Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

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abardo
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von abardo »

Hab grad mal am Laub einer Lärche bei mir gezogen. Sitzt ja bei Lärchen relativ locker, aber im Vergleich genau jetzt im Jahr wohl am Festesten. Jetzt kann man nur hoffen, dass durch das Rausrupfen nicht die Rinde, die neuen Triebe oder die Knospen beschädigt wurden ...

Auf jeden Fall ist er jetzt erstmal mit der Wundheilung beschäftigt und die Kraft dazu muss er aus Reserven holen, weil ja kein Laub mehr da ist. Und dazu noch die Knospen austreiben lassen. Hoffen wir mal, dass er dafür stark genug ist.

(wenn ich mich richtig erinnere, rupft Walter viele Bäume im Herbst, bevor die das Laub von selbst verlieren. Aber aus ganz anderen Gründen ...)
Buschfix hat geschrieben: Das bedeutet das ich sie eher Umgestalten werde als das ich sie so lassen werde!
Du hast den Baum aber jetzt nicht gestaltet (was wenigstens mit ein paar Massnahmen möglich gewesen wäre), sondern alle Gestaltung aufs nächste Jahr verschoben, in der Hoffnung den Austrieb von Knospen zu fördern, die a) alle da waren und b) ausgetrieben hätten, wenn du einen Gestaltungsrückschnitt gemacht hättest.

(ich geh jetzt mal schnell den dritten Austrieb meiner Lärchen schnell auf zwei Knospen kürzen)
Grüße, Frank
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abardo
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von abardo »

Auf jeden Fall gehört jetzt m.M. nach das Biogold runter.
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Andreas Ludwig
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Andreas Ludwig »

Klaus – wenn deine Lärche eine Katze wäre, wäre sie tot. Sie wäre zum Beispiel sommerbedingt etwas schlanker geworden, worauf du ihr nur noch rohes Ei gefüttert hättest, weil du mal gelesen hast, das könne helfen. Hätte sie dann Durchfall gekriegt, hättest du gedacht, das könnten Würmer sein und ihr nichts mehr gefüttert als bloss Entwurmungsmittel. Und so fort. Ich hoffe, mit diesem drastischen Vergleich kann ich dir näherbringen, was eigentlich not tut: Ein profundes Verständnis der Sache. Du kannst dich, wie Marco bereits erwähnt hat, nicht auf einen Bericht zu einem Vorgehen an einer Pflanze stützen.

Es ist tatsächlich eine Möglichkeit, die Nadeln einer Lärche vollständig zu zupfen. Das empfehlen auch andere, zum Beispiel «Lärchenpapst» Nick Lenz. Er erwähnt aber auch, man solle das nicht nach Anfang Juli machen. Das bezieht sich aber auf seinen Standort West-Massachussets, wo die Klimakurven etwas anders sind. Er setzt voraus, dass es sich um eine stabile, kräftige, leidlich vorgestaltete Lärche handelt. In deinem Fall würde er davon abraten, denke ich mal. Also ist es im Moment völlig egal, wie man das genau macht.

Man kann nicht Nadeln zupfen, ohne zu gestalten, auch das wurde erwähnt. Gestalten kannst du deine Lärche nur durch Schnitt und Drahten. Das dauert. Mehr als ein, zwei Zentimeter «mehr» sind nicht möglich pro Jahr und auch die machen keinen Sinn, wenn der Ast am falschen Ort ist. Beim Drahten kommt dazu, dass sich Lärchen anders verhalten als etwa Kiefern, der Zeitpunkt spielt eine grosse Rolle. Die Wahrscheinlichkeit, dass gedrahtete Äste eingehen ist auffällig höher, wenn man sie im Herbst drahtet statt im Frühjahr. Aber ohne das alles und deine Lärche im Detail besprechen zu wollen, muss ich pauschal feststellen, dass ich kein Gestaltungskonzept sehe, aber eine ganze Menge Unstimmigkeiten.

