Japanische Lärche - noch zu retten?

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andif
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Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von andif »

Hallo zusammen,
ich bin gestern Abend unverhofft Besitzerin einer Japanischen Lärche (Larix kaempferi) geworden - allerdings ist diese in keinem guten Zustand und ich wollte euch fragen, ob ihr eine Rettung noch für möglich haltet? Ich mag es gerne noch versuchen, der Vorbesitzer hatte den Baum schon aufgegeben, er hatte zu wenig Zeit für eine regelmäßige Pflege.

- Herkunft: Bonsaizentrum Armbruster in Mössingen
- Baumhöhe: 70 cm, Breite max. 32 cm
- Alter: keine Ahnung, Baum stand bei Vorbesiter 3 Jahre auf Südbalkon
- Umgetopft + Substratwechsel: noch nie
- Wurzeln beschnitten: noch nie, nur grüne Triebe abgeknipst
- gedüngt: 1x im Frühjahr

Vor allem im unteren Bereich hat der Baum viele braune Nadeln, sind auch schon viele abgefallen, Vorbesitzer meint, er habe nicht regelmäßig gegossen.


Was kann ich jetzt am besten für das Bäumchen tun?
Habe abends bei Ankunft mit Wassersprüher gesprüht, on der Hoffnung, dass es vllt. den Nadeln gut tut.
Als Standplatz hätte ich hellen, schattigen Nordbalkon anzubieten, oder Sudbalkon, der hat jedoch die pralle Sonne, selbst jetzt im September ist es dort sehr sehr heiß, obwohl es beim Spazierengehen draußen angenehm kühl ist. Auch ein Wechsel, je nach Jahreszeit, wäre möglich.

Darf ich den Baum jetzt (19.09.) noch einmal düngen (habe Wuxal Flüssigdünger), oder ist das jahreszeitlich schon zu spät? Er sollte ja erst im Oktober/November seine Nadeln verlieren und in Winterruhe gehen..
Danke für eure Hilfe, ich hoffe, ich bringe den schönen Baum durch...
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Jelapanische Lärche, unten mit Trocken-Schaden
Jelapanische Lärche, unten mit Trocken-Schaden
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Detail mit braunen Nadeln
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achim73
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von achim73 »

Hallo und erstmal willkommen :)

Also, da gibts auf jeden fall noch hoffnung. lärchen mögen keine zu warmen wurzeln, daher wäre für den rest der tage über 20 grad der nordbalkon gut, dann kannst du ihn ohne probleme auf den südbalkon stellen.

den rest des jahres nur die erde mäßig (!) feucht halten, dafür öfter übersprühen.
nicht düngen, nichts schneiden.

überwintern einfach an einem sonnen- und windgeschützten platz, ist total frosthart. aufpassen, dass im winter die erde nicht zu nass ist.

wenn im februar oder anfang märz die knospen anfangen, grün zu werden, hat er es geschafft.
bitte dann nochmal zeigen, evtl. sollte man dann umtopfen.
Gruss, Achim
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andif
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von andif »

Hallo Achim,
danke für deine schnelle Antwort - freue mich sehr, dass es noch klappen könnte mit dem Bäumchen!! :-D

Kann man von dem Foto her einschätzen, wie alt der Baum ungefähr ist? Würde mich voll interessieren, ob er bald Zapfen bekommen kann, oder ich da noch 5-10 Jahre drauf warten muss :)

Dann kümmere ich mich mal um regelmäßiges Feuchthalten.
Wie schaff ich es mit dem Gießen im Winter, wenn es mal tagelang Minustemperaruren hat? Hätte Sorge, dass das Gießwasser mit den Wurzeln gefriert.

Und eine Frage hab ich noch vergessen: Wenn ich den Bonsai hochhebe, reichen Wurzeln unten aus dem Topf raus. Einfach so lassen bis zum Frühjahr und den Baum nicht stören, oder abschneiden? (In der Schale drunter ist grobes Granulat drin, dass der Baum keine dauer-nassen Füße bekommt.)

