Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

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abardo
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Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von abardo »

first cut, then grow

Bisher sagt man: cut&grow. Rohlinge wurden innerhalb eines Jahres zurückgeschnitten und dann wieder wachsen gelassen. Von Anfang an. Es wird auch regelmässig mit Opfertrieben gearbeitet. Manche empfehlen in den ersten Jahren auch starkes Wachstum im Freiland oder in Teichpflanzkörben. Dabei wird völlig ignoriert, dass Rohlinge am Anfang nur wenige Äste und kaum Verzweigung haben und somit eben auch nur schwach wachsen.

Merksatz: first cut then grow

Ich finde es mittlerweile viel sinnvoller, wenn Bäume im Aufbau zuerst nur auf Verzweigung geschnitten werden, um schnellst möglich eine hohe Verzweigungstiefe (siehe -> viewtopic.php?t=49140) zu erreichen. Die ersten Jahre schneide ich also Rohlinge ausschliesslich auf Verzweigung und ignoriere Dickenwachstum und Wuchsausgleich komplett.

Denn: Je mehr Zweige vorhanden sind, je mehr Zweige kann man später zum Dickenwachstum/Wachstumsausgleich nutzen. Das Gesetz der Potenzen. Jeder zusätzliche Level verdoppelt das Wachstum. Der Zuwachs ist dann enorm im Vergleich zu nur wenigen Trieben und lässt sich auch ideal steuern.

Bei den meisten Nadelbäumen kann man die neuen Knospen sehr schnell direkt im Neuaustrieb erkennen (Lärche, Fichten, Kiefern), bei den meisten Laubbäumen sitzen neue Knospen schnell erkennbar in den Blattachseln (Linden, Ulmen etc) oder wachsen zuverlässig innerhalb der Blattstände (Ahorne). Diese kann man sofort auf zwei vorhandene Knospen schneiden und ebenso beim zweiten, dritten oder vierten Austrieb im Jahr verfahren. Durch den sofortigen Rückschnitt produziert man mehr Austriebe als bei cut&grow. Und erhält auch mehr Rückknospung. So bekommt man mindestens zwei Verzweigungslevel pro Jahr dazu. Bei gegenständigen oder sehr wüchsigen Pflanzen (insbesondere Sträuchern wie Forsythien, Pfaffenhut oder Weigelien) kann man durch sofortigen Rückschnitt aber auch 3-4 neue Verzweigungslevel erzeugen.

Die meisten Bäume bekommt man so innerhalb von nur 2 oder 3 Wachstumsperioden auf Level 6-8. Dabei ist es jedoch wichtig, beim Verzweigungsschnitt den richtigen Zeitpunkt und die richtige Schnitttechnik für jede Art zu kennen (dazu später mehr), um das Maximum an Verzweigung und Neuaustrieben zu erreichen.

Ist ein hohes Level (ab Level 6 z.B.) erreicht, wird nach der cut-Phase nur noch der Erstaustrieb auf Verzweigung geschnitten (da der Erstaustrieb im Jahr zumeist mit kurzen Internodien erfolgt bzw. kurz gehalten werden kann, wenn der Austrieb schnellst möglich beschnitten wird). Der zweite Austrieb (der im Vergleich zum Erstaustrieb zumeist die Langtriebe bringt) wird dann schon zum Dickenwachstum/Wachstumsausgleich genutzt. Nach zumeist 4-5 Jahren ist die gewünschte Silhouette und Verzweigungstiefe erreicht und jeglicher Austrieb wird nur noch zum Wachstumsausgleich oder zum Dickenwachstum genutzt.

