Ein kleiner Erdkundeunterricht - Das Mischen einer Standardbonsaierde

Gießen, Düngen, Umtopfen, Pflanzenschutz etc.
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Reiner
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Ein kleiner Erdkundeunterricht - Das Mischen einer Standardbonsaierde

Beitrag von Reiner »

von Reiner Vollmari

Viele Bonsaifreunde, die mit diesem Hobby anfangen, haben Schwierigkeiten, eine gut geeignete Erde für Ihre Bonsai zu mischen. Deshalb möchte ich hier erklären, wie man sich eine gute Standarderde selber mischen kann.

Was macht eine gute Erde für unsere Bonsai aus?

Zunächst soll sie ja dem Baum halt geben. Sie soll Wasser speichern können. Es darf aber wiederum kein Wasser in der Bonsaischale stehen bleiben, da es sonst schnell zu Fäulnisprozessen kommen kann. Außerdem soll sie auch in der Lage sein, Sauerstoff an die Wurzeln zu lassen.

Alle diese Erfordernisse machen eines klar, unsere Erde muss ziemlich durchlässig sein. Haben die Bestandteile unserer Erde zu feine Anteile, werden diese verdichten und das Wasser findet keinen Weg aus dem Topf. Haben wir in einem verdichteten Boden außerdem viele Humusanteile, sind Fäulnisprozesse vorprogrammiert. Bäume wachsen nicht in der Humusschicht, sondern sie schicken ihre Wurzeln in den lehm-und steinhaltigen Boden, der darunter liegt. Nur Blumen, Gräser und wenige Sträucher fühlen sich im Humus wohl und gedeihen darin.

Welche Bestandteile kann dann unsere Bonsaierde haben?

Einfach gesagt, alles was eine gute Drainage erlaubt.

Groben Torf kann man nehmen, bei Nadelgehölzen etwas mehr als bei Laubgehölzen.

Akadama ist das japanische Lehmgranulat, bei Laubgehölzen kann man einen größeren Anteil verwenden als bei Nadelgehölzen.

Bims ist sehr gut geeignet, zusammen mit anderen Substraten. Bims ist die erste Wahl bei Bäumen die einen kalkhaltigen Boden bevorzugen. Bäumen, die lieber einen sauren Boden wollen, mischt man nur wenig Bims ins Pflanzsubstrat. Hier nimmt man Lava, Akadama und Torf.

Lavasubstrat nimmt man dann, wenn der Baum viel Wasser braucht. Lava saugt Wasser wie ein Schwamm auf und speichert das sehr gut.

Beim Zubehör für Teichanlagen findet man auch geeignete Substrate. Ufersubstrat ist eine Mischung aus Lava und Bims. Es hat viele feine Anteile und muss sorgfältig gesiebt werden. Dann findet man dort auch Bims, Tuff, Granitverwitterung (3 - 15mm Körnung) und Zierkies (gute Drainage, aber kein Wasserspeicher).

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Auch Substrate wie Bims müssen für unsere Zwecke vorbereitet werden. Bims ist meistens in einer Körnung von 0,5 mm bis 15 mm im Handel. Die feinen Anteile im Bims haben eine ganz unerfreuliche Eigenschaft. Sie betonieren den Schalenboden und die Gitternetze über den Abzugslöchern. Sie machen die Erde wirklich dicht! Also muss gesiebt werden. Hier seht ihr ein Sieb für Bonsaierde mit drei unterschiedlichen Einsätzen. Um die Feinanteile auszusieben, nimmt man zunächst das feine Sieb.

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Die feinen Bestandteile sind ausgesiebt. Man kann sich nicht vorstellen, dass dieser grobe Sand solche fatalen Eigenschaften haben soll.

