Kriterien der Potenzialerkennung

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Samed

Kriterien der Potenzialerkennung

Beitrag von Samed »

Hallo lieber Bonsai-Community,

natürlich war ich gestern beim Gartecenter meines Vertrauens habe so wie viele Anfänger vor mir die jap. Fächerahorne entdeckt.
Gott sei Dank war ich schlau genug und habe natürlich im Fachforum recherchiert und bin zu der Erkenntnis gekommen,
dass es eigentlich keine gute Idee einen zu kaufen aus verschiederlei Gründen.

Eine Frage welche oft auftauchte und immer wieder die dieselbe Antwort erhielt war die Frage ob sie denn überhaupt das Potenzial haben zum Bonsai und die Antwort war Nein.

Ich habe schon folgenden Artikel entdeckt: http://www.bonsai-potenzialerkennung.de ... hnitt.html

Und habe zwei Bitten:

1.) Kennt ihr noch weitere Artikel und/oder Videos zu diesem Thema?

2.) Ich würde unheimlich gern mehr über die Kriterien der Potenzialerkennung lernen, dementsprechend bitte kommentiert was ihr so wißt und wozu ihr so ratet und achtet.

Grüße,

Samed
souljah
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Re: Kriterien der Potenzialerkennung

Beitrag von souljah »

Zuallererst, ich bin auch Anfänger im 4 Jahr jetzt und habe so ein paar Dinge aus eigenen Fehlern gelernt. Kauf keinen Baum der dir nicht wirklich gefällt, nur weil du einen neuen Baum haben willst oder eine bestimmte Sorte. Kauf nur Bäume die dir gefallen,denn... Gefällt er dir jetzt nicht 100 Prozent, so wird es in der Zukunft nicht besser. Fang mit dem bestmöglichen Material an, das du dir leisten kannst. Dann mache ich noch Unterschiede zwischen Laub und nadelbaumen. Laub: wurzel Ansatz möglichst gleichmäßig, gewisse reife der Borke und eine Verjüngung und Bewegung des Stammes. Auf Äste gucke ich nicht so, da man die einfacher korrigieren kann, als die Sachen auf die ich achte. Nadelbäume: da achte ich nicht so sehr auf den wurzel Ansatz, vielleicht ein Fehler von mir. Ich achte auf alte Borke und eine gute astverteilung, da man bei nadelbäumen nicht einfach neue Äste hinzaubern kann. Verjüngung und Bewegung sind auch wichtig. Unterscheiden sich zu Laubbäumen, da ein waldkiefer Literat jetzt nicht so eine starke Verjüngung benötigt, wie ein frei aufrechter Laubbaum. Ich habe aber noch viel zu lernen und ich merke, dass ich immer genauer schaue und auf mehr sachen achte, je länger ich das Hobby betreibe.

Grüße
Michael
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camaju +
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Re: Kriterien der Potenzialerkennung

Beitrag von camaju + »

Hallo Samed,

Willkommem im Forum. Geb doch einfach mal "Potenzialerkennung" oben in die Suche ein. Ich bin mir nicht sicher, aber da findest du bestimmt einiges. Zu dem Thema wir immer wieder was geschrieben.
Gruß Jürgen *wink*

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achim73
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Re: Kriterien der Potenzialerkennung

Beitrag von achim73 »

noch eine anmerkung dazu:
als anfänger solltest du dich auf die grüne wildform des a. palmatum beschränken. die ist am robustesten, wächst schnell und du musst dir keine gedanken um veredelungen machen.
hier im fachwissen gibt es einige artikel zu dem thema:
viewtopic.php?f=54&t=35298
viewtopic.php?f=54&t=20286
Gruss, Achim
"Der kürzeste Weg zum Glück ist der Weg in den Garten"
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Andreas Ludwig
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Re: Kriterien der Potenzialerkennung

Beitrag von Andreas Ludwig »

Lieber Samed

hier ein paar Gedanken. Mehr ist es nicht – Potenzialerkennung ist für mich das Gebiet im Reich «Bonsai», das ich als nebelverhangenes Hügelland bezeichnen möchte. Dies darum, weil ich hier wie anderswo die Erfahrung gemacht habe und mache, dass manche Menschen Dinge sehen können, die es noch nicht gibt und andere halt nicht. Manchmal nennt man das Phantasie, manchmal Kreativität, manchmal Vorstellungsvermögen, es kann geschult werden, was aber immer lange dauert – und nur bei denen verfängt, die eine Anlage dafür mitbringen. Das sind die, die Gesichter oder Wesen in Wolken sehen, in kleinen Steinen reizvolle Figuren. Es sind die, die immer mit allem rumspielen, sich nicht damit begnügen, dass die Dinge «so sind», sondern sich fragen, wie sie auch noch sein könnten...

