Ligustrum sinensis - chinesischer Liguster - Baumportrait

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MarkusBCS
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Ligustrum sinensis - chinesischer Liguster - Baumportrait

Beitrag von MarkusBCS »

Ligustrum sinensis – Chinesischer Liguster

Kurzbeschreibung:

Herkunft: Ostchina
Blatt: oval, ganzrandig, hell bis dunkelgrün, zart / Sorte „variegatum“ weiß umrandet
Blüte: bei Bonsai selten
Früchte: bei Bonsai nicht bekannt
Rinde: glatt, grau
Standort: möglichst hell, im Sommer im Freien
Winterpflege: Kalthauspflanze, nicht winterhart, heller Standort bei 10-12 Grad
Eignung als Bonsai: sehr gut
Besonderheiten: anfängergeignet, sehr durstig, gewinnt schnell an Blattmasse und Verzweigung

Bilder in der Galerie gibt es hier

Chinesischer Liguster
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Rinde / Blatt / Neuaustrieb
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rinde-blatt-neuaustrieb.jpg (45.7 KiB) 1936 mal betrachtet
Allgemeines:

Liguster (Ligustrum) sind eine Strauchgattung aus der Familie der Ölbaumgewächse. In unseren Breitengraden schätzt man den einheimischen Liguster als Heckenpflanze. Aufgrund seiner kleinen Blätter und der dichten Verzweigung findet man ihn oft an Garten- und Grundstücksgrenzen.

Der chinesische Liguster ist im Gegensatz zu unserem einheimischen Liguster nicht winterhart, da es in seiner Heimat zwar einen Jahreszeitenwechsel gibt, die Temperaturen aber auch im Winter nie Frostgrade erreichen. Seine mittlerweile große Bekannt- und Beliebtheit in der hiesigen Bonsaiwelt sind ein Ergebnis der alljährigen Bonsaischwemme vieler Baumärkte und Discounter.

Aber anders als Carmona, Serissa und Co. ist der chin. Liguster auch für Anfänger gut geeignet. Er kann, wenn es unbedingt sein muss, ganzjährig im Zimmer gehalten werden, verzeiht leichte Pflegefehler (außer Trockenheit) und ist sehr wuchsfreudig. Seine Schnittverträglichkeit, die reiche Belaubung und die schnelle Verzweigung bescheren auch ungeduldigen Anfängern schnell vorzeigbare Ergebnisse.

Pflege:

Zum besseren Verständnis werde ich den Weg an dieser Stelle von dem typischen Zeitpunkt aus aufzeichnen, an dem viele Anfänger ihre Bonsaikarriere beginnen.

Meistens gibt es eine große Auswahl an chin. Ligustern im Baumarkt oder bei Discountern im Spätherbst bzw. im Winter. Das ist normalerweise ein denkbar schlechter Zeitpunkt um einen Bonsai zu kaufen, aber gerade in der Vorweihnachtszeit kann man sich dieses Schicksal manchmal nicht aussuchen. Ich habe selbst genügend Bäume während dieser Zeit geschenkt bekommen.

Als erstes gilt es das Substrat und die Schale zu überprüfen. VORSICHT! Es ist leider momentan gängige Praxis diese Bäume in einer Schale ohne Löcher zu verkaufen. In dem Fall ist es angebracht gleich eine/n Plastikschale/Plastiktopf dazuzukaufen. Diese sollte mindestens genauso groß bzw. etwas größer als die Bonsaischale sein. Das gleiche gilt wenn der Baum in einer grauen, festen Lehmerde steht, die so gut wie kein Wasser aufnehmen kann. In beiden Fällen sollte der Baum jetzt umgesetzt werden, nicht umgetopft!!! Also mitsamt Ballen in die Plastikschale umsetzten, mit besserem Substrat auffüllen aber auf keinen Fall die Wurzeln beschneiden!

Sollte die eben erwähnte Lehmerde allerdings besonders fest und trocken sein (das Wasser läuft beim Gießen nur über die Oberfläche ohne einzudringen), kommt man manchmal nicht umhin die gesamte Erde vorsichtig auszutauschen. Aber bitte nicht versuchen sie mit einer Wurzelkralle o.ä. herauszukämmen. Da die Erde die Wurzeln regelrecht einbetoniert hat, würde man unweigerlich Wurzelwerk herausreißen. Besser ist, die Erde vorsichtig unter fließendem Wasser herauszuwaschen.

