Wie ich Bilder von meinen Bäumen mache
Verfasst: 10.04.2014, 16:05
Es kann die Situation kommen in der man versuchen möchte einen Baum schön zu fotografieren, etwa um ihn hier im Forum zu zeigen. Allein schon wenn man sich etwas Mühe gibt wird der Baum selbst auf dem Foto viel besser aussehen, vielleicht sogar besser rüberkommen als in der Realität.
Ich möchte hier jetzt nicht darüber reden wie man einen Bonsai richtig fotografiert, darüber gibt es schon genügend Threads.
Es geht darum richtig schöne Fotos zu machen um einen Bonsai angemessen zu präsentieren.
Ein Beispiel:
Der selbe Baum links mit einer (relativ guten) Handykamera vor einer Hauswand in der Hand aufgenommen, rechts mit der Methode die ich hier vorstellen möchte.
Den Unterschied sollte jeder erkennen, das liegt nicht nur daran, dass der Baum rechts ein Jahr älter ist und schon weiter im Austrieb. Das linke Bild genügt völlig um etwa hier im Forum die Gestaltung zu diskutieren, es wurde zumindest ein relativ neutraler Hintergrund gewählt, der Aufnahmewinkel stimmt und das Bild ist scharf.
Das rechte Bild aber könnte man sich in einem Rahmen ins Wohnzimmer hängen.
Wie macht man so etwas?
Zunächst vorneweg: Es geht nicht mit einer Kompaktkamera (also so einem "kleinen Kasten") und erst recht nicht mit einer Handykamera.
Es ist aber nicht so wie viele Leute glauben, dass man dafür Unmengen Studioequipment braucht, 5 Studioblitze und Softboxen, Fernsteuerung für die Blitzanlage, ein professionelles Hintergrundsystem, eine Kamera für 2000€ und ein Objektiv für 1200€ usw...
Dieses ganze Zeug habe ich selber auch.
Aber das alles aufzubauen dauert ewig und nur um einen Baum zu fotografieren macht man das dann doch nicht.
Wenn man einen Raum hat wo das alles permanent aufgebaut bleibt ist das natürlich einfacher und wenn man es eh schon hat kann man es auch hernehmen.
In der Realität ist es aber doch so: Man arbeitet an einem Baum oder bemerkt dass einer gerade sehr schön aussieht, weil er austreibt, blüht oder sonstwas.
Dann möchte man schnell und unkompliziert ein Bild machen.
Was man wirklich braucht ist:
Ein geeigneter Raum
Der muss nicht groß sein, er muss nicht leer sein. Wichtig ist dass man ihn schnell und unkompliziert mit den Bäumen erreicht. Eine Dachkammer wäre blöd. Ideal ist z.B. die Garage, der Gartenschuppen, der Raum in dem man eh an den Bonsai arbeitet bzw. das Zeug dafür aufbewahrt. Eventuell vorhandene Fenster sollte man mit Jalousien schnell und einfach verdunkeln können. Es muss nicht ganz dunkel sein, nur die Sonne sollte nicht hereinscheinen. Die Wände und die Decke sollten weiß sein oder zumindest hell gestrichen sein, damit sie das Blitzlicht reflektieren. Strom muss vorhanden sein.
In einem Raum hat man immer das gleiche Licht, im Freien ändert sich das je nach Tageszeit oder Bewölkung.
Eine digitale Spiegelreflexkamera
Viele haben die ohnehin schon. Bei den meisten liegt die das ganze Jahr ungenutzt rum. Ein Einstiegsmodell genügt völlig, nicht die Kamera macht das Bild sondern derjenige der dahinter steht.
Das Objektiv
Ideal ist eine Brennweite von 50mm, kleinere Brennweiten sind schlecht. Größere bis 100mm kann man nehmen, dann muss man aber deutlich weiter vom Baum weg.
Bei Canon z.B. ist bei den Kameras im Set ein kleines Objektiv mit 18-55mm dabei, das kann man wunderbar nehmen, einfach auf 55mm stellen.
Ein Stativ
Es geht zur Not auch ohne, angenehmer ist es aber mit und die Ergebnisse werden deutlich besser.
Auch das Stativ braucht nicht teuer sein. Eine Einsteigerkamera und so ein kleines Objektiv wiegt nicht viel.
Viele haben vielleicht noch irgendwo ein altes Stativ rumliegen.
