelernt hatte er Bonsai im Zusammenhang mit seinem Studium der japanischen Kalligraphie. Hier fühlte er sich wieder unbelastet von den Erfolgsmechanismen der modernen Gebrauchsgrafik und wurde in nur wenigen Jahren zu einem der erfolgreichsten und anerkanntesten Bonsaigestalter außerhalb Japans. Die von ihm zwischen 1989 und 1997 herausgegebene Zeitschrift "Bonsai-Creativ..." wurde in Europa zum Maßstab für den kreativen Umgang mit Bonsai.

Bei der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema bemerkte der unruhige und schöpferische Geist jedoch schon bald, dass nicht nur in Japan, dem Mutterland des Bonsai, diese Technik seit Jahrhunderten stagnierte. Sie kopierte sich regelrecht selbst, statt sich weiterzuentwickeln. Aus Kunst war auch dort Kunstgewerbe geworden.

Hier allerdings sah Schudde Handlungsspielraum und entwickelte in der Folge eine neuartige Vorgehensweise, die fixierten Sichtweisen zu Bonsai aufzulösen und somit Bonsai als freie Kunst zu reetablieren. Dabei wandte er sich verstärkt einer möglichen westlichen Interpretation von Bonsai und daraus folgend der Kombination von Miniaturbäumen mit ungewohnten Objekten zu. Diese Vorgehensweise sollte schließlich dazu führen, dass in Europa nicht mehr nur die traditionellen japanischen Sichtweisen immitiert, sondern eigene europäische Sichtweisen entstehen würden. Folgend ebnete Schudde auch den Weg für spätere Künstler wie Nick Lenz. Das Ergebnis war die von ihm so benannte "living art". Sie war ebenfalls begründend für Schuddes Wahl von aus traditioneller Sicht häufig minderwertigen Ausgangspflanzen für seine Installationen.

Die Reaktion, insbesondere der deutschen Bonsaiszene, war jedoch sehr geteilt und oft verhalten. Eine Emotionalisierung erfolgte derart, dass einige Betrachter seine Werke lediglich nicht mochten, andere diese gar hassten und wieder andere sich durch die bildgewaltigen Darstellungen an Krieggeschehen erinnerten. Einige Werke Schuddes bewegten die Besucher derart, dass es zu Zerstörungsversuchen oder anderen Gefühlsausbrüchen kam. Doch ein paar zahlten stolze Preise für seine Gestaltungen und schätzten sein Werk.

Während dies alles mittlerweile Jahrzehnte her ist, wird Schudde heute weitestgehend als "Star" betrachtet, welcher jedoch eine derartige Anerkennung aufgrund seines frühen Todes Weihnachten 2002 nicht mehr erlebte. Zu Lebzeiten gewann er obgleich mit seinen Arbeiten zahlreiche Preise wie etwa den Ben Oki Internationalstudio Award. Seine wohl bekannteste Arbeit "gequält, gefoltert, und dennoch ich lebe!", wurde Amnesty International gewidmet.

Heute existieren, trotz ihrer Außergewöhlichkeit, nur noch sehr wenige von Schuddes Exponaten. Umso mehr freue ich mich, den überwiegenden Teil von diesen zu pflegen und sogar mittlerweile einige mein Eigen nennen zu dürfen.
Gruß Jürgen *wink*

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Eine kleine Einleitung von Heike

Beitrag von camaju + »

Wolf D. Schudde

Als 1990 die erste Ausgabe von Wolf D. Schuddes Zeitschrift „Bonsai-Praxis Workshop“ erschien, waren die Bonsai-Fachzeitschriften der 80er Jahre, das „Bonsai-Magazin“ und das „Bonsai-Journal“ bereits eingestellt worden und ich freute mich sehr über ein neues Fachmagazin.
Damals gab es noch kein Internet, Informationen über Bonsai waren außer in einigen Fachbüchern rar und der damalige AK sowie die lokalen Händler im Norden, die damals noch zahlreicher vertreten waren als heute, konnten meinen Wissensdurst nicht stillen.

Das neue Magazin bot etwas aufregend Neues, es zeigte nämlich, wie man Bonsai selbst aus leicht verfügbarem Material gestalten konnte.
Bis dahin war das allgemeine Verständnis, dass Bonsai teure, exklusive Japan-Importe waren, oder aus Sämlingen, Stecklingen oder ausgegrabenen Jungpflanzen selbst gezogen werden konnten, wenn man 20 – 30 Jahre Geduld aufbrachte.
Wolf D. Schudde zeigte nun in seinen Artikeln, dass man mit viel größeren und älteren Baumschulpflanzen und Findlingen beginnen konnte und mit relativ starken Eingriffen in viel kürzerer Zeit ausdrucksvolle oder sogar dramatische Bonsai gestalten konnte.
Dies gab mir einen enormen Motivationsschub und ich begann mit Feuereifer, neue Bonsai aus Baumschulmaterial zu gestalten und den Foto-Artikeln aus „Bonsai-Praxis Workshop“ nachzueifern.
Beim zweiten Leserwettbewerb der Zeitschrift nahm ich teil und schickte das Foto eines selbst gestalteten Baumschulwacholders ein. Überraschenderweise erhielt ich einen der drei Hauptgewinne, nämlich ein Gestaltungswochenende bei Wolf D. Schudde in Düsseldorf.
Im Frühling 1993, 20 Jahre ist es nun her, lernte ich Wolf Schudde dann dort in seiner Redaktion persönlich kennen. Die anfängliche Befangenheit legte sich innerhalb weniger Minuten, man kam schnell ins Fachsimpeln.
An dem Wochenende zeigte mir Wolf Schudde viele erstaunliche Tricks und Techniken, die mich verblüfften. Die damals gestaltete Kiefer ist aus heutiger Sicht kein aufregender Baum, die Bonsaiwelt hat sich inzwischen 20 Jahre weitergedreht.
Leider hat der Baum nicht überlebt, ihm wurde mit gleichzeitigem Umtopfen und Gestalten leider zu viel zugemutet. Das waren Erfahrungen, die zu der Zeit erst gemacht und verinnerlicht wurden.
Mit Wolf Schudde verband mich ab diesem Wochenende eine herzliche gegenseitige Sympathie und da ich im Jahr 1993 in Köln arbeitete und der Weg nach Düsseldorf nicht weit war, konnte ich ihn noch manches Mal besuchen kommen.

Was mich am Menschen Wolf D. Schudde besonders beeindruckt hat war seine sehr überlegte Art zu reden mit häufigen Denkpausen, die ihn seine Aussagen besonders prägnant auf den Punkt bringen ließen. Dabei war er ein ebenso aufmerksamer Zuhörer und äußerst scharfsinniger Diskussionspartner.
Vielleicht war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich jemandem gegenüber saß, mit dem ich in schönster Behaglichkeit äußerst kontrovers diskutieren konnte, wobei auch bei gegensätzlichsten Meinungen kein Ärger oder Unbehagen auftrat. Ein solch souveränes und wohlwollendes Akzeptieren einer anderen Meinung war etwas Besonderes und Prägendes für mich.

In Sachen Bonsai faszinierte mich der ganz andere, eigentlich fast revolutionäre Ansatz, den Wolf Schudde vertrat. Bonsai muss nicht teuer sein, Bonsai muss nicht ewig lange dauern, bis etwas dabei heraus kommt, man muss nicht ergeben irgendwelche fremden Traditionen übernehmen, sondern man kann hinterfragen, experimentieren, etwas wagen und auch mal ketzerisch sein.
Die Tricks und Schummeleien, die ich von Wolf Schudde lernte, raubten mir anfangs den Atem, ich hatte viel zu viel Respekt vor den Bäumen und meinem Bild von der hohen japanischen Bonsaikunst, als dass ich es vorher in Betracht gezogen hätte, Bäume und deren Erscheinungsbild so stark zu manipulieren. Wolf D. Schudde eröffnete mir einen ganz neuen, faszinierenden Blick auf die Möglichkeiten bei Bonsai. Und er hat bei mir erstmals ein Bewusstsein für einen europäischen Weg geweckt.
Das wird nicht nur mir so gegangen zu sein und Schuddes Gedankengut ist bis heute aktuell, das merke ich immer wieder daran, dass die Ausgaben von „Bonsai-Praxis Workshop“- und „Bonsai-Creativ“, wie das Magazin später hieß, und auch die beiden Bücher „Dem Baum eine Stimme geben“ und „European Bonsai“ bis heute gehandelt, gelesen und diskutiert werden.
Den Einfluss von Wolf D. Schudde auf meinen persönlichen Bonsaiweg spüre ich noch heute und dem interessanten, kreativen, innovativen, scharfsinnigen, streitbaren und warmherzigen Menschen werde ich ein gutes und dankbares Andenken bewahren.
Deswegen freut es mich sehr, dass ihm hier jetzt einige Seiten gewidmet werden und Wolf Schudde und sein Vermächtnis hier auch Menschen nahegebracht wird, die damals noch nichts mit Bonsai zu tun hatten oder deren Erinnerung bereits verblasst sein mag.

Heike v.G.
Gruß Jürgen *wink*

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Beitrag von camaju + »

Die gedankliche Auseinandersetzung

BONSAI -
WAS IST DAS EIGENTLICH WIRKLICH?


Es gibt weltweit in der Literatur über die Beschreibung einiger Techniken und Pflegeanleitungen hinaus keine grundlegende, gedankliche Auseinandersetzung mit diesem Thema. Das ist die Ursache für viele Mißverständnisse und Fehlentwicklungen bei Bonsai im Westen.

