Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

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Michael 86
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Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Zusammen

Ich möchte die Winterpause gerne nutzen, um den Weg dreier Wacholder zu besprechen. Genauer eigentlich den Weg der Wurzeln, in eine bonsaitaugliche Schale.
Es handelt sich um

-2x Blauww
viewtopic.php?f=6&t=44364#p483519
Topfgröße 25cm Durchmesser, 20cm tiefes Substrat
Ich teile diese Bäume in den LINKEN, umgetopft nicht weiter bearbeitet definitiv eine Pflanze
und den RECHTEN, nicht umgetopft, aber grundgestaltet, wahrscheinlich Mischung aus mehreren möglicherweise teilweise zusammenhängenden Pflanzen als Gruppenpflanzung

-und einen "blauen", aber nicht definitiv bestimmten Wacholder
viewtopic.php?f=12&t=46340#p511919
Topfgröße 25cm Durchmesser, 30cm tiefes Substrat


Wie geht man bei so etwas nun vor?

Es gibt den normalen Weg.
Gefäß über die Jahre immer flacher Wurzeln schrittweise reduzieren. Bei Wacholdern vielleicht nicht so günstig und langwierig. Evtl mit Risiken von Verlust der Pflanze

Es gibt die Möglichkeit der Abmoosung.
Bei Einzelpflanzen vielleicht der logischste Weg. Jedoch auch Risiken und Bedenken

Es gibt den Weg Umpflanzen und Moos um die gewünschte Stelle
In der Hoffnung die Pflanzen schlagen dort vermehrt Wurzeln und man kann irgendwann einfach trennen

Die hier schon oft erwähnte Nudelsieb oder Teichpflanzkorb Methode
Die Pflanzen in löchrige Gefäße mit modernem Substrat pflanzen, Luft, Licht und Trockenheit am Rand regen zu neuer Wurzelbildung im Zentrum an. Regelmäßiger Wurzelschnitt und Neubildung innerer Wurzeln geschieht quasi von selbst.


Ich bin nicht schlüssig, was bei den einzelnen Fällen der optimale Weg ist.

Beim LINKEN Blauww, dem bearbeiten Wäldchen denke ich mir, ist grundsätzlich eine Wachstumsperiode Erholung zur Bildung von Grünmasse nötig !?
Hier ist ein einzelnes Abmoosen im Substrat schwer. Vielleicht nur 5 bis 10cm freilegen und dann versuchen.
Doch eher alles in einen TPK und schrittweise niedriger umpflanzen

Der RECHTE umgetopft aber unbearbeitet, könnte ein Kandidat sein, den man Abmoosen könnte. Der Stamm teilt sich im Substrat auf. Unklar wo bereits Wurzeln beginnen. Bis zum Hauptstamm freilegen und Abmoosen. Wurzeln darüber entfernen?

Der große Gartenwacholder. Hier weiß ich nicht, was sich im Topf verbirgt. Also wäre hier auch die TPK Methode anzuraten? Erst einmal ohne großen Wurzelschnitt umtopfen und mit modernem Substrat in eine löchrige Kiste setzen.


Wie würdet ihr an solche Projekte ran gehen, um möglichst effizient die Wacholder aus dem Standard-Pflanzkübel in flache Schalen zu bekommen?
Für eure Ratschläge wäre ich dankbar. Andere Ideen ebenfalls wilkommen, aber ich denke die Möglichkeiten sind schon ausgeschöpft.
Grüße Michael :)
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Thorschti
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Thorschti »

Hallo Michael,

wir reden ja gerade nur, gehandelt wird erst wenn der Wachholder gerade (beinahe noch davor) anfängt den ersten Anzeichen von Wachstum zeigt. Typischerweise etwas später in Frühling (jedoch definitiv nicht im Februar, außer mit Gewächshaus und Wärmekissen). Das Wurzelwachstum wird stark durch die Wärme getrieben. wenn es zu kalt ist kann das Kontraproduktiv sein.

Die Stärke eines Wacholders kommt aus dem Laub, je mehr Laub desto besser die Erholung nach dem Umtopfen.

Nun den Baum vorsichtig aus seinem Topf nehmen und die Oberfäche radial abtragen, bis du zu deinem gewünschten Nebari kommst. Bei diesen Bäumen würde ich wetten, danach hast du bereits 1/3 der Höhe verloren (noch etwa 12-14cm über).

Als Nächstes vorsichtig von unten sauber 1-2 Schichten von ca 2cm abnehmen (evtl. noch 1-2 Schichten mehr wenn der Wurzelballen gut durchwurzelt ist.). Nun bist du bereits bei 8-12cm, genug für eine Schale. Die Ränder werden nun leicht aufgeraut und die Pflanze in die Schale gesetzt (weitere Details zu Erde, Verankerung u.ä. findest du in der Suchfunktion). Die Schale sollte nicht zu groß sein (ca. 1-1,2cm Abstand von den den Wurzeln zu Rand und Boden sind die äußerste Grenze.

