Hilfe mein Baum ist krank!
Aus dem BFF von „zopf“ (Dieter)
Hallo
Einfach mal nicht als Ratespiel !
Der erste Punkt ist eine möglichst konkrete Schadensbeschreibung.
Der nächste Punkt ist eine möglichst genaue Beschreibung der bisherigen Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen.
Dazu kämen dann die möglichen Ursachen und wie man Sie erkennen kann
Wasser - Zuwenig, Zuviel
Dünger - Zuwenig, Zuviel
Insekten
Pilze
Und dann noch die Hauptursache - Ihr selbst
Mit dem letzten Punkt beginnend,
solange Ihr nicht einseht, das Ihr meist die Ursache seid,
solltet Ihr zurück auf Start gehen.
Bäume gibt es seit hunderten Millionen Jahren
und können auch mit widrigsten Umständen fertig werden.
Wasser - was passiert bei Zuwenig Wasser,
erst mal überhaupt nichts, dann fangen bei Laubbäumen die Blätter an zu hängen,
erst die obersten, sich dann nach unten ausbreiten.
Hängen die obersten Blätter ist überhaupt noch nichts schlimmes passiert,
Ihr gießt und 2-3 Stunden später sind alle Blätter wieder straff.
...
Wenn Ihr nicht gegossen habt wenn die obersten Blätter hängen,
sondern auch die Unteren, ist immer noch nichts schlimmeres passiert.
Den Baum in den Schatten stellen, ganz vorsichtig etwas wässern,
nach ein paar Minuten kräftig wässern und nach 1-2 Tagen ist alles wieder beim alten.
Solltet Ihr aber immer noch nicht gegossen haben, trocknen die Blätter von den Spitzen her ein.
Erst jetzt ergeben sich Schäden, noch nicht kritisch für das Überleben des Baumes,
aber jetzt muss man handeln.
Wodurch bekommt der Baum Zuwenig Wasser ?
In erster Linie durch Zuwenig und falsches Gießen.
Einen leistungsfähigen Wurzelballen zu "erziehen", ist eine langwierige Aufgabe,
gehört aber zu den aller wichtigsten Basics bei der Pflege Unserer Zöglinge.
Dann noch die never ending Story mit dem Substrat.
Von modernen Substraten ist allen Anfängern (die ersten Jahre) abzuraten.
Da immer wieder auf Walter verwiesen wird,
sollte man zu aller erst mal überlegen,
ob man so gut wie Walter ist,
ob man so viel Erfahrung wie Walter besitzt,
ob man so viele und verschiedene Bäume wie Walter pflegt
und zu aller letzt, auch mal gut fürs Training der Augen
bei den tollen Dokus von Walter mal darauf achten,
dass die meisten Kernballen seiner Japaner in einer Akadama-"Pampe" sitzen.
ps das soll kein Monolog sein, sondern der Versuch dass Ihr Euer "Baumverständnis" erweitert
Die sich hieran anschließende Diskussion fasse ich folgendermaßen zusammen:
Was passiert bei zu viel Wasser ?
wenn der Baum zu viel Wasser bekommt, passiert - je nach Jahreszeit - mehreres:
- die Temperatur im Ballen bleibt niedrig -> schlechtes oder gar kein Wurzelwachstum
- es kommt keine Luft mehr an die Wurzeln -> Wurzelfäule, im Extremfall Tod der Pflanze.
Das sind die beiden wesentlichen Punkte,
wobei die Wurzelatmung das größere Problem darstellt.
Wurzeln die nicht atmen können sterben ab
und dadurch kann ein zu nasses Substrat zum Vertrocknen des Baumes führen.
Auch die Nährsalze werden ausgespült, da rein mineralische Substrate mit "Ersatzstoffen"
keine oder nur wenig Nährstoffe speichern.