Die Japaner taten und tun sich schwer, sich und ihre Kultur dem Westen zu öffnen - nicht nur bei Bonsai - und so sehr sie auch andere kommerziellen Verbreitung dieser Kunstrichtung interessiert waren und sind, so sehr beobachten sie auch mit Bestürzung den Verfall inhaltlicher Werte. Einen Bonsai zu besitzen, Bonsai zu gestalten, zu pflegen und zu einem ehrwürdigen Kunstwerk zu entwickeln, bedeutet für sie, Verantwortung der Schöpfung gegenüber deutlich zu machen, lebensbejahende Botschaften zu vermitteln.

Ein gedankenloser Umgang mit den kleinen und ausdrucksstarken Bäumen, die in Asien in die dort vorherrschenden Naturreligionen eingebettet sind, und die so viel über das Leben an sich aussagen, ist für sie zutiefst verletzend. Aber sie haben es auch versäumt, uns auf unserem Weg zu Bonsai zu führen, und das hat es dem westlichen Bonsai-Liebhaber nicht gerade erleichtert, tiefer in das faszinierende Geheimnis Bonsai einzudringen.

Erstmals wurde der Westen im Jahre 1878, anläßlich der Weltausstellung in Paris mit Bonsai konfrontiert. Die teilweise uralten kleinen Bäume in der Schale erregten zwar Aufmerksamkeit als exotische Kostbarkeiten, hinterließen damals aber keine nachhaltige Wirkung. Bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts änderte sich dies kaum. Mehr oder weniger detailliertes Wissen über diese Kunstform blieb in Europa sogar bis in die siebziger Jahre einigen wenigen Kennern vorbehalten. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.

HERKUNFT UND TRADITION

So viel wir wissen, entstand Bonsai in China. Die Einschränkung muß gemacht werden, denn tatsächlich wissen wir sehr wenig über die Entstehung und Verbreitung von Bonsai. Und was wir wissen, beruht mehr auf Legenden als auf authentischen Berichten oder Überlieferungen -auch wenn in der westlichen Literatur manchmal ein anderer Eindruck vermittelt wird.

So soll der chinesische Hofbeamte Jianfeng der erste gewesen sein, der ganze Landschaftsausschnitte auf kleine Tabletts zauberte. Diese, Penjing genannte, Darstellung von Miniatur-Landschaften ist auch heute noch in China sehr beliebt.

Punsai, das chinesische Wort für Bonsai, wird erstmals etwa 200 vor Christi erwähnt. Gemeint war damals allerdings mehr die Chrysantheme im Topf. Ton-Quenming, ebenfalls ein hoher Staatsbeamter, soll sich nach seinem Rückzug aus der Politik damit einen Namen gemacht haben. In der Folge entwickelten sich die ersten Miniatur-Bäume. Das war auch die Zeit, in der sie Eingang in die Religion fanden.

In dieser Epoche blieb die Pun-sai-Qestaltung dem Adel und dem Klerus vorbehalten. Wahrscheinlich waren es auch buddhistische Mönche, die im zehnten Jahrhundert die Bonsai-Kunst nach Japan gebracht haben. Andere Überlieferungen sagen, es seien japanische Kaufleute gewesen, die als erste kleine Bäume aus China mitbrachten.
So oder so - um diese Zeit begann eine eigene, aber immer noch formal stark von chinesischen Einflüssen geprägte, japanische Bonsai-Kultur.

Das Erscheinungsbild von Bonsai änderte sich im Laufe der Entwicklung. Es wurde strenger, formalistischer, stilisierter. Während die kaiserliche Sammlung mit ihren uralten, meist aus China importierten Bäumen bis heute noch viele Elemente des typisch chinesischen Bonsai zeigt, galt ab der Wende zum 20. Jahrhundert nur noch der eigenständige Bonsai japanischer Prägung als erstrebenswertes Ziel. Es entstanden die ersten japanischen Lehrbücher mit strengen formalen Vorgaben.

Wie jede andere Kunstform auch - ich denke da beispielsweise an die Malerei mit ihrer Entwicklung vom Realismus über die Romantik zum Impressionismus, über den Expressionismus und Surrealismus bis hin zum Abstraktionismus - ist Bonsai einer ständigen, wenn auch nicht ganz so offensichtlichen Weiterentwicklung unterworfen. Bis zum zweiten Weltkrieg war Bonsai in Japan traditionell religiös geprägt und dabei über Jahrzehnte in seinem Erscheinungsbild recht starr und festgefahren. Nach dem Kriege und im Zuge einer Verwestlichung und Amerikanisierung verlor Bonsai -wie auch andere nationale Kulturgüter - im Bewußtsein der Japaner an Bedeutung. Der Umgang mit den kleinen Bäumen galt fast als reaktionär und wurde zum Rentnerhobby abqualifiziert. Erst in den letzten 30 Jahren -im Zuge einer Rückbesinnung auf traditionelle Werte - kam Bonsai zu neuer Blüte.

Und doch, die Japaner hatten sich verändert. Und nur deshalb konnte ein Mann wie Masahiko Kimura einen neuen, zeitgemäßen Bonsai-Stil kreieren. Er konkurriert heute erfolgreich mit dem traditionellen Stil, wie ihn beispielsweise die Kato-Familie vertritt.

Kennzeichen des neuen Erscheinungsbildes: Weniger religiöser Hintergrund und mehr profane Aussage, weniger mysthisch introvertiert, dafür spektakulärer und extrovertierter, kurzzeitiger im Entstehungsprozeß, da von anderem Ausgangsmaterial ausgehend, und schneller in der Entwicklung hin zur Vollendung durch die Anwendung moderner Werkzeuge und radikalerer Vorgehensweisen.

Wie das weltweit in der Kunst so üblich ist, ging das auch in Japan nicht ohne Glaubensstreit und Diffamierungen ab. Kimura, der nur einer von mehreren Fortschrittlichen ist, war im Westen längst bekannt und berühmt, bevor er auch in Japan respektiert und akzeptiert wurde. Und noch sind die Wunden, die solche Glaubenskriege im menschlichen Bereich verursachen nicht ganz verheilt. Und: Uns im Westen hat diese Polarisierung im bedeutendsten Bonsai-Land der Erde zusätzlich verunsichert - fehlte doch bei uns aufgrund mangelnder Hintergrundinformation von Anfang an die in Asien vorherrschende, klare Trennung zwischen einem symbolträchtigen Bonsai und einer lediglich klein gehaltenen Topfpflanze.

Im wahrsten Sinne des Wortes wurde bei uns alles in einen Topf geworfen: Die mehr oder weniger wild wuchernde Topfblume wie der von Künstlerhand bewußt und zielgerecht gestaltete Bonsai. Für uns schien entscheidend: Beide sind relativ klein und leben in einem Topf oder einer Schale. So entstand die bei uns heute noch existierende Definition:
"Ist grün, paßt in die Schale und je kleiner, desto mehr Bonsai..."
Eine Topfpflanze - oder wie die Engländer sagen: potted plant - wird jedoch hauptsächlich kultiviert, um mit der vergänglichen Schönheit von Blüten und Blättern unser Umfeld anzureichern. Das ist sicherlich schon ein hoher Anspruch, aber:
Ein Bonsai ist und kann mehr.

DIE ERSTE BONSAI

Die ersten Bonsai waren Findlinge aus Extremregionen. Im Rahmen des Weltbildes der Naturreligionen wurden sie gezielt gesammelt, in Schalen gepflanzt, gehegt und gepflegt, und bildeten so mobile Symbole für die Großartigkeit und Erhabenheit der Schöpfung. Mit den Spuren des ständigen Überlebenskampfes, mit ihren JIN-und SHARI-Partien aber auch Symbole für Hoffnung und Lebenskraft, selbst in den ärgsten Momenten im Leben eines Menschen.

So wurden sie gesehen, verehrt, mit größter Sorgfalt gepflegt und von Generation zu Generation weitervererbt. Viele, die vor Hunderten von Jahren gesammelt wurden, leben noch heute in der Schale.

DER BAUM IM DER SCHALE

Bonsai wird im allgemeinen Sprachgebrauch mit "Baum in der Schale" übersetzt.
Als wörtliche Übersetzung mag das zwar richtig sein, inhaltlich ist es jedoch eine unzulässige Verkürzung. Tatsächlich meint das Wort nämlich: "Eine von Menschenhand kultivierte Pflanze mit baumähnlichem Erscheinungsbild in einer Schale."

Erst diese Definition weist auf den unabdingbaren Einfluß des Menschen hin, wichtiger noch: Auf das notwendige permanente Miteinander von Pflanze und Mensch. Aber auch auf den Baum als Jahrmillionen altes Symbol für alles Leben dieser Erde.

Ein Bonsai ist nur solange ein Bonsai, wie der Mensch ihn bewußt begleitet und Einfluß auf ihn nimmt. Wird dem kleinen Baum in der Schale dieser Einfluß entzogen, wird er aus der Schale genommen und jährlich nicht mehrmals zurück geschnitten, dann wird auch aus einer möglicherweise bereits hundert Jahre klein gehaltenen Pflanze wieder ein ganz normaler, großer Baum.

Diese Versuche hat es gegeben. Bonsai sind keine speziellen Züchtungen. Es handelt sich um das gleiche genetische Material, das in der Natur 20 oder 30 Meterhoch wird - oder zumindest werden kann.

