Pinus Nigra - Baumportrait

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Arkadius
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Pinus Nigra - Baumportrait

Beitrag von Arkadius »

Pinus Nigra – europ. Schwarzkiefer

von SteSt & Arkadius


Kurzbeschreibung :

Herkunft ..............: Mittelgebirge in Österreich, südliches Europa
Blatt....................: 6 - 12 cm lange Nadeln, je 2 zusammenstehend, dunkelgrün, hart
Blüte...................: männlich, gelb, 2 - 3 mm lang und weiblich, rot, 1 - 4 cm lang
Früchte................: hellbraune Zapfen mit kegeliger Form 4 - 7 cm hoch, 4 - 6 cm breit
Rinde..................: grauschwarze, im alter tiefgefurchte, alt wirkende, aufreißende Borke
Standortansprüche...: vollsonnig
Winterpflege..........: absolut frosthart
Eignung als Bonsai...: gut geeignet, schnittverträglich, Länge der Nadeln lässt sich durch zurückhaltendes Gießen von Mai bis Juni reduzieren, dichte Astpolster lassen sich schnell aufbauen

Pflegekalender (Excel-Datei) zum Download

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Erstklassiges Exemplar einer Schwarzkiefer, Besitzer und Foto SteSt

Allgemeines:

Die Schwarzkiefer ist eine zweinadelige Konifere der Gattung der Kiefern (Pinus) und gehört zu der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Ihr natürliches Vorkommen ist das Mittelgebirge in Österreich, der südliche Alpenrand entlang des Mittelmeeres, sowie Kleinasien und das westliche Nordafrika. Sie erreicht eine Höhe von 20 bis 40 Meter, einen Stammumfang von bis zu 1,85 Meter und kann bis zu 800 Jahre alt werden. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gelten die Schwarzkiefern als wenig krankheitsanfällig und unempfindlich, weshalb sie auf der ganzen Welt als Forst- und Parkbaum angepflanzt werden. Die europäische Schwarzkiefer wird in fünf Unterarten eingeteilt:
  • - Korsische Schwarzkiefer (Pinus nigra subsp. laricio MAIRE) kommt in Kalabrien sowie auf Korsika und Sizilien vor
    - Pinus nigra subsp. mauretanica (MAIRE & PEYERIMH.) HEYWOOD kommt in Algerien und Marokko vor
    - Österreichische Schwarzkiefer (Pinus nigra subsp. nigra) kommt in Österreich und auf der Balkan-Halbinsel vor
    - Krim-Kiefer oder Taurische Kiefer (Pinus nigra subsp. pallasiana (LAMB.) HOLMBOE) kommt in Teilen der Balkan-Halbinsel sowie auf der Krim-Halbinsel, in der Türkei und auf Zypern vor
    - Pyrenäen-Kiefer (Pinus nigra subsp. salzmannii (DUNAL) FRANCO) kommt in Frankreich und Spanien vor
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Schwarzkiefer in ihrem natürlichen Lebensraum, Foto SteSt

Das Holz wird zur Herstellung von Masten, Pfählen, Sperrholz, für gröbere Tischlerarbeiten, für Verpackungsmaterial sowie als Rohstoff für die Zellstoff- und Papierindustrie verwendet. Bretter die aus diesem Holz gewonnen werden, knarren nicht und eignen sich deshalb besonders für Bühnenböden. Dickere Stämme finden auch als Bauholz Verwendung. Früher wurde das Holz zum Bau von Schiffen verwendet. Bereits die Römer haben aus dem Harz der Schwarzkiefer Pech gewonnen, noch heute wird dieses zur Weiterverarbeitung verwendet.
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Pecher bei der Arbeit in Niederösterreich, Foto Wikipedia

Als Bonsai:

Pinus nigra ist eine zweinadelige Kiefer von schöner dunkelgrüner Farbe, allerdings mit sehr langen und harten Nadeln von 6 - 12 cm. Die Nadeln werden bei Schalenhaltung etwas kürzer, wenn auch nicht in dem Maße wie es z.B. bei der Pinus Sylvestris der Fall ist. Nach einigen Jahren richtiger Pflege erhält man eine Nadellänge von etwa 3 cm, was dann nur noch bei kleinen Bonsai (Shohin) etwas störend wirkt. Das Aussehen der Schwarzkiefer ist im Vergleich zu anderen Kiefern eher grob bzw. maskulin. Als Bonsai ist sie sehr beliebt, da sie recht anspruchslos und beim einhalten des Pflegeplans pflegeleicht ist. Alle Grundstilformen sind bei der Schwarzkiefer möglich, oft findet man sie im Chokkan- (streng aufrecht) oder Moyogi- (frei aufrecht) Stil vor.