Nach dem Umtopfen und intensivem Angießen ist es wirklich wichtig den Baum erst wieder zu gießen wenn er wieder Wasser braucht. Wenn viel Regen angesagt ist, unterstellen. Der Standort darf, soll sonnig sein. Tägliches mehrfaches Besprühen (nur Laub) ist ideal um die Verdunstung zu reduzieren.

Gruß
Thorsten
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Thorschti
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Thorschti »

Beim Großen das Gleiche, nur etwas größere Schichten (4-6cm)
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Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Thorsten

Erst einmal Danke für deine detaillierte Schilderung deiner bevorzugten Vorgehensweise.

Ja, jetzt möchte ich nur mal fragen, wie ihr vorgehen würdet. Wir haben dieses Jahr recht mild, aber Frühling ist anders. Ich denke April/Mai sollte hinkommen. Natürlich abhängig davon, wie sich das Wetter dann entwickelt.
Du würdest also eher den normalen Weg der schrittweisen Reduzierung bevorzugen.

Der LINKE Rohling wird wohl auch nicht anders umsetzbar sein. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dort alle Stämme vernünftig bearbeiten zu können.
Jedoch hat er jetzt natürlich zu wenig Laub, sodass ich ihm wohl etwas Erholung gönnen sollte. Vielleicht wirklich nur ganz wenig und extra vorsichtig.
Bei dem sind mir die sichtbaren Wurzeln auch nicht sooo wichtig. Er zieht doch eher die Blicke durch das auf sich, was oberhalb der Erde wächst.

Beim RECHTEN weiß ich leider nicht mehr, wo dickere Wurzeln ansetzen. Ich hätte damals besser Fotos gemacht. Ich glaube aber mich zu erinnern, und es sieht ja auch so aus, dass der Stamm noch ein gutes Stück in die Erde ragt.

Beim Großen würde mich schon sehr interessieren, was er unter der Erde versteckt. Möglicherweise offenbaren sich Optionen bezüglich der Pflanzposition.


Bei dem bearbeiten Mehrfachstamm und dem großen Wacholder ist noch organische Erde drin. Würdest du die dann so drin lassen oder sollte die möglichst weg?
Grüße Michael :)
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Thorschti
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Thorschti »

Lass mich noch einmal etwas klarstellen. Der bereits umgetopfte Baum braucht noch ein paar Jahre bis zum nächsten Umtopfen, dann würde ich so vorgehen wie beschrieben.
Der bereits bearbeitete Baum hat meiner Meinung nach noch nicht wieder genug Kraft um schon in diesem Jahr umgetopft zu werden. Erst wenn er wieder kräfig aus allen Rohren treibt, kannst du im nächsten Jahr (2019) wie beschrieben umtopfen.

Gruß
Thorsten
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Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Thorsten

Alles klar. Danke für die Klarstellung. Den umgetopften hätte ich vielleicht riskiert. Den bearbeiteten sehe ich wie du. Lieber ein Jahr Zeit geben und vielleicht mal schauen, was sich so ergibt. Bzgl. weiter Gestaltungsmaßnahmen. Grünmasse muss auf jeden Fall her vor einer Wurzelbehandlung.

Ich muss noch mal nachfragen, weil du darauf leider nicht eingegangen bist.

Soll ich die zum wohl großen Teil organische Erde des großen Wacholders nicht besser austauschen und auf eine große Wurzelbehandlung erst einmal verzichten.

Der bearbeitete wird wohl noch ein Jahr so überleben. Hat ja letztes Jahr auch funktioniert.
Grüße Michael :)
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Thorschti
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Thorschti »

Ich würde den Wurzelballen an die Schale anpassen wie beschrieben. Der Kern bleibt unangetastet (inkl. der darin enthaltenenen organischen Erde und Mikroorganismen), Nach 2-3 Jahren entfernst du die Erde des Kerns und lässt die Randbereiche in Ruhe. So bleiben immer genügend funktionelle Bereiche des Wurzelapparates erhalten, der dir gesundes Wachstum gewährleistet.
Gruss
Thorsten
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Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Das klingt sehr schonend und einleuchtend.
Danke vielmals für deinen Rat *daumen_new* *daumen_new* *daumen_new*
Grüße Michael :)
Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Zusammen

Habe heute den großen Gartenwacholder bearbeitet. Konnte recht schnell feststellen, dass in dem oberen Außenbereich viele Feinwurzeln sind. Nach etwas Auskratzen mit der Wurzelkralle, habe ich lieber den harten Wasserstrahl genutzt und die Erde weggestrahlt. So konnte ich viele Feinwurzeln erhalten und habe sie dann gekürzt.
Außen habe ich nur ein wenig Erde entfernt. Ich hatte den Eindruck, dass sich außen die meisten Wurzeln befanden. Von unten konnte ich ebenfalls viel Erde abtragen. Da erschienen mir verhältnismäßig wenig wurzeln gewesen zu sein. Angesichts der Erde und der wahrscheinlich hohen Feuchtigkeit, aber einleuchtend.

