Acer Palmatum Hokidachi

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Arboramicus
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Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von Arboramicus »

Hallo liebe Bonsaifreunde,

mein Name ist Benjamin. Seit November vergangenen Jahres beschäftige ich mich mit den kleinen Bäumen im Topf.
Ich habe das Hobby mit einigen Pflanzen begonnen, von denen ich hier fürs Erste einen Fächerahorn vorstellen möchte. Den Baum bekam ich von einem guten Freund geschenkt, welcher ihn lange Zeit in einem Topf mit Gartenerde stehen hatte. Als die Pflanze kränkelte (ich vermute Monilia Spitzendürre) und infolge viele Triebe abstarben, riet ich ihm diese zu entfernen und Umzutopfen. So kam es, dass er ihn kurzerhand in meine pflegenden Hände gab.
Für mich ein klarer Fall, daraus möchte ich einen Bonsai machen. Ich schnitt alle vertrockneten Äste ab und bearbeitete verbliebene Schnittstellen.
Er steht nun in einer Mischung aus Trockenschüttung/Kokosfaser/Erde. Gedüngt wurde bisher mit Biogold und etwas Brennesseljauche.
Mein Ziel ist die Gestaltung zur Besenform. Das Nebari möchte ich durch Abmoosen verbessern. Ich vermute die spitz in den Boden verlaufenden Wurzeln lassen sich auf die Verpflanzung in der Baumschule zurück führen (?)
Meine Fragen:
1) Soll ich ihn nächstes Jahr umtopfen oder lieber noch eine Saison im Topf belassen?
2) Welche Intensität des Rückschnittes empfiehlt ihr mir? Wann würdet ihr damit frühestens beginnen?
3) Großer Ast abschneiden oder dran lassen und durch Blattschnitt übernächstes Jahr versuchen den Zuwachs zu bremsen?
4) Gibt es Möglichkeiten außer den Rückschnitt um den Austrieb schlafender Knospen am Scheitelpunkt zu fördern?

Nun seht selbst, ich freue mich über jeden Ratschlag

Liebe Grüße,
Benny

Fächerahorn.jpg
Fächerahorn Stamm 1.jpg
Fächerahorn Stamm 2.jpg
Pfiat eich, Benjamin
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mydear
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von mydear »

Arboramicus hat geschrieben: 13.07.2018, 15:43 1) Soll ich ihn nächstes Jahr umtopfen oder lieber noch eine Saison im Topf belassen?
2) Welche Intensität des Rückschnittes empfiehlt ihr mir? Wann würdet ihr damit frühestens beginnen?
3) Großer Ast abschneiden oder dran lassen und durch Blattschnitt übernächstes Jahr versuchen den Zuwachs zu bremsen?
4) Gibt es Möglichkeiten außer den Rückschnitt um den Austrieb schlafender Knospen am Scheitelpunkt zu fördern?
Hallo Benny,

1. Ich würde den Ahorn nicht Umpflanzen, sondern erst einmal wieder zu Kräften kommen lassen.
2. Dafür das unpassende Totholz sorgfältig herausschneiden und mit Wundverschluss abdecken. Die stärkste Zeit der Überwallung ist zwar schon vorbei, doch bis Mitte August könnte die Überwallung noch einsetzen.
3. Kein Blattschnitt, sondern voll durchtreiben lassen. Ein Rückschnitt Ende Mai dürfte Neuaustrieb aus den Ästen, wenn du Glück hast sogar aus dem Stamm hervorbringen.
4. klappt wenn kräftige, gedüngte Pflanzen Mitte Mai kräftig zurückgeschnitten werden.

Grüße
Rainer
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Arboramicus
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von Arboramicus »

Grüß dich Rainer,

vielen Dank für deine hilfreichen Tipps.
Ich werde ihn nächstes Jahr also noch nicht umtopfen.

Wie weit würdest du den großen Ast zurück schneiden?
Kann ich die beiden neuen Triebe nächstes Jahr als Opfertriebe belassen um damit den Stammzuwachs zu fördern, oder wird sich der Zuwachs dann nur auf den oberen Teil konzentrieren? Sprich in wieweit wirkt sich die Stelle eines Opferastes auf den gesamten Stammzuwachs aus?

Denkst du eineAbmoosung an einer Stelle im Wurzelbereich wäre bereits nächstes Frühjahr zu kräftezehrend?

Über jede andere Vorschläge und Empfehlungen wäre ich froh,


Liebe Grüße,
Benny
Pfiat eich, Benjamin
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mydear
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von mydear »

Arboramicus hat geschrieben: 14.07.2018, 12:25
Wie weit würdest du den großen Ast zurück schneiden?
Kann ich die beiden neuen Triebe nächstes Jahr als Opfertriebe belassen um damit den Stammzuwachs zu fördern, oder wird sich der Zuwachs dann nur auf den oberen Teil konzentrieren? Sprich in wieweit wirkt sich die Stelle eines Opferastes auf den gesamten Stammzuwachs aus?

Denkst du eineAbmoosung an einer Stelle im Wurzelbereich wäre bereits nächstes Frühjahr zu kräftezehrend?
Hallo Benny,

wenn überhaupt frühestens im Mai nächsten Jahres zurückschneiden. Auf sichtbare schlafende Knospen achten oder wenn schon Knospen angelegt sind so auf ca 5-7 cm einkürzen.

