Ginkgo Kaskade?

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Biscaya
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Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Biscaya »

vorne
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Hallo!
Ich habe einen schönen seitlich verlaufenden Ginkgo gefunden. Da ich meistens aufrechte Form im Internet gefunden habe und der Baum quasi nach einer Halbkaskade schreit, hatte ich das auch vor.

Problem: zwei parallele Äste.
Ich hatte mir überlegt, ob ich nicht beide behalte. Hätte sicher seinen Reiz. Wenn ich einen abnehme habe ich das Problem, dass sich der obere nicht mehr biegen lässt, wenn ich den unteren abnehme. Beim unteren hätte ich bedenken, dass die Schnittstelle zu knubbelig wird und genau in der Biegung liegen würde, wenn ich den oberen abnehme.

Gibt es von eurer Seite Tipps? Auch bzgl. Gestaltung Ginkgo allgemein (ist mein erster Ginkgo).

Vielen Dank
Biscaya
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Georg
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Georg »

Prinzipiell wirst Du mit Biegen/Drahten beim Gingko Schwierigkeiten bekommen. Der m.E. beste Weg ist immer noch rechtzeitiges Selektieren und/oder Führen des Austriebes bzw. Abspannen der verholzten Triebe.
Ob aber das für eine Halbkaskade ausreicht, habe ich so meine Bedenken.
Gruß
Rüdiger
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Biscaya
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Biscaya »

Hallo Rüdiger,

danke dir für deine Antwort. Ich dachte, ich könnte ihn später vielleicht einmal schräg eintopfen?
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baeumchen
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von baeumchen »

apropos schräg:

2-stämmige floßform ( evtl kombiniert mit windgepeitscht?)
ist für nen gingko zwar unüblich, aber für solche asymmetrischen exemplare ne option ....
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der frank aus stuttgart

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Biscaya
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Biscaya »

Hallo Bäumchen,
Danke für deinen Kommentar. Müsste bei Floßform der Stamm nicht auf der Erde aufliegen?
Windgepeitscht stelle ich mir schwer vor mit Ginkgo. Schließlich wachsen die Blätter wie sie wollen und lassen sich nicht so leicht führen wie bspw. Nadeln.
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Maddin.678 »

Einen tollen Ginkgo hast du!

Am ehesten könnte ich mir auch einen Windflüchter bzw. die windgespeischte Form vorstellen. Das die Blätter nicht in Ast bzw. "Wind"-Richtung zeigen würde ich ignorieren... Ich glaube man darf es nicht zu genau nehmen.
Im Urlaub habe ich auch einige Windflüchter an Stränden gesehen (Laub- und Nadelbäume) wo die Blätter bzw. Nadeln ganz normal nach oben oder zu den Seiten gingen.

Sowas in der Art wäre vielleicht möglich (btw hier wächst das Grün auch nach oben):
fischland_darss_zingst_foto_tv_fdz_1600_1024_fit_crop.jpg

Bei Ginkgos habe ich die Erfahrung gemacht, dass man jeden Schnitt den man macht min. zweimal überlegen sollte, da die Schnittstellen nicht oder nur sehr langsam zuwachsen.
Habe mehrere als Kübelpflanzen und nicht als Bonsais und da sehen 2 Jahre alte Schnittstellen noch so aus, als wäre ich vor einem Monat dran gewesen.
Und die Ginkgos brauchen viel Stickstoff:) Sind aber auch sehr resistent gegenüber Stress und Krankheiten... Die hatten selbst bei mir noch nie irgendwas :)
Viele Grüße
Martin
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Wil
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Wil »