Die Antwort auf deine Eingangsfrage ist nicht möglich, weil es die falsche Frage ist. Die richtige Frage würde lauten: Wie soll ich diese Lärche verbessern? Das wiederum setzt voraus, dass du grundsätzlich mit ihr umgehen kannst (weil du dann z.B. gewusst hättest, dass der richtige Zeitpunkt, diese Frage zu stellen, etwa im Februar/März ist...). Darum ist meine derzeitige Empfehlung, diese Lärche nach draussen zu stellen, in Ruhe zu lassen, das Beste zu hoffen – und sehr viel zu lesen. Zum Beispiel das Buch von Werner M Busch «Bonsai aus einheimischen Bäumen und Sträuchern.» Aber nicht bloss hektisch den kurzen Abschnitt über Lärchen, sondern das ganze Buch, in Ruhe und gründlich. Mir ist schon klar, dass das nicht deine Art ist, aber es ist so nötig wie die Gebrauchsanweisung für die neue Waschmaschine. Wenn du dann viel mehr über Lärchen wissen willst, bietet sich das Buch «Bonsai From The Wild» vom erwähnten Nick Lenz an. Es ist allerdings in Englisch und nicht immer einfach zu verstehen, da sich Lenz in einem oft ironischen Stil an ein Publikum wendet, das eine solide Allgemeinbildung zum Thema Bonsai hat.

Kurz gefasst, Klaus: Wenn du diese Lärche gestalten willst, musst du erst dich selbst zum Pfleger gestalten. Bonsai meckern zwar nicht, aber sie sind durchaus anspruchsvoll.
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Arian
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Arian »

Hallo zusammen!
Ich bin noch nicht lange hier und beschäftige mich auch erst seit gut einem Jahr wieder mit Bonsai nach langer Aussetzzeit. Aber ich verfolge diese Diskussion hier interessiert und muss auch Heike und Abardo voll zustimmen, die Tipps und Empfehlungen zur Eingangsfrage wurden von der vorgefertigten Meinung schlichtweg übergangen....

Heike, toller Baum mit schönem Astaufbau - wie immer bei deinen Bonsai!

Nun aber meine Frage: Wie ist denn nun der richtige Lärchen-Schnitt um die Verzweigung anzuregen? Ich habe selber ein ca. 4jähriges Bäumchen aus einem Sämling in einer Anzuchtschale. Dieses Jahr hat er etwa 10-14cm zugelegt und ist auf 50cm angewachsen. Mittlerweile zeigt der Baum den typischen "Weihnachtsbaum" Habitus von Nadelbäumen. Ich wollte den Baum dieses Jahr noch durchwachsen lassen um das Dickenwachstum zu verbessern.
Was sind eure Tipps zum Triebschnitt für das nächste Jahr?

Vielen Dank
Arian
Zuletzt geändert von Arian am 01.08.2016, 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Frank Abbing
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Frank Abbing »

Um Johannis (Ende Juni) habe ich alle Langtriebe um zwei Drittel gekürzt. Die Lärche treibt nun machtvoll mit vielen Trieben neu aus:
Dateianhänge
IMG_20160729_55455.jpg
Liebe Grüße
Frank *up*
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Arian
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Arian »

Hallo Frank,
das heisst so ca. bis 22. Juni durchtreiben lassen und dann bis auf etwa 3 Knospen zurückschneiden? Lässt du den Neutrieb bis zum nächsten Johannis dann ungehemmt wachsen oder nimmst du noch einen Herbst-/Frühjahrsschnitt vor?
Danke für deine Antwort.

Gruß, Arian
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Frank Abbing
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Frank Abbing »

Den schneide ich dann erst zum Winter.
Liebe Grüße
Frank *up*
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Arian
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Arian »

Danke für die Info!