Der beabsichtigte Zwergwuchs wird lediglich durch äußere Einflüsse erreicht - Einflüsse, die unter bestimmten Umständen auch in der Natur vorkommen, wie zum Beispiel mangelhafte Nährstoffzufuhr durch karge Bodenverhältnisse, begrenztes oder gestopptes Wachstum durch Blitzeinschlag, Sturmschäden oder ständigen Wildverbiß.

All das sind in der Matur Umstände, die zum Zwergwuchs führen können. Häufig werden diese Erscheinungen an der Baumgrenze im Hochgebirge oder an anderen extremen Standorten beobachtet.

Diese scheinbar gebeutelten Pflanzen sind aber nicht weniger gesund oder beeindruckend als ihre großen Brüder und Schwestern. Im Gegenteil: Sie sind in der Regel sogar widerstandsfähiger, lebenstüchtiger und ausdrucksstärker. Sie sind es, die von der Überlebenskraft der Schöpfung künden, und damit sind sie geeignete Vorbilder für die Bonsai-Gestaltung.


BONSAI UND RELIGION

Die Nähe zu den Naturreligionen - aber auch die Integrationsmöglichkeit in diese - ist unübersehbar. Jedoch nicht nur in den Naturreligionen spielt der Baum, der als eines der ältesten noch existierenden Lebewesen dieser Welt gilt, eine wesentliche Rolle.

Denken Sie an den Baum der Erkenntnis im Garten Eden aus der christlichen Glaubenslehre. Im Islam gibt es etwas ähnliches: Einen Kultbaum, der reiche Früchte trägt - oder an den Baum Yggrasil in der germanischen Mythologie: Die Esche, deren Krone den Himmel stützt und deren Wurzeln bis in die Abgründe der Unterwelt reichen. Das weite Spektrum des Weltgeschehens, reduziert auf diesen einen Symbolträger. In ihm und um ihn herum wiederholte sich täglich der Kampf des Lichtes gegen die Finsternis.

Bei den alten Griechen hieß es, wenn die Eiche rauscht, ist der mächtige Zeus in der Nähe. Nahezu jedem der vielen griechischen Götter war ein Baum zugeordnet: Dem schönen Apoll der Lorbeerbaum, Artemis die Zeder und Athene der Ölbaum.

Als größtes Glück der Menschen galt es, nach einem gottgefälligen Leben als Dank der Götter in einen Baum verwandelt und damit unsterblich zu werden, wie Philemon und Baucis: Er in eine Eiche, sie in eine Linde.

Im alten Ägypten, im Osiris-Kult, führte die Palme als Leiter zum Himmel. In Indien war es eine riesige Feige, die in der Mythologie als Kultbaum galt.

Mir ist keine Religion bekannt, in der nicht ein Baum eine wesentliche Rolle spielt: DerBaum als Symbol für alles Leben und für die Einheit von Mensch und Natur.

Um wieviel naheliegender ist es, daß Naturreligionen wie der Shintoismus und der Buddhismus, Bonsai - die kleinen Brüder und Schwestern der großen Bäume in der Natur - inhaltlich vereinnahmt haben. Es sind Religionen, in denen die Natur im Mittelpunkt steht und nicht der Mensch, wie im Christentum oder dem Islam. Besser gesagt: Aus ihnen konnte erst der wahre Bonsai entstehen und sich entwickeln.

Ein Bonsai hatte in den Naturreligionen die Funktion einer Devotionalie oder gar einer Reliquie. Er war Symbol für etwas Verehrungswürdiges im Rahmen des allgemeinen Weltbildes - vergleichbar etwa mit einem Kruzifix im katholischen Glauben. Wie die Figur am Holzkreuz Symbol für das Leben und Leiden Christi auf dem Weg zur Erlösung des Menschen ist, so ist der kleine Baum in der Schale in den Naturreligionen Symbol für die göttliche Schöpfung, Sitz der Götter und Bindeglied zwischen Himmel und Erde.

Mit dem Siegeszug von Christentum und Islam sind der westlichen Hemisphäre Naturreligionen fremd geworden, ihre Inhalte nicht mehr ohne weiteres in unser Weltbild übertragbar. Ihre Aussagen sind für uns kaum noch nachvollziehbar, sind uns fremd geworden. Um aber Bonsai richtig zu verstehen, müssen wir uns doch die historische Funktion eines solch kleinen Baumes in der Schale im Rahmen dieser Glaubenslehren vor Augen führen.

Nur so können wir seinen Anspruch verstehen und richtig werten. Geschieht dies nicht, bleibt Bonsai lediglich eine äußerliche Erscheinungsform, mal schön und interessant, mal grotesk bis bedauernswert.

BONSAI UND KUNST

Alle sogenannten schönen Künste haben ihren Ursprung in den Religionen. Es waren immer Vertreter des jeweiligen Glaubens, die Literatur, Musik, Malerei oder Bildhauerei in ihrem Sinne und aus ureigenem Interesse heraus gefördert und letztlich in den Stand der Kunst geführt haben. So auch bei Bonsai.

Lag die menschliche Leistung anfangs mehr in dem Erhalt und der Pflege dieser Pflanzen in der Schale, so entwickelten Mönche und Priester im Laufe der Jahrhunderte die Kunst der Bonsai-Gestaltung. Ziel war es, durch formale Einflußnahme, bestimmte Botschaften klarer herauszustellen, zu verdeutlichen. Durch gezielten Schnitt, später auch durch Formen mit Draht, wurden selbst jüngere Pflanzen scheinbar uralt, in diesem Moment auch erhaben und im Anspruch glaubwürdig, und so zu ausdrucksstarken Symbolen für die Großartigkeit und Verehrungswürdigkeit der Natur. Ziel war es dabei immer, in künstlerischer Form, im kleinen die Botschaft von Harmonie zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Natur zu dokumentieren.

Es ist ein entscheidendes Kriterium der Kunst, daß jedes Werk -ob Musik, Literatur oder bildende Kunst, wozu auch Bonsai gezählt werden muß - eine übergeordnete, zeitlose Botschaft an den Betrachter, Leser oder Hörer übermittelt. Fehlt diese Botschaft, ist es keine Kunst. Darin liegt letztlich auch der Unterschied zwischen Kunst und Kunstgewerbe.
Wahrscheinlich nur, um die Abgrenzung landläufig deutlicher zu machen, hat das Wort Kunstgewerbe im Laufe der Zeit einen eher abwertenden, negativen Beigeschmack bekommen - meines Erachtens jedoch zu Unrecht, denn das Kunstgewerbe erfüllt eine sehr wichtige Aufgabe in unserem Leben: Es verschönert unser Umfeld und steigert dadurch unsere Lebensqualität. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das ist immerhin ein wesentlicher Anspruch.

Große Kunst dagegen bringt uns auf eindringliche Weise eine Botschaft näher. Das muß nicht immer angenehm sein, meist ist es sogar höchst anstrengend, oft auch seelisch belastend. Ein Beispiel:

Picassos aufrüttelnde Anti-Kriegsbilder "Guemica" sind äußerst eindrucksvolle Kunstwerke, und so sehr ich sie als Kunst akzeptiere und schätze, so wenig möchte ich ständig von ihnen umgeben sein. Ihre Botschaft belastet mich.

Auch hier läßt sich ein Bogen zu Bonsai schlagen: So wird nämlich erklärbar, warum Menschen, die erstmals mit den kleinen Pflanzen in der Schale konfrontiert werden, meist mehr zu der putzigen kleinen chinesischen Ulme mit Kugelkopftendieren, als zu dem charaktervollen Solitär mit all den Spuren eines harten Überlebenskampfes
.
Ein solches Pflänzchen können sie sich durchaus auf ihrem Kaminsims oder Fernseher vorstellen - als attraktive Dekoration.

Ein Bonsai-Solitär dagegen läßt - ob es der Betrachter will oder nicht - die Gedanken fliegen, regt eine ständige Auseinandersetzung an. Das aber will nicht jeder - und nicht zu jeder Zeit.
Ein wahrer Bonsai spiegelt -zumindest heute - auch die negativen Seiten des Lebens wider. Auch hier läuft die Entwicklung der Bonsai-Kunst parallel zur Entwicklung der Kunst ganz allgemein: Gerade in unserem Jahrhundert gibt es eine auffällige Tendenz, sich vorwiegend mit negativen, seelisch belastenden Dingen zu beschäftigen und diese dann entsprechend umzusetzen.

Es ist bezeichnend, daß alle Medien - und die Kunst gehört mit wechselndem Stellenwert dazu - mit der Darstellung der schönen, positiven Seiten des Lebens begonnen haben - damals allerdings auch oft weit weg von der Realität - in späteren Jahrhunderten und vor allem heute ihre Existenzberechtigung jedoch vorwiegend in der Beschäftigung mit dem Leid sehen. In der bildenden Kunst, der Literatur, aber auch in so aktuellen Medien wie Film und Fernsehen.
Ich will mit diesen Bemerkungen nicht über Gebühr ins Philosophische abschweifen, aber selbst unter diesen Aspekten sind Bezüge zu Bonsai erkennbar: Auch in der Bonsai-Kunst war ursprünglich das Maß aller Dinge der schöne, makellose Baumveteran im Kleinformat -als Ideal, als Vision.

Der Traum von der heilen Welt ist heute nicht mehr haltbar. Vielleicht hat es diese heile Welt sogar niemals gegeben, nur war es den Menschen möglicherweise nicht so bewußt, weil die weltweiten Informations- und Kommunikationswege noch nicht so gut funktionierten wie heute.