Pflanzenbeschaffung:

Junge Schwarzkiefern aus denen man schöne Bonsai ziehen kann, findet man heute in jeder größeren Baumschule (vgl. Wolfgang Kohlhepp). In der Natur sind Yamadori nur noch selten zu finden, sie werden vielleicht in einigen Jahren komplett verschwunden sein. Sollten man mit viel Glück doch einmal eine Schwarzkiefer in der Natur finden, darf diese nur mit entsprechender Genehmigung gesammelt werden. Das Sammeln ohne Genehmigung ist strafbar, davon durften sich einige Sammler aus dem Osten Europas bereits selbst in Österreich überzeugen. Wenn man die Chance erhält einen schönen Yamadori zu erstehen, sollte man die Gelegenheit nutzen. So schnell kommt sicherlich keine zweite Gelegenheit. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit Kiefern aus Samen zu ziehen, dieses ist jedoch sehr langwierig.

TIPP: Das Aussähen kann man sich ersparen wenn man eine Forstgärtnerei kennt, dort sind zweijährige Sämlinge bereits für eine paar Cent erhältlich.
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Yamadori am natürlichen Standort, Foto SteSt

Standort:

An ihren Standort stellt die Schwarzkiefer keine besonderen Ansprüche, lediglich vollsonnig sollte es im Sommer sein. Wenn sich die Nadeln im Frühling strecken, sollte sie trockener stehen, da die Nadeln bei zu viel Nässe sehr lang werden. Die Arbeit eines ganzen Jahres kann durch zu viel Nässe zerstört werden. Im Winter verträgt sie bis zu 30 Grad Minus, sie sollte dann aber windgeschützt und dunkel stehen. Die Schwarzkiefer übersteht auch kurze Trockenperiode sehr gut.

Umtopfen / Substrat:

Beim Umtopfen alter Schwarzkiefern sollten einige Dinge besonders beachtet werden, da sie zickig reagieren können!

Eine Schwarzkiefer sollte nur umgetopft werden, wenn es unbedingt notwendig ist. Sie wird nicht gerne im Wurzelballen gestört. Notwendig wird es wenn das Substrat schlecht abtrocknet, kein Wasser mehr aufnimmt oder komplett durchwurzelt ist. Beim Wurzelschnitt müssen alle toten Wurzeln entfernt werden, zu erkennen sind diese an der braunen Farbe, sowie der matschigen Konsistenz. Gesunde Wurzeln werden nur entfernt wenn es für die Gesundheit des Baumes notwendig ist. Es sollte drauf geachtet werden möglichst viel des in Symbiose lebenden Pilzes (Mykorrhiza) zu erhalten. Der Baum muss nach dem Umtopfen in der Schale befestigt werden, da schon kleinste Erschütterungen die neuen Haarwurzeln zerstören können. Neubildung der Haarwurzeln kostet den Baum viel Energie und schwächt ihn unnötig. Bewährt hat sich ca. 1 Monat vor und 1 Monat nach dem Umtopfen eine wöchentliche Blattdüngung, um dem Baum die nötige Energie für diese Prozedur zu geben.

Als Substrat eignet sich grobes Bims, Akadama, Granitkies oder evtl. Lava und etwas Holzkohle auf 3 mm gesiebt. Wenn nicht täglich gedüngt wird, sollte noch etwas gesiebter Torf beigemischt werden, um die Nährstoffe des aufgelegte Dünger speichert zu können.

TIPP: Auf die Substratoberfläche kann fein geschnittenes Sphagnummoos gestreut werden. Es regt die Wurzelbildung an und schützt beim gießen die Oberfläche vor Wegschwemmen.

Gießen / Düngen:

Die Schwarzkiefer holt sich durch ihre lange Nadeln viel Feuchtigkeit aus der Luft, deswegen sollte man beim Gießen vorsichtig sein. Ab und zu sollte der Baum nur mit Wasser übersprühen werden. Besonders im Frühling, wenn sich die Nadeln zu strecken beginnen, sollte darauf geachtet werden, dass der Baum nicht zu nass gehalten wird.