Opferäste für Stammzuwachs machen aktuell keinen Sinn. Wichtig ist den abgestorbenen Stumpf herauszuschneiden und mit Kallus überwallen zu lassen. Da brauchst du auf jeden Fall 2 Jahre. So eine Schnittstelle geht gar nicht beim Fächerahorn.

Und bitte nicht in Aktionismus verfallen. Schritt für Schritt vorgehen. Eine Abmoosung schwächt den Baum und verlangsamt die Überwallung/ Wundheilung. Statt dessen kann Welkepilz oder ähnliches dem geschwächten Ahorn den Garaus bereiten. Ich würde den Ahorn im nächsten Jahr komplett durchtreiben lassen, mindestens 50 cm lange Triebe stehen lassen. Dann siehst du ob er kräftig und erholt ist für die weitere Gestaltung.

Grüße
Rainer
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Arboramicus
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von Arboramicus »

Hallo Allerseits,

nach dem Umtopfen und Düngen startet der Ahorn kräftig ins Frühjahr.
Ich lasse ihn wie geraten durchtreiben und schneide ihn Ende Mai zurück. Die Kallusbildung ist gut im Gange.

Ist die Besenfom wegen dem großen Ast hier ungeeignet?
Welche Möglichkeiten seht ihr noch?

Viele liebe Grüße,

Benny
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Arboramicus
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von Arboramicus »

Stand der Dinge:

Ich habe den Ahorn im Frühjahr umgetopft und ihn dabei schräger gestellt. Ich denke (selbst langfristig) eine Besenform wird nur schwer realisierbar sein. Die Narbe ist zu groß. Darauf liegt nach wie vor der Fokus, bevor ich weitere Schritte unternehme. Ich schneide lediglich den Kallus-rand nach.
Ggf. moose ich kommenden Mai einige Zweige ab.
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aduecker
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von aduecker »

Moin ;)

an der Schnittstelle hast du nach rechts 2 dicht nebeneinander stehende Äste - wenn Du die weiter wachsen lässt, bekommst du dort eine Verdickung und damit inverse Verjüngung.
UUUUND!
Auf die noch nicht überwallte Schnittstelle solltest Du ein Wundverschlussmittelchen draufmachen.
Sowie eventuell im nächsten Frühjahr die Ränder nach innen nochmal etwas ankratzen - aber da gibt es eventuell auch andere Empfehlungen.
… einen schönen Gruß ausm Remstal.
Andreas
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mydear
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von mydear »

Ich sehe es genauso wie mein Vorredner Andreas, einer von den beiden Trieben muß weg.
Hast du dir schon Gedanken über die künftige Form gemacht? Bleibende Äste kannst du dann frühzeitig in Form drahten und auf kurze Internodien achten.

Grüße
Rainer
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Arboramicus
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von Arboramicus »

Grüßt euch Andreas und Rainer,

danke für eure Ratschläge. Das von beiden Ästen einer zuviel ist sehe ich genauso. Einer fällt im Frühjahr.

Über Wundverschlusspaste kann man m.M.n diskutieren. Bislang arbeite ich hier mit abflammen, Ginmittel, Holz- Imprägnierung.

- Hat jemand im Forum Erfahrungen mit Lehm als Wundverschluss gemacht?

Die Form soll Richtung "frei aufrecht" gehen, entsprechend werde ich versuchen durch Bohrpfropfung einen Ast zu integrieren welcher die neue Spitze einleitet.
Siehst du noch eine andere Möglichkeit bezüglich der Stilrichtung?

viele Grüße
Benny
Pfiat eich, Benjamin
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bock
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Re: Acer Palmatum Moyogi 😉

Beitrag von bock »

Moin Benny,

von Lehm würde ich abraten, da er Wasser aufnimmt und damit für ein dauerfeuchtes Milieu am toten Holz sorgt. Bewährt hat sich neben der japanischen Wundverschlussknete selbstklebende Alufolie. Lacbalsam hinterlässt oft hässliche Spuren, die nur schwer zu entfernen sind, Vaseline verdreckt schnell.
Um den Wundverschluß zu fördern, würde ich alle Triebe, die nicht auf der Oberseite des Hauptastes entspringen stark einkürzen. Besonders die Stammverlängerung ganz links auf dem vorletzten Bild.
Wenn du jetzt im Herbst schneidest, solltest du einen Stumpf von 1 - 2 cm zum Zurücktrocknen stehen lassen und erst im Spätfrühling (nach dem Austrieb) bündig abschneiden.

:-D
liebe Grüße Andreas
Ein Leben ohne Bonsai ist möglich - aber völlig sinnlos! :faellen:
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mydear
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Re: Acer Palmatum Hokidachi

Beitrag von mydear »

Arboramicus hat geschrieben: 08.11.2021, 09:30 Die Form soll Richtung "frei aufrecht" gehen, entsprechend werde ich versuchen durch Bohrpfropfung einen Ast zu integrieren welcher die neue Spitze einleitet.
Siehst du noch eine andere Möglichkeit bezüglich der Stilrichtung?
Nein, sonst sehe ich auch nichts. Es wird schon schwer genug die bestehende Schnittstelle zu integrieren und dazu Äste und Gipfel aufzubauen.

Grüße
Rainer
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