Die Welt ist komplizierter geworden, und wer sich bemüht, wird das Spiegelbild dieser Entwicklung auch bei Bonsai beobachten können. Heute besteht die aktuelle Botschaft der Kunst - auch bei Bonsai - darin, einerseits den Menschen aufzurütteln und problem bewußter im Verhältnis zur Natur zu machen, andererseits ihm aber auch - trotz aller zum Teil selbstverschuldeter Widrigkeiten - Mut zu machen, Hoffnung zu geben und ihn zu einem neuen Bewußtsein zu führen.

BONSAI UND SEINE BOTSCHAFT

Wie muß sich ein Bonsai heute darstellen, wenn wir diese Kunst in unser Leben und unser Weltbild integrieren wollen?

Betrachten Sie einmal intensiv gute, bis ins Detail ausgeformte Bonsai, wie wir sie in dieser Perfektion bisher leider meist nur in japanischen Bildbänden finden. Was fällt auf?
Allen gemeinsam ist ein beträchtliches, beeindruckendes - tatsächliches oder scheinbares - Alter. Gemeinsam sind ihnen Charakter und Ausdrucksstärke mit allen Zeichen der Reife aus einem ausgefüllten Leben, und damit eine Ausstrahlung, der sich selbst der härteste Kritiker nicht entziehen kann. Die Botschaft wird klar.

In mein - von Maturreligionen freies - Weltbild übersetzt, heißt diese Botschaft:
"Ich alter, lebenserfahrener Baum, sage Dir, Mensch, aus all meiner Erkenntnis: Das Leben kann sehr schön und aufregend sein, es bringt uns aber auch Schmerzen, Leid und Schicksalschläge, es werden Dir Wunden zugefügt, und Du behältst Narben zurück. Dennoch: Trotz allem steckt auch in Dir die Kraft, dieses Leben zu meistern, zu überleben."
Dabei steht das tatsächliche oder scheinbare Alter (ich mache diese Unterscheidung bewußt, weil damit automatisch auch die künstlichen Alterungstechniken legitimiert werden) für Glaubwürdigkeit in Bezug auf Lebenserfahrung, JIN und SHARI für erlittene Schicksalsschläge, und die lebenden Partien für den Sieg im Überlebenskampf.

Unter dem Strich ist diese Definition also eine sehr positive, mutmachende Botschaft und mit dieser Interpretation lässt sich Bonsai im Westen selbst unter weltlichen, religionsfreien Aspekten verständlich machen, gleichzeitig aber auch eingrenzen: Bonsai als Symbol für das Leben an sich - mit all seinen Widrigkeiten, aber auch all seinen schönen Seiten.

In dieses Bild paßt der stolz aufgerichtete narben- und wundenfreie Ulmen- oder Buchen-Bonsai, der so aussieht, als habe er behütet und beschützt in einem Park aufwachsen dürfen, mehr aber noch das Symbol für eine von Naturgewalten geprägte und gebeutelte Lache oder Kiefer aus den Kampfzonen der Alpen, Dazwischen liegen die verschiedenen Nuancen. Sie alle sind Symbole für die Vielfalt des Lebens.

Im Kern ist das eine sehr positive und ermutigende Aussage, ob sie nun wie im Westen profan im Raum steht oder wie in Asien in die Inhalte der Religionen eingebettet ist. Letztlich ist es im Grunde immer diese eine Botschaft.

Betrachter spüren diese positive und lebensbejahende Aussage, die in jedem guten Bonsai steckt und über ihn auf uns wirkt. Darin liegt die Faszination, die diese kleinen Kunstwerke auf uns ausüben - als Wesen, die die Stürme des Lebens erlebt und überlebt haben. Glaubwürdig ist diese Botschaft aber erst dann, wenn es sich schon um schon ältere Bäume handelt. Das ist normal und zwingend, schließlich gilt unter uns Menschen nur der als weise und überzeugend, der erwachsen und lebenserfahren ist, also nachweislich das Leben zu meistern verstand.

Einem Jüngling, der gerade der Pubertät entwachsen ist, nimmt diese Lebenserfahrung niemand ab. Genauso unsinnig wäre es demnach, von einer Jungpflanze Bonsai-Qualitäten zu erwarten.

BONSAI - SYMBOL, NICHT KOPIE

Häufig sagen selbst engagierte Bonsai-Freunde, und noch häufiger viele Bonsai-Händler:
Einen Bonsai mache aus, daß er im kleinen so aussehen müsse, wie sein großer Bruder in der Natur.

Das scheint auf den ersten Blick naheliegend, ist aber bereits im Ansatz falsch. Es würde nämlich bedeuten, daß der kleine Eichen-Bonsai eine maßstabsgerechte Kopie der Eiche am Wiesenrain sein solle. Dieser Anspruch wird schnell zum Irrweg, denn mit gleichem genetischen Material, das darauf angelegt ist, im Original 20oder30 Meterhoch zu werden, läßt sich eine Miniaturisierung, eine maßstabsgerechte Kopie, nicht glaubwürdig und überzeugend erreichen.

Auch wenn bei Bonsai fälschlicherweise häufig von speziellen Züchtungen gesprochen wird, handelt es sich tatsächlich lediglich um um Zwergformen aufgrund bestimmter äußerer Einflüsse - bei exakt gleichem genetischen Ausgangsmaterial. Das ist ein wichtiger Unterschied, denn nur bei Genveränderungen ließe sich eine wirklichkeitsgetreue Kopie herstellen. Allein die Blätter einer Eiche lassen sich bei der Bon-sai-Qestaltung nicht so verkleinern, daß die Proportionen dem Original auch nur annähernd entsprechen -um nur das vordergründigste Beispiel anzuführen. Genauso ist es mit allen anderen Details. Setzt man sich darüber hinweg, ist das Ergebnis bestenfalls eine schlechte, äußerst dürftige Kopie, die dem Original nicht gerecht wird.

Hinzu kommt, daß es das Charakteristikum jeder - auch jeder gelungenen - Kopie ist, daß sie lediglich ein minderwertiges Duplikat des Originals darstellt. Ein Bonsai ist aber selbst ein Original und hat seinen eigenen Stellenwert. Also kann es in unserem Fall, bei dem Anspruch, den Bonsai erhebt, gar nicht das Ziel sein, lediglich Kopien zu schaffen.

Ziel jeder Bonsai-Gestaltung muß sein, aus charakteristischen Einzelelementen, die uns aus der Natur vertraut sind, ein eigenständiges Symbol zu schaffen. Ein Symbol, das stellvertretend für eine ganze Kategorie von Vorbildern steht: Den Prototyp aller Bäume, die unter vergleichbaren Umständen aufwachsen.

Dabei ist es nicht mehr wichtig, ob die Eiche in der Schale noch wie die Eiche in der Natur aussieht, sondern daß dieser Eichen-Bonsai -beispielsweise in windgepeitschter Form-dem Betrachter symbolhaft die Geschichte aller windgepeitschten Bäume erzählt.

Das Wort Symbol läßt sich zeitgemäß durch den Begriff "Picto-gramm" ersetzen.
Tatsächlich ist ein Bonsai so etwas wie ein Pictogramm - ein Bild, reduziert auf das Wesentliche, aber charakteristisch und eindeutig in seiner Aussage.

Denken Sie beispielsweise an die vielen Pictogramme auf internationalen Flughäfen, auf Bahnhöfen oder im Straßenverkehr. (Jedes Verkehrsschild ist ein Pictogramm.) Es sind Sprachgrenzen überschreitende, funktionierende Kommunikationsmittel.

Diese Funktion verlangt, daß sich ein Pictogramm auf das Wesentliche, das Charakteristische konzentrieren muß, auf das, was auch über das Detail hinaus den unterschiedlichsten Erscheinungsformen gemein ist. Ein Symbol (Pictogramm) muß zudem von der Struktur her einfach und klarsein, muß schnell und direkt kommunizieren.
Typische Pictogramme:
piktogtamm.jpg
piktogtamm.jpg (17.05 KiB) 7584 mal betrachtet
Beachten Sie die formale Strenge.

Genauso verhält es sich bei Bonsai im Vergleich zur Natur. Auch ein Bonsai muß einfach und klar strukturiert sein. Die größte Aufgabe des Gestalters liegt darin, bei jeder Pflanze das Wesentliche der Species und vor allem das charakteristische der Form zu erkennen, herauszuarbeiten und zu betonen. Nur so kann aus einerbeliebigen Pflanze ein Bonsai mit klarer Aussage werden.

Daß die Bonsai-Kunst, obwohl ihre Ursprünge in China liegen, gerade in Japan ihren formalen Höhepunkt erreichte, kommt daher, daß die Japaner schon immer Meister der Vereinfachung und des Formalismus waren. Deshalb hatte (und hat) auch heute noch alles, was sie gestalten, in hohem Maße symbolhaften Charakter.
Das liegt in der Geschichte begründet: Das Inselreich Japan war über Jahrhunderte, im Vergleich zu seinem Nachbarn China stets ein sehr armes Land. Was die Japaner nicht auf Kriegszügen erbeuteten, blieb ihnen im wesentlichen vorenthalten. Ihr Land gab es nicht her. Sie waren immer die armen Nachbarn.

Während die Chinesen sich mit prachtvoller Seide schmückten, war der Stoff der Japaner das schmucklose Leinen. Während der chinesische Hofstaat in prunkvollen Palästen residierte, lebte selbst der japanische Adel in vergleichsweise spartanischen Holzhütten. Ähnlich die japanische Küche im Vergleich zur chinesischen Kochkunst: Üppige Vielfalt und raffinierter Variantenreichtum in China, einfache, weitgehend naturbelassene Kost in Japan.
Aber Die Japaner machten mit dem ihnen eigenen Pragmatismus aus der aufgezwungenen Beschränkung eine Tugend. Sie ersetzten Prunk und Pracht durch Formalismus und Symbolismus.

