Umtopfen von Kiefern

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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nemsi
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Umtopfen von Kiefern

Beitrag von nemsi »

Hallo,
ich bin beim Umtopfen von Kiefern immer noch unsicher, wieviele Wurzeln man entfernen bzw. wie weit man den Wurzelballen zurück schneiden kann. Man lest ja immer, dass noch weiße Wurzelspitzen vorhanden sein müssen. Diese sind, zumindest bei meinen Kiefern immer nur auf den langen, am Schalenboden entlang wachsenden Wurzeln dran. Also lasse ich von diesen Wurzeln einen Teil dran.
Gerade eben habe auf youtube diesen Film gesehen. Die machen das ganz anders als ich dachte. Oder ist das nur bei der jap. Schwarzkiefer so? Sind da die Sylvestris und vor allem die Mugo anders zu behandeln?
Vielen Dank für Eure Antworten.

Schöne Grüße
Robert
Liebe Grüße
Robert

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ChristianB
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von ChristianB »

Also für mich ist das ein ganz normales Umtopfen. Genau so topft man eine reife Kiefer, die schon lange in der Schale steht, um.
Natürlich unterscheidet sich die Vorgehensweise von Baum zu Baum immer ein wenig, je nachdem wie fit der Baum ist und welches Ziel das Umtopfen hat.
Hier sieht man übrigens die Vorteile von Akadama. Auch nach etlichen Jahren lässt sich das Substrat noch relativ schonend für das Wurzelwerk entfernen.
Gerade bei Bäumen, die eine längere Standzeit im Topf haben, steige ich jetzt genau aus diesem Grund wieder um von Zeostrat auf Akadama/Kiryu.
Viele Grüße

Christian
Hippo
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von Hippo »

Salü Robert,

Ich habe Kiefern nur umgetopft wenn es unbedingt nötig war und die Schale schon sehr durchwachsen war.
Dabei mussten natürlich auch die Wurzelspitzen dran glauben.
Wichtig erschien mir aber, dass etwas vom Mycorrhiza wieder in den Topf musste.

Zweinadelige topfte ich im Herbst um und Fünfnadelige im Frühling.

Gruss George
Grumpy old fat Kiboko.
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nemsi
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von nemsi »

Danke Euch beiden. Akadama hat meiner meinung nach nur dann Vorteile, wenn man frostfrei überwintern kann, da will ich jetzt aber keine neue Diskussion vom Zaun brechen. Ich habe bei einer BCD-Schulung im November gehört, dass es Akadama bald nicht mehr geben wird, da die Bestände dem Ende zugehen und es einen Ausfuhrstopp geben soll.

Ich kann mich an einen Bericht vom Herbert hier im Forum erinnern, (viewtopic.php?f=4&t=13172&hilit=Mugo) wo er eine Mugo umtopft und vom wichtigen Verbleib von solch langen Wurzeln mit weissen Wurzelspitzen schreibt. In dem Video schneiden sie die Wurzeln aber schon ziemlich radikal zurüch (seitlich und unten).
Liebe Grüße
Robert

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Sanne
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von Sanne »

nemsi hat geschrieben: 11.12.2019, 12:57 ...Ich habe bei einer BCD-Schulung im November gehört, dass es Akadama bald nicht mehr geben wird, da die Bestände dem Ende zugehen und es einen Ausfuhrstopp geben soll.
Hallo Robert,

das wäre ja eine Katastrophe (für mich). Wurde bei der Schulung denn ein anderes gutes Substrat für Nadel- und auch für Laubbäume empfohlen?

Ansonsten finde ich persönlich das Umtopfen von Nadelbäumen schwierig und habe dadurch schon u.a. eine wunderschöne Mugo gehimmelt. Daher überlasse ich es meinem Bonsaigestalter/-Lehrer Reiner. Bei Laubbäumen ist das Umtopfen für mich auch mit starkem Wurzelschnitt dagegen kein Problem.

