Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
Antworten
hwolf
BFF-Autor
Beiträge: 1488
Registriert: 17.08.2015, 21:16
Wohnort: Steimbke

Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von hwolf »

Hier im Forum gibt es "Allgemeines", darunter "Bonsaipflege" - unter diesem Betreff schreibe ich diese Fragen auf. Ich weiß schon so langsam mit den Dingen umzugehen, aber diese "schwebenden Wurzeln" mit der Lebensader sind Neuland für mich. Ich hoffe meine Offenheit wird als produktiv wahrgenommen, denn darum findet sie statt.

Ich hab na klar Anfangs keine Bilder gemacht. Immer denkste "ist ja nix", bis du fertig bist. Fachforum und so.
Der Stein kommt von der allerliebsten Liebhaberin der kleinen Bäume und meiner tollen Bonsaifreundin Sigrid. Danke nochmal dafür und die Arbeit! :lol: Deren Wacholder darauf waren einmal zu tief im Winter.
Oder so, die Wacholder habe ich tatsächlich im fernen Münster nach einer Probefahrt nebenan in einer kleinen aber wirklich mit, wahrscheinlich Zufall, brillianter Bonsaiware ausgestatteten Gärtnerei gefunden. Ich hätte da am Fleck 14 vorzeigbare Bäume schneiden können aus den Eiben, Eichen, Äpfeln, und viele dicke Mammuts. Jeder Wacholder 2€, die Mispeln, ich hab ne halbe Kiste genommen und hab jetzt so noch 6 weitere Mame/Shohin in Arbeit, 1€. Die Wacholder müsstensollten den Wurzelschnitt verkraften, wenn die ähnlich wie Communis drauf sind.
Ich habe eine Felspflanzung angelegt. Dabei hatte ich mir kluges und blödes überlegt. Blöd war, die Lebenslinie aus grober Jute, Sphagnum, Lava und begrenzend *Ton* (aus Ermangelung an Keto) bereits letzten Herbst auf den Stein zu bringen, um Überwitterung und Festigung des Mooses bis zum Pflanzzeitpunkt, jetzt Sonntag, zu erhalten.
So, jetzt allen Ton mit den Stäbchen abgepult und -hebelt, weil Ton eben doch durchtrocknet und selbst unter Wasser 10 Minuten zum Einweichen braucht. Und dann reißt es halt und wird lose, das schöne Moos fällt in Brocken ab, und, und. Das kannst Du nicht gießen. Also neu die Übergänge und Grenzen zum blanken Stein mit Sphagnum und Draht geformt. Weiß ich jetzt, kein Ton mehr. Ist schon witzig, wie mit den Jahren aus eigener Erfahrung irgendwie klar wird, dass das, was die meisten aus gutem Grund schon lange machen, doch irgendwie Sinn macht. Keto hätte ich ja jetzt leicht besorgen können - ich habe aber im Netzt jetzt viel über Felspflanzungen mit Sphagnum statt Keto gelesen. Ryan Neil sagt, es sei langlebiger und besser im Winter zu pflegen. Da ich eine sehr lange Entwicklungszeit plane, bin ja erst Anfang dreißig und sowas topft man lieber nicht um (wie denn auch?), will ich natürlich mit dem Substrat möglichst Zeit gewinnen.

Die Bäume in Sphagnum auf den Stein gedrahtet, dann einen Trichter mit der Hand geformt, mittels Stäbchen Substrat in die Ballen gearbeitet und mit Moos-Stücken alles fest gepinnt.
Wo ich weiß, dass es Sinnmacht, habe ich bereits 4,5mm Alu gedrahtet, aber noch nicht sehr stark gestellt. Ich will das Anwachsen lassen und nächstes Jahr durcharbeiten. Bei Wacholdern hat man ja einen längeren Drahtungshorizont.
Jetzt überbrause ich coronabedingt mit zuwenig Auslauf im Alltag dreimal täglich die Pflanzung mit meinem Gärtnerei-Gießstab. Steht draußen, schattig aber im Wind. Ich denke die ganze Zeit 'mensch für sowas braucht man eigentlich ein Gewächshaus' doch da hab ich mich bislang gegen entschieden. Hab sogar eins stehen aber, nee. Pff, wenns mal langweilig wird.. Hilft mir jetzt aber nicht.