Während die Chinesen ihre üppigen Seidengewänder mit auswuchemden Blumenornamenten bestickten, reduzierten die Japaner die gesamte Blumenwelt auf eine einzige, in höchstem Maße stilisierte schlichte Blüte. Mit diesem Symbol, das für alle Blüten und Blumen dieser Welt steht, schmückten sie dann ihr einfaches Leinentuch.

Das Ergebnis ist in seiner klaren Schlichtheit höchst beeindruckend, andererseits in der Aussage äußerst umfassend. Und gerade heute, in einer Zeit der Reizüberflutung auf allen Gebieten, werden wir von dieser Klarheit und Schlichtheit besonders angesprochen.

Es gibt weitere eindrucksvolle Beispiele: Denken Sie an die japanische Staatsflagge. Es gibt auf der ganzen Welt wohl keine symbolträchtigere Flagge als die mit der aufgehenden Sonne. Keine ist formal einfacher gestaltet, und keine ist schon auf den ersten Blick aussagekräftiger.
Oderdenken Sie an japanische Gärten. Dort schaffen sie es mit Kies und wenigen, aber bewußt gesetzten Steinen, ganze Landschaften mit rauschenden Wildbächen zu symbolisieren.

Wenn viele heute die japanische Kochkunst bewundern, dann in erster Linie wegen ihrer, auf das Wesentliche reduzierten Schlichtheit, der weitgehenden Naturbelassenheit und der einfallsreichen, symbolträchtigen Darreichungsform. Japanisches Essen ist (auch) ein optischer Genuß.

Der Symbolismus wird dabei auf die Spitze getrieben. Ein Beispiel: Höchsten Genuß bereitet den Japanern der Verzehr des - wenn falsch oder unachtsam zubereitet - äußerst giftigen Kugelfisches. Symbol für die Gratwanderung zwischen lebenserhaltender Nahrung und lebensvernichtender Vollere!.

Alles wird in der Erscheinungswelt der Japaner in bestechender Klarheit zum Symbol.
Mehr als andere haben es die Japaner auch verstanden, einen wichtigen Leitsatz der bildenden Kunst zu einem durchgängigen Bestandteil ihres Lebens zu machen:
In der Beschränkung, in der formalen Schlichtheit, liegt die wahre Größe.
Das haben sie auch bei Bonsai umgesetzt. Nirgendwo auf der Welt gibt es formal strengere und gleichzeitig symbolträchtigere, aussagestärkere Bonsai als in Japan.

DIE FORMALEN NOTWENDIGKEITEN

Damit ein Kunstwerk-ob Bild, Skulptur oder Bonsai - Symbolcharakter zeigt und so zum Träger einer Botschaft werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Der Mensch ist so geprägt, daß er sich nur mit dem ernsthaft auseinanderzusetzen bereit ist, das ihm (zumindest unterbewußt) vertraut ist. Andernfalls neigt erdazu, sich innerlich zu verweigern. Deshalb sind in allen Künsten und Kunstrichtungen bei der Gestaltung Begriffe wie Proportion und Harmonie so wichtig.

Proportion bezeichnet im Rahmen einer Gesamterscheinung das Verhältnis einzelner Elemente zueinander- bei Bonsai beispielsweise das Verhältnis von Stammstärke zu Stammhöhe. Oder: Der Anteil der Krone im Verhältnis zur Höhe. Und: Die Größe (Breite) der Schale zur Pflanzenhöhe. Proportion ist bis ins Detail das Maß aller Dinge. Das gilt für die unberührte Natur wie für alles von Menschenhand Geschaffene.

Harmonie entsteht durch gelungene Proportionen. Harmonie ist im Gegensatz zur Proportion selbst kein absoluter, meßbarer Wert. Harmonisch, das heißt, angenehm und gefällig, erscheint uns Menschen in erster Linie das, was uns von Geburt an vertraut ist. Unser Harmonieverständnis wird vom Unterbewußtsein gesteuert. Alle Erscheinungsformen in der Natur - vom Gänseblümchen bis zum Spiralnebel im Weltall - sind von bestimmten Gesetzmäßigkeiten geprägt.

Sie haben sich in unserem Unterbewußtsein festgesetzt und -wenn nun künstlich Geschaffenes in seinem Aufbau mit diesen unbewußt gespeicherten Gesetzmäßigkeiten deckungsgleich ist - wirkt es auf uns vertraut und harmonisch.

Schon im Mittelalterhaben kluge Köpfe die formalen Ordnungsprinzipien in der Natur analysiert und daraus Gestaltungsregeln abgeleitet. So zum Beispiel die Forderung nach dem Goldenen Schnitt. Es ist eine in der Natur immer wiederkehrende Gesetzmäßigkeit, die sich deshalb auch tief in unser Unterbewußtsein eingegraben hat.

Der Goldene Schnitt bezeichnet das Teilungsverhältnis einer Strecke in zwei ungleiche Abschnitte. Dieses Verhältnis stellt ideale Proportionen dar und bewirkt ein Höchstmaß an Harmonie.

Je häufiger und konsequenter dieserGoldene Schnitt in der Vertikalen oder der Horizontalen einer Gestaltung auftaucht, desto eher findet das Werk die emotionale Zustimmung des Betrachter. Das gilt überall in der Kunst, in allen Ausprägungen. Die Berücksichtigung dieser Grundregeln ist letztlich die Basis, auf der Kunst entsteht. Hinzu kommen dann die Persönlichkeit, die Individualität des Gestalters und die zu vermittelnde Botschaft. Beides käme jedoch nicht zum Tragen, wenn die Einhaltung der beschriebenen Gesetzmäßigkeiten den Betrachter nicht zur Auseinandersetzung anregen würde. Beispiele für den Goldenen Schnitt in der Vertikalen einer Gestaltung
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schnitt.jpg (19.27 KiB) 7584 mal betrachtet

BONSAI WELTWEIT

Die beschriebenen Gesetzmäßigkeiten gelten auf der ganzen Welt gleichermaßen. In Asien wie in Europa oder Amerika. Und dennoch: Das Erscheinungsbild von Bonsai muß nicht überall auf der Welt gleich sein, denn die formalen Gestaltungsregeln sind lediglich ein (allerdings unverzichtbarer) Einstieg. Darüber hinaus wird das Erscheinungsbild von Bonsai auch von anderen Aspekten geprägt: Zum Beispiel vom speziellen Klima einer Region und - daraus resultierend- von der unterschiedlichen Vegetation. Aber nicht zuletzt auch von der unterschiedlichen Mentalität der jeweiligen Völker.

In früheren Jahren gab es unendliche Diskussionen darüber, ob Europa seinen eigenen Bonsai-Stil entwickeln könne, solle oder müsse. Ich denke, die Frage beantwortet sich von selbst. Man muß unterscheiden zwischen formalen Grundforderungen (die sind auf der ganzen Welt gleich und treffen auf jeden Bonsai zu) und regionalen Besonderheiten in bezug auf das verwendete Aus-gangsmaterial (zum Beispiel: Heimische Pflanzen). In Asien, speziell in Japan, wird das Erscheinungsbild von Bonsai zudem auch heute noch stark von übergreifenden Botschaften aus den Naturreligionen geprägt, wogegen im Westen eher eine individuellweltliche Aussage überdie Form verdeutlicht wird. Eine Gemeinsamkeit liegt dann wieder in der positiven, lebensbejahenden Philosophie. Da der Baum überall auf der Welt Symbol für das Leben ist, eignet sich nichts mehr als der kleine Baum in der Schale als Hoffnungsträger im Glauben an die Allmacht und Kraft der Schöpfung.

Der sich üppig entwickelnde und im feuchtwarmen Klima geradezu explodierende und alle Formen sprengende Ficus kann in Südostasien, auf Hawaii und vielleicht auch noch in Italien oder Spanien ein wahrer Bonsai im zuvor beschriebenen Sinn sein, weil neben den klimatischen Grundvoraussetzungen die dort vorherrschende Lebensauffassung die Botschaft von ausschweifender Lebensfreude versteht. In England, Deutschland oder der Schweiz kann diese Pflanzenart aber allein aus klimatischen Gründen ihre eigene Typik gar nicht voll entwickeln und damit ihre Botschaft auch nicht vermitteln. Bestenfalls erzählt mir dieser mühsam auf der Fensterbank dahinvegetierende und ums Überleben kämpfende Kümmerling, daß es ihm verdammt schlecht geht und daß er gar keine Chance hat, ein artgerechtes Leben zu führen.

Das kann natürlich auch als eine Art Botschaft verstanden werden, ist aber wohl eher eine Art Hilferuf. Zur Bonsai-gerechten Botschaft fehlt die positive, mutmachende Grundtendenz. Um wieviel schlimmer steht es dann um andere, weniger robuste tropische odersubtropische Pflanzen?

Sie können in ihrer Heimat sicherlich Bonsai im klassischen Sinne sein, aber in unseren Breiten, unter total unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen, beileibe nicht.
Abgesehen davon: Übermittler und Empfänger der Botschaft liegen nicht auf gleicher Wellenlänge. Der lebensfrohe Hawaiianer hat andere Lebensideale als ein grüblerischer Mordeuropäer. Stammt das Medium für den Transport einer Botschaft aus einem fremden Lebens-oder Kulturkreis, ist es, als wolle man in einer unverständlichen Sprache miteinander kommunizieren.

