Welcher Schädling -acer palmatum kiyohime

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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Andreas Ludwig
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Re: Welcher Schädling -acer palmatum kiyohime

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ehm... Diflubenzuron wirkt blöderweise auch fatal auf Florfliegen, denen wir ja eigentlich nichts Böses wünschen, weil sie eigentlich gut sind. Ihre Larven mampfen nämlich Blattläuse...

Das erwähne ich, weil es meinem Credo entspricht (und ich wurde durch meinen Vater, ein Spezi in solchen Fragen, da sehr geschult): «Spritzmittel? Soviel wie nötig, sowenig wie möglich». Ich habe als kleiner Junge mitgekriegt, dass er und seine Kollegen verdattert zur Kenntnis nehmen mussten, dass ein bestimmtes, sehr begrüsstes, weil effektives Mittel gegen Mücken, mit dem man die weltweite Malaria zu beherrschen glaubte (Tadaa!), letztlich in der Nahrungskette dazu führte, das Greifvögel dünnschalige Eier legten, die von den brütenden Tieren zerdrückt wurden. Das war DDT. Ich kriegte auch mit, dass man feststellte, dass Glyphosat heute in Industrieländern schon in der Muttermilch nachgewiesen werden kann. Wie Atrazin und manche andere Stoffe, die eigentlich nicht in die Welt gehören, aber heute eine «Allgegenwartskonzentration» haben. Einige Dinge möchte ich jetzt hier nicht mal erwähnen, da wurde viel Mist gebaut, das ist klar. Aber man hat dazugelernt – und das sollten wir auch.

Meine Konsequenz dieses «hardcore-Trainings» war (so grosso modo), dass ich mich bei Bonsai auf einheimische Arten verlegt habe, viel über das Mikroklima meiner Umgebung dazugelernt, daraus erwogen, was ich hier ohne viel Hilfsmittel leisten kann, weil mir sehr klar wurde, dass diese «Hilfsmittel» vielen anderen Lebewesen nicht wirklich helfen. Ein etwas idealistischer Standpunkt, ich will auch niemandem seinen Ficus oder sonstwas ausreden, aber im Grunde stimmte ich mit der Zeit mit einer buddhistischen Aussage aus der «Smaragdenen Wand» überein: «Höchste Weisheit ist Angemessenheit in allen Dingen».

Wir leben – ökologisch betrachtet – nun mal in Gleichgewichten. Wir können diese durch Präferenzen von Pflanzen stören, die natürlicherweise hier so niemals vorkommen – aber dann müssen wir eben häufig in das Gleichgewicht eingreifen. Da etwas spritzen, da etwas nachreichen, dort eingreifen. Viele tun das. Zugegeben, der «impact» der Schrebergärtner Deutschlands ist sicher wesentlich massiver als der der Bonsaifreaks. Aber etwas geschult in solchen Fragen, auch statistisch, erlaube ich mir schon die Bemerkung, dass wir da nicht auch noch mittun müssen. War doch nicht was mit «Natur» und so, ja?

Darum empfehle ich Linden, Lärchen, in gewissen Lagen Fichten, bei den Ahornen eher den Feldahorn, durchaus die Hainbuche, auch Rotbuche und so weiter. Darum ziehe ich auch Lizetan-Stäbchen vor. Nicht weil ich Angst um mich habe (als Raucher wäre das ohnehin eher läppisch), sondern, weil sie ganz selektiv auf Saugschädlinge wirken und sonst auf nichts, auch nicht indirekt. Weder Florfliegenlarven noch Maikäferlarven fressen tote Blattläuse. Darum geht es – Angemessenheit in allen Dingen.

Da hat mir mal einer, der in der Kläranlage ums Eck arbeitet, seufzend gesagt: «Jetzt gehts dann wieder los.» Weil Mai war und Regen angesagt. Im Mai spriesst das Unkraut, dann sprühen die Hausbesitzer Round-Up, der Regen wäscht es aus, es gerät in die Kläranlage – und killt dort die biologischen Beläge. Jedes Jahr. Reine Statistik – du sprühst einen halben Liter, der Nachbar auch, das Einzugsgebiet der Anlage umfasst 100'000 Anwohner = sehr viel Round-Up. Na gut, das ist jetzt aus den Regalen (finde ich gut), aber da ist noch vieles, fast zuviel, denke ich oft. Was wollten wir nochmals? Natur? Ah ja. Was genau machen wir eigentlich?

Danke fürs Mitdenken, liebes Forum...
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(Thoreau)
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bock
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Re: Welcher Schädling -acer palmatum kiyohime

Beitrag von bock »

*daumen_new*

Danke Andreas,

dieses Gedankengut zu verbreiten ist auch mein Anliegen, du drückst dich aber weit eloquenter aus!
Mit dem DDT in der Muttermilch sind wir ja spätestens seit 1980 gesättigt, dass sich das Zeug im Körperfett anreichert ist auch hinlänglich bekannt und die Industrie versucht heutzutage zu verschleiern, dass steigende Blutspiegel von Glyphosat mit gehäuftem Auftreten von chronischem Botulismus einhergeht. Sowohl bei Milchkühen als auch bei deren Haltern, den Bauern.
Blöd nur, dass immernoch gängige Praxis ist, Glyphosat (Round-up (R) und Co) zur Abreifung des Getreides kurz vor der Ernte zu spritzen. Kühe fressen Getreide, aus Getreide wird Mehl gemacht, aus Mehl Brot. Dazu ein Glas frische Milch?
Unser täglich Gift gib uns heute und vergib uns unser Sagrotan...
Also doch lieber absammeln, die Blattläuse.
Oder Meisen abrichten... :wink:
Ach ja: DDT darf EU-weit lange nicht mehr eingesetzt werden, es wird in Deutschland aber noch hergestellt und in die dritte Welt exportiert.
Morgen ein argentinisches Steak grillen? Guten Appetit!
liebe Grüße Andreas
Ein Leben ohne Bonsai ist möglich - aber völlig sinnlos! :faellen:
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Re: Welcher Schädling -acer palmatum kiyohime

Beitrag von Sanne »

Hallo Juko,

hattest Du auch einen kompletten Blattschnitt bei Deiner Kastanie Ende Juni gemacht?

Bei meiner Kastanie tut sich seit dem Blattschnitt vor etwa 2 Monaten fast nichts. Inzwischen habe ich das erwähnte Spritzmittel noch mal angewendet, da sie auch unter Spinnmilben gelitten hat.

Gruß, Sanne
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
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