Dankeeee und viele Grüße!!
Ich hoffe, ich kann dann im Frühjahr ein Foto mit frischen Trieben posten...
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achim73
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von achim73 »

Wie schaff ich es mit dem Gießen im Winter, wenn es mal tagelang Minustemperaruren hat? Hätte Sorge, dass das Gießwasser mit den Wurzeln gefriert.
ja, wird es, ist aber kein problem. die lärche ist ein hochgebirgsbaum und darauf programmiert.
einziges problem ist, wenn er in der sonne steht, verdunstet oberirdisch wasser (auch ohne nadeln) und von unten kann nichts hochtransportiert werden. deshalb sonnen- und windgeschützt.

wenn der ballen gefroren ist, wird NICHT gegossen.

die wurzeln nicht schneiden. der richtige zeitpunkt für einen wurzelschnitt ist, wenn die knospen aussehen wie kleine grüne kügelchen. sind sie erst offen und die nadeln schieben raus, ist es zu spät.

das mit dem alter ist immer unheimlich schwer zu sagen. je rissiger die borke auch an den ästen ist, desto älter. von dem, was man auf dem bild erkennen kann, würde ich vorsichtig so 10 - 15 jahre schätzen.
Gruss, Achim
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andif
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von andif »

Die Ratschläge sind super, vielen lieben Dank!

Soll ich das Besprühen der Nadeln zusätzlich zum Gießen beibehalten, oder bringt das nicht so viel?
Bisher halte ich den Wurzelballen feucht, indem ich alle 2, 3 Tage gieße. Gesprüht habe ich bisher jeden Tag.

Wenn ich mir die Borke so anschaue, dann sieht sie eher nicht "uralt" aus (habe mal Fotos gemacht)... also wird es wohl dich noch ein Weilchen dauern, bis ich erste Zapfen bewundern darf.
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Borke unten am Stamm, Detail
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Borke oberer Bereich, Detail
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achim73
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von achim73 »

schaden kann das übersprühen nicht, allerdings sinkien die temperaturen jetzt, was auch schon hilft.

ja, nach den detailaufnahmen würde ich auch meine schätzung des alters nach unten korrigieren, unter 10 jahre.
ist aber egal, bei bonsai ist der weg das ziel ;)
Gruss, Achim
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Sanne
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von Sanne »

Hallo Andi,

als ich meine japanische Lärche vor 3 Jahren bei Enger gekauft hatte, war sie ca. 10 Jahre alt und hatte einige hübsche Zapfen gehabt.

Mir wurde das mal so von Gary erklärt:
„Lärchen sind einhäusig getrennt-geschlechtlich. Dies bedeutet, dass die Lärche zwar zugleich beide Blüten, sowohl männliche wie auch weibliche Blüten, auf einer Pflanze trägt, aber dass die Geschlechter auf zwei Organe verteilt sind, die weiblichen Blüten und die männlichen Pollenspender.
Für die Bestäubung bedarf es allerdings als Fremdbestäuber dann einer zweiten Pflanze.“


Bei längerer Frostperiode ist es sehr hilfreich, Schnee auf die Substratfläche zu häufen.

Grüße, Sanne
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
andif
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von andif »

Achim, du hast völlig recht, der Weg ist das Ziel!! 😊

Jetzt weiß ich auf jeden Fall durch Sanne, dass mein Bäumchen die 10-jahres Marke geknackt hat, wenn dann die ersten Zapfen kommen. Werde dann wohl beim Bestäuben nachhelfen, weil wir in der direkten Nachbarschaft glaub keine Lärche stehen haben. Und bis dahin wird es noch gut gepflegt....