LG, Sanne
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
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nemsi
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von nemsi »

Hallo Sanne,

nein, Ersatzsubstrat wurde keines genannt.

Mit dem Umtopfen geht es mir genauso wie Dir auch. Laubbäume null Probleme, bei Sylvestris und vor allem bei Mugos hatte ich aber schon diverse Ausfälle. Da sind wir aber in illustrer Runde, Marco Merschel hat da auch von diversen Problemen bzw. Ausfällen berichtet. Er topft ganz selten um. Für mich wäre da sehr interessant, wie man dann den Wurzelballen behandelt. So wie im Video (ohne langer Wurzeln mit weissen Spitzen) oder so wie im Bericht von Herbert?
Liebe Grüße
Robert

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Heike_vG
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von Heike_vG »

nemsi hat geschrieben: 11.12.2019, 12:57 Ich habe bei einer BCD-Schulung im November gehört, dass es Akadama bald nicht mehr geben wird, da die Bestände dem Ende zugehen und es einen Ausfuhrstopp geben soll.
Das höre ich ja zum ersten Mal und es erstaunt mich sehr. Ich werde mal meine japanischen Kontakte befragen, ob die davon etwas wissen. Ich würde nur sehr ungern auf Akadama verzichten.

Bei fitten, gesunden Kieferbonsai topfe ich auch so um wie in dem Video, die weißen Wurzelspitzen wachsen ja nach. Bei schwachen oder noch nicht ganz stabilen Yamadori etc. würde ich auch welche von den langen Wurzeln dranlassen. Ist alles fallweise zu beurteilen.

LG, Heike
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bonulli
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von bonulli »

Zu welcher Jahreszeit topfst du Kiefern um, Heike? Speziell dein Vorgehen bei P. sylvestris würde mich interessieren.

Gruß,
Ulrike
Gruß,
Ulrike
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abardo
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von abardo »

Das ist wirklich ein ziemlich vorsichtiges Umtopfen, was hier offensichtlich hauptsächlich der Nebaripflege gedient hat.

Es wird nur aussen geschnitten, der Kernballen wurde gar nicht angefasst. Für eine reife und offensichtlich kraftstrotzende Kiefer ist dieses Vorgehen kein Problem, insbesondere bei einer Schwarzkiefer nicht.

Die Jahreszeit zu solch einer Pflege und Umsetzen einer Kiefer ist ziemlich egal, es sollte nur eine Wachstumszeit sein, damit sie aussen gleich wieder Wurzeln produzieren kann. Also nicht zu heiss und nicht zu kalt.
Grüße, Frank
___________
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mydear
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von mydear »

Hallo Sanne, hallo Robert,

interessantes Thema, bei dem ich nicht wirklich in der Komfortzone angekommen bin. Meine Kiefern sind ja nur einfache Rohpflanzen, da würde der Verlust nicht so schwer fallen. An einer teuren Kiefer würde ich sicher nicht so drastisch rangehen.

1. Pinus sylvestris 'Watereri' aus der Baumschule hatte Würgewurzeln rundum, welche am Ansatz zu inverser Verjüngung geführt hätten. Alles war so verbacken, dass der Wurzelwust erst aufwendig mit scharfem Wasserstrahl aufgelöst werden konnte. Ich denke damals habe ich mindestens eine Stunde mit dem Ballen gekämpft. Weiße Wurzelspitzen gab es keine mehr. Natürlich habe ich das neue Substrat mit der alten Mykorrhiza-Erde geimpft und sorgsam mit Stäbchen eingearbeitet. Ein Jahr hat sie sehr kurze Nadeln gehabt, mittlerweile alles ok.

