Die Gestaltung der Substratoberfläche - anhand eines Beispiels

Baumformen und wie man sie erreicht, Gestaltungsberichte, Schalen, Ausstellung
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Andi Z.
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Die Gestaltung der Substratoberfläche - anhand eines Beispiels

Beitrag von Andi Z. »

Die Gestaltung der Substratoberfläche

von Karl Thier

Dass die Gestaltung der Substratoberfläche von großer Bedeutung ist, erkennt man spätestens dann, wenn man einen Bonsai auf einer Ausstellung präsentieren möchte.
Man kennt die Bilder von illustrierten Bonsais die aus Internationalen Ausstellungen publiziert werden und einem aufmerksamen Beobachter fällt auch auf, das jeder gezeigte Baum eine schön gestaltet Substratoberfläche mit verschiedenfarbigen Moospolster hat.

Die Gestaltung der Substratoberfläche mit Moosen ist für das ästhetische Aussehen einer Bonsaigestaltung sehr wichtig und es hebt den Eindruck der Reife eines Baumes hervor.

Es wird leider viel zu wenig Aufmerksamkeit auf die Gestaltung der Substratoberfläche gelegt und man kann darüber fast in keinem Fachbuch oder Fachheft etwas in Erfahrung bringen. Dabei hat man so viele Möglichkeiten eine Bonsaigestaltung aufzuwerten und kleinere Fehler, speziell im Nebaribereich, zu verstecken und zu verbessern oder im besten Fall ein gutes Nebari noch besser hervorzuheben.

Gestalten mit Moose

Moos ist die am häufigsten verwendete Möglichkeit eine Substratoberfläche zu verschönern, aber es gibt dabei einiges zu beachten.
Welche Moose zum Einsatz kommen, kommt auf den Baum an, am besten ist es wenn man mit offene Augen durch die Natur geht und dabei achtet welche Moose unter, oder in der Nähe von Bäumen wachsen.
Bäume die für die Kultivierung viel Sonne brauchen wie z.B. Koniferen, sollten mit Moospolster aus sonnigen hellen Standorten gesammelt werden.

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Anders wieder bei Laubbäumen die eher einen halbschattigen Standort brauchen, ausgenommen Eichen, Hartriegel usw. die es eher sonniger lieben.
Dass natürlich gewachsene Moos an der Substratoberfläche ist natürlich dass beste, da es Standortbedingt angepasst ist.
Um aber eine farbliche Abwechslung in der Moosgestaltung zu erzielen, ist es erforderlich farblich verschiedene Moospolster zu sammeln.
Hervorragend geeignet sind Steinmoose die man meist in den Ritzen von Felsplatten, im Garten auf Drittsteinen oder eben auf anderen flachen Stellen findet. Steinmoose sind deshalb sehr geeignet, weil die oft rund bis oval geformten und eher flachen Moospolster sind die sich sehr gut auf der Substratoberfläche anbringen lassen.
Damit das Anwachsen der Moospolster garantiert ist, sollte man vor dem auflegen der Moospolster eine dünne Schicht saure fein- bis nullkörnige- Moorbeeterde auftragen und gut anfeuchten.
Um die verschiedenfarblichen Nuancen gut zur Geltung kommen zu lassen, sollten z.B. die dunklen Moose unter Äste aufgelegt werden. Dass imitiert auch gut den Schatten des Astes.
Damit ein Nebari besser zur Geltung kommt, werden die Moospolster zwischen den Ansichtswurzeln aufgelegt und auf keinen Fall überdeckt.
Im Gebirge oder an Stellen mit sehr reiner Luft, kann man auch sehr schöne Flechten finden, die sich gut mit Moose kombinieren lassen und sehr gut bei Koniferen aussehen.
Moose und Flechten sind sehr empfindlich gegen Dünger. An den Stellen wo Dünger mit Moos oder Flechten zusammen kommt, stirbt es ab.
Deshalb ist immer darauf zu achten, dass nicht die gesamte Substratoberfläche mit Moos ausgelegt wird, sondern nur um den Stamm bzw. den Wurzelbereich.

Waldmoose die man oft an schattigen feuchten Flächen findet eignen sich nicht, da sie sehr langfaserig sind und starke Polster bilden die mit der Zeit alles überwuchern. Das gleiche gilt für Lebermoos, Lebermoos würde das Wasser abhalten und es besteht die Gefahr des Austrocknens.

Verwendung von Steinen

Nicht immer hat man ein herzeigbares Nebari. Es gibt Wurzeln die man für die Erhaltung des Baumes braucht, die aber zu hoch ansetzen und zwischen Stamm und Wurzel einen unschönen Lehrraum bilden.
Oder ein Baum hat nur auf einer Seite sichtbare Wurzeln.
Solche unschöne Nebari kann man öfter vorfinden, obwohl der Rest des Baumes, Bewegung, Verjüngung und Astetagen in Ordnung sind.

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In solchen Fällen kann man gezielt Steine zur Verbesserung des Nebaris einsetzen. Es kommt dann darauf an, Steine zu verwenden die genau den Raum ausfüllen der nicht so perfekt ist. Den passenden Stein zu finden, oder einen Stein genau ein- oder anzupassen ist sehr wichtig, ansonst sieht die zu tarnende Stelle eher gekünstelt aus.
Mit dem passenden Stein kann man ein schlechtes Nebari gut aufwerten. Man könnte auch kleinere Steine mit Keto zusammenfügen. Wobei zwischen den Fugen der Steine Moos oder Flechten angepasst wird. So sehen die zusammengefügten Steine natürlicher aus und man erkennt nicht dass die Steine zusammengefügt wurden.
Natürlich sollte man nicht mit verschiedenen Steinen arbeiten, also nur mit Steinen Arbeiten die farblich und strukturell zueinander passen.

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Unterbepflanzung

Sehr reizvoll kann auch eine Unterbepflanzung neben einem Baum aussehen.
Als Unterbepflanzung zählen z.B. Zwergfarne oder kleine Ziergräser. Es ist dabei zu achten dass die Unterbepflanzung nicht zu dominant wirkt und nur zur Verbesserung der Substratoberfläche eingesetzt wird.
Mehrere Pflanzungen in einer Schale wäre zu überladen und würden eher als Ablenkung des Gesamtengagements wirken.
Auf die Größe der Unterpflanzung im ausgewachsenen Zustand ist zu achten und im Hinblick auf die Baumgröße zu berücksichtigen. Eine zu groß geratene Unterpflanzung wirkt zu dominant. Auch die Platzierung der Pflanzung ist von Bedeutung. Im besten Fall sollte es aussehen als währe sie dort durch Zufall selbst aufgegangen.

Abschließend ist zu sagen, die Möglichkeiten die man für eine gelungene Oberflächengestaltung einsetzen kann ist sehr Groß. Eine gut gestaltete Substratoberfläche sollte sehr natürlich wirken und nicht gekünstelt. Deshalb ist auf diese Gestaltung genauso viel Wert zu legen wie auf die Baumgestaltung und beides sollte sich ergänzen, aber auf keinen Fall Konkurrieren. Im Prinzip braucht man einen Blick für die Natur und natürlich macht die Übung den Meister.

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freundliche Grüße
andi
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