Das mein erster Tipp: Wenn du Potenzial in einem Gestrüpp sehen willst, lass alle Lehrbücher zuhause. Verinnerliche die wichtigen Regeln, die Walter da beschrieben hat und zieh los. Geht so in die Richtung von «lass dich von der Macht leiten». Es heisst in diesem Film «Macht» und nicht «Grundgesetz», was schon seinen Grund hat – nebelverhangenes Hügelland eben, kein Fahrplan, keine Wegweiser.

Soviel zum esoterischen Teil. Etwas konkreter: Von einem Laubbaum interessiert dich nur der Wurzelansatz und der Stamm sowie die Ansätze der Substämme, der tragenden Äste also, die Krone macht man dann über die Jahre da drauf. Man kann da oft auch erhebliche Teile «einsetzen» (in der Suchfunktion heisst das «Propfen», «Ablaktieren» etc.). Der Feinkram interessiert da nicht, den macht man. Das gilt übrigens auch für Lärchen.

Anders bei Nadelbäumen, da diese nunmal zickiger sind, nicht einfach brav aus allen Ecken und Enden neue Knospen treiben. Bei einer Fichte hat man noch Glück, bei einer Kiefer dagegen ist im Wesentlichen da, was da ist – und davon muss man ausgehen. Man kann auslichten, um eine schöne Kronenform zu kriegen, aber ansetzen eher nicht, wie Achim erwähnt hat.

Weiter sollte man eine Vorstellung davon haben, wie sich die einzelnen Arten verhalten. Wer bei einer Linde oder einem Ahorn zuversichtlich ist, dass das alles hübsch überwallt, hat recht. Wer dasselbe von einer Berberitze, einer Kamelie oder einer Hasel vermutet, eher nicht. Das ist der leidige Teil: Man braucht eine zumindest ungefähre Kenntnis des individuellen Artverhaltens, sonst tut man sich (und den Bäumen) etwas an. Dazu gehört auch, dass man eine Vorstellung davon hat, mit welchen Arten man am Standort arbeiten kann. Nicht alles geht überall. Aber das ist Futter für den Bücherwurm, da muss dir niemand Tipps geben, dass musst du dir tapfer erarbeiten. Nicht mehr so schwierig heute, das BFF, aber auch etwa baumkunde.de und diverse andere Sites geben dir da Futter zuhauf.

Primär – da schliesse ich den Kreis – musst du lernen, wie man die Bilder ganz vieler Bonsai in den Kopf kriegt, wie man die bei der Betrachtung eines Gestrüpps aufrufen und darüber legen kann, so dass man eine Ahnung dessen kriegt, was aus einem Gestrüpp eines Tages werden könnte – gemessen an der Kapazität dieser individuellen Art. Auch in nebelverhangenen Hügeln gibt es sichere Wege, aber sie zu sehen, erfordert etwas Gefühl, etwas Wissen und etwas Geduld.
It is not enough to be busy. So are the ants. The question is: What are we busy about?
(Thoreau)
Riza
Beiträge: 185
Registriert: 01.08.2005, 15:29

Re: Kriterien der Potenzialerkennung

Beitrag von Riza »

Hier war der letzte Absatz vom @Andreas Ludwig der für mich entscheidende. Zusätzlich würde ich mir noch die Struktur der großen Bäume im Freien anschauen(was hier im Norden noch bis Mitte April möglich ist), dann bekommt man eine Vorstellung, wo es hingehen soll.
Während der Übung zur Potentialerkennung könnte man praktisch üben, den Kleinen bestmöglich übers Jahr zu bringen.:-)
Gruss
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