In letzter Konsequenz heißt das: Eigentliches Ziel bei der Beschäftigung mit Bonsai muß die Arbeit mit heimischem Material sein.

Nun sind bei uns, beispielsweise in Deutschland oder der Schweiz, die Übergänge fließend, denn viele Regionen Japans entsprechen von ihren klimatischen Voraussetzungen her durchaus den bei uns vorherrschenden Verhältnissen. Viele Pflanzen, die dort wachsen, gedeihen auch hier, und auch die Mentalität der Bewohner zeigt in ihren Charakteristika durchaus Berührungspunkte.

Natürlich spricht die Tatsache, daß eine jahrhundertealte Tradition im Umgang, dem Erhalt und der Perfektionierung dieser kleinen Wunderwerke der Natur, fehlt, weiterhin für den Import japanischer Bäume, zumindest bei hochwertigen Exemplaren - Bonsai, die das halten, was der Name verspricht. Auch bei uns gibt es zwar schon hervorragend gestaltete Bäume, aber verständlicherweise muß ihnen noch - zeitbedingt - die letzte Reife fehlen. Und das wird auch noch einige Jahre so bleiben.

BONSAI - WERT UND PREISE

In einer materialistisch geprägten Welt gilt der Preis als sicheres Indiz für den Wert eines Werkes.
Worin aber liegt der Wert eines Bonsai? Für herausragende Bäume werden in Japan Hundertausende oder gar Millionen (Dollar) gezahlt. Selbst in Amerika und auch schon in Europa legen Sammler beträchtliche Summen für den kleinen Baum in der Schale auf den Tisch.

Am Materialwert kann es nicht liegen. Jeder junge Apfelbaum im heimischen Garten ist in dieserBezie-hung weit mehr wert.

Der Wert eines Bonsai liegt ausschließlich in seiner Faszination, die wiederum auf formaler Perfektion, Reife durch Alter und inhaltlicher Ausdrucksstärke beruht. Ähnlich in der Malerei: Auch da ist der Materialwert von Leinwand und Farbe gering. Der spätere Wert beruht allein auf dem handwerklichen und formalen Können des Meisters und in der Prägnanz einer zeitlosen Aussage. Wird dieser Wert erkannt und entsprechend gewürdigt, entsteht ein angemessener Preis.

Daß hohe Preise gezahlt werden, setzt zudem funktionierende Marktstrukturen voraus. Erst wenn eine Kunstform in einer Gesellschaft Fuß gefaßt hat, entwickeln sich tatsächlich angemessene Preise. Bei uns hat das noch nicht im erforderlichen Maße stattgefunden.
Dem Bonsai-Handel könnte es allerdings heute erheblich besser gehen, wenn erden wahren Bonsai-Gedanken stärker gepflegt und nicht geholfen hätte den Markt mit kümmerlichen Schein- und Pseudo-Bonsai zu überschütten. Pflänzchen, die sich nur den Namen ausgeliehen haben, einen Manien, der leider nicht gesetzlich geschützt werden kann.

Stattdessen aber wurde der Markt von Geschäftemachern mit Massenware überschwemmt. Die Qualitätsschraube drehte sich beängstigend schnell nach unten. Trotzdem: Diese Praxis funktionierte sogar einige Zeit, denn viele ahnungslose Kunden ließen sich allein von der exotischen Bezeichnung blenden.

Die Folge: Alles, was klein, ein bißchen grün war, und in eine bunt glasierte Schale paßte, galt als Bonsai.

So ist die Bezeichnung Bonsai zu einem Schimpfwort verkommen. Denken Sie nur an den, mittlerweile klassischen Ausspruch vom geistigen Bonsai, mit dem Franz-Josef Strauß seine politischen Gegner belegte.

Alles, was klein, unterentwickelt oder verkrüppelt ist, wird als Bonsai-typisch charakterisiert. Welch eine fatale Entwicklung!
In der Sache wirklich engagierte Händler standen dieser Entwicklung hilflos gegenüber. Bonsai verkam zum Wegwerf-Massenartikel. Die Sammler aus der Anfangszeit waren inzwischen für den Bonsai-Gedanken verloren. Ihnen war der Spaß vergangen. Kein Wunder. Kunst hat, wie gesagt, wenig mit Material- und Nutzwert zu tun, und Sammler suchen -auf allen Gebieten - bei ihrer manchmal beträchtlichen Investition in erster Linie Image- und Prestigegewinn. Wo aber soll der herkommen, wenn einer, der gerade 10 000 Mark oder mehr für einen schönen Bonsai ausgegeben hat, von seinen Nachbarn verspottet wird? Schließlich habe der doch selbst einen Bonsai, nur: Er hat einen für 19,95 aus dem Baumarkt, aber dafür sogar noch mit echter Bonsai-Plombe.

Ist der Betroffene dann kein selbstbewußter, über den Dingen stehender Kenner, wird ersieh in seiner Verunsicherung fast zwangsläufig von Bonsai wieder abwenden. Solche Geschehnisse bremsen natürlich eine gesunde, zukunftsorientierte Marktentwicklung. Dabei hätte Bonsai etwas besseres verdient.

Dennoch steckt in dieser Idee soviel Eigendynamik, daß einem um die Zukunft nicht bange sein muß. Hoffnungsträger sind die vielen engagierten Hobbyisten, durch die der Bonsai-Gedanke in seiner eigentlichen Bedeutung irgendwann auch in unserer Gesellschaft Fuß fassen wird'. Dann wird auch der Wert von Bonsai - im ideellen wie materiellen Sinn -wieder steigen.

BONSAI FÜR JEDERMANN?

Auch wenn Bonsai aufgrund der wachsenden Monotonie im Alltagsleben, aber auch wegen des steigenden Natur- und Umweltbewußtseins in unsere Zeit und unsere Gesellschaft paßt-ein Hobby für jedermann wird es wohl nicht werden. Dafür gibt es Gründe.
Erstens: Die Beschäftigung mit Bonsai ist zeit- und arbeitsintensiv. Ein Bäumchen läßt sich nicht nach Belieben für Wochen oder Monate in eine Schublade stecken wie etwa eine Briefmarkensammlung oder Leinwand und Farbe. Ein Baum in der Schale erfordert tägliche Aufmerksamkeit und Pflege. Und zur Ferienzeit kann ein Bonsai eine ähnliche Belastung bedeuten wie ein Haustier.

Zweitens: Bonsai muß zwar nicht unbedingt teuer sein, aber-wie jedes andere intensiv betriebene Hobby - ist es auch nicht gerade billig. Gute, fertige Bäume kosten ihr Geld. Zukunftsträchtiges Ausgangsmaterial für Eigengestaltungen hat auch seinen Preis, eine geeignete Schale ebenfalls. Hinzu kommt das Spezialwerkzeug. Alles in allem: Kein billiges Vergnügen.

Ein weiterer Aspekt: Der kleine Baum in der Schale gehört nach draußen an die Luft, braucht wie seine großen Brüder und Schwestern Wind, Wetter, Regen, Schnee und Sonne. Aber nun hat nicht jeder potentielle Bonsai-Freund einen Garten, eine Terrasse oder wenigstens einen Balkon. So wird Bonsai wegen dieser oft fehlenden Voraussetzungen nur einem kleinen Teil unserer Gesellschaft vorbehalten bleiben.

Aber es gibt auch Lösungen für die, die über keinen Balkon und keine Terrasse verfügen: In Japan stellt sich dieses Problem nämlich noch viel deutlicher als bei uns. In Städten wie Tokio, Osaka oder Nagasaki gibt es weit weniger Balkons oder Dachgärten. Und trotzdem leben die Bürger mit Bonsai - nur eben auf andere Art.

Viele Bäume bleiben nach dem Kauf beim Händler, werden dort optimal versorgt und gepflegt. Der Besit-zerdes Baumes hat jederzeit die Möglichkeit, ihn zu besuchen, vor ihm zu verweilen, ihn auf sich einwirken zu lassen, sich an ihm zu erfreuen und in Ruhe vor ihm zu meditieren. Natürlich kann er ihn vor Ort selber weitergestalten, genauso kann er ihn zu besonderen Anlässen für einige Tage zu sich ins Haus holen. Das verträgt auch jeder Outdoor.
Warum sollte ein solches System nicht auch bei uns funktionieren?
Gruß Jürgen *wink*

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Beitrag von camaju + »

DER AUTOR

Prof.Dr. Friedhelm Stetter im Gespräch mit Wolf-D.Schudde

?: Wenn man ihr Buch intensiv liest, zeigen sich doch erhebliche Unterschiede zu anderen Bonsai-Büchern...

S: Das war auch meine Absicht. Es gibt bereits sehr gute Bücher über Techniken, Pflanzenkunde und die Pflege von Bonsai. Auch ich komme um diese Themen nicht herum, wenn ich eine breite Leserschaft ansprechen will, aber ich wollte in dem Buch vor allem die großen Zusammenhänge aufzeigen. Wollte helfen, Bonsai zu verstehen und es nicht nur hinzunehmen als etwas, was halt so sein muß. Bonsai kann auf Dauer bei uns nur Fuß fassen, wenn ihm aufgrund von eingehender Analyse ein angemessener Stellenwert in unserer Kultur zugeordnet wird.