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Mit dem groben Sieb wird noch einmal eine Trennung der ganz groben Anteile gemacht. Die mittlere Körnung ist nun für alle mittelgroßen und kleinen Bonsai geeignet. Sehr große Bäume und Bäume in der Anzuchtphase bekommen das ganz grobe Granulat. Dazu kann man die Regel beachten: Je gröber das Granulat, umso mehr Dickenwachstum. Je feiner das Granulat umso mehr Feinverzweigung. Selbstverständlich kann man den Bims im Sieb auch waschen. Damit ist man auf der sicheren Seite. Im Handel bekommt man mittlerweile auch gewaschenen Bims zu kaufen.

Kommen wir nun zum Torf. Da gibt es die schönsten und teuersten Sorten von zu kaufen. Eines wird Euch da freuen, je teurer umso nutzloser für uns. Der billigste Torf besteht meistens aus groben Anteilen. Da finden sich noch Holzstücke drin und richtige Klumpen. So soll das auch sein. Dieser Torf kann ausgezeichnet Wasser speichern und neigt nicht zur Staunässe. Fühlt einfach im Gartencenter ob sich der verpackte Torf sehr grob anfühlt, dann könnt ihr den nehmen.
Hände weg von Pikiererde mit Styroporanteilen! Das Zeug ist schnellstens verdichtet und das Styropor löst sich, z. B. in Verbindung mit manchen Pflanzenhilfsstoffen zu einer schmierigen, marshmallowähnlichen Masse auf. ORUS z. B. darf damit überhaupt nicht in Verbindung kommen.

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So sieht astreiner, bonsaigeeigneter Torf aus. Schön grob!

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Hier seht ihr nun die geeigneten Anteile für eine gesunde Bonsaierde:

1 - Akadama
2 - Torf
3 - Lavagranulat
4 - Ufersubstrat, hier noch nicht ausgesiebt.
5 - Bims
6 - Hornspäne als Grunddünger

Eine gute Standarderde kann z. B. aus Torf, Bims und Akadama zu je einem Drittel bestehen. Eine Handvoll Hornspäne versorgt unseren Bonsai die ersten Wochen.
Diese Erde sieht in der Schale natürlich etwas sehr grob aus. Man sollte aber jetzt nicht den Fehler machen und denken, dass man feinen Sand, Bims, Torf, oder ähnliches auf die Erdoberfläche geben kann. Das gießt man im Laufe der Zeit nur ein und es landet auf dem Schalenboden und verstopft die Gitternetze. Eine Schicht Akadama immer gut feucht gehalten vermoost sehr schnell. Man kann auch Moos aussäen oder gleich Stücke davon auf die Erde legen und mit Drahtklammern befestigen.

Die Ausnahme - Azaleen

Für Azaleen eignet sich am Besten Kanuma. Das ist ein japanisches Substrat, dass für die Ansprüche der Azaleen optimiert ist. Nimmt man es pur kann man keinen Fehler machen. Trotzdem möchte ich die Erfahrungen eines guten Freundes zeigen, der seine Azaleenstecklinge teilweise in reinem Bims heranzieht.

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Hier eine Vermehrungskiste mit Azaleen. Die frischgeschnittenen Stecklinge wurden in reinem Bims verwurzelt. In dieser Styroporkiste befindet sich eine Erdmischung aus Kanuma und Bims.

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Sieht wirklich nicht so aus als litten die schönen Japaner.

Beistellpflanzem

Zum Schluss möchte ich noch zeigen, dass auch Beistellpflanzen besser mit einer gut drainagierten Erde zurechtkommen. Zum Düngen verwende ich hier nur Bio-Gold.

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Ich hoffe, dass es nun für manchen einfacher ist, seinen Bonsai eine gesunde Erde zu mischen. Spart bitte nicht an dieser wichtigen Sache. Sehr schnell werdet ihr erkennen, dass die Überlebensrate bei euren Bäumen wesentlich angestiegen ist. Wenn ihr im Frühjahr das saftige Grün der Blätter seht, wisst ihr, alles richtig gemacht zu haben.
Auf ein erfolgreiches Bonsaijahr!
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