Bin schon sooo gespannt aufs Frühjahr und hoffe auf gutes Austreiben, einem optimalen Schnitt und erfolgreiches Umtopfen. Aber jetzt erst mal Step für Step durch den Herbst und Winter (MIT Schnee auf dem Substat 👍🏽)
Danke, ihr beiden
LG Andi
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abardo
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von abardo »

Ich würde mich zuerst fragen, was die Risse im Stamm verursacht haben könnte, siehe vorletztes Foto.
Grüße, Frank
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andif
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von andif »

Hi Frank,
da hab ich leider überhaupt keine Ahnung, sind die schlimm? Die beiden Risse im Stamm sind jedenfalls die einzigen, deshalb hab ich das Foto mal so gemacht, dass man sie sieht. Vielleicht waren die auch schon am Baum seit vor dem Kauf(?) Der Vorbesitzer hat mit dem Baum jedenfalls nicht viel gemacht.
Ich hatte das Bäumchen spontan überlassen bekommen, nachdem es 3 Jahre lang bei jemandem auf dem Balkon stand, siehe mein erstes Posting.
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abardo
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von abardo »

Schlimm ? Ja. Ich sehe nicht nur zwei Risse, sondern schon 4. Wahrscheinlich geht der ganze Bereich von ganz unten bis weit nach oben.

Solche Risse sind ein Zeichen dafür, daß im Stamm etwas vorgeht, was man lieber nicht dort haben will. Üblicherweise sind das Pilze oder Bakterien, die die Saftbahnen darunter verstopft haben. Der Baum wächst überall am Stamm, nur eben nicht mehr am toten Kambium unter den Rissen, somit reißt es dort.

Mir ist mal eine kleine Lärche so verreckt, erst diese Risse, dann wurde das Laub braun, dann floss Harz aus den Rissen, dann war der Baum tot. Die ersten beiden "Signale" zeigt dein Baum schon.

Ärgerlich ist halt, daß man ohne eine Laboranalyse nicht rausbekommt, was da wirklich los ist. Einfach ein paar Pilzmittel draufzuhauen bringt nichts, wird immer das Falsche sein. Die Borke an den Rissen zu öffnen, um drunter zu gucken, bringt auch nichts, macht nur die Wunde grösser, sollte man lassen. Den ganzen Bereich tief auszuarbeiten ? Ich weiß nicht, damit trägt man den Pilz wahrscheinlich eher noch in Nachbarbereiche.

Den Baum jetzt irgendwie zu stärken oder zu schonen, ist eher für das eigene Nervenkostüm gut, aber nur selten gezielt hilfreich.

Entweder bekommt der Baum das abgeschottet, dann wird es ein natürlicher Shari ... oder eben nicht.

Bei Lärchen hängen die Wurzeln über die Saftbahnen direkt mit den Ästen zusammen. Laubbäume können da im Stamm umbauen, Nadelbäume nicht. Ist bei Nadelbäumen ein Bereich "dicht", stirbt genau der durch den Bereich versorgte Ast. Da aber alle Laubbereiche bei deiner Lärche schon braun werden (wann hat das angefangen ?) vermute ich, dass der Pilz oder das Bakterium schon in allen Bereichen im Stamm ist ... sorry. Zu deinem Betreff ... wohl eher nicht.
Grüße, Frank
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von Sanne »

Hallo Frank,

meinst Du nicht, dass nur wegen der Borkenbildung die Rinde jetzt langsam beginnt, aufzureissen?

Grüße, Sanne
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von abardo »

Nein, Sanne. Das kenne ich so nicht von Lärchen. Bei der Borkenbildung von Lärchen bilden sich Schuppen in mehreren Schichten mit tiefen Furchen. Da können sich auch mal ein paar obere Schuppen lösen, drunter sind dann weitere, insgesamt macht das dem Baum dann nichts.

Hier ist die Rinde bis runter zum Kambium gerissen.
Grüße, Frank
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von Sanne »

Heike hatte es mal gezeigt und beschrieben bei ihrer Lärche (siehe Seite 2 + 3):
viewtopic.php?f=4&t=16229&p=315324&hilit
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
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Re: Japanische Lärche - noch zu retten?

Beitrag von abardo »

Bei Heikes Lärche ist es überall passiert, die Schuppen waren auch schon vorher erkennbar und Heikes Baum hatte keinen Laubverlust.

Aber gerne ... die Hoffnung stirbt zuletzt.
Grüße, Frank
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