Einen Blitz
Den in den Kameras eingebauten Blitz kann man vergessen. Wer eine Spiegelreflexkamera hat sollte sich eh einen Blitz zum Aufstecken zulegen. Auch der braucht nicht der teuerste sein, wichtig ist nur dass man die Leistung einstellen und den Blitzkopf zur Seite drehen kann. Einer alleine genügt.
Hintergrund
Es gibt spezielle Hintergründe für Fotostudios, mit Systemen zum Abrollen und so. Die braucht man nicht.
Der beste Fotohintergrund ist das Rollo von Ikea. Jetzt heißt das "Tupplur" und hat eine Rückholautomatik, früher hat es anders geheißen und hatte eine Plastikkordel zum aufrollen.
Achtung! Es gibt noch das Rollo "Enje". Dieses ist ungeeignet, es lässt Licht durch!
Ich habe auch bei Ebay ein ganz ähnliches Rollo für wenig Geld gesehen, wichtig ist nur dass es absolut kein Licht durchlässt.
80cm Breite genügen für mittelgroße Bäume, für größere gibt es das in breiter. Am besten vorher ausprobieren und lieber zu breit kaufen.
Als Farbe sollte man schwarz und hellgrau haben, evtl. noch weiß. Weiß wirkt auf dem Foto leicht "ausgefressen", deshalb ist hellgrau besser als heller Hintergrund geeignet.
Ein Tipp: schraubt mit zwei Dübeln eine Holzleiste an die Decke und auf die schraubt ihr dann die Rollos, das geht viel einfacher und ihr könnt mehrere hintereinander befestigen, je vorne und hinten eines pro Holzleiste.
Eine Deckenlampe
Die ist sehr wichtig bei meiner Methode. Man kann nicht jede Lampe nehmen. Sie muss eine gewisse Helligkeit haben und ein gleichmäßiges, flächiges Licht machen.
Zur Not gehen solche Lampen die mehrere Halogenspots haben.
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Energiesparlampen gemacht, und zwar nicht solchen die man normalerweise für Lampen verwendet, die sind nicht hell genug. Es gibt Pflanzenlampen oder solche für Terrarien die in normale E27 Fassungen passen, z.B. die "Repti Glo 2.0" von Exo Terra in der 26W Version. Eine davon ist gut, drei sind besser.
Theoretisch sollten auch Leuchtstoffröhren gut funktionieren wenn man mehrere hintereinander montiert, z.B. mit den Haltern wie man sie im Aquarium verwendet.
Diese Lampe befestigt man bei normaler Raumhöhe direkt an der Decke, etwa 80cm vor dem Hintergrund.
Bei mir ist das gleichzeitig die Lampe die normalerweise auch den Raum ausleuchtet, die macht ein wunderbares Arbeitslicht.
Und fertig ist das Fotostudio in dem man jederzeit seine Bäume fotografieren kann.
Ich stelle direkt unter die Deckenlampe einen Tisch (z.B. Bonsai-Arbeitstisch) und ziehe den Hintergrund nach unten. Man kann ihn entweder gerade nach unten hängen lassen oder in einem sanften Bogen über den Tisch legen. Darauf dann den Baum.
Die Kamera stellt man auf M, eine mittlere Blende (z.B. 9), die Verschlusszeit variiert man bis zur idealen Helligkeit.
Immer im Format RAW aufnehmen, dann kann man später noch Anpassungen am Computer machen.
Den Blitz dreht man um 45°damit er auf die Wand zeigt und stellt die Leistung manuell ein. Den Blitz kann man auch mehr oder weniger als 45° drehen und etwas zur Decke neigen. Einfach ausprobieren bis es passt vom Verhältnis zur Helligkeit der Deckenlampe. Wenn das Bild insgesamt zu hell oder zu dunkel ist die Verschlusszeit der Kamera anpassen.
Man kann da keinene festen Werte verwenden, weil man je nach Baumgröße den Abstand Baum<->Kamera ändern muss.
Wenn man das aber mal raus hat vergehen vom Gedanken "von dem Baum könnte ich mal wieder ein Bild machen" bis zum fertigen Bild höchstens zwei Minuten.
Wenn man Kamera, Objektiv, Blitz und Stativ eh schon hat braucht man nur noch ein Rollo (ca. 20€) und eine geeignete Deckenlampe (ca. 50€).
Noch eine Skizze, damit der Aufbau jedem klar ist:
Und die praktische Umsetzung in meiner Bonsaiwerkstatt:
Wenn ihr Fragen habt könnt ihr sie gerne in diesem Thread stellen, auch Bilder zeigen.
