Warum "Sand"birke ?

Für ungeklärte(!) Fragen zum Bonsai-Einstieg und den Anfangsjahren. SUCHEN, LESEN, DENKEN und nur POSTEN,
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abardo
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Warum "Sand"birke ?

Beitrag von abardo »

Hi,

da hier gerade ein paar Birken gezeigt wurden, hätte ich eine kleine Frage:

Warum heisst die Sandbirke "Sand"birke ?

Ich hab auch eine Birke, die ich bis jetzt nicht genau bestimmen konnte. Wächst wild im Boden, wird beschnitten und klein gehalten, also Bonsai ohne Schale. Jetzt so 5 Jahre alt und dieses Jahr habe ich vor dem Austrieb (also direkt, nachdem der Schnee weg war), einen sandartigen und sandfarbigen Belag auf Stamm, Ästen und Zweigen und auch manchmal auf den Blättern festgestellt. Dachte erst, dass wär was zum Ärgern, lies sich dann aber mit der Brause relativ einfach abspülen.

Ist das der "Sand", der der Birke den Namen gibt ? Und wo kommt der eigentlich her ?

(den Baum gibt es hier -> viewtopic.php?f=12&t=46040&p=506262#p506262 zu sehen)
Grüße, Frank
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bock
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von bock »

Moin Frank,

ich vermute, da war Sahara-Staub auf deiner Birke ;-)
Hierzulande kommen hauptsächlich Sand- Weiß- oder Hängebirke einerseits (Betula pendula) und Moorbirke (B. pubescens) sowie ihre Bastarde wild vor. Durch die Bastardierung sind die Arten nicht immer leicht zu unterscheiden, aber ursprünglich war das Habitat der Sandbirke wohl eher die Heidelandschaft während die Moorbirke auf nassen Standorten häufiger war. Ich bezeichne meine Sämlinge mit glänzenden Blättern als Sand-, die mit behaarten Blättern als Moorbirken. :-D
liebe Grüße Andreas
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abardo
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von abardo »

HI,
nach deiner Definition hätte ich da auch eine Sandbirke.

Nur kommt dieser Sand weit und breit hier nicht vor, "klebte auf der Rinde" und war eben auch nur auf der Birke zu sehen (sieht man auch auf dem Foto mit den Blättern). Man wundert sich ...
Grüße, Frank
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Georg
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von Georg »

Bei meiner "Sand"birke handelt es sich B.pedula und ich nenne sie deshalb Sandbirke, weil sie auf Sandboden gewachsen war und die Ortschaft auch den Namen Sand enthält.
Wer es genau wissen will, sollte in der 2.Fußball-Bundesliga nachschauen :lol:
Gruß
Rüdiger
Edit sagt: mein Heimatort liegt auf Sand und hat eine befestigte Wanderdüne!
Ansonsten: siehe Andreas ;-)
Zuletzt geändert von Georg am 23.04.2018, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Andreas Ludwig
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von Andreas Ludwig »

«Sandbirke» ist ein Zweitname für die Hängebirke (darum B. pendula), der dritte wäre Weissbirke. Alles abgeleitet von der Lebensweise, im Unterschied zur dunkleren Moorbirke (B. pubescens) wächst die Birke mit weisser Rinde und hängenden Zweigen eben auf Schotter-, Kies- und Sandböden. Mehr ist nicht mit Sand. Noch ein Unterschied: Moorbirkenblätter sind glatt und glänzend, junge Hängebirkenblätter dagegen etwas klebrig oberseits, vielleicht konnte der Saharastaub (oder anderer Eintrag) so anhaften. Vielleicht war dieses klebrige Sekret auch bereits trocken, so entsteht ein weisslicher, schuppiger Belag, der an Sand erinnern kann. Viel Wunderliches ist daran aber nicht.

Generelle Frage: Ich bin zwar aus der Generation, die solche Sachen lernen musste. Aber jede und jeder kann das heute mit wenigen Klicks finden. Weshalb ist es einfacher, mit weit mehr Klicks einen Thread im BFF zu eröffnen und «mal so rumzufragen»? Interessiert mich echt. Ist Lernen völlig out? Macht nämlich Spass: Weil ich sicher sein wollte, habe ich kurz zur Ethymologie des Baumnamens recherchiert. So stiess ich darauf, dass das Wort Birke abgeleitet wird von sehr alten Begriffen, die «hell», «glänzend» oder «weiss» beschreiben. Ich habe mir notiert, gelegentlich der Frage nachzugehen, ob das Wort «Tagesanbruch» damit in unmittelbarem Zusammenhang steht, also gar kein «Bruch» ist, sondern die viel naheliegendere «Aufhellung». Das mache ich dann aber drüben im Antiquariat, der hat da Nachschlagewerke, die noch keineswegs digitalisiert sind. Echt spannend.

[Edit: Tippfehler redigiert. Wenn schon klugscheissen, ne? Dafür werde ich mich auch dem Wort «breakfast» widmen. Wenn schon.]
Zuletzt geändert von Andreas Ludwig am 23.04.2018, 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
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abardo
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von abardo »

Hi Andreas (L.),

sei versichert, das Interweb hab ich dazu schon vorher durchforstet. Eine Erklärung für den "Sand" der Birke konnte ich dazu aber nicht explizit finden (die Verbindung zum bevorzugtem Boden wurde da nicht genannt). Kann natürlich mal fix in die Zentralbibliothek fahren und mal ein, zwei Tage forschen ...

Ein Zufallsfund war aber, dass Birke auf schwedisch "Björk" heisst. Wieder was in Zusammenhang gebracht :lol:
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hwolf
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von hwolf »

Lernen ist nicht out, aber die solipzistischen Posen des Studiosus wollen nicht mehr in die Zeit passen. Man macht doch heute workgroups, educative clustering oder social knowledge exchange. Vielleicht stellt man sich deswegen solche Fragen lieber in einem Forum Gleichgesinnter und hofft dabei auf illustren Austausch anstatt nüchtern für sich die Fakten zu recherchieren.

Res, das erinnert mich gerade an die Leute, die in einer spannenden Diskussion um einen nicht allen Diskutanten geläufigen Themenbrocken kommentarlos bei jeder Gelegenheit das Smartphone rausholen und schnell googlen, was gerade gemeinschaftlich in der Diskussion entwickelt wird. Klingt voll cool rational und smart, ist aber der absolute Killer jeder Redekultur.
Ich schippere da lieber mit anderen Neugierigen ein zwei Stunden um des Rätsels Lösung herum, gehe mit einem erhellten Geist nach Hause, und goole dann für mich, schmunzelnd über all den Quatsch, den wir da vorhin fabriziert haben..
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abardo
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von abardo »

Na dann las uns noch ein bisschen "schippern".

Klebrig sind weder die Blätter noch der Stamm.
Blattläuse hat die auch keine.
Nächstes Jahr hol ich mir ein Spektrometer und untersuche den "Sand". Bezweifel nämlich, dass es welcher war, viel zu grob.
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Andreas Ludwig
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Re: Warum "Sand"birke ?

Beitrag von Andreas Ludwig »

Was man auf deinem Blattbild sieht, sind die erwähnten, vertrockneten, schuppigen (und typischen) Sekretreste. «Klebrig» ist ein relativer Begriff und er gilt für wenige Tage.
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