Fichte ausgraben

[Siggiw]

Hallo liebe Bonsaigemeinde!

Mein Name ist Siegbert und ich bin 62 Jahre alt und seit ca. einem Jahr hochgradig infiziert.
Auch wenn mir bewusst ist, dass ich vieles von dem, was ich jetzt beginne, niemals als fertigen
Bonsai erleben werde, möchte ich mich dennoch mit dieser Thematik befassen.

Zum Thema:
Ich habe die Gelegenheit, jetzt noch ein paar Fichten, ca 4-5 Jahre alt, auszugraben, bevor der Bagger kommt.
Auch wenn die beste Jahreszeit für diese Maßnahme, soweit ich das den Beiträgen in diesem Forum entnehmen konnte, der Herbst ist, meine ich, ich sollte die Baümchen retten.
Was muss, was sollte ich nach dem Ausgraben beachten?

Vielen Dank für Eure Unterstützung.

[sstoeckert]

Hallo Siegbert!

Willkommen bei den „Baum-Bekloppten“!
Keine Sorge wegen dem „Alter“! Vielleicht kannst du dir schon einen reiferen Baum besorgen, dann passt das locker!
Zu deiner Frage: wenn du den Wurzelballen gross genug ausstichst und weitestgeheng unberührt lässt, sollte die eine oder andere gute Chancen haben. Nur um sicher zu gehen, würde ich die Kandidaten dann aber bei knapp über Null Grad frostfrei halten.... Mitte bis Ende März - vorausgesetzt Wetter und Vorhersage passen - kannst du die Ballen auflösen und die Bäume in Anzuchtschalen pflanzen. Dabei aber nicht mehr viel an den Wurzeln machen, da du nicht weißt, was du jetzt schon alles beim ausgraben beschädigst.

Vielleicht kannst du ja Mal ein paar Bilder einstellen...

[migo]

Hallo Siggi,
Willkommen im BFF!

Wenn jetzt bald sowieso der Bagger kommt, soltest du es auf jeden Fall versuchen. Sehr großzügig ausstechen und versuchen, soviel Wurzeln wie es geht mitzunehmen. Den Wurzelballen so wie er ist lassen, alle geborgenen Pflanzen in einen großen Pott mit Löchern und mit der Heimaterde die Zwischenräume füllen.
Das Ganze dann frostfrei überwintern, zB in einer Garage, unbeheizter Keller, evtl. Hausflur... Nur feucht halten, nicht matschnass. Kann auch draußen stehen, wenn kein Frost ist - dann aber vor (zuviel) Regen schützen.
Wenn du im Frühjahr siehst, dass die Knospen anschwellen, fragst du hier am besten noch mal wie es weiter geht.

Viel Spaß.

[Siggiw]

Herzlichen Dank für Eure raschen und kompetenten Antworten.

Mich beschäftigt seit dem Tag meiner Anmeldung in diesem Forum diese Frage: "Wie schmecken Biber"?
Gruß Siggi

[migo]

Da soll es ganz ausgezeichnete alte indianische Rezepte geben ...war aber noch nicht drüben, also

[Siggiw]

Update zu den Fichten!

Ausgraben ging wegen des heftigen Wintereinbruches nicht, zu tiefe Fröste und entsprechend harte Böden.

Aber die gute Nachricht:
Der Bagger kommt in diesem Jahr doch nicht mehr, weil er woanders dringender gebraucht wird.....
also werde ich bis zum Herbst warten.

Dazu meine Frage:

Macht es Sinn, die in Frage kommenden Bäumchen jetzt zu umstechen, um sie so zu einem Wurzelwachstum in Stammnähe zu anmieren?

Grüße vom Lechfeld
Siggi

[mydear]

Macht es Sinn, die in Frage kommenden Bäumchen jetzt zu umstechen, um sie so zu einem Wurzelwachstum in Stammnähe zu anmieren?

Hallo Siggi,

Warum nicht Mitte/ Ende April ausgraben? Ist doch die beste Zeit.

Grüße
Rainer

[Andreas Ludwig]

Rainer – Die Überlebensquote ist markant höher, wenn man im September ausbuddelt.

Grund: Anders als bei laubabwerfenden Bäume gibt es an Fichten im Herbst nochmals Wurzelwachstum. Gleichzeitig geschieht aber oben nicht mehr viel. Das entlastet den Baum. Mitte / Ende April dagegen hat der Baum rundum viel zu tun. Da kanns dann schon mal kritisch werden, zumal Fichten nur selten dichte, kompakte Wurzelballen bilden draussen. Lange Wurzeln mit einzelnen Feinwurzelknäulen dran sind eher die Regel, je nach Standort kriegt man das fast nicht ihn Schaden raus. Aus demselben Grund sollte man mit Umstechen etwas vorsichtig sein. Hat man Pech, kappt man genau den «Hauptversorgungsschlauch». Der kann ohne weiteres erst einen halben Meter vom Baum oder noch weiter nennenswerte Feinwurzeln haben.

Also ausbuddeln im Herbst, sorgfältig an Wurzeln rauspuhlen, was man nur kriegt und alles zusammen, so hässlich es auch sein mag, ohne Schnitt in eine Anzuchtschale stopfen, dann mal sicher ein Jahr warten. Für Schönschneiden und Nebari-Fummeleien hat man später noch viel Zeit.

[mydear]

Rainer – Die Überlebensquote ist markant höher, wenn man im September ausbuddelt.

Hallo Andreas,

Wenn du in der richtigen Temperaturphase ausgräbst ja. Wenn es zu früh (zu heiß) oder zu spät (kein Wurzelwachstum mehr) geschieht sieht es anders aus. Nicht zu vergessen, dass dann geschützt überwintert werden muss. Und das können die wenigsten.
Mir ist bislang jede im April/Mai ausgegrabene Fichte durchgekommen. Bis zum Winter ist sie angewachsen und kann draußen überwintert werden. Deshalb bleibe ich dabei.
Das ist ja das schöne im Forum hier: unterschiedliche Meinungen existieren und jeder kann die für ihn plausibelste annehmen.

Grüße
Rainer

[Andreas Ludwig]

Geschütztes Überwintern ist unnötig, wenn man auf das «schöne Eintopfen» in «richtige Schalen» verzichtet. Grosser Blumentopf, viel Substrat und fertig. Fichten sind so etwa das frostunempfindlichste Gewächs, das wir haben. Dass sie für viele Zonen Deutschlands ungeeignet sind, steht auf einem andern Blatt. Im urbanen Raum sind sie tatsächlich problematisch, aber nicht der Kälte wegen. Möglich, dass ich hier im Jura Standortvorteile habe. Kennt man ja von Juniperus communis auch.