Nun zum Standort:

Winter:

Der ideale Standort von Ende September bis Anfang Mai ist ein Wintergarten bzw. ein helles ungeheiztes Zimmer oder Treppenhaus. Die Temperatur sollte zwischen 10 und 12 Grad betragen. Bei diesen Temperaturen stellt der Baum sein Wachstum komplett ein und erhält die Wachstumspause die er benötigt um neue Kräfte zu sammeln.

Sollte ein solcher Standort nicht zur Verfügung stehen, kann man den Liguster auch warm überwintern. Hier ist allerdings noch mehr auf ausreichend Licht zu achten. Die wenigen Sonnenstunden in dieser Jaheszeit reichen auch an einem Südfenster nicht aus. Um optimale Bedingungen zu schaffen empfiehlt sich der Einsatz von Pflanzenlampen und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Auf jeden Fall ist ein Standort über einer Heizung zu vermeiden, da der Liguster durch die Wärme sofort beginnt „auszugeilen“. Durch das mangelnde Licht werden die Blattabstände (Internodien) sehr groß. Solche Geiltriebe sind für eine weitere Gestaltung nicht zu gebrauchen. Außerdem verpulvert die Pflanze damit unnötig Kraft, die ihr während der ursprünglichen Wachstumsphase fehlen wird.

links: der Baum bekam nur von einer Seite Licht / rechts: die typischen Geiltriebe
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baumarktliguster.jpg (57.25 KiB) 1936 mal betrachtet

Sommer:

Wenn möglich sollte der chin. Liguster ab Mai im Freien stehen. Wenn die Frühlingssonne schon relativ kräftig scheint, sollte man ihn über die Mittagsstunden schattieren, damit sich die Blätter langsam an die Sonne gewöhnen können. Während des Sommers kann man dies fortsetzen, ich habe aber keine schlechten Erfahrungen gemacht, auch wenn meine Liguster den ganzen Tag in der prallen Sonne standen. Es ist lediglich darauf zu achten, dass der Boden niemals austrocknet.


Umtopfen/Substrat:

Umtopfen sollte man am Besten im Frühjahr, einige Wochen bevor der Baum ins Freie kommt. Wenn die Wurzeln die Schale ausfüllen sollten sie um etwa ein Drittel beschnitten werden.

Als Substrat verwende ich eine Mischung aus Akadama, Lavasplit und Torf, wobei der Torfanteil ruhig etwas höher liegen kann. So speichert die Erde mehr Wasser und man muss nicht so häufig gießen. (Was relativ ist und im Sommer bedeuten kann: nicht alle zwei Stunden) Der Liguster gedeiht aber selbst in fertiger Bonsai-Erde aus dem Baumarkt (zB. CompoSana). Trotzdem sollte man etwas Akadama oder Blähton hinzufügen.


Gießen:

Wie bereits erwähnt, gehört der chin. Liguster zu den durstigen Pflanzen. Besonders im Sommer muss er täglich gegossen werden. Bei einem Standort im Freien und praller Sonne kann sogar mehrmaliges Gießen am Tag notwendig sein. Staunässe ist trotzdem zu vermeiden. Ich bevorzuge im Sommer die Tauchmethode. Den Baum bis zur Schalenkante in ein Wasserbad stellen, bis sich die Erde komplett vollgesaugt hat. Das reicht dann auf jeden Fall bis zum nächsten Tag, an bewölkten Tagen auch für 2 Tage.

Im Winter ist der Liguster bei kühlem Standort etwas genügsamer. Ich gieße erst wenn sich die Erdoberfläche trocken anfühlt. Deshalb können zwischen den Gießvorgängen schon mal 4 bis 5 Tage vergehen.