?: Neben den nützlichen Hinweisen für den fachgerechten Umgang also auch ein philosophischer Anspruch. Mit der Zeitschrift gehen Sie den umgekehrten Weg.
.
S: Ja und nein. Ich sehe zwischen einer Zeitschrift und einem Buch große Unterschiede. Das liegt einmal am Medium selbst und zum anderen an der Zielgruppe. Bonsai-Creativ, die Zeitschrift, ist ein Periodikum, das so weit wie möglich aktuelle Bezüge haben muß. Eine Zeitschrift kann sich nicht nur mit übergeordneten Gedanken befassen, sonst wäre sie nach einer Ausgabe am Ende. Ich mache eine Zeitschrift für Bonsai-Freunde, die sich kreativ betätigen wollen. Andere sind reine Sammler, die bereit sind, gegebenenfalls auch viel Geld für den Baum in der Schale zu bezahlen und wieder andere sind reine Hobbyisten, die einen sinnvollen Zeitvertreib in Bonsai sehen. Alle haben ihre Berechtigung unter dem Dach Bonsai, aber es sind höchst unterschiedliche Interessenlagen, die sich auch nicht ohne weiteres unter einen Hut bringen lassen - schon gar nicht von einer Zeitschrift. Da müssen Sie sich auf eine dieser drei Zielgruppen konzentrieren, wenn Sie auf Dauer bestehen wollen.

?: Und das tun Sie ja mit Erfolg. Sie sind bereits länger auf dem Markt als jedes andere deutschsprachige, kommerzielle Bonsai-Fachblatt.

S: Ich glaube, die Leser honorieren, daß sie hautnah dabei sein können. Gestaltungen, die in der Redaktion gemacht wurden, sind vier Wochen später im Heft zu sehen - unabhängig, ob sich die Dinge auch tatsächlich so entwickeln wie geplant. Natürlich ist das riskant, auch bei uns geht manchmal was schief, aber ich sehe darin keinen Beinbruch. Fehler, die ich mache, brauchen meine Leser nicht mehr zu machen...

?: Sie lehnen sich dabei oft sehr weit aus dem Fenster..
.
S: Das stimmt, ich könnte mir das Leben sicherlich einfacher machen. Das fängt schon mit der Auswahl der Rohpflanzen an. Aufgrund meiner heutigen Kontakte könnte ich mir jederzeit das interessanteste und vielversprechendste Rohmaterial fast nach Belieben aussuchen. Aberdas wäre den Lesern gegenüberhöchst unfair, denn die meisten haben diese Möglichkeiten leider nicht. Also arbeite ich oft mit Material, das andere Gestalter nicht einmal angucken, geschweige denn damit arbeiten. Und ich setze dabei Ansichten und Techniken ein, die manchen erst einmal vor den Kopf stoßen. Daß aus vielen dieser Gestaltungen mit scheinbar ungeeignetem Material durch Kreativität und Einfallsreichtum doch gute Bonsai geworden sind, darauf bin ich sehr stolz. Und wer bereit ist, auch mal zwischen den Zeilen zu lesen, wird neben allen praktischen Hinweisen auch einen gewissen moralischen und philosophischen Anspruch darin finden.

?: Ihre Leser scheinen das tatsächlich zu honorieren, aber Sie haben ja auch erbitterte Gegner.

S: Sicher, aber das ist verständlich und auch schon viel besser geworden, weil die meisten dieser Gegner immerhin so fair sind, daß sie Leistung und Erfolg anerkennen.
?: Stimmt. Ihr Einfluß auf die Entwicklung von Bonsai in Deutschland ist zum Beispiel auf Ausstellungen nicht zu übersehen.

S: Ich kann gut verstehen, daß es anfangs Vorbehalte und Ablehnung gab.

?: Wieso?

S: Schauen Sie, zehn Jahre stagnierte Bonsai in Deutschland. Die ganze Entwicklung bestand lediglich darin, den Markt immer breiteren Schichten zu öffnen. Dabei wurde auch vielen Fehlentwicklungen Tür und Tor geöffnet. Es wurden einfach in Sachen Qualität zu viele Kompromisse gemacht.

?: Sie gelten nun mal als besonders kompromisslos.

S: Ach wissen Sie, solange mit kompromisslos nicht intolerant gemeint ist, kann ich damit leben.

?: Worin sehen Sie denn die unzulässigen Kompromisse?

S: Versuchen wir es mal anders herum. Anfang der Siebziger kamen gute Bonsai nach Europa und wurden erstaunlich schnell akzeptiert. Nur: Keiner hat sich mit diesem Phänomen ernsthaft auseinandergesetzt. Es wurde einfach hingenommen, wie es kam. Keiner hat darüber nachgedacht, aus welchem Kulturkreis Bonsai kommt, welche Funktion er dort hat, wie er in eine völlig andere Welt -sinnvoll - integriert werden kann, warum er, obwohl so gut wie kein Materialwert besteht, so teuer ist. Immerhin können Sie sich statt einem guten Bonsai für das gleiche Geld einen Golf GTI kaufen. Diese Gedankenlosigkeit hat sich im Laufe der Zeit gerächt. Alles, was klein, grün war und in eine Schale paßte, galt als Bonsai.

?: Und auf diese Weise ist Bonsai geradezu zu einem Schimpfwort verkommen.

S: Sie sagen es. Und genau dem wollte ich entgegensteuern. Nur das geht nicht, ohne daß man dabei einigen Leuten auf die Füße tritt, auch wenn man nur die Sache meint und nicht die Person. Und ich habe wohl einigen Leuten zuviel und zu fest auf die Füße getreten...

?: Zumindest Teile des Handels waren ziemlich sauer.

S: Ich glaube, keiner weiß besser als ich, daß die Bonsai-Szene einen funktionierenden Handel braucht, einen Handel, dem es auch wirtschaftlich gut geht, nur: Dazu muß der Handel auch wirtschaftlich und vor allem auch langfristig denken. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe 20 Jahre beruflich nichts anderes gemacht als neue Produkte auf den Markt zu bringen und dort dauerhaft zu etablieren. Da springen einem die Fehler, die bei Bonsai - sicherlich unbewußt - gemacht wurden, geradezu ins Auge. Aber lassen wir das Thema. Es ist an dieser Stelle nicht zu lösen.

?: Sie sprachen gerade von Ihrem früheren Beruf. Wie sind Sie eigentlich zu Bonsai gekommen?

S: Ich habe Kunst studiert. Das heißt genauer gesagt, Malerei, Grafik, Fotografie und auch Kalligrafie. Bei Kalligrafie wird man natürlich auch mit den japanischen Schriftzeichen konfrontiert. Dabei habe ich zum ersten Mal Abbildungen von Bonsai gesehen. Mein Interesse war geweckt, aber da es vor dreißig Jahren hierzulande noch so gut wie nichts gab, weder Literatur noch Bäume, ruhte die ganze Sache. Nach Beendigung des Studiums habe ich mich der Werbung und dem Marketing verschrieben und dort Karriere gemacht, statt, wie ursprünglich geplant, Künstler zu werden. Und nun wird das ganze sehr persönlich. Werbung ist ein sehr stressiger Beruf, den man ohne geistige Entspannung nicht auf Dauer ausüben kann. Ich wollte meine Entspannung aus der Malerei beziehen, nur: Es funktionierte nicht mehr, weil die Gebiete zu dicht beieinander liegen. Ich konnte nicht mehr unvorbelastet malen, ich malte unbewußt nur noch so, wie ich glaubte, daß es den anderen gefallen würde. Das war nicht mehr ich selbst, da war keinerlei Herzblut drin, nachdem ich das erkannt hatte, habe ich bis heute keinen Pinsel und keine Leinwand mehr angefaßt.

?: Aber wie kam es dann zu Bonsai?

S: Ganz einfach. Ich habe in Bonsar die Möglichkeit gesehen, mich frei von jedem Opportunismus künstlerisch entfalten zu können. Und so kam es dann auch.

?: Und Sie hatten sehr schnell Erfolg.

S: Erfolg ist relativ. Meine selbst gestalteten Bäume gefielen den Betrachtern. Sie hatten schon damals eine gewisse Ausstrahlung. Nur darf man eins dabei nicht vergessen: Ich hatte anderen gegenüber einen Riesenvorteil. Ich kam aus einem gestalterischen Beruf. Der Umgang mit Proportion, Harmonie, Rhythmus, visueller Geschwindigkeit gehörten zu meinem beruflichen Alltag. So konnte ich auch so genannte japanische Regeln relativieren, beziehungsweise, was aber viel wichtiger ist, sie auf ihren eigentlichen Sinn zurückführen. Nur ein Beispiel: Was fängt ein Bonsai-Freund mit der Regel an, der dickste Ast müsse rechts unten sein, wenn er nicht weiß, daß dies nur eine Möglichkeit unter vielen im Rahmen des Goldenen Schnitts ist? Ich möchte nicht wissen, wie viele Bäume erst gar nicht gestaltet wurden, weil eben dieser dickste Ast nicht rechts unten saß. Es gibt unzählige ähnliche Beispiele.

?: Dann ist auch die Diskussion um so genannte europäische Bonsai im Gegensatz zu japanischen Bonsai unsinnig?

S: Völliger Unsinn - zumindest, was die Gestaltung angeht. Die in der Literatur viel zitierten japanischen Regeln sind Teil der auf der ganzen Welt gültigen Gestaltungsregeln. Auch ein japanischer oder afrikanischer Maler oder Bildhauer muß, will er verstanden werden, nach den gleichen Gestaltungsregeln arbeiten wie ein Europäer oder Amerikaner. Nur die Materialien oder Themen unterscheiden sich. Bei Bonsai mag der Unterschied in den Pflanzenarten liegen. Da gibt es durchaus große regionale Unterschiede, die berücksichtigt werden müssen. Alle wichtigen Persönlichkeiten der internationalen Bonsai-Szene haben mir diese Auffassung bestätigt. Und Saburo Kato fügt hinzu, der eigentliche Sinn von Bonsai liege dann in der Arbeit mit heimischem Pflanzenmaterial.