Die Vorteile der first-cut-then-grow-Methode sind eminent.
  • mit oft beschnittenen Austrieben wird der Baum in den ersten Jahren während der cut-Phase schnell auf die gewünschte Verzweigungstiefe und Sihouette gebracht
  • während der cut-Phase wird kein "Material verschwendet". Es wird zwar häufig, aber kaum "Menge" weggeschnitten. Grosse Schnittstellen werden dadurch vermieden.
  • während der cut-Phase braucht zumeist nicht umgetopft werden. Der Baum wird somit nie geschwächt. Seine Resourcen werden auf einen häufigen Austrieb konzentriert. Sinnvollerweise wählt man schon eine zur geplanten Silhouette passende Schale bevor man mit der cut-Phase beginnt und lässt den Baum hineinwachsen
  • er legt dann anschliessend während der grow-Phase in ebenfalls nur wenigen Jahren enorm an Dicke zu
  • Opfertriebe sind zum Dickenwachstum nicht mehr nötig, da die Triebe zum Dickenwachstum nicht ab-, sondern auch nur wieder am Ende des Jahres auf Verzweigung geschnitten werden.
  • obwohl ein enormes Dickenwachstum erreicht wird, gibt es keine grossen Schnittstellen mehr, da sich alle Schnittstellen am Ende der Zweige befinden
  • mit der Masse an Verdickungstrieben lässt sich während der grow-Phase ein passender Wuchsausgleich sehr geziehlt vornehmen
  • das enorme Wachstum im Laubbereich während der grow-Phase führt auch im Wurzelbereich zu optimalen Wachstum, einem gut verzweigtem Ballen und somit zu einem gesunden Baum
  • im Freiland gezogene Rohlinge haben einen grossen Wurzelballen der erst mühsam wieder für eine optisch passende Schale reduziert und abgeflacht werden muss. Bei der first-cut-then-grow-Methode wird der Ballen sogleich in eine passende Schale gesetzt und der Laubbereich von Anfang an passend zur Schale geplant. Stamm-, Ast- und Zweigdicke wird in der grow-Phase angepasst
Hier ein Freilandbeispiel:

Beispiel einer Sandbirke. Im April 2019 war Level 6 erreicht. Noch sind alle Zweige gleich dick. Dieses Jahr also partieller grow-Modus.
Beispiel einer Sandbirke. Im April 2019 war Level 6 erreicht. Noch sind alle Zweige gleich dick. Dieses Jahr also partieller grow-Modus.
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Mit den über 150 Langtrieben ist der eigentliche Baum nur noch zu erahnen. Juni 2019
Mit den über 150 Langtrieben ist der eigentliche Baum nur noch zu erahnen. Juni 2019
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Partieller Rückschnitt. Oben schon dritter und letzter Austrieb für dieses Jahr, unten Dickenwachstum. August 2019
Partieller Rückschnitt. Oben schon dritter und letzter Austrieb für dieses Jahr, unten Dickenwachstum. August 2019
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weitere Fotos folgen im nackten Zustand
Zuletzt geändert von abardo am 25.10.2019, 14:05, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von zopf »

Hallo Frank
Bei Deiner Methode sind gute Ansätze dabei,
für den Shohinbereich mit Sämlingen oder Stecklingen sogar eine eher "ganzheitliche" Methode,
die zwar viel Zeit braucht, aber auch sehr gute Ergebnisse bringen kann.
Wenn Du dann noch das "alleinige" dieser Methode rauslässt
und die anderen Wachstumssteuerungen dazu nimmst, wird das Bild allgemeiner und kompletter.
Danke für Deine Arbeit
Dieter
grüsse an die bewohner von melmac
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von Hippo »

Salü Frank,

Vor 30 Jahren haben wir diese Methode bei manchen Rohpflanzen auch praktiziert. Nur haben wir weniger Anglizismen verwendet.

Doch heute sage ich Neudeutsch = Bäck tu the ruuts! :lol:
Grumpy old fat Kiboko.
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abardo
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von abardo »

Etwas "alleiniges" kann ich im Text eher nicht erkennen. Ansonsten mach ich ja nichts Besonderes oder irgendwie anders. Düngen (gar nichtmal viel), Giessen, für mein Klima leicht angepasstes modernes Substrat. Funktioniert halt bisher beeindruckend gut (gerade bei Sämlingen, Jungpflanzen und Rohlingen mit ersten Astansätzen geht es eben nicht langsamer, sondern rasant schnell. Aktuell schätze ich, dass ich bei einem Rohling mit guten Astansätzen nicht länger als 6 Jahre brauche, um einen Level 8-9 und dicke, gut verjüngte Zweige zu bekommen. Und Bäume, die auch während des ganzen Aufbaus bestens ausgeglichen und gesund und nie überfordert sind).

Angefangen habe ich damit vor ca. 3 Jahren. Durch erste Tests, ein bisschen Logik und Erfolge im Garten (da hol ich mir sowieso die meisten Ideen für andere Methoden her) und den ersten Bonsai ist das erst ein Ansatz. Insbesondere kommen die meisten meiner Bonsai, die ich nach dem System bearbeitet habe, erst nächstes Jahr in die grow-Phase.