Bitte aber keine Antworten wie "ich mache das so" und dann kommt ein Bild mit der ganzen teuren Studioausrüstung die ich am Anfang aufgezählt habe.
Noch ein paar Beispiele:
Ich möchte hier jetzt nicht darüber reden wie man einen Bonsai richtig fotografiert, darüber gibt es schon genügend Threads.
Es geht darum richtig schöne Fotos zu machen um einen Bonsai angemessen zu präsentieren.
Ein Beispiel:
Der selbe Baum links mit einer (relativ guten) Handykamera vor einer Hauswand in der Hand aufgenommen, rechts mit der Methode die ich hier vorstellen möchte.
Den Unterschied sollte jeder erkennen, das liegt nicht nur daran, dass der Baum rechts ein Jahr älter ist und schon weiter im Austrieb. Das linke Bild genügt völlig um etwa hier im Forum die Gestaltung zu diskutieren, es wurde zumindest ein relativ neutraler Hintergrund gewählt, der Aufnahmewinkel stimmt und das Bild ist scharf.
Das rechte Bild aber könnte man sich in einem Rahmen ins Wohnzimmer hängen.
Wie macht man so etwas?
Zunächst vorneweg: Es geht nicht mit einer Kompaktkamera (also so einem "kleinen Kasten") und erst recht nicht mit einer Handykamera.
Es ist aber nicht so wie viele Leute glauben, dass man dafür Unmengen Studioequipment braucht, 5 Studioblitze und Softboxen, Fernsteuerung für die Blitzanlage, ein professionelles Hintergrundsystem, eine Kamera für 2000€ und ein Objektiv für 1200€ usw...
Dieses ganze Zeug habe ich selber auch.
Aber das alles aufzubauen dauert ewig und nur um einen Baum zu fotografieren macht man das dann doch nicht.
Wenn man einen Raum hat wo das alles permanent aufgebaut bleibt ist das natürlich einfacher und wenn man es eh schon hat kann man es auch hernehmen.
In der Realität ist es aber doch so: Man arbeitet an einem Baum oder bemerkt dass einer gerade sehr schön aussieht, weil er austreibt, blüht oder sonstwas.
Dann möchte man schnell und unkompliziert ein Bild machen.
Was man wirklich braucht ist:
Ein geeigneter Raum
Der muss nicht groß sein, er muss nicht leer sein. Wichtig ist dass man ihn schnell und unkompliziert mit den Bäumen erreicht. Eine Dachkammer wäre blöd. Ideal ist z.B. die Garage, der Gartenschuppen, der Raum in dem man eh an den Bonsai arbeitet bzw. das Zeug dafür aufbewahrt. Eventuell vorhandene Fenster sollte man mit Jalousien schnell und einfach verdunkeln können. Es muss nicht ganz dunkel sein, nur die Sonne sollte nicht hereinscheinen. Die Wände und die Decke sollten weiß sein oder zumindest hell gestrichen sein, damit sie das Blitzlicht reflektieren. Strom muss vorhanden sein.
In einem Raum hat man immer das gleiche Licht, im Freien ändert sich das je nach Tageszeit oder Bewölkung.
Eine digitale Spiegelreflexkamera
Viele haben die ohnehin schon. Bei den meisten liegt die das ganze Jahr ungenutzt rum. Ein Einstiegsmodell genügt völlig, nicht die Kamera macht das Bild sondern derjenige der dahinter steht.
Das Objektiv
Ideal ist eine Brennweite von 50mm, kleinere Brennweiten sind schlecht. Größere bis 100mm kann man nehmen, dann muss man aber deutlich weiter vom Baum weg.
Bei Canon z.B. ist bei den Kameras im Set ein kleines Objektiv mit 18-55mm dabei, das kann man wunderbar nehmen, einfach auf 55mm stellen.
Ein Stativ
Es geht zur Not auch ohne, angenehmer ist es aber mit und die Ergebnisse werden deutlich besser.
Auch das Stativ braucht nicht teuer sein. Eine Einsteigerkamera und so ein kleines Objektiv wiegt nicht viel.
Viele haben vielleicht noch irgendwo ein altes Stativ rumliegen.
Einen Blitz
Den in den Kameras eingebauten Blitz kann man vergessen. Wer eine Spiegelreflexkamera hat sollte sich eh einen Blitz zum Aufstecken zulegen. Auch der braucht nicht der teuerste sein, wichtig ist nur dass man die Leistung einstellen und den Blitzkopf zur Seite drehen kann. Einer alleine genügt.