Sylvestris Watereri nach dem Waterboarding
Sylvestris Watereri nach dem Waterboarding
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10. April 2016
10. April 2016
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noch dazu in eine viel zu große Nanban-Schale gepflanzt, es war nichts anderes da
noch dazu in eine viel zu große Nanban-Schale gepflanzt, es war nichts anderes da
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Okt 2019
Okt 2019
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2. die Sylvestris bekam ich Ende Okt 2017 geschenkt, sie war 12 Jahre nicht mehr umgetopft worden. Die Erde war nur noch schwarzer Torfklumpen. Sie hatte fast nur an langen Triebenden Nadeln. Hop oder Top war die Devise als der Wurzelballen gründlich ausgespritzt wurde. Mit zaghaftem Kratzen wäre gar nichts gegangen. Nach 10 Wochen zeigten erste Neutriebe, dass es langsam aufwärts geht.

Okt 2017
Okt 2017
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14. April 2018
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nach 10 Wochen ist neues Wachstum sichtbar
nach 10 Wochen ist neues Wachstum sichtbar
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Bitte nicht falsch verstehen: das soll kein Blankoscheck für radikales Umpflanzen sein!!! Doch weil der Ballen so extrem torfhaltig und verbacken war habe ich mir nicht mehr anders zu helfen gewußt. Es ging beide Male gut. Das muß nicht immer so sein. Bitte tastet euch lieber langsam ran. Vielleicht nur den halben Ballen auskämmen/ausspritzen und nach einigen Jahren die andere Seite nachholen. Dann bleibt zumindest ein Teil der Wurzeln zur Versorgung der Nadeln erhalten.


Grüße
Rainer
Zuletzt geändert von mydear am 17.01.2024, 22:22, insgesamt 2-mal geändert.
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mydear
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von mydear »

Heike_vG hat geschrieben: 11.12.2019, 19:30
nemsi hat geschrieben: 11.12.2019, 12:57 Ich habe bei einer BCD-Schulung im November gehört, dass es Akadama bald nicht mehr geben wird, da die Bestände dem Ende zugehen und es einen Ausfuhrstopp geben soll.
Das höre ich ja zum ersten Mal und es erstaunt mich sehr. Ich werde mal meine japanischen Kontakte befragen, ob die davon etwas wissen. Ich würde nur sehr ungern auf Akadama verzichten.
Hallo Heike,

die Info kam von Udo Fischer (ohne Gewähr wie er es gemeint hat)

Grüße
Rainer
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Heike_vG
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von Heike_vG »

bonulli hat geschrieben: 11.12.2019, 20:15 Zu welcher Jahreszeit topfst du Kiefern um, Heike? Speziell dein Vorgehen bei P. sylvestris würde mich interessieren.
Gruß,
Ulrike
Hallo Ulli,
Das ist bei mir normalerweise März - April, kann auch nochmal Anfang Mai sein, wenn es noch kühl ist.

Rainer,
danke für die Info! Ich bin mal gespannt, ob ich zu der Akadama-Thematik auch noch etwas herausfinde.

Liebe Grüße,
Heike
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bonulli
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von bonulli »

Vielen Dank, Heike! Und auch allen anderen vielen Dank für das Teilen eurer Erfahrungen. *daumen_new*
Gruß,
Ulrike
Lutz Marx
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von Lutz Marx »

...Akadama ist aus meiner Sicht das verzichtbarste Substratbestandteil, den es gibt. Ich verwende es schon seit 10 Jahren nicht mehr und vermisse es 0,00 Prozent. Es ist leicht, billiger und höherwertiger zu ersetzen.

LG, Lutz
Lutz Marx
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Re: Umtopfen von Kiefern

Beitrag von Lutz Marx »

...hier nochmal ein Nachtrag: Bims, eine geeignete Art von formstabilen Suabstrat (Lava, Blähton, Schieferbruch oder was auch immer) und lockere Kokosfasern (Torf ist nicht notwendig) ersetzen Akadama in jeder Form perfekt und sogar besser. Ich wüsste keine Nachteile...

LG, Lutz
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