Als Dünger eignet sich bei mineralischem Substrat am besten mineralischer Dünger, der in geringer Konzentration im Wasser gelöst wird. Der Dünger wird täglich dem Gießwasser beigemischt und steigert hierdurch enorm die Vitalität des Baumes. Die Düngermenge lässt sich anhand der Karbon-Härte des Wassers errechnen oder ganz einfach durch die Tabelle des BFF-Mitglieds Spunk berechnen. Die Resthärte sollte bei 4 - 5 °KH liegen, zu beachten sind dabei der EC-Wert, der zwischen 0,3 - 1,0 uS und Ph-Wert, der bei 5,5 - 6,5 Ph im Substrat liegen sollte (siehe Grundlagenartikel – Mineralische Düngung). Zusätzlich kann Blattdüngen angewandt werden, der die Knospenbildung steigert.

Statt des täglichen Düngens kann auch organischer Dünger wie BioGold aufgelegt werden. Bei einer 40 cm großen Schale sollten ca. 30 Stück auf der Substratoberfläche verteilt und alle 3 Wochen erneuert werden. Der Nachteil des organischen Düngers besteht in der Temperaturabhängigkeit, da dieser erst ab ca. 15 Grad Bodentemperatur seine Wirkung entfaltet.

Während der Zeit des Nadelwachstums sollte auf die Düngung komplett verzichten werden, da sonst die neuen Nadeln sehr lang werden.

Gestaltung:

Die Schwarzkiefer hat die hervorragende Eigenschaft, bei optimaler Pflege und richtigem Rückschnitt Unmengen neuer Knospen zu bilden. Selbst im alten Holz bilden sich leicht neue Knospen. Durch diese Eigenschaft lässt sich innerhalb weniger Wachstumszyklen aus einem Yamadori, ein fein verzweigter und qualitativ hochwertiger Bonsai gestalten. Um jedoch aus einer Rohpflanze einen Bonsai gestalten zu können, sollte diese richtig vorbereitet sein. Sie sollte mindestens drei Jahre im Topf stehen und gut angewachsen sein. Alten Nadeln können schon relativ früh zurück geschnitten werden, wodurch früher genügend Licht ins Bauminnere kommt und dadurch die Knospenbildung angeregt wird. Mit der eigentlichen Gestaltung kann Anfang September begonnen werden, der späteste Zeitpunkt sollte jedoch Ende April nicht überschreiten. Kiefern die im Herbst gestaltet wurden müssen geschützt im Kalthaus überwintert werden. Während der Vegetationsperiode sind Gestaltungsmaßnahmen nicht zu empfehlen, da die neuen Knospen, Kerzen, Triebe oder Nadeln verletzt werden könnten. Vor der Gestaltung einer alten Schwarzkiefern müssen dicke Äste vor dem Biegen gegen brechen geschützt werden. Hierzu eigenen sich Methoden wie die klassische Methode mit feuchtem Raffiabast oder mit selbstverschweißendem Gummiband, eine weitere Möglichkeit ist es einen alten Fahrradschlauch in 1,5 cm breite Streifen zu schneiden und diesen unter ständigem Zug um die zu biegenden Äste zu wickeln. Wichtig ist es bei jeder Methode die Äste über einige Stunden vorher ordentlich zu befeuchten um sie biegsam zu machen. Bewährt hat sich zwei Methoden miteinander zu kombiniere, d.h. es wird erst feuchtes Raffiabast angelegt (wenn es mal schnell gehen muss geht auch eine feuchte Mullbinde) und darüber wird entweder Gummiband oder ein Fahrradschlauch gewickelt.
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Bandage und Draht, Foto SteSt

Das ganze lässt man ein paar Stunden stehen, damit das Wasser tief in das Holz eindringen kann und es elastisch macht. Bei sehr dicken Ästen (7 - 10cm Durchmesser) wird vorher mit einer Fräse das Kernholz entfernt, die Äste sind sonst zu schwer zum Biegen und würden wahrscheinlich brechen.
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Krenholz ausfräsen, Foto SteSt