Und klar. Das ganze funktioniert nur wirklich gut, wenn man pro Art weiss, wie und wann der best mögliche Verzweigungsschnitt funktioniert. In dem Thread hier werde ich das mit den Arten meiner Bonsai zusammenfassen und verlinken.

Klar sollte auch sein, dass dies eine Variante zum Aufbau von Verzweigung ist. Für Bäume, die bereits entwickelt sind oder Yamadoris, bei denen viel vorhandene Verzweigung in die Gestaltung zu integrieren ist, bringt eine Unterscheidung in cut- und grow-Phase nichts.
Zuletzt geändert von abardo am 05.10.2019, 09:32, insgesamt 3-mal geändert.
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Arthur Dent
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von Arthur Dent »

Hallo Frank
Vielen Dank für diesen spannenden Thread. Gerne folge ich deinen weiteren Ausführungen.
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abardo
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von abardo »

Die Cut-Phase - der häufige Schnitt

In der Cut-Phase werden die Resourcen des Baumes nur für die häufige Verzweigung genutzt. Es wird im Idealfall nicht umgetopft. Kein Blattschnitt, keine Opftertriebe. Die Ast und Zweigdicke ist noch egal. Weiterhin geht es um passenden Längen der Internodien, es wird dabei die geplante Kronenform immer im Kopf behalten und "in diese hineingearbeitet". Idealerweise schneidet man jedes Jahr immer wieder so, dass alle Zweige eine kleinere Version der gewünschten zukünftigen Form bilden.

Bei einigen Arten kann man durch sehr gezielten Schnitt bis zu fünf Austriebe im Jahr erreichen. Und eben dann bis zu drei oder vier Verzweigungen (gegenständige gehen natürlich sowieso fast doppelt so schnell).

Manche Arten benötigen besondere Schnitttechniken, um etwas an Geschwindigkeit zuzulegen:

Verzweigungsschnitt Winterlinde -> viewtopic.php?f=9&t=43959&#p500353

Verzweigungsschnitt Fichte -> viewtopic.php?f=9&t=44059&start=15#p498948

Bäume mit gegenständigen Blättern wie z.B. Ahorne, Forsythien, Duftjasmin, Oliven, Pistazien, Weigelien etc sind zu einfach auf Verzweigung zu schneiden und brauchen nicht detailiert erklärt zu werden. Bei denen heisst es nur schneiden, schneiden und schneiden. Wenn ich bei denen zwei oder vier neue Blätter mit Knospen habe (je nach benötigter Länge im Ast oder Zweig), warte ich nur noch, bis das Internodium die passende Länge hat und dann sofort weg mit dem, was zu viel ist und verhindern, dass der Zweig in die Länge wächst. Weil nicht jeder Zweig zum gleichen Zeitpunkt produziert, werden die faktisch jede Woche ein bisschen geschnitten. Drei bis 4 Verzweigungen pro Jahr sind kein Problem (wenn die Wachstumsperiode mit einem Gewächshaus verlängert wird und der Sommer nicht zu lange heiss ist).

Auch viele Wechselständige sind einfach auf Verzweigung zu schneiden, z.B. Birken, Fünffingerstrauch, alle Ulmen, Pfaffenhut und manche Südländer, wie z.B. portugiesische Eiche. Und Lärchen. Auch hier gilt für die cut-Phase der "first-cut-then-grow"-Methode: schneiden, schneiden, schneiden. Wie bei den Gegenständigen.

Komplizierter sind nur andere Wechselständige und die Nadelbäume, aber auch für die gibt es wunderbare Methoden (wie z.B Mekiri bei Pinus Sylvestris, Nigra und Mugo. Brauch ich hier nicht nochmal erklären) oder

Verzweigungsschnitt Mädchenkiefer -> viewtopic.php?f=9&t=40566&start=15#p477185
(aka Fünf-Nadel-Neuaustriebs-Zupf-Explosion :lol: )

Schwieriger finde ich weiterhin Apfel und Birne, aber auch da zeichnet sich wohl bald eine Lösung ab.

Im Garten habe ich first-cut-then-grow noch bei diversen Arten angewandt und mir sehr schnell gut verzweigte Niwakis, Büsche und Hecken gezogen. Bei Zierspiere, Weide, Flieder, Feldahorn und Heckenkirschen funktioniert der häufige Schnitt mit sehr guten Ergebnisse. Bei Ilex und Buchs dagegen nicht, bei denen bleibt es bei einem Rückschnitt im späten Sommer.