Hallo,

ich gehe mal davon aus das dein Ginkgo mit bürgerlichem Namen "Troll" heißt und das ist dann auch gut so. Der Ginkgo "Troll" bildet glaube ich eher Kurz- als Langriebe, wobei die Blätter egal welchen Ginkgo du hast, wirklich machen was sie wollen.
Ich würde ihn jetzt nicht mehr weiter beschneiden und im Winter vor Frost schützen. Sonst, hat sich das mit deiner Kaskade erledigt.
Wenn du dann im Frühjahr mit dem dann beginnenden Austrieb eine Kaskade biegen möchtest, würde ich dicken Alu-Draht um den untersten Ast biegen und das Ende des Drahtes wieder mit dem Schalenboden verbinden, das dir der Ast sonst garantiert in die Richtung wächst, wo du ihn nicht haben willst. Das sieht dann zwar "scheisse" aus, aber der Weg ist das Ziel.
Du musst dann aber darauf achten, das der Draht nicht einwächst. Eingewachsener Draht in einem Ginkgo wirst du immer sehen.

LG Wil
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Biscaya
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Biscaya »

Hallo Wil und Maddin,

danke für euche Kommentare. :) Dann werde ich es wohl mit der windgepeitschten Form probieren. Hab ja noch Zeit über die Umsetzung nachzudenken. Danke für den Tipp mit dem Überwintern. Hatte vor ihn im Keller einzulagern, da er ja sowieso die Blätter abwirft.
Da die Äste jetzt fast parallel wachsen, macht es dann überhaupt Sinn den unteren weiter nach unten zu bringen? Den oberen kann ich nämlich nicht mehr biegen. Bin gar am überlegen einen ganz weg zu nehmen.

Und ja, er heißt "Troll". :-D
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baeumchen
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von baeumchen »

Guten Morgen Biscaya

Wil hat recht!
langsam arbeiten - sonst kracks und weg ist der ast ...

und ja, bei der floßform wird der stamm "umgelegt" und die beiden seitlichen äste werden zu den neuen stämmen.
ob das für deinen "troll" die richtige form ist, lässt sich anhand der fotos nicht endgültig beurteilen.
windgepeitscht ist natürlich auch so ne sache - klar püschelt ein gingko mit den blättern in alle richtungen,
aber mit geduld und zeit kann man die knospen bestimmt so selektieren, dass die form glaubhaft wird,
natürlich wird das nie so stringent aussehen, wie bei wacholder und co, aber der versuch ..... reizt mich jetzt,
mal schauen, ob ich trotz aufnahmestopp noch nen gingko beibringe.

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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Heike_vG »

Hallo, Ihr Lieben,
ungerne spiele ich hier den Spaßverderber, aber die genannten Gestaltungsformen sind eher unnatürlich für einen Ginkgo. Unbeeinflusst wachsen diese starken Bäume sehr aufrecht und meist gerade. Entweder streng aufrecht, eventuell angedeutet frei aufrecht, oder in freier Besenform. Meistens ist es auch bei Bonsai vielversprechender, wenn man auch eine solche Form anstrebt. Halbkaskade und windgepeitscht entsprechen der Natur des Ginkgo überhaupt nicht. Natürlich kann jeder machen, was er möchte, aber ich möchte das gerne zu bedenken geben.
Leider hat das hier gezeigte Exemplar eine ziemlich unschöne Pfropfstelle. Bei der Auswahl von Bonsai-Rohmaterial sollte man möglichst Pflanzen nehmen, die nicht gepfropft sind oder wo wenigstens die Pfropfstelle unauffällig, nicht verdickt und an einer günstigen Stelle ist. :wink:

Liebe Grüße,
Heike
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Sebastian O
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Sebastian O »

Heike_vG hat geschrieben: 20.09.2017, 10:21 die genannten Gestaltungsformen sind eher unnatürlich für einen Ginkgo.
Dem möchte ich entgegensetzen, dass streng genommen ausnahmslos alle Bonsai per Definition unnatürlich sind :wink:

Heike, ich weiß natürlich worauf Du hinaus willst. Ich bin auch der Meinung, dass es unerlässlich ist, dass ein Gestalter den natürlichen Habitus der Spezies, mit der er arbeitet, kennt. Und orientiert man sich bei der Gestaltung an diesem Habitus erzielt man sehr häufig ein optimales Ergebnis. Aber wie Du schon festgestellt hast, gibt es für die "klassische" Ginkogestaltung weitaus geeigneteres Material. Der gezeigte Baum wurde ja gerade wegen der ungewöhnlichen Wuchsform angeschafft, in meinen Augen spricht nichts dagegen, die ursprüngliche Vision umzusetzen.