Gruß
Arian
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Max L
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Max L »

Heike_vG hat geschrieben: Da bin ich ja gespannt, wie dieses Wagnis ausgeht. Bitte berichten!
Ich auch!!!
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Herbert A
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Herbert A »

Servus an alle

hier ein Bericht über Lärchen im Oberengadin. Das Entnadeln übernimmt hier die Natur bis zur Schmerzgrenze der Lärche selber. Fazit. Nadelzupfen bei Lärchen im Juli nimmt extrem viel Energie. Der Gestalter sollte daher die Fitness des Baumes sehr gut einschätzen können.

Aus dem Bericht

Nach dem Fraß durch die Raupen bilden die Bäume etwa Ende Juli ein neues Nadelkleid, können aber keine Nährstoffreserven mehr für den Austrieb im nächsten Frühjahr anlegen.

Hinzu kommt, dass die Ersatznadeln häufig bei frühzeitigen Herbstfrösten erfrieren, so dass die Bäume auch die in den neuen Nadeln vorhandenen Nährstoffreserven verlieren. Und ohne diese Reservenährstoffe bilden die Lärchen im folgenden Jahr nur noch sehr kurze Nadeln mit geringerem Stickstoff- und hohem Rohfasergehalt.

Hier der Link zum ganzen Bericht:
http://www.waldwissen.net/waldwirtschaf ... r/index_DE
Das BFF ist mein persönliches Bonsaitagebuch. Vielen Dank dass ihr das seit vielen Jahren ermöglicht.

Info: www.bonsaisalzburg.net
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Andreas Ludwig
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Andreas Ludwig »

Herbert A hat geschrieben:Fazit. Nadelzupfen bei Lärchen im Juli nimmt extrem viel Energie. Der Gestalter sollte daher die Fitness des Baumes sehr gut einschätzen können.
1. Jepp, tut es.
2. Deshalb bitte Lärchennadeln bis Mitte Juni zupfen, das entspricht umgerechnet etwa den Angaben von Lenz MA – und dem uralten Begriff «Juniaustrieb»...
3. Nur bei wirklich etablierten Bäumen. Es ist eine kosmetische Massnahme, keine, die den Baum an sich weiterbringt, wenn er nicht schon weiter ist. Nur geeignet für wirklich gesunde, ältere, eingewurzelte Exemplare.

(Und bitte hört einmal auf, die «eine, wahrhafte, wirklich geltende Regel» zu suchen. Gibt es nicht. Es geht um individuelle Zustände. Hat man damit ein Problem, sollte man vielleicht Uhren oder Münzen sammeln. Bäume haben nunmal den Makel, zu leben.)
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von achim73 »

gibts für sowas nicht mittlerweile ´ne app ? *ironie*
sorry, musste gerade mal sein...
Gruss, Achim
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Andreas Ludwig
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Andreas Ludwig »

achim73 hat geschrieben:gibts für sowas nicht mittlerweile ´ne app ? *ironie*
sorry, musste gerade mal sein...
Nö, aber eine Weisheit von Fritz Reuter (1810 – 1874):

«Wenn einer dauhn deiht, wat hei deiht, denn kann hei nicht mihr dauhn, as hei deiht.»

Ganz in meinem helvetischen Sinn. Ich bin froh, dass ein Deutscher das gesagt hat...
:lol:
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von migo »

Hallo Klaus,

du schreibst die ganze Zeit : ...Pflege 23 Jahre ...du schneidest immer so, ect...
Und dann das hier???
Buschfix hat geschrieben:...Blattschnitt im September ist eigentlich zu spät. Juli wäre besser gewesen, aber da hat der Baum noch nicht mir gehört."
Wie kann ich das jetzt verstehen? Heißt das, dass du den Baum wirklich erst kurze Zeit hast?
Tschüüss, Michael

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Benjamino
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Re: Lärchen schneiden (aber wie ist es richtig?)

Beitrag von Benjamino »

Hallo Michael,

diese Worte sind von Walter Pall.

Gruß Henry
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