Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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mydear
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Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von mydear »

Guten Abend,

Der Pflanzenschutz ist mir sehr wichtig, einige Spritzungen mit Insektiziden sind es schon jedes Jahr. Deshalb war ich schon neugierig was es mit dieser Diskussion um die Gruppe der Neonicotinoide auf sich hat. Aktuell sind 3 sehr gängige Präparate für die Spritzung auf europäischen Äckern verboten worden, dürfen nicht mehr unter freiem Himmel verspritzt werden. Doch wenn die Mittel verantwortlich sind für den dramatischen Rückgang der Insektenzahlen und für das Bienensterben mitverantwortlich sind, hört bei mir die Akzeptanz auf.
Neonicotinoide verursachen bei Menschen/Wirbeltieren keine nennenswerte Schädigung, da ist eine hohe Toleranzschwelle vorhanden. Anders bei Insekten, die durch Besetzung eines Rezeptors mit der Reizweiterleitung massiv gestört werden. Sie bekommen praktisch ein Dauerfeuer an Signalen und werden gestört, gelähmt oder sterben daran.

Auch zwei Mittel die ich selbst verwende sind genannt: Acetamiprid im Handel als „CAREO“ und Thiacloprid als „Calypso“ erhältlich.
Beide werden als „gering bienengefährlich“ eingestuft, wobei das von manchen Experten und Naturschutzverbänden kontrovers gesehen wird.

Ich spritze meist am späten Abend wenn die Bienen nicht mehr fliegen. Dazu an Stellen, wo in direkter Umgebung möglichst keine blühenden Pflanzen sind. Trotzdem ist mir sowohl nach einer Anwendung mit Careo als auch mit Calypso am nächsten Tag jeweils eine tote, große Hummel neben der gespritzten Pflanze im Glashaus bzw. auf der Terrasse aufgefallen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Neonicotinoide wirklich bienenungefährlich sind.

Habt ihr ähnliche Beobachtungen gemacht?
Hier noch zu. Nachlesen ein paar Links.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/p ... -1.3959435
https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Down ... nFile&v=40
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Neonicotinoide

Grüße
Rainer
“Fais de ta vie un rêve, et d'un rêve, une réalité“ Antoine de Saint-Exupéry
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abardo
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von abardo »

Hi Rainer,
es ist doch ganz einfach. Die Mittel sind nun verboten, ging ja genügend durch die Presse. Ob die in deinem speziellen Fall wirklich schädlich sind, ist völlig irrelevant. Du bist kein Wissenschaftler auf diesem Spezialgebiet mit x Testreihen und Erfahrung und kannst das gar nicht beurteilen. Schmeiss die Mittel bitte beim Entsorger ab und nimm was anderes, gibt doch genügend Ersatz.

(man muss nicht immer interpretieren. Einfach machen, was erlaubt ist und lassen, was verboten. Das vereinfacht das Leben manchmal enorm)
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
chris-git@rre

Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von chris-git@rre »

Hallo Rainer,
ich komme schon immer ohne diese Mittel klar.
Ich benutze ab und zu ein mittel von Neudorf bei Blattläusen.
Da ist Kali-seife drin.
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Dirk K. aus L.
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von Dirk K. aus L. »

Hallo!
abardo hat geschrieben: 11.05.2018, 07:18 es ist doch ganz einfach. Die Mittel sind nun verboten, ging ja genügend durch die Presse.
Aha? Ist das so?

Im verlinkten SZ-Artikel ist zu lesen:

******************schnipp******************

Neben den nun verbotenen Mitteln gibt es weitere Neonicotinoide, die ohne Einschränkung eingesetzt werden dürfen. Dazu zählen etwa Thiacloprid und Acetamiprid - Letzteres wird von der Efsa als "geringes Risiko für Bienen" eingeordnet. Ein Verbot oder weitere Einschränkungen seien daher wissenschaftlich nicht angebracht - Umweltverbände sehen das jedoch anders. geht es nach dem Geschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Leif Miller, müssten alle Neonicotinoide und ähnlich wirkenden Insektizide komplett vom Markt verschwinden.

******************schnapp******************

Thiacloprid ist demnach nicht verboten. Das ist das Faktum! Sämtliche Neonicotinoide über einen Kamm zu scheren, ist völlig unsachlich.


abardo hat geschrieben: 11.05.2018, 07:18 Ob die in deinem speziellen Fall wirklich schädlich sind, ist völlig irrelevant.
Mit Verlaub: Das ist das Einzige, was in diesem Zusammenhang relevant ist.
abardo hat geschrieben: 11.05.2018, 07:18 Du bist kein Wissenschaftler auf diesem Spezialgebiet mit x Testreihen und Erfahrung und kannst das gar nicht beurteilen. Schmeiss die Mittel bitte beim Entsorger ab und nimm was anderes, gibt doch genügend Ersatz.