Würde man mir eine ansonsten einwandfreie Ginkokaskade zeigen, ich würde sie nicht geringer schätzen, nur weil die Kaskade nicht dem natürlichen Habitus des Ginko entspricht. Ich kann durchaus verstehen und nachvollziehen, dass mancher darin einen Makel sieht, aber ich möchte auch zu bedenken geben, dass wir schließlich nichts anderes tun, als das Wachstum von Bäumen dahingehend zu manipulieren, dass sie uns besser gefallen als im natürlichen Zustand.

LG

Sebastian
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Heike_vG
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Heike_vG »

Was nichts daran ändert, dass gerade Neulinge meist besser beraten sind, wenn sie nicht gerade die schwierigsten Gestaltungsformen mit dafür wenig geeignetem Material anstreben.
Aber manche Erfahrungen wollen selbst gemacht werden. :wink:

LG, Heike
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baeumchen
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von baeumchen »

womit die heike natürlich in (fast) allen aspekten recht hat ... PUNKT ...

ich liebe gedankenspiele - deshalb werd ich nun mal nach fotos von gingkos in schwierigen umgebungen suchen,
vllt finde ich was, vllt stellt sich auch heraus, dass der "gingko an sich" das leben in einer solchen situation grundsätzlich verweigert.

es bleibt spannend!

gruß frank
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Wil
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Wil »

Hallo,

da hast du natürlich recht, liebe Heike. Aus diesem Grunde bin ich gerade mal in den Garten und habe ein paar Fotos gemach wie eine Kaskade aussehen könnte, wie sie nicht aussehen soll und wie ein Ginkgo eigentlich aussieht. Selbstverständlich kann ich die Fotos auch wieder löschen. Einfach kurz bescheid sagen und weg sind sie wieder.

LG Wil
So irgendwie könnte eine Kaskade aussehen
So irgendwie könnte eine Kaskade aussehen
Noch mal der Ansatz aus der Nähe betrachtet.
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So, sollte eine Kaskade nicht aussehen.
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Ginkgo, frei aufrecht oder so.
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LG Wil
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Re: Ginkgo Kaskade?

Beitrag von Biscaya »

Danke für eure vielen Beiträge. Ich verstehe die Einwände.

Ja, stimmt, ich habe gerade diesen Baum ausgewählt, weil er eben nicht gerade war wie alle anderen. Ginkgo hatte ich als pflegeleicht in Erinnerung, deshalb mich auch dafür entschieden. Dass die Gestaltung problematisch werden könnte, so weit habe ich gar nicht gedacht.

Mich hat gerade die Veredelungsstelle angesprochen. Ich finde sie irgendwie markant.

Der Baum war eher ein spontaner Kauf. Ich hatte nicht geplant einen Ginkgo in besonderer Form zu finden. Deshalb war mir auch vor dem Kauf nicht bewusst, dass diese Art fast ausschließlich aufrecht wächst. Aber wer weiß das schon immer alles vorher?

Vor dem Frühjahr möchte ich nichts Größeres mehr unternehmen. Bis dahin habe ich ja auch noch Zeit mir Gedanken zu machen. Ich würde den unteren Ast jetzt noch nach unten binden, so lange ich ihn noch biegen kann.

Sollte ich den oberen auch mit der Millimetertechnik versuchen runter zu kriegen? Oder ihn im Frühjahr ganz abnehmen?
Wozu ratet ihr mir?
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