Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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DrRatlos
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Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von DrRatlos »

Hallo an alle!

Ich bin seit sechs Monaten im Besitz einer ca. 40 jährigen japanischen Mädchenkiefer. Die Pflanze steht auf meinem Balkon auf der Südseite und geniesst im Sommer von ca 10.00 bis 20.00 Uhr direkte Sonneneinstrahlung. Das Substrat besteht aus porösen, grobkörnigen Steinchen. Wie ich lass, sollte man aufpassen, das Bäumchen nicht zu ertränken. Darum kontrolliere ich den ins Substrat gesteckte Grill-Spies fleissig, um die Feuchtigkeit des Wurzelballens ungefähr zu eruieren und entsprechend zu wässern. 2 - 3 mal wöchentlich befeuchte ich die Kiefer gut von Kopf bis Fuss mit kalkfreiem Wasser.

Vor ca. 4 Wochen verlor ein kleiner Seitenast alle Nadeln. Sie verfärbten sich gleichförmig an der ganzen Nadel bräunlich und fielen schliesslich ab. Vor ca. 5 Tagen geschah nochmals das selbe aber an einem relativ grossen und wichtigen Ast. In den letzten Tag kann ich beobachten, dass ein paar Triebe dieses Jahres ebenfalls ihre kleinen Nadeln nach Verfärbung abwarfen. Zudem viel mir auf, dass es ein Kerzchen gibt, das 2 - 3 Nadeln hat, die sogar schwarz sind.

Besorgt frage ich mich, was ich tuen oder allenfalls unterlassen kann, damit das (noch) hübsche Bäumchen hübsch bleibt, überlebt und gut gestärkt in den Winter gehen kann.

Handelt es sich vielleicht um den Bilzbrand oder um den Pilz Sphaeropsis sapinea:
https://www.arbofux.de/diplodia-triebst ... iefer.html
Oder sähet ihr andere Ursachen? Wie würdet ihr vorgehen?

Auf jeden Fall wäre ich dankbar um Inputs und Erfahrungen. Vielen Dank!

Grüsse
Stefan

P.S. Gab es bei euch an einem nadellosen Ast im Frühjahr wieder Neutriebe?

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Chri
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von Chri »

Neuaustrieb wirst du da nicht bekommen, wär halt interessant wann der Ast so stark gebogen worden ist bzw. wann umgetopft wurde.
Der Austrieb sieht mehr als schwach aus und wenn ich meine Mädchenkiefern so wenig gießen würde generell und bei den Temperaturen kann ich sie auch gleich in die Tonne fetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph
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abardo
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von abardo »

Hi,
seh ich genauso wie Christoph. Viel zu selten gegossen. Bei den jetzigen Temperaturen bekommen meine 2x pro Tag, bei auch durchlässigem Substrat. Dazu ein dauernd kreuzender und viel zu dichter Drahtverhau, der wohl jegliche Saftbahn zerdrückt ... dann sind auch viele Zweige nicht bis zum Ende gedrahtet und die Nadeln somit auch nicht nach oben gedreht.
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
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mydear
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von mydear »

DrRatlos hat geschrieben: 29.07.2018, 10:36 Vor ca. 4 Wochen verlor ein kleiner Seitenast alle Nadeln. Sie verfärbten sich gleichförmig an der ganzen Nadel bräunlich und fielen schliesslich ab. Vor ca. 5 Tagen geschah nochmals das selbe aber an einem relativ grossen und wichtigen Ast. In den letzten Tag kann ich beobachten, dass ein paar Triebe dieses Jahres ebenfalls ihre kleinen Nadeln nach Verfärbung abwarfen. Zudem viel mir auf, dass es ein Kerzchen gibt, das 2 - 3 Nadeln hat, die sogar schwarz sind.

P.S. Gab es bei euch an einem nadellosen Ast im Frühjahr wieder Neutriebe?
Hallo Stefan,

Die Mädchenkiefer sieht recht schwach aus. Es fehlen kräftige Knospen und Jungtriebe. Regelmäßiges Düngen auch über die Nadeln (mit Koniferenbalsam von Neudorf) könnte Abhilfe schaffen. Ich hatte eine Mädchenkiefer die in voller Sonne ähnlich darbte. Ich denke sie vertragen die Hitze nur wenn genügend Abkühlung nachts gegeben ist. Sind in Japan wohl kühlere Nächte in Höhenlagen gewohnt.

Ich kann Christoph estätigen: der Ast treibt nicht mehr aus. Sehr selten bei extrem kräftigen Kiefern habe ich auch schlafende Knospen austreiben sehen. Allerdings waren das Mugo und Schwarzkiefer nach starkem Rückschnitt.

Zeige doch mal den ganzen Baum.


Grüße
Rainer
“Fais de ta vie un rêve, et d'un rêve, une réalité“ Antoine de Saint-Exupéry
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roro
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von roro »

Hallo Stefan,

ich habe eine ähnliche Kiefer (etwa 55 Jährig) und sie macht so Ihre Kapriolen. Jeden Herbst erstrahlt sie in blaugrünem Laub das dann im Winterquartier gelb wird. Im Frühling ist es jedes Jahr ein Bangen, ob sie sich erholt - was sie natürlich dann doch macht. Aber dabei immer die Zweifel ob man nicht doch zuviel gegossen hat. Schliesslich - so wird es ja gelehrt - mögen diese Mädchenkiefern keine feuchten Füsse.
Meine Kiefer steht übrigens den ganzen Tag vollsonnig auf einer Dachterrasse ohne Sonnenschutz. Wir wohnen Nähe Zürichsee mit aktuell sehr hohen Temperaturen, die auch Nachts nicht abkühlen.
ein Grund für Astverlust kann ein Wurzelschaden sein. Was unten kaputtgeht, widerspiegelt sich oft auch in der Krone. Grosse Probleme bei der Hitze sind die dunklen Schalen, in welchen Kiefern normalerweise stehen. Sie sehen zwar schön aus, sind aber meiner Meinung nach kontraproduktiv und heizen den Wurzelballen noch zusätzlich auf. Die Mädchenkiefer mag es da eher kühl. du kannst das durch abdecken der Schale erreichen oder die Badetuchkompresse - wie sie irgendwo hier im Forum beschrieben wurde.
ich sprühe bei dem Wetter am morgen um 6 Uhr meine Bäume mit kaltem (Leitungs-)Wasser. dadurch haben sie morgens einen "kühlen Fuss" und sind für die gröbste Hitze gewappnet.

Gerade der heisse Sommer ist für die Mädchenkiefer aktuell ein ziemliches Problem. Mit der anstehenden Klimaveränderung wird es wohl immer schwieriger, in unserer Gegend diese doch wunderbaren Gewächse pflegen zu können.

Drücke dir die Daumen!

Roro
Sind diese Blumen künstlich? - Natürlich.
Also natürlich oder künstlich? - Natürlich künstlich!
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bonulli
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von bonulli »

Hallo Stefan,

kann es sein, dass deine Kiefer eine Waldkiefer ist? Auf den Bildern sieht es so aus, als wären die Nadeln paarweise und nicht in 5er Büscheln wie bei einer Mädchenkiefer. Zumindest sehen die Zweigen denen meiner Waldkiefer recht ähnlich...
Diese gieße ich derzeit auch 2x pro Tag, sie steht auch den ganzen Tag vollsonnig und genießt Backofenklima. Bei ihr habe ich auch beobachtet, dass Zweige, deren Drahtung langsam etwas eng wird (einzuwachsen beginnt), schwächeln. Nach sofortigem Entdrahten haben die sich schnell wieder erholt. Die Drahtung bei deiner Kiefer finde ich auch ziemlich heftig (viel und auch etwas unsortiert). Außerdem sieht es so aus, als wäre der stark gedrahtete, kahle Ast der unterste. Er ist dann zusätzlich zum Stress durch den Draht im Vergleich zu den Spitzenbereichen des Baumes benachteiligt, weil er nachrangig versorgt wird. Es besteht dann eine erhöhte Wahrscheinlichkeit,dass der Baum den Zweig aufgibt.

Viele Grüße und viel Spaß mit deiner Kiefer!
Ulrike
Gruß,
Ulrike
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Chri
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von Chri »

Ulrike sind 5er Paare musst etwas genau hinschaun is etwas schwierig bei den Fotos.

Was dem Komplettzustand betrifft kann es auch gut sein wenn meine Vermutung richtig ist das es eine Wutzelechte Mädchenkiefer ist, da die Rinde nicht nach Veredelung aussieht und die nach höherem Sagen zickig sind gegen warme Füße.

@Roro, wenn sie im Winter gelb wird dann steht sie zu nass und das mit dem wenigen Wasser generell bei der Pflege ist auch gerade mal Schall und Rauch, es kommt auf viele Faktoren an, gepfropft auf ne thunbergii (sehr Wassertolerant), Substrat etc. etc.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph
DrRatlos
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von DrRatlos »

Hallo

Vielen Dank für die (z.T.) hilfreichen Informationen.

Ich erstand den Baum schon verdrahtet. Er ist aus Japan importiert und laut Vertreiber vor zwei Jahren umgetopft worden. Weiter teilte mir der Verkäufer mit, dass die Kiefer ca. 6 Wochen mit anderen Bäumchen in einem Schiffscontainer hergereist sei. Damit wollte er mir versichern, dass der 5 tägige Transport von Norddeutschland in den Süden von DE im Dunkeln und ohne Wasser kein Problem darstelle. Tat es auch nicht.

Der dunkle Keramik ist bestimmt ein Problem. Anstatt ihn mit kaltem Wasser zu kühlen, habe ich vor wenigen Tagen provisorisch die Seiten des Topfes mit weissem Plastik verkleidet. Ich werde ihn morgen durch einen weissen Stoff ersetzten. Damit wird die Strahlung reflektiert und er ist jetzt deutlich kühler.

Sie ist mein erster Koniferen-Bonsai. Als ich mich über die artspezifische Pflege informierte, las ich auf allen Pflegeanleitungen vers. Bonsai-Händler, dass man vorsichtig mit der Wasserzufuhr umgehen soll bzw. dass man den Baum schnell ertränken könne und dass der Baum auch gut 'kurze' Trockenzeiten überstünde. Diese Warnungen bezogen sich vermutlich auf die feucht-kalte Jahreszeit, was leider nicht explizit erwähnt war und so habe ich diese Ratschläge wohl ein bisschen zu ernst genommen.

Auf jeden Fall giesse ich den Baum seit Montag zwei mal täglich, bis die Hitzeperiode vorüber ist, lasse ihn an der Sonne stehen und dünge ihn vorläufig alle 2 - 3 Wochen.
Ich versuche damit zu retten was noch zu retten ist und hoffe bald bessere Neuigkeiten mitteilen zu können.

Viel Freude mit euren Bäumchen!

LG
Stefan
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abardo
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Re: Japanischer Mädchenkiefer verliert Nadeln

Beitrag von abardo »

Ok. So schlimm sieht das mit den Nadeln jetzt nicht aus, wenn man bedenkt, wie oft der gereist ist. Da ist es normal, dass der Baum nicht mehr vor Kraft strotzt. Versuch ihn bitte nicht nach Schema zu giessen, sondern, wie es das Substrat anzeigt (Stäbchenmethode), dann bekommst du bald ein Gefühl dafür, wie das jetzige Substrat abtrocknet.

Denn: Mädchen sollen wirklich mal regelmässig abtrocknen, d.h. aber eben nicht, dass die bei der Wärme nicht täglich auch gegossen werden müssen oder auch zweimal pro Tag. Dauerfeuchte oder heisse Füsse mögen die wirklich nicht. Andererseits verdunstet ein Baum momentan schon einiges.

Kannst du bitte noch den Unterwuchs entfernen ? Konkurrierende und eventuell auch tiefe Wurzeln müssen wirklich nicht sein (einfach nach dem nächsten Giessen das Unkraut vorsichtig mit Wurzeln rausziehen).

Und kontrolliere bitte den Draht. Wenn da irgendwo etwas eindrückt, dann schneide an den Stellen den Draht einfach stückeweise raus (nicht abwickeln, sondern jeweils in Stücken von einer halben Wicklung rausschneiden), egal, ob die Form dann verloren geht oder nicht. Genauso würde ich das an Stellen machen, an denen Drähte überkreuzen (wer drahten kann, drahtet einen ganzen Baum ohne eine einzige Überkreuzung und hat auch nur ganz selten maximal 3 Drähte nebeneinander, eher nur zwei !).

Ich würde wahrscheinlich den ganzen Draht runternehmen, denn der Baum ist trotz des vielen Drahtes sowieso nicht konsequent gestellt. Da kann man im nächsten Jahr auch eher mit Abspanndrähten die dickeren Äste schon mal positionieren und dann später eine Feindrahtung durchführen. Denn: der Baum hat Potenzial, kann mal richtig schön werden.

Lass dem Baum seine Ruhe, nach dem nächsten Austrieb im nächsten Jahr sieht der schon wieder anders aus.
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
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