(man muss nicht immer interpretieren. Einfach machen, was erlaubt ist und lassen, was verboten. Das vereinfacht das Leben manchmal enorm)
Genau: einfach machen, was "die da oben" wollen und fordern und verordnen. Dann wird alles gut. Skepsis ist unangebracht. Leben wir wirklich noch in einer aufgeklärten Zeit?

Schönen Tag noch!

Dirk
Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist, sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen, als begangen zu werden. (Franz Kafka)
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baeumchen
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von baeumchen »

moin!
hier noch meine gedanken zum thema

allein die tatsache, dass "einige" neonicothionide (und andere mittelchen) noch erlaubt sind,
zeigt doch die schizophrenie, die der gesetzgebung zugrunde liegt ...
weitere stichworte gefällig? chemieindutrie, pharmaindustrie, shareholder-value, lobbyisten
daher bin ich mit einem grundsätzlichen mistrauen, was die segnungen der agrar-chemie betrifft, ausgestattet
wobei ich mit bio-dynamisch, oder voll öko nun gar nichts am hut hab, dafür aber mit der verantwortung allem lebenden gegenüber
(hört sich pathetisch an, ist aber reiner pragmatismus, auch aus gewissensgründen)

wenn wir umfassend in sachen naturschutz denken, gehts nicht nur um die pflanzen
und dann wirds kompliziert, oder auch ganz einfach, opas hausmittel bei der schädlingsbekänpfung sind hilfreich
(stichwort kali-seife, s.o.)
das ist dann aufwendiger und zeit- und gedankenintensiver in der handhabung, erspart uns aber den anblick von toten insekten usw
und die damit verbundenen "gewissensbisse".

daraus ergibt sich die aufforderung:
hirn grundsätzlich und vor allem im angesicht von gesetzestexten angeschaltet lassen und verantwortlich handeln.

gruß aus einem leicht angelausten aber ansonsten lebensfrohen bonsaieckchen

Frank
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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cordel
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von cordel »

Hallo,

ich verwende seit letztem Jahr Brennnesselsud gegen Blattläuse und co. bzw. Schachtelhalmextrakt gegen Pilzkrankheiten. Beides funktioniert auch vorbeugend. Neemöl verwende ich auch schon sehr lange.

Langzeiterfahrung hab ich jetzt nicht, aber bisher hab ich keine weiteren Probleme mehr gehabt. Den Brennnesselsud habe ich als Empfehlung hier aus dem Forum sehr erfolgreich gegen Ameisen eingesetzt. Ich werde beobachten und berichten, falls es langfristig nicht den erwünschten Erfolg bringt.

In einigen Fällen mag es Sinn machen, auf die Produkte der Natur zurück zu greifen anstatt die große Chemiekeule rauszuholen. Da erübrigt sich dann auch die Diskussion darüber, was verboten oder schädlich ist.

Viele Grüße,
Sebastian
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Andreas Ludwig
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von Andreas Ludwig »

mydear hat geschrieben: 10.05.2018, 22:44Der Pflanzenschutz ist mir sehr wichtig, einige Spritzungen mit Insektiziden sind es schon jedes Jahr.
Wie muss ich mir das vorstellen – ist das bei akutem Befall, prophylaktisch oder nach einem Plan?
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mydear
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von mydear »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 11.05.2018, 12:19
mydear hat geschrieben: 10.05.2018, 22:44Der Pflanzenschutz ist mir sehr wichtig, einige Spritzungen mit Insektiziden sind es schon jedes Jahr.
Wie muss ich mir das vorstellen – ist das bei akutem Befall, prophylaktisch oder nach einem Plan?
Hallo Andreas,

danke für die Nachfrage. Ich spritze zB. im Frühjahr bei akutem Befall, sowie prophylaktisch vor dem Einwintern ins Kalthaus. In Zukunft möchte ich im Herbst mit Jinmittel (1:30) spritzen und testen ob das auch gegen saugende Biester hilft.
Ich sammle beim Öffnen der Palmatumblätter die ersten Blattläuse ab und sprühe mit Spiritus/Spülmittellösung. Erst wenn das versagt und der Befall im Glashaus zu massiv wird kommt ein Insektizid.