Wie macht man das richtig?
Was macht ihr?
Geht das gut?
Sphagnum oder Keto?
Worauf muss ich jetzt besonders achten?
Sonne und Blattdünger ab wann?
More cowbell?

Ich freu mich über reges diskutieren, auch über meinen 'steinernen' Entwurf hier, als Übung:
IMG_20200422_105321.jpg
IMG_20200422_105321.jpg (237.1 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103248.jpg
IMG_20200422_103248.jpg (249.45 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103302.jpg
IMG_20200422_103302.jpg (268.11 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103305.jpg
IMG_20200422_103305.jpg (291.44 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103324.jpg
IMG_20200422_103324.jpg (298.67 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103333.jpg
IMG_20200422_103333.jpg (298.41 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103341.jpg
IMG_20200422_103341.jpg (310.13 KiB) 1414 mal betrachtet
IMG_20200422_103401.jpg
IMG_20200422_103401.jpg (296.93 KiB) 1414 mal betrachtet
Lieben Gruß
Heinrich
Benutzeravatar
bonsaiheiner
Freundeskreis
Beiträge: 3899
Registriert: 24.05.2010, 15:30
Wohnort: Mittelbaden

Re: Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von bonsaiheiner »

Respekt Heinrich!
Angelegt, von der optischen Wirkung her, ist das Ensemble als Pflanze (n) auf Stein, Ishizuki.
Von rückwärts betrachtet wird aber erlaubt und wohl auch erwartet, dass die Wurzeln sich ins Substrat senken, Sekijoju.
Bei der letzteren Variante kokettiert man aber mit dem Verlauf der später sichtbaren Wurzeln wie sie sich von der Frontseite her nach unten entwickeln.
Insofern ist das hier wohl ein Mix aus beiden Ideen, warum nicht?
Ein Tag ohne Beschäftigung mit Bonsai ist ein verlorener Tag!
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Heinrich,
das ist Dir wirklich schon mal gut gelungen. *daumen_new* Die Bäume wirken sehr groß im Verhältnis zu dem Felsen, so dass das Auge noch ein bisschen hängenbleibt und der Kopf sich fragt, ist das jetzt ein weit entfernter großer Felsen oder doch ein kleinerer mit größeren Pflanzen, der näher vor uns steht? Da kannst Du ja später noch bei der Bearbeitung und Gestaltung ein wenig in Dich gehen und entscheiden.

Die Wurzeln im hinteren Teil des Felsens durch das Substrat bis in die Schale wachsen zu lassen ist eine gute Sache für die Langlebigkeit. Jan Culek, der heutzutage die vielleicht besten künstlichen Felsen selbst herstellt, macht das bei seinen Felsenpflanzungen auch so, um sie später mehr oder minder normal umtopfen zu können.

Gerade habe ich einen Artikel von Kimura bearbeitet, in dem er erklärt und zeigt, dass er Keto, Akadama und langfaseriges, nicht zerkleinertes Torfmoos für seine Felsenpflanzungen verwendet. Die langen Fasern geben viel zusätzlichen Halt, erklärt er. Kimura hat einige Felsenpflanzungen, die er schon vor mehr als 20 Jahren gemacht hat, die natürlich nie umgepflanzt wurden und sich immer noch bester Gesundheit erfreuen.

Ich habe selbst im Februar 2013 eine kleine Felsenpflanzung gemacht, mit zwei Wacholdern und einer Zwergmispel. Die Pflanzen wurzeln nur auf dem Felsen und wurden mit einem Gemisch aus Keto und Akadama gepflanzt, das mit Moos bedeckt wurde. Sie gedeihen alle noch immer sehr gut und dieses Frühjahr habe ich erstmals einen Teil altes Moos und Substrat abgetragen und durch frisches ersetzt. Keto und Akadama gemischt haben sich sehr gut bewährt und auch nach vollständigem Trockenwerden nimmt es Wasser wieder gut auf.