Den Wacholder habe ich wieder in den gleichen Topf gesetzt. Nur eine Aussparung für den niedrigen 2. Stamm rein geschnitten.
Als Bodenschicht mit etwa 7cm Höhe, habe ich 8-16mm Lava eingefüllt. Hier habe ich auf Feinanteile verzichtet. Es waren eh wenig Wurzeln vorhanden und es sollen auch wenig dort neu gebildet werden.
Die äußeren 2cm am Rand und die 5cm Oberfläche habe ich mit feinem Lava-Bims aufgefüllt bzw bedeckt.
Leider habe ich kein Foto gemacht, aber der Wurzelballen konnte schon gut reduziert werden und hätte fast schon in eine übergroße Schale gepasst. Aber es soll ja noch einiges mit dem Wacholder passieren. Deshalb lieber zu groß gewählt, also optisch ansprechend.

Leider bin ich an der Oberfläche nicht wirklich auf dickere Wurzeln gestoßen, wie sie bei einem schönen Nebari wünschenswert wären. Aber Wacholder scheinen da eher weniger Wert darauf zu legen, ein solches auszubilden.

Werde den Wacholder nun dieses Jahr ruhen lassen.

Was mir allerdings auffällt ist, dass die Laubpolster sehr dicht sind. Sollte ich da im nächsten Frühjahr vielleicht mal auslichten, damit mehr Licht und Luft an die Triebe kommt, oder besser nur auf die Erde konzentrieren.
Es ist so, dass sich die äußeren Berieche der Polster dick und gut verzweigt zeigen. Die unteren schattigeren Laubanteile sind dagegen eher recht dünn und weisen weinig Verzweigung auf.
Ich schließe daraus, dass der Wacholder also seine Polster nach außen ausbaut, und die verdeckten Bereiche vernachlässigt. Da sollte ich doch rechtzeitig dagegen steuern.
Grüße Michael :)
Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Auch der bearbeitete Wacholder Wald/Mehrfachstamm wurde etwas von unten etwa 7 Zentimeter reduziert. Rand und Oberfläche wurden belassen. An der Oberfläche sind schon dickere Wurzeln zu sehen. Muss mich also von unten nach oben hoch arbeiten. Aber sachte, nicht zu viel fordern.
Grüße Michael :)
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Kyne
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Kyne »

Michael 86 hat geschrieben: 13.04.2018, 21:10 Auch der bearbeitete Wacholder Wald/Mehrfachstamm wurde etwas von unten etwa 7 Zentimeter reduziert. Rand und Oberfläche wurden belassen. An der Oberfläche sind schon dickere Wurzeln zu sehen. Muss mich also von unten nach oben hoch arbeiten. Aber sachte, nicht zu viel fordern.
Hört sich doch gut an, gibt es Fotos, oder wird es Fotos geben?
Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Hallo

Ich habe nur den Topfinhalt um 7cm reduziert. Optisch ist da nicht viel passiert. Muss jetzt noch wachsen. Deshalb auch so zurückhaltend.
So sieht er aus. Oben im Startbeitrag sind die Links.

viewtopic.php?f=6&t=44364&start=30#p498220
Grüße Michael :)
Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

der Umgetopfte war an der Reihe.

viewtopic.php?f=6&t=44364&start=30#p532159

einfache Reduzierung
Grüße Michael :)
Marc vL
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Marc vL »

Moin.... ein kleiner Hinweis eine Mitlesenden: das ständige wechseln der Threads macht nicht viel Spaß.
Grüße aus dem Dorf an der Düssel
Michael 86
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Re: Wurzelsystem von der Rohware aus der Baumschule zum bonsaitauglichen Flachballen

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Nov

In gewisser eise kann ich das nachvollziehen.

Leider ist es so, dass die anderen Threads Dokus der jeweiligen Bäume sind ink. detaillierter Fotos, Vorgehensweisen und Berichte . Der Übersicht wegen sinnvoll.

Dieser Thread befasst sich mit grundlegenden Themen bezogen auf die allgemeinen Vorgehensweisen verschiedener Pflanzen. Ich hätte auch in jedem Thema extra fragen könne und dieses diskutieren. Aber 1. würde das die Doku unnötig verlängern und 2. müsste sich nicht jeder wiederholen. Ich hätte auch sämtliche Fotos überall einstellen können, wollte aber den Speicherplatz nicht unnötig beanspruchen.
Ich hätte es hier auch nicht nochmals posten müssen, denn für mich selbst ist es ausreichend dokumentiert. Ich wollte aber, sollte hier einer interessiert mitlesen wollen, den Werdegang ausreichend fortsetzen, damit diese auch davon profitieren können. Wer zu den interessierten gehört sollte also eher froh darüber sein, dass ich nicht mit den für mich gewonnenen Informationen zufrieden bin, sondern diese teile und sich nicht beschweren.

Ich bitte um Nachsicht für die Umstände. Aber das ist die Lösung, die ich für die Beste halte um alles zusammen zu vereinen.
Grüße Michael :)
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