Ein großes Problem für einen Anfänger stellt die Frage dar: wie und in welchem Umfang führe ich bei einer (Noch-)Gartenpflanze die ersten Schnitte durch, um sie in die richtige Richtung auf dem Weg zu einem Bonsai zu bringen? Zusätzlich ergeben sich bei einem Acer Palmatum Problemstellungen, die sich bei anderen Pflanzen nicht oder nicht in diesem Umgang ergeben.
Ausgangsbasis ist ein geschlitzter Acer Palmatum von Mohan:
Die Vorderseite des zu gestaltenden Acer
Hier die Rückseite
... und hier noch eine Detailansicht
Der Baum sollte ursprünglich so gestaltet werden, dass die dicken Äste erhalten bleiben, um von dort die seitlichen Äste aufzubauen. Insgesamt wurde dabei bereits ein gravierender Rückschnitt, wie er notwendig ist, ins Auge gefasst, um mit den übrig bleibenden Ästen den Bonsai aufzubauen:
Eine erste Schnittidee, die auf den ersten Blick gut aussieht
Bei dieser Verfahrensweise hätte sich ein Problem ergeben, das allerdings erst langfristig zum Tragen gekommen wäre und deshalb für den Anfänger nicht unmittelbar ersichtlich ist.
Erst an der Baumentwicklung eines anderen Acer, der freundlicherweise zur Verdeutlichung von Marguerite Baumann gezeigt wurde, lässt sich über einen Zeitraum von 13 Jahren deutlich erkennen, welche Auswirkungen das Verbleiben der dickeren Äste hat:
Das Bild eines Acer von 1990, mit schönen Ansätzen
Derselbe Baum noch einmal ein Jahr später
Nach zwei Jahren wurde der Rückschnitt vorgenommen, wobei die stärkeren Äste behalten wurden
Und hier das Ergebnis, 10 Jahre nach dem Rückschnitt
Im Laufe der Jahre hat sich ein interessanter Stamm herausgebildet, wobei allerdings das Gesamtbild von den dicken Ästen, die zu Beginn belassen wurden, in einer unvorteilhaften Art geprägt wird. Ein ähnliches Problem würde sich entsprechend bei dem ursprünglich beabsichtigten Schnitt von Mohans Acer ergeben.
Letztendlich ergibt sich daraus folgender Rückschnitt des Acer, um ihn langfristig weiterzuentwickeln:
Hier sollen die sehr kräftigen Äste entfernt werden, um die vorher dargestellten Probleme zu vermeiden
Und hier noch einmal beide Schnittmöglichkeiten virtuell gegeneinander gestellt, wobei A die letztlich anzustrebende Variante darstellt:
Und hier noch einmal beiden Varianten gegenübergestellt
Durch den Schnitt soll die weitere Entwicklung des Bonsais angeregt werden. Die verbliebenen Äste im unteren Bereich sind gegenläufig, was anzustreben ist. Der Acer selbst wird im weiteren Verlauf neu austreiben und so die weitere Gestaltung vorantreiben.
Dieser Rückschnitt wird sinnvollerweise im Frühjahr durchgeführt, um dem Baum die Möglichkeit zu geben, kräftig auszutreiben.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, über den Knospenaustrieb am Stamm (natürlich auch an den Ästen) zu steuern, wie sich hierbei welche Äste bilden:
Ast nach oben? = die obere Knospe von zwei, die nach oben und unten zeigen, stehen lassen.
Ast nach unten? = die untere stehen lassen und im folgenden Trieb noch mal eine weitere nach unten wachsen lassen
Ast nach links? = die linke von zwei Knospen, die seitlich(!) wachsen, stehen lassen die andere ab.
Ast nach rechts? = entsprechend umgekehrt?
Natürlich ist es logisch, dass sich die Äste so entwickeln, aber manchmal sind es die Kleinigkeiten, die einem im entscheidenden Augenblick nicht parat sind.
Erstgestaltung eines Acer Palmatum - Beim Erstschnitt an die
Erstgestaltung eines Acer Palmatum - Beim Erstschnitt an die
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)