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
hwolf
BFF-Autor
Beiträge: 1488
Registriert: 17.08.2015, 21:16
Wohnort: Steimbke

Re: Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von hwolf »

Vielen Dank bis hierher für die Kommentare! Schön, wenn sich etwas darin erkennen lässt :)
Heiner, vielen Dank für die fachlichen Hintergründe! Ich habe die Wurzeln an manchen Stellen so an und am Felsen entlang gelegt, dass ich sie später einmal, wenn sie dicker und gut etabliert sind, freilegen kann. Die reichen dann zwar nicht den Felsen nach unten ins Substrat, was sicher spektakulär aussieht, schlängeln aber ein wenig an der Seite und dann in die Löcher im Stein. Stelle ich mir wie erweiterte Nebaris vor. Insofern habe ich wohl tatsächlich eine Mischform versucht. Aber wer sagt denn, dass es bei nur einem Versuch bleiben muss? Ich werde auf jeden Fall nachträglich noch etwas recherchieren ;)
Ja Heike, Deine Pflanzung haben wir ja schon bei Dir im Garten bestaunt, da hatte ich Sigis Stein auch schon und dann bald die Pflanzen geschossen. Deine ist ja dieser hier sehr ähnlich, ein bisschen wie ein Zukunftsblick. Wie hältst Du es bei Deiner Version mit dem Gießen und der Überwinterung? Steht es bei Dir viel im Gewächshaus?
Die "Lebensadern" sind tatsächlich nach Culeks Beispiel entstanden. Einziger Unterschied ist die Jute, die ich anstatt Raffia verwendet habe. Soweit ich den Talks aus Genk und Bonsai Empire Videos entnommen habe, benutzt Culek auch Sphagnum statt Keto. Um so interessanter, dass Keto bei Dir gut zu funktionieren scheint. Ich hatte mal eine Packung aus Enger mitgebracht. Da hatte ich auch Probleme mit dem Wiederbenetzen. Moos darauf ist nach kurzem Anwachsen im Sommer einfach vertrocknet, trotz (nach meinen Verhältnissen) exzessiven Gießens. Wahrscheinlich fehlte es bei mir nur am Akadama.

So und die Bäume werden natürlich noch sehr massiv reduziert! Die sollen nur erstmal gut und kräftig anwachsen, darum habe ich nur einzelne ganze Äste raus genommen, die nun ganz und gar Quatsch waren aber keine Triebspitzen zurückgeschnitten. Die Wacholder sollen nachher sehr kompakt auf dem Felsen sitzen und auch Leerräume lassen, damit Moos und Stein durchweg sichtbar sind. Nur rechts will ich einen langen, dann aber literatenartig reduzierten Kaskadenast haben. Vom oberen linken Wacholder sollen zwei Äste noch zur Rückseite gedreht werden, um mehr Tiefe zu erzeugen, dann wird das auch auf der Ansichtsseite luftiger. Die Mispeln werden dann nur kleine Büsche, die mit ihren roten Beeren dann im Herbst einen netten Kontrast zu dem hellen Felsen bringen sollen.

Lieben Gruß
Heinrich
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Heinrich,
hwolf hat geschrieben: 22.04.2020, 17:25Ich habe die Wurzeln an manchen Stellen so an und am Felsen entlang gelegt, dass ich sie später einmal, wenn sie dicker und gut etabliert sind, freilegen kann. Die reichen dann zwar nicht den Felsen nach unten ins Substrat, was sicher spektakulär aussieht, schlängeln aber ein wenig an der Seite und dann in die Löcher im Stein. Stelle ich mir wie erweiterte Nebaris vor.
Wenn die Wurzeln genug Zeit haben, werden sie auch bis nach unten ins Substrat wachsen, daran werden sie sich gar nicht hindern lassen. *z*
hwolf hat geschrieben: 22.04.2020, 17:25Wie hältst Du es bei Deiner Version mit dem Gießen und der Überwinterung? Steht es bei Dir viel im Gewächshaus?
Gerade weil meine Felsenpflanzung so klein ist, trocknet sie natürlich schnell. Wacholder sind da aber relativ hart im Nehmen. Ich gieße schon recht oft, aber hinterher übernimmt das ja die Bewässerungsanlage, wenn ich mal nicht da bin. Am empfindlichsten ist eigentlich die kleine Zwergmispel, wegen der hauptsächlich ich den