Bei warmer Überwinterung ist natürlich genauso sorgfältig auf die Bodenfeuchtigkeit zu achten wie im Sommer. Einen guten Indikator für den Gießzeitpunkt hat der Liguster aber von Natur aus „eingebaut“. Sobald die Blätter anfangen sich an den Rändern leicht zu kräuseln, wird es höchste Zeit zum Gießen. Aber Vorsicht, diese Methode ist keinesfalls eine Garantie. Es gehört schon ein wenig Erfahrung und Kenntnis über den Baum dazu.


Düngen:

Hierzu gibt es verschiedene Meinungen. Ich dünge meine Liguster im Frühjahr, frühestens 4 Wochen nach dem Umtopfen, bevor sie ins Freie kommen mit Flüssigdünger. Danach lege ich alle 3-4 Wochen Kugeldünger (Bio Gold) auf. Im Winter dünge ich nicht.

Bei warmer Überwinterung wird jedoch empfohlen alle 4 Wochen Flüssigdünger zu verabreichen. Sollte der Baum ganzjährig im Zimmer stehen, kann man ausschließlich Flüssigdünger verwenden (14-tägig). Im Freiland ist fester Dünger besser geeignet, da dieser die Wirkstoffe langsamer abgibt und nicht so schnell vom Regen ausgespült wird.


Pflanzenbeschaffung:

Jedes Jahr findet sich eine wahre Flut von chinesischen Liguster-(Bonsai) in diversen Baumärkten und (leider) auch bei Discountern. Glücklicherweise hält aber auch der Fachhandel zunehmend gutes und wirklich Bonsai-geeignetes Material bereit.

Eine Vermehrung durch nicht verholzte Stecklinge ist ebenfalls möglich.

Gestaltung:

Schneiden

Der Liguster ist sehr schnittverträglich und kann auch mal sehr drastisch zurück geschnitten werden. Die beste Zeit für größere Eingriffe ist das Frühjahr. In der folgenden Vegetations- periode wird er wieder willig austreiben. Während dieser Zeit lässt es sich aufgrund des starken Wachstums auch nicht vermeiden, regelmäßig zurückzuschneiden. Am besten lässt man die neuen Triebe auf sechs bis acht Blattpaare wachsen und schneidet dann auf ein bis zwei Blattpaare zurück. Je feiner die Verzweigung wird, umso eher kann man zurückschneiden.

Der chin. Liguster treibt auch sehr willig aus altem Holz, deshalb sollte man Schösslinge die sich of t am Stamm oder Wurzelansatz bilden, frühzeitig komplett entfernen.

Nach einem kräftigen Rückschnitt...
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...nur einen Sommer später.
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Drahten

Drahten lässt sich der Liguster praktisch zu jeder Zeit, auch dickere Äste sind ganzjährig elastisch. Man sollte aber aufgrund des starken Wachstums den Draht regelmäßig überprüfen, damit er nicht einwächst.

Es kann aber auch komplett auf Drahten verzichtet und nur durch Schnitt gestaltet werden. Die meisten Baumarkt-Liguster sind leider bereits in der typischen S-Form gestaltet, aus der sich aber durch gezielten Rückschnitt auch ein schöner Bonsai machen lässt.

Glücklicherweise werden neuerdings auch Liguster mit geraden Stämmen angeboten, aus denen sich hervorragende Besenformen gestalten lassen.


Beispiel für geraden Stamm (Danke ELO48)
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Krankheiten:

Bei meinen eigenen Ligustern hatte ich bisher zum Glück noch keine Probleme mit Krankheiten oder Ungeziefer. Ich denke das der Sommer im Freien dazu viel beigetragen hat.

Es wird allerdings berichtet das Liguster hin und wieder von

- Mehltau
- Wirtelpilzen
- Grauschimmelfäule

befallen werden können.
Gerade Pflanzen die ganzjährig im Zimmer gehalten werden, sind besonders anfällig für Schädlingsattacken. Ein Grund dafür sind die zarten Blätter, die viel dünner sind als im Freien gewachsene. Hier kann ein Ventilator Abhilfe schaffen der täglich für eine Stunde den Wind simuliert. Dadurch werden neu entwickelte Blätter derber und damit für saugende und beißende Insekten schwerer angreifbar.
"Zeit spielt keine Rolle. Das Einzige was zählt ist das Leben." (Pater Vito Cornelius)
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