Grüße
Rainer
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Andreas Ludwig
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von Andreas Ludwig »

Rainer – prophylaktische Behandlung mit Neonicotinoiden bringt nichts. Sie verflüchtigen zu schnell, es ist ein Kontaktgift, kein Frassgift. Vor dem Einwintern ist Winteröl die bessere Lösung.

Ohne predigen zu wollen ganz kurz zur Ausbreitung von Insekten auf Kulturen: In Ökosystemen pendeln sich Gleichgewichte ein, sonst wären unsere Wälder ja längst kahlgefressen. Kulturen sind aber oft einseitig, Bonsaikulturen dazu meist viel zu sauber. Dann fehlen auch die natürlichen Feinde der Schädlinge, bei Blattläusen wären das etwa Marienkäferlarven. Auch Grab- und Schlupfwespen tun ihren Teil, oder Spinnen (die Singvögel lasse ich jetzt mal weg).

Insektizide sind nicht artspezifisch. Was mit Tracheen atmet und ein Strickleiternervensystem hat, kommt dran, ob Nützling oder Schädling. Neben den Blattläusen sind dann eben auch deren Frassfeinde weg – und wieder viel Freiraum für eine neue Population. Es geht also letztlich um viel mehr als «bloss» die Bienen. Sicher kann man durch die Art der Anwendung, etwa zu einer Zeit, in der Bienen nicht zirkulieren, den Schaden für diese verringern. Für die ebenso nützlichen Spinnen, Wanzen, Wespen etc. aber nicht. Dasselbe gilt für die Schwefelverbindungen im Jinmittel.

Ich will Insektizide keineswegs pauschal schlechtmachen. Man sollte sie aber wie alle Therapeutika verwenden – soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Vorausgesetzt, das Grundstück gibt es her, kann ich durchaus empfehlen, ein «Biotop der Biotope» zu schaffen, in dem sich alles mögliche aufhält und die Ausbreitung von Schädlingen begrenzt (das Glashaus muss dann halt offen sein). Natürlich bleibt etwa der epidemische Befall mit Blattläusen, aber da kann man heute problemlos Nützlinge per Post zukaufen und arbeiten lassen.
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mydear
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Re: Spritzmittel: Neonicotinoide - Careo und Calypso

Beitrag von mydear »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 11.05.2018, 14:28 prophylaktische Behandlung mit Neonicotinoiden bringt nichts. Sie verflüchtigen zu schnell, es ist ein Kontaktgift, kein Frassgift. Vor dem Einwintern ist Winteröl die bessere Lösung.

Ich will Insektizide keineswegs pauschal schlechtmachen. Man sollte sie aber wie alle Therapeutika verwenden – soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Vorausgesetzt, das Grundstück gibt es her, kann ich durchaus empfehlen, ein «Biotop der Biotope» zu schaffen, in dem sich alles mögliche aufhält und die Ausbreitung von Schädlingen begrenzt (das Glashaus muss dann halt offen sein). Natürlich bleibt etwa der epidemische Befall mit Blattläusen, aber da kann man heute problemlos Nützlinge per Post zukaufen und arbeiten lassen.
Hallo Andreas,

ich denke wir haben die gleiche Grundhaltung zum naturbezogenem Umgang. So viel wie gerade nötig aber grundsätzlich so wenig wie möglich.

Ich habe jahrelang im Herbst mit Winteröl gespritzt. Das ist ja nichts anderes als mit Lösungsvermittler versetztes Paraffinöl. In Wasser vermischt und gespritzt bildet es einen feinen Ölfilm auf den Pflanzen. Der wiederum führt zum Ersticken der Insekten. Ich kaufe ein Mittel, das unter dem Handelsnamen „Blattglanz“ bei mir regional vertrieben wird. Es hat keine aufwändige und teure Zulassung als Spritzmittel, ist deshalb deutlich günstiger.
Allerdings hat sich die Spritzung mit Winteröl im Herbst bei mir nicht bewährt. Vor allem die gespritzten Zimmerpflanzen (Hibiskus, Myrthe, Ficus) bekamen im Haus immer wieder Blattläuse oder Schildläuse Ich mußte bis zu 8 Mal (!) im Winter mit Winteröl spritzen. Das war ziemlicher Aufwand die meist größeren Topfpflanzen in die Dusche zu schleppen und dort nacheinander alle zu spritzen. Ganz zu schweigen von den Wasser-Öl-Flecken in den Gängen anschließend. Das mache ich nicht mehr mit.
Oh wie wohltuend, dass mit nur einer Careo-Spritzung im Oktober seit dem keine Blattläuse mehr über Winter im Haus auftauchten. Winteröl-Spritzung spritze ich vor allem im Frühjahr.

Grüße
Rainer
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