Gut vorbereitete und geschützte Äste können fast in jede Position gebogen werden ohne das sie Schaden nehmen. Es ist aber auch nicht schlimm wenn mal ein Ast anbricht, gespalten wird oder einreist. Solange er gut geschützt ist übersteht er es problemlos. Leider schließt keine dieser Methoden aus, dass die Borke komplett unbeschadet bleibt.
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Schwarzkiefer vor dem Biegen, Foto SteSt
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Schwarzkiefer nach dem Biegen, Foto SteSt

Bei Schwarzkiefern wird von den meisten Gestaltern Kupferdraht bevorzugt, da die Schwarzkiefer sehr kräftige Triebe entwickelt, die mit der elastischen Feinverzweigung einer Sylvestris nicht zu vergleichen sind. Durch die Festigkeit des Kupferdrahtes wird nicht so dicker Draht benötigt, was am Baum harmonischer wirkt. Ein weiterer Vorteil ist, dass innerhalb weniger Wochen das Kupfer nach dunkelt und fast nicht mehr auffällt.

Unnötige Äste werden nicht komplett abgeschnitten. Es wird ein Stumpf stehen gelassen, der zu einem Jin bearbeitet werden kann. Wenn dieser im Nachhinein doch nicht mehr benötigt wird, kann er später komplett entfernt werden. Wundverschluss ist bei der Kiefer nicht nötig, da die Wunde verharzt und sich selbst verschließt.

Pflege:

Um sich an einer Schwarzkiefer lange Zeit erfreuen zu können, ist der Wuchskraftausgleich unumgänglich. Der Pflegeplan bei einer Schwarzkiefer wird auf einen Zweijahres-Zyklus gegliedert.

Zunähst muss der Baum in starke, mittlere und schwache Wachstumszonen eingeteilt werden. Im Herbst werden an den starken Trieben alle Nadeln bis auf 4 - 6 Nadelpaare entfernt, an mittelstarken Trieben werden 6 - 10 Nadelpaare belassen, an schwachen Trieben dürfen keine Nadeln entfernt werden.
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Schwarzkiefer vor dem Nadelschnitt, Foto SteSt
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Schwarzkiefer nach dem Nadelschnitt, Foto SteSt

Bei Schwarzkiefern werden im Gegensatz zu Waldkiefern, im ersten Jahr (ersten Phase) die Kerzen nicht ausgebrochen, sondern wachsen gelassen. Wenn Ende Juli die neuen Nadeln im 45° Winkel abstehen, werden im starken und mittleren Bereich alle neuen Triebe bis auf einen 1 cm Länge entfernt. Die Knospenbildung wird hierdurch am ganzen Baum angeregt. Die Kiefer "explodiert" förmlich vor lauter neuen Knospen. Es werden pro Trieb bis zu 10 neue Knospen erscheinen von denen die Notwendigsten belassen werden, man könnte sonst bald nicht mehr in den Baum hinein schauen. Im kräftigen Bereich entfernt man die kräftigeren Knospen, im schwächeren lässt man ein wenig mehr stehen und entfernt, wenn überhaupt notwendig, eher die Schwächern. Die neuen Knospen werden erst im darauf folgenden Jahr austreiben und werden anders als im ersten Jahr behandelt.

Wenn sich im zweiten Jahr (zweite Phase) die Kerzen strecken, werden sie bei einer Länge von 4 – 5 cm, auf 2,5 – 4 cm abgedreht, im schwachen Bereich sollte man sie wachsen lassen. Wenn sich die Nadel fertig entwickelt haben, kann sofort damit begonnen werden die alten Nadeln zu entfernen. Im Herbst werden die übrigen Nadeln auf die gewünscht Länge abgeschnitten, um die Nadellänge im darauf folgenden Jahr zu reduzieren. Der Baum kann weniger Photosynthese betreiben, wodurch die Nadel kürzer bleibt.

Im dritten Jahr fängt man wieder wie im ersten Jahr an (erste Phase), die Triebe werden bis Juli frei wachsen gelassen und bis auf einen kleinen Stumpen entfernt…

Krankheiten / Schädlinge:

Die Schwarzkiefer ist sehr robust und für Krankheiten nicht besonders anfällig. Da sie mit einem Pilz (Mykorrhiza) in Symbiose lebt, sollten eher selten Fungizide eingesetzt werden. Aufpassen sollte man auf Triebwickler und Knospenbohrer. Bei Befall sollten sie schnell abgesammelt werden, da die Raupen den Baum in wenigen Tagen komplett abfressen können.
グルッス

アルカディウス
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