Hintergrund
Es gibt spezielle Hintergründe für Fotostudios, mit Systemen zum Abrollen und so. Die braucht man nicht.
Der beste Fotohintergrund ist das Rollo von Ikea. Jetzt heißt das "Tupplur" und hat eine Rückholautomatik, früher hat es anders geheißen und hatte eine Plastikkordel zum aufrollen.
Achtung! Es gibt noch das Rollo "Enje". Dieses ist ungeeignet, es lässt Licht durch!
Ich habe auch bei Ebay ein ganz ähnliches Rollo für wenig Geld gesehen, wichtig ist nur dass es absolut kein Licht durchlässt.
80cm Breite genügen für mittelgroße Bäume, für größere gibt es das in breiter. Am besten vorher ausprobieren und lieber zu breit kaufen.
Als Farbe sollte man schwarz und hellgrau haben, evtl. noch weiß. Weiß wirkt auf dem Foto leicht "ausgefressen", deshalb ist hellgrau besser als heller Hintergrund geeignet.
Ein Tipp: schraubt mit zwei Dübeln eine Holzleiste an die Decke und auf die schraubt ihr dann die Rollos, das geht viel einfacher und ihr könnt mehrere hintereinander befestigen, je vorne und hinten eines pro Holzleiste.
Eine Deckenlampe
Die ist sehr wichtig bei meiner Methode. Man kann nicht jede Lampe nehmen. Sie muss eine gewisse Helligkeit haben und ein gleichmäßiges, flächiges Licht machen.
Zur Not gehen solche Lampen die mehrere Halogenspots haben.
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Energiesparlampen gemacht, und zwar nicht solchen die man normalerweise für Lampen verwendet, die sind nicht hell genug. Es gibt Pflanzenlampen oder solche für Terrarien die in normale E27 Fassungen passen, z.B. die "Repti Glo 2.0" von Exo Terra in der 26W Version. Eine davon ist gut, drei sind besser.
Theoretisch sollten auch Leuchtstoffröhren gut funktionieren wenn man mehrere hintereinander montiert, z.B. mit den Haltern wie man sie im Aquarium verwendet.
Diese Lampe befestigt man bei normaler Raumhöhe direkt an der Decke, etwa 80cm vor dem Hintergrund.
Bei mir ist das gleichzeitig die Lampe die normalerweise auch den Raum ausleuchtet, die macht ein wunderbares Arbeitslicht.
Und fertig ist das Fotostudio in dem man jederzeit seine Bäume fotografieren kann.
Ich stelle direkt unter die Deckenlampe einen Tisch (z.B. Bonsai-Arbeitstisch) und ziehe den Hintergrund nach unten. Man kann ihn entweder gerade nach unten hängen lassen oder in einem sanften Bogen über den Tisch legen. Darauf dann den Baum.
Die Kamera stellt man auf M, eine mittlere Blende (z.B. 9), die Verschlusszeit variiert man bis zur idealen Helligkeit.
Immer im Format RAW aufnehmen, dann kann man später noch Anpassungen am Computer machen.
Den Blitz dreht man um 45°damit er auf die Wand zeigt und stellt die Leistung manuell ein. Den Blitz kann man auch mehr oder weniger als 45° drehen und etwas zur Decke neigen. Einfach ausprobieren bis es passt vom Verhältnis zur Helligkeit der Deckenlampe. Wenn das Bild insgesamt zu hell oder zu dunkel ist die Verschlusszeit der Kamera anpassen.
Man kann da keinene festen Werte verwenden, weil man je nach Baumgröße den Abstand Baum<->Kamera ändern muss.
Wenn man das aber mal raus hat vergehen vom Gedanken "von dem Baum könnte ich mal wieder ein Bild machen" bis zum fertigen Bild höchstens zwei Minuten.
Wenn man Kamera, Objektiv, Blitz und Stativ eh schon hat braucht man nur noch ein Rollo (ca. 20€) und eine geeignete Deckenlampe (ca. 50€).
Noch eine Skizze, damit der Aufbau jedem klar ist:
Und die praktische Umsetzung in meiner Bonsaiwerkstatt:
Wenn ihr Fragen habt könnt ihr sie gerne in diesem Thread stellen, auch Bilder zeigen.
Bitte aber keine Antworten wie "ich mache das so" und dann kommt ein Bild mit der ganzen teuren Studioausrüstung die ich am Anfang aufgezählt habe.
Noch ein paar Beispiele: