Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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DerFauleDaumen
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Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von DerFauleDaumen »

Ich grüße euch,

ich tauche gerade frisch in das Thema Bonsai ein und habe mir eine recht große Hainbuche zum Einstieg gekauft.
Ich bin definitiv kein geübter Gärtner, aber fand Bonsais schon immer todschick und möchte mich nun selber probieren.
Weitere Anschaffungen/Anzüchtungen sind bei Erfolg nicht auszuschließen.
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IMG_20190328_112626_resized_20190328_114300176.jpg (241.96 KiB) 1437 mal betrachtet
Die Gute steht auf meinem halbschattigen Balkon, scheint kurz vor dem Austreiben zu sein und sieht erstmal quietschfidel aus.
Ich möchte sie natürlich mit Regenwasser gießen und in den wärmeren Monaten mit BioGold düngen.
Bzgl. der Schnittform bin ich mir noch unsicher, ich tendiere zwischen der Besenform und der Moyogi Form.
Optisch möchte ich auf jeden Fall einen dicken Stamm erwirken.

Ich habe jetzt natürlich einige Fragen, deren Beantwortung ich mir hier erhoffe:

1. Muss ich jetzt kurz vor dem Frühling etwas beachten oder noch schnell erledigen?

2. Was hat der Verkäufer mit dieser seltsamen Verdrahtung und dem langen, unbeschnittenen Ast vor gehabt?

3. Wann ist der erste Schnitt nötig?

Beste Grüße


Maik
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baeumchen
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Re: Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von baeumchen »

Hi + willkommen bei den verrückten ....
als ausgangsbasis ist der baum ok, lässt raum für entwicklung, sieht aber schon wie ein baum aus

es ist immer schwierig mit einen foto was sinnvolles zu analysieren und zu empfehlen,
ich versuche es mal:

- das substrat sieht alt und verdichtet aus, da musst du aufpassen, ob es noch durchlässig genug ist
ggf aus der schale nehmen, die äußeren wurzeln vorsichtig lockern, leicht einkürzen und in neues substrat einsetzen
- die drahtung sollte wohl genau diesen ast in einen günstigeren winkel bringen,
ist auf dem foto nicht zu erkennen, ob das ok ist
- der erste schnitt hätte vor dem austrieb erfolgen sollen, kannst du aber jetzt auch noch machen,
wird den baum halt etwas stressen, aber solange du nicht zu radikal vorgehst, sollte es gehen.
nur mal das allernotwendigste raus nehmen, den baum kraft tanken lassen und im herbst formen

unabhängig von dem oben gesagten: such dir einen bonsai-arbeitskreis bei dir in der nähe
es geht nichts über einen direkten erfahrungsaustausch am objekt ...
ein anfänger-seminar wär natürlich auch gut, dann kannst du das gelernte gleich umsetzen
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
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Sebastian O
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Re: Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von Sebastian O »

Hallo Maik,

willkommen im BFF! Hier findest Du jede Menge Lesestoff zu Pflege und Gestaltung deiner Hainbuche. Zum Beispiel hier. Darüber hinaus ist es sehr empfehlenswert, sich einen Workshop und/oder einen Arbeitskreis in der Nähe zu suchen und dort mal mit deinem Bäumchen vorbeizuschauen. Bäume anhand von Bildern zu besprechen ist oft schwierig, gerade bei Deinem Baum gibt es ein paar Stellen, die sich "in echt" viel besser beurteilen lassen. Zum Beispiel diese beiden Substämme, die sich irgendwie gegenseitig zu umwickeln scheinen. Oder ein bisschen weiter links, dieser dicke, gerade Ast, der da nach innen wächst. Daher empfiehlt es sich, die Bäume gerade und von vorne (oder allen Seiten) vor neutralem, einfarbigen Hintergrund zu fotografieren und von "schwierigen" Stellen evtl. ein, zwei Detailfotos zu machen.

Zu Deinen Fragen:

Jetzt wäre die richtige Zeit zum Umtopfen und so wie sich das Substrat auf dem Bild darstellt, scheint das auch ziemlich nötig zu sein. Auch dafür würde ich Dir empfehlen, das im Rahmen eines Workshops oder bei einem Arbeitskreis zu machen und Dir dabei von erfahrenen Bonsaianern helfen bzw. Dir das beibringen zu lassen.

Was der Verkäufer mit dem Draht gemacht hat erschließt sich mir auch nicht so ganz, den würde ich ehrlich gesagt wieder entfernen... *schulter zuck*

Der erste Schnitt kann jetzt erfolgen, oder wenn der erste Austrieb voll durch ist (also wenn alle Blätter, die jetzt kommen, "ausgereift" sind). Aber bevor Du schneidest, solltest Du Dir zumindest einen groben Plan gemacht haben, wo die Reise gestalterisch hingehen soll und Dir ein bisschen was zum Thema Techniken und Pflege angelesen zu haben. Und auch dafür würde ich Dir wieder einen Workshop oder AK wärmstens ans Herz legen.

Deine Hainbuche ist ein guter Baum für den Einsieg in das Hobby. Auf den ersten Blick zeigen sich ein paar problematische Stellen aber alles in allem lässt sich daraus sicher etwas Herzeigbares machen. Halt uns auf dem Laufenden!
LG
Sebastian
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Stefan72
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Re: Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von Stefan72 »

Hallo Maik,
welcome to the show...
Spontan würde ich sagen, dass "so etwas in Richtung Besenform" am ehesten gehen wird. Wenn man die Baumformen nicht als starre Konstrukte ansieht, sondern als Ideen, die man interpretieren muss, dann könnte man hier meinen, dass die Äste der Idee "Moyogi" nicht zuarbeiten, weil sie zu weit oben beginnen. Der erste Ast sollte etwas unter der Hälfte des Stammes ansetzen, die weiteren Äste dann mit geringer werdenden Abständen sich nach oben um den bewegten Stamm verteilen.
An dieser Krone müsste man wohl noch einiges tun, was aber anhand dieses einen Bildes nicht abschließend einzuschätzen ist. Es scheinen sich Äste zu kreuzen, manche wurden wohl auch falsch geschnitten. Den sollte Dir jemand auf eine gute Ausgangsform zurecht schneiden und dann kann´s losgehen. Insofern würde ich die Buche jetzt erst mal nur wachsen lassen und sehen, wo sie noch austreibt - vielleicht auch erst nach einem Schnitt nächstes Jahr - um so weitere Optionen zu bekommen.
...die Drahtung würde ich am ehesten so verstehen, dass man versuchen wolle, doch noch einen tieferen Astansatz zu simulieren, was aber auf Dauer nicht sein Ziel erreichen wird. Ich würde den Draht entfernen und den Ast versuchen in "so etwas in Richtung Besenform" zu integrieren.
... ein dicker Stamm ist die Folge unbeschnittenen Wachstums - also Hände weg von der Schere :wink:
Freundliche Grüße, Stefan

Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist in das Gelingen verliebt statt ins Scheitern.
sat_01
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Re: Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von sat_01 »

:) Hallo Maik,

ich finde der Baum hat Potential. Schnitt wäre für mich erst einmal zweitrangig. Wichtiger ist der Wurzelballen, da gehe ich mit Baeumchen konform. Ich habe mir angewöhnt neu erworbene Bäume möglichst bald in ein durchlässiges Substrat zu pflanzen. Dabei ist zu empfehlen, so viel wie möglich altes Substrat zu entfernen. Kommt natürlich immer auf Art und Gesundheitszustand des Baumes an. Hainbuche ist aber sehr tolerant und wüchsig. Auch mein Tipp ist, einen Verein oder Arbeitskreis aufsuchen, da kann man Dir opitmal helfen und nich ist eine gute Zeit zum umtopfen. :)

Gruß
Bernd
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Moya
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Re: Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von Moya »

Moinsen zämme,

hum ... man sehe es mir nach wenn ich nu ein wenig den mahnenden Finger hebe.
Maik Bonsai todschick zu finden ist leider keine gute Ausgangsbasis für das Hobby, sorry.
Warum ... es hat für mich ein 'G'schmäckle' wie man bei uns sagt. Es klingt halbherzig und ähnlich wie das Herzeigen von Statussymbolen und das ist für den Baum nicht gut.

Bäume sind auch eine Art von Lebewesen und Welche in unserer Obhut haben wie Haustiere auch ein Anrecht, dass wir uns nach besten Kräften kümmern.
Auf Bonsai heisst das, entweder ganz oder gar nicht. Das Hobby ist zeitintensiv und nicht billig und wir arbeiten mit sehr speziellen Lebewesen.

So nun zu Deiner Buche:
wenn Du es ernsthaft und richtig angehst, wird die nach meinem Dafürhalten mal richtig gut.
Der Wurzelansatz ist für Buchenverhältnisse erstaunlich gut (zumindest schaut es auf den Bildern so aus).

Grundsätzlich sollte man bei Bonsai von unten nach oben vorgehen, ähnlich wie beim Hausbau ... ohne dass der Keller in Ordnung ist, wird das nichts mit dem Dach.

Ergo Sunstrat und Wurzeln und Wurzelansatz wären hier als Erstes zu machen. Krone vergiss erst mal und lass den Baum wachsen - gibt Kraft um das zu verdauen was Du tun musst um den Keller in Ordnung zu bringen.

Wenn Du unsicher bist, suche Dir einen Arbeitskreis oder ggf. liebe Forenleute in Deiner Nähe und lass Dir life zeigen wie das mit dem Umtopfen geht, welches Substrat etc. Da kannst Du dann auch Fragen stellen und lernen und bist mit Gleichgesinnten zusammen.

Sowas ist aus der Internetretorte leider immer schlecht zu vermitteln.

Zum Standort ... Hainbuchen sind typische Waldpflanzen, verwandt mit den Birken, d.h. die brauchen anders als die sonnenhungrigen Birken im Sommer halbschattigen Standort mit erhöhter Luftfeuchte. Dann fühlen die sich wohl. Nasse Füsse hingegen kommen bei Hainbuchen gar nicht gut an, sie mögen es humid, aber nicht nass, dauernass schon gar nicht.
Viele Grüße,
    Moya

******************************
- Arbeitskreis Aichtal
- Bonsai Club Deutschland
- BCD Kusamonogruppe
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schwarzerkobold
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Re: Einsteiger mit einer Hainbuche hat viele Fragen

Beitrag von schwarzerkobold »

Hallo Maik,

erstmal herzlich willkommen.

Zu deiner Hainbuche, ich gebe Frank Recht - such dir einen Arbeitskreis in deiner Nähe. Wenn du gar keine Erfahrungen hast, ist schon das Umtopfen eine Sache, die nicht so eben erledigt ist. Im Arbeitskreis stehen dir erfahrene Leute mit Rat und Tat zur Seite. Und du kannst gleich von Anfang an die richtigen Schritte einleiten.

Gutes Gelingen

LG Anja
バイバイ baibai
Anja

In jedem Baum wohnt ein Geist und sein Wohlergehen zu beeinträchtigen, belastet die Stätte mit Unglück...aus Asien.
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