Blattspitzen bei dauerhaft zu nassem Substrat sind oft dunkelbraun bis schwarz und schlaff,
bei Überdüngung farblich ähnlich aber hart.
das ist ein weiter schwieriger Punkt...oft sind nämlich die Symptome durch zu nasses Substrat ähnlich denen der Trockenschäden (ist ja auch logisch, im Blatt kommt zu wenig Wasser an). dadurch ist es oft schwer, anhand des Symptoms "braune blattspitzen" eine Diagnose zu stellen.
ein sichtbares Skelett mit hellgrünen Zwischenräumen ist Chlorose, komplett gelbe Blätter und gelbe Flecken deuten auf zu viel Wasser (ohne Wurzelschaden, aber alle Nährstoffe ausgespült) usw ...
Bei Nadeln geht das auch gut, man achtet auf die Spitzen und mittleren Bereiche und insbesondere "Ringe" (braune Ringe sind z.B. was anderes als schwarze).
ABER je größer der Topf, desto länger bleibt es nass und KALT. Die Wurzeln benötigen jedoch Wärme um zu wachsen. Erst wenn die Wurzeln ok sind, gehts oben ab. Also auch, oder vor allem bei Yamadori: den Topf so groß wie nötig und so klein wie möglich.
Zusäzlich würde ich noch sagen dass durch zu viel Wasser beim Austrieb die Internodien auch länger werden.
Ein dauerhaft zu nasses Substrat bringt also nur Nachteile,
die die Gesundheit des Baumes stark beeinträchtigen.
Eigentlich sollte man daraus schließen dass die beste Zeit zum Gießen in den Vormittagsstunden liegt.
In den frühen Morgenstunden sorgt der Tau für eine leichte Befeuchtung.
Da es für die Durchlüftung des Substrats positiv ist wenn einmal am Tag gegossen wird,
sollte also ein gutes Substrat so gewählt werden, das es innerhalb eines Tages soweit abgetrocknet ist,
dass über Nacht nur wenig Feuchtigkeit im Substrat ist.
Wasser ist ein guter Wärmeleiter und die nachts abfallenden Temperaturen
können das Substrat schneller auskühlen.
Grob geschrieben gibt es 2 Arten von Zellwachstum,
Teilungs- und Streckungswachstum, wobei letzteres "weicher" ist und eher von Schädlingen bevorzugt wird.
Der Gießvorgang selbst ist meist viel zu oberflächlich,
der erste Guss sollte dazu dienen das Substrat aufnahmefähiger zu machen
und nach der ersten Runde kommt der 2te Gießvorgang der durchdringend sein sollte,
bis das Wasser aus den Drainagelöchern kommt.
Bei kleinen Bäumen und verdichtetem Substrat ist Tauchen eine gute Vorgehensweise,
da beim "normalen" Gießen der Kernballen meist trocken bleibt.
Die Feuchtigkeit im Substrat ist alleine ausschlaggebend,
welches Substrat, welcher Topf, welches Klima usw ist beim Umtopfen wichtig,
damit gewährleistet ist dass das Substrat an einem Tag trocknet.
Auch bei Regen muss der Feuchtigkeitsgehalt überprüft werden,
da gerade bei Laubbäumen, durch das Blätterdach bedingt, das Substrat nicht durchfeuchtet wird.
Es kommt immer wieder in den Bereich Substrat
und Shohin und Mame mal etwas aussen vor gelassen,
kann man alle Bäume mit Aka/Kiryu Mischung und 2 maligem Gießen am Tag bei uns kultivieren.
Bei mir stehen über 100 Bäume, 40-50 verschiedene Arten, von Shohin - 2 Mann Baum
und alle stehen in obiger Mischung, die am längsten kultivierten seit 30 Jahren.
Das Substrat muss im Zusammenhang mit einem leistungsfähigen Wurzelballen gesehen werden
und bei letzterem ist meistens der Knackpunkt.
Wie kommt es zu einem Zuviel an Wasser?
- Falsche Substrat-Zusammensetzung (keine gute Luft- und Wasserführung)
- Zu häufiges Gießen
- Zu großes Substratvolumen im Verhältnis zum Wurzelballen und/oder zur Laubmasse
- Staunässe bei Dauerregen
- Verstopfte Wasserabzugslöcher
- Stauwasser unter dem Pflanzgefäß
Die Ursache für Pflanzenschäden durch zu viel Wasser liegt am Pfleger.