Wacholder, Wein, Eichen und alle Prunusarten sind mir weiterhin ein völliges Rätsel, bei denen sind mir mehr als zwei Verzweigungen pro Wachstumsperiode noch nicht gelungen, egal, was ich mache. Insbesondere scheinen unser heimischen Obstbäume auf häufigen Schnitt nicht wirklich zu reagieren.

Aber selbst wenn bei einige Arten nicht mehr als die üblichen Austriebe und Verzweigungen pro Jahr möglich sind, verläuft die cut-Phase dann ohne Stress für den Baum, ohne Knubbel und Narben beim Schnitt. Weiterhin wird kein "Material" aufgebaut, das später im Jahr nur wieder entfernt wird. Letzteres erfolgt erst, wenn die Wunschkrone und ein gutes Verzweigungslevel erreicht sind und mit der Grow-Phase begonnen wird.
Zuletzt geändert von abardo am 05.10.2019, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße, Frank
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von achim73 »

In der Cut-Phase werden die Resourcen des Baumes nur für die häufige Verzweigung genutzt. Es wird im Idealfall nicht umgetopft. Kein Blattschnitt, keine Opftertriebe.
in dem link zur winterlinde arbeitest du aber doch mit einem "opferast". also lässt den unteren frei wachsen.

weiter schreibst du, im garten funktioniert die methode bei zierkirsche gut, zwei sätze später "alle prunus-arten sind mir ein völliges rätsel".

ich habe dieses jahr bei einem feuerahorn die erfahrung gemacht, dass ein rückschnitt des oberen kronenbereichs nach dem erstaustrieb bei vielen zweigen keinen neuaustrieb hervor gebracht hat, sondern der baum das über starkes wachstum der unteren, nicht beschnittenen äste ausgeglichen hat.
ich hoffe, dass sich an den oberen trieben trotzdem im nächsten jahr zwei neue triebe aus den blattachseln der alten blätter bilden.
Gruss, Achim
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abardo
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von abardo »

Ja, Ausnahmen gibt es immer abzuwägen. Eine gleichmässige Anfangsdicke (bzw. -dünne) lässt sich gut machen, wenn man nur mit einem Stamm und dem ersten Austrieb anfängt, z.B. bei Yamadori oder Sämlingen. Rohlinge aus dem Handel bekommt ja schon mit einigen entwickelten Ästen, die man einbauen will. Deren Unterschiede in der Dicke kann man ruhig vor der Grow-Phase ausgleichen, muss sich dann klar sein, dass Unterschiede in der Verzweigungstiefe vorprogrammiert sind, was sich dann auch in der Grow-Phase bei der Anzahl der durchwachsenden Zweige auswirken wird. Bei unteren Ästen kann man aber m.M.n. auchmal einen Level weniger verkraften.

Das sieht man auch bei der Sandbirke oben. Im oberen Teil wollte ich nicht mehr soviel Dickenwachstum, also hatte ich dort die Zweige zum Dickenwachstum früher zurückgeschnitten. Was passiert ? Es kommt prompt ein weiterer Austrieb. Da heisst es dann auchmal wieder Verzweigung wegzuschneiden, um im nächsten Jahr der Grow-Phase wieder mit einer möglichst gleichen Verzweigungstiefe durchzustarten.

Schreibfehler oben: Zierspiere war gemeint, hab ich korrigiert. Prunus bleibt mir ein Rätsel.

Bei deinem Feuerahorn tippe ich, dass der Baum die stärkeren Bereiche bevorzugt. Also im nächsten Jahr oben treiben lassen und unten stark einkürzen. Wenn oben durch nur wenige Blätter kaum noch Saft ankommt, könnte der Baum sonst die Krone komplett aufgeben.
Grüße, Frank
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow

Beitrag von achim73 »

Wenn oben durch nur wenige Blätter kaum noch Saft ankommt, könnte der Baum sonst die Krone komplett aufgeben.
dazu scheint er sowieso zu neigen. hat über den sommer einen substamm komplett aufgegeben, der komplette rest des baumes ist aber gesund und wüchsig. beim feuerahorn nicht so schlimm, der treibt ja auch aus dem stamm ständig neu aus.

zum thema prunus: ich habe seit knapp 2 jahren eine p. cerasifera, die verzweigt recht problemlos durch rückschnitt. p. mahaleb und p. padus scheinen auch recht gut zu funktionieren.
die ganzen blüten(zier-)kirschen wohl eher nicht.
Gruss, Achim
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abardo
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von abardo »

Ja, wo isser ... wo isser ...
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DA ISSER !
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Die Methode, zuerst auf Verzweigung zu gehen und dann erst hunderte Triebe gleichzeitig durchwachsen zu lassen, funktioniert so gut, dass der Baum ein unglaubliches Dickenwachstum hingelegt hat und jetzt schon dringend einen Rückschnitt brauchte, obwohl ich ihn eigentlich das ganze Jahr durchtreiben lassen wollte.

Der Grundaufbau der Äste und Zweige ist nämlich schon fertig.

IMG_20200610_201327.jpg
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Dabei korrekt verjüngt, ohne Draht, ohne Abspannen, ohne Schnittspuren, ohne Kappen (was ja bei Birken recht heikel ist). Die Zweige begannen jetzt birkentypisch zu hängen, die typisch blätternde Rinde beginnt auch und d.h. für mich, dass Ende des Jahres dann innen ausgelichtet wird und der Zweitaustrieb des Jahres dann aussen an der Sihouette runtenwachsen darf. Es beginnt also die Gestaltungsphase, mit einem optimal herangezogenen Grundgerüst.
Zuletzt geändert von abardo am 10.06.2020, 21:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von abardo »

Das hier war übrigens der Sämling im September 2017.

2017/09
2017/09
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von ania »

Danke für den Bericht! Bei der Birke sieht das sehr gut aus für 3 Jahre.

Du hast Lärche erwähnt. Ich habe einen Steckling bei dem ich deine Methode ab nächstem Jahr testen will. Irgendetwas speziell beachten? (L. decidua)
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von maexart »

Hallo Frank,
wirklich sehr einleuchtend und danke für deine Ausführungen. Werde das ganze Mal an einigen Rohlingen einführen und sehen was so kommt. Wie verfährst du wenn der baum schon eine kappstelle hat die geschlossen werden soll? Einfach das zuwachsen auf die Massephase verschieben?
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von abardo »

ania hat geschrieben: 10.06.2020, 21:56 Du hast Lärche erwähnt. Ich habe einen Steckling bei dem ich deine Methode ab nächstem Jahr testen will. Irgendetwas speziell beachten? (L. decidua)
Lärche eignen sich gut, um sie in der cut-Phase oft zu schneiden. Bei jedem Austrieb sieht man schnell die Knospen und kann möglichst optimal mit Beachtung der Ausrichtung der Knospen reduzieren. Zwei Austriebe sind somit normal, dazu kann man auch die dann kommenden Langtriebe sofort schneiden (damit die nicht zu lang werden und gleich als Verzweigung mit genutzt werden).

Wenn man oft schneiden will, muss man auch oft schneiden (ja, so einfach ist das manchmal), da dann manche Zweige schon reduziert werden können und manche ein paar Wochen später erst kommen. Es ist also eine Umgewöhnung von "ich schneide den gesamten Baum ein- oder zweimal im Jahr komplett" zu "ich schneide ein paar Zweige fünf- oder sechsmal im Jahr, je nachdem, was gerade neu gewachsen ist".

Falls ein Baum irgendwie geschwächt ist, sollte man den Baum lieber wachsen lassen und definitiv NICHT so oft schneiden.

Sinnvoll ist während der cut-Phase auch, die Vegetationsperiode mit einem Gewächshaus zu verlängern. Ein früher Austrieb im Frühling und noch Wachstum bis in den späten Herbst ergibt eben auch die Möglichkeit, öfter zu schneiden.

(eine Lärche mit 1000 langen Trieben in der Grow-Phase würde ich ja mal gerne sehen)
Grüße, Frank
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Re: Abwandlung einer Methode: first cut, then grow (von Frank)

Beitrag von abardo »

maexart hat geschrieben: 11.06.2020, 08:12 Wie verfährst du wenn der baum schon eine kappstelle hat die geschlossen werden soll? Einfach das zuwachsen auf die Massephase verschieben?
Ich habe keine Bäume mit grossen Kappstellen. Bei der Methode hier geht es ja auch genau darum, Bäume zu ziehen, die Schnittstellen eben nur an den Verzweigungen haben.

Um ein grosse Schnittstelle zuwachsen zu lassen, heisst es ja immer, dass man oberhalb der Schnittstelle einen Zugast durchwachsen lassen soll. Macht ja Sinn, nur hat man dann auch noch oben wieder dicke Schnittstellen an den Zugästen ... puh, keine Ahnung.
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