Pflege ist das Wichtigste im Umgang mit Bonsai. Im Grunde bezeichnet sie das Versorgen, die tagtägliche Auseinandersetzung mit dem Baum in Form von Gießen, düngen, Standortkontrolle. Zur Pflege gehört, genau den Austrieb zu beobachten und so zu schauen, ob dem Baum etwas fehlt, ob er zuviel hat. Pflege ist, Finger in die Schale zu stecken und zu fühlen, zu welcher Uhrzeit bei welchem Wetter wie weit das Substrat ausgetrocknet ist. Knospen, die falsch, oder zu viel sind, abzubrechen. Schwache Bereiche mit Blattdünger versorgen. Lieber den Baum ein paar Wochen in den Schatten stellen, weil seine Blätter so herunterhängen oder trockene Ränder bekommen. Pflege heißt auch, im Sommer Blätter weg zu schneiden oder Triebe einkürzen, damit der Baum gleichmäßiger wachsen kann.
Drahten und Rückschnitt nach optischen Gesichtspunkten aber sind Gestaltung. Das macht man nur dann und wann. Und nur, wenn der Baum gesund ist und die Pflege passt

Für Dein konkretes Beispiel heißt das, jetzt noch die Entscheidung zu treffen, wo der Stamm gekappt wird und welcher Ast die Stammfortführung wird. Dann dies umzusetzen, also Stamm an der entsprechenden Stelle schneiden, ggf. die Schnittstelle etwas nachzuschnitzen, mit Wundversorgung behandeln und auf schonende Weise deine Stammfortführung nach oben bringen. Mit Draht, oder einer Stange, die Du in den Topf steckst und am Stamm festmachst und dann den Astan der Stange entlang befestigst.
Und dann ist schon gut. Dann nur noch Pflege.
Wobei es meiner Meinung nach auch nicht verkehrt ist, jetzt erstmal zu pflegen, nichts weiter zu tun und dann im Winter noch einmal genau nach einem Gestaltungsweg zu suchen. Dann sind die Rotbuchen mMn am besten zu gestalten und nehmen große Eingriffe nicht krumm. Gut Du "verlierst" ein Jahr, aber wenn es um Geschwindigkeit geht, ist Bonsai vielleicht nicht das beste Hobby :D
LG
h