?: Sie kennen mittlerweile die großen Persönlichkeiten der internationalen Bonsai-Szene persönlich. Hat Sie dabei jemand besonders beeindruckt?

S: Ich habe tatsächlich bereits viele persönlich kennen gelernt, und jedes Gespräch mit ihnen hat mir viel gebracht. Kimura schätze ich sehr als den Mann, der den bereits etwas verkrusteten traditionellen japanischen Bonsai regelrecht revolutioniert und Bonsai mit seinen spektakulären Skulpturen neue Dimensionen eröffnet hat. Auch Pius Notter kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er hat ungeheure Verdienste um den heimischen Bonsai erworben. Am meisten aber hat mich John Naka beeindruckt - und beeinflußt, auch wenn er es vielleicht nicht weiß. Er besitzt das ganze Wissen eines Japaners, ist in seiner Denkweise aber dem Westen verbunden, und: Er ist eine großartiger Lehrer- ein wahrer Sensei. Ihm verdanke ich viel. Und viel von seinem Gedankengut ist auch in dieses Buch eingeflossen.

Genehmigung von Prof. Dr. Stetter liegt vor
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Vision

Beitrag von camaju + »

BONSAI - DIE VISION

Auch wenn viele Bonsai-Freunde es gar nicht registrieren, Bonsai ist wie jede andere Kunstrichtung im Laufe der Jahrhunderte einer ständigen Entwicklung unterworfen gewesen.
Mit seiner Chrysantheme im Topf hatte Ton-Guenming den ersten Punsai kreiert. Im weiteren Verlauf wurde diese Erscheinung Bestandteil der Naturreligionen. Im vergangenen Jahrhundert teilte sich der Weg von Bonsai.

In vielen asiatischen Ländern blieb es eine mehr oder weniger ungestaltete Pflanze im Topf ohne grossen künstlerischen Anspruch. Im Westen wurde daraus die Topfblume, wie wir sie noch heute kennen und als Wohnungsdekoration auch schätzen.

In Japan jedoch entwickelte sich der stark formalistisch stilisierte Bonsai mit künstlerischem Anspruch, wie wir ihn heute bewundern können. In dieser Form reifte er zur Perfektion.
Im Land der aufgehenden Sonne sind Bäume in der Schale zu sehen, wie sie besser und ästhetischer nicht sein können.

Nicht mehr zu steigernde Perfektion beinhaltet aber auch Sterilität. Wenn Dinge im künstlerischem Anspruch nicht mehr zu verbessern sind, besteht die Gefahr, daß sie zum Selbstzweck werden. L'art pour l'art, wie der Franzose sagt.

Seit nunmehr fast 100 Jahren hält sich der mittlerweile traditionelle Bonsai japanischen Stils auf höchster Stufe der Perfektion. Gleichzeitig entwickelte sich aber auch der Kommerz mit all seinen Gefahren. Gefahren, die darin liegen, daß unter dem Deckmantel einer akzeptierten Kunst und unter Vorspiegelung deren Anspruchs auch viel - drücken wir es mal ein wenig vorsichtig aus - Minderwertiges vermarktet wird. Je mehr das geschieht, desto größer ist dann die Gefahr, daß der ursprünglich hohe Anspruch, der mit dem Namen verbunden war, von dieser minderwertigen Massenware überlagert wird. Eines Tages kennt dann jeder den Begriff, weiß aber nicht mehr, was er ursprünglich bedeutete. Das ist bei Bonsai zweifellos geschehen.

Solche Entwicklungen sind kaum rückgängig zu machen - also müssen neue Ziele, beziehungsweise neue Ansprüche entwickelt werden. Das ist in allen (Kunst-) Bereichen so. Perfektion kann Stagnation hervorrufen, aber auch Evolution. Zumindest untebewußt hat Masahiko Kimura das erkannt und nach neuen Zielen gesucht. Er war es, der die "lebende Baumskulptur" kreiert hat.

Wie das bei Neuem so üblich ist, wurde dies zunächst einmal kritisch und ablehnend betrachtet, und obwohl Kimura selbst ein Meister des konventionellen Bonsai ist, wurden seine spektakulären Baumskulturen zunächst heftig abgelehnt. Mittlerweile hat sich seine Sicht von Bonsai durchaus durchgesetzt und bildet heute eine akzeptierte Seitenlinie des zeitgemäßen Bonsai - mit wachsender Tendenz.

Der Schweizer Pius Notter verfolgt das gleiche Ziel - wenn auch auf anderen Wegen.
Während Kimuras Werke in erster Linie Ausgeburt seiner Phantasie und Kreativität sind, überhöht Notter in Extremregionen der Natur bereits vorhandene Erscheinungen und gestaltet daraus seine Skulpturen.
Gruß Jürgen *wink*

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Der Logo-Baum in Enger

Beitrag von camaju + »

Der Beitrag von Wolf Schudde über die Grundgestaltung des Logobaumes.
Bonsai- Praxis Ausgabe 1
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Der Logobaum 2007 Danke Heike)
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und aktuell 2013 (Danke Albin)
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Noch ein Bild vom Logobaum aus Werner Buschs Buch "Bonsai aus heimischen Bäumen und Sträuchern (1993)".
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Bäume

Beitrag von camaju + »

Hier ein paar Bäume
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Re: Wolf D. Schudde

Beitrag von camaju + »

noch ein paar
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Aus Bonsai wird Living Art

Beitrag von camaju + »

Wolf Schuddes Living Art
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Auftritte - Wolf D. Schudde

Beitrag von camaju + »

Auftritte
Wolf Schudde

Erschienen in Bonsai Club Sept. 86
Darf mit freundlicher Genehmigung des BCD hier veröffentlich werden


Arbeitskreis-Ausstellungen sind hervorragende Möglichkeiten, dem Publikum Bonsai auch durch Demonstrationen näherzubringen.

Nun hat so jeder Arbeitskreis seine heimlichen „Größen", und gerade die fühlen sich bei solchen Gelegenheiten und an diesen Tagen besonders berufen, dem Publikum eine Demonstration ihres eigenen „Könnens" geben zu müssen. So ganz im Stil der „noch Größeren".

Da stehen sie nun, umringt von ernsthaft Interessierten, greifen nach der dicksten, ältesten, dichtesten Pflanze und legen los. Jeder Moment des Nachdenkens, der stillen Beschäftigung mit der Pflanze, des sich-in-den-Baum-Hineinversetzens ist ihnen zutiefst zuwider. Jedes Zögern könnte ja als Unsicherheit mißverstanden werden und ließe sich so garnicht mit dem Image eines „erfahrenen Bonsai-Meisters" vereinbaren. Schließlich sind doch schon Hunderte von Bäumen durch diese flinken Finger gegangen.

„Also los, Leute. Ihr seht, es ist ganz einfach. Man braucht nur ein wenig Mut (und natürlich meine jahrelange Erfahrung)..." Bald überwiegt die Menge der abgeschnittenen Zweige den am Baum verbliebenen' Rest bei weitem. Ein „Kriterium" der Bonsai-Gestaltung ist mit Bravour erfüllt. (Wer's nicht versteht oder sich insgeheim sogar wünscht, die Pflanze sei besser unent-deckt im Garten oder Container geblieben, ist eben vielleicht doch noch nicht weit genug...)

So, nun noch ein paar „Yin", reichlich und großzügig verteilt über den ganzen Baum, schließlich beherrscht man diese Technik ja auch!

Locker, flockig, einige lässige Bemerkungen über den unansehnlichen Zustand des verwendeten Werkzeuges: „Ein wahrer Meister kriegt jeden Ast zur Not auch mit den Zähnen ab ..."

Jetzt der sichere Griff zur Schale. Schnippschnapp noch ein paar Wurzeln ab. Paßt, sitzt und hat Luft.

Knapp zwei Stunden sind vergangen und schon wurde aus einem gesunden, üppigen Wacholderbusch durch die Hand des Meisters ein „Bonsai". Und um 30 Jahre gealtert soll er auch sein in diesen zwei Stunden, der Baum natürlich, sagt er, der Meister.

Was, der rauschende Beifall bleibt aus? Das kann doch nur an der Ergriffenheit der Zuschauer liegen, oder etwa doch „Perlen vor die Säue" ...?

Wie dem auch sei, wer anders als ein wahrer Meister hatte in nur zwei Stunden eine so große Pflanze so klein gekriegt?

Zum Abschluß einige mehr oder weniger dezente Hinweise auf Umfang und Qualität der eigenen Sammlung. Wen die Vorführung bis dahin nicht so recht überzeugt hat, wird spätestens jetzt gebührend beeindruckt sein. Der Auftritt ist wieder mal gelungen.

Aber neulich habe ich bei einer Demonstration einen Referenten erlebt, der hat sich die ihm anvertraute Pflanze lange, sehr lange angeschaut, hat einen einzigen As1 herausgeschnitten und dann den Zuhörern erklärt, was er in den nächsten zwei Jahren alles nicht machen wird. Die Zuschauer schienen beeindruckt und haben applaudiert.

Komisch, ich dachte, die wollten etwas über Bonsai lernen ...
Gruß Jürgen *wink*

Wer nicht mit Pflanzen und Tieren kann, kann auch nicht mit Menschen.

Ich moderiere in blau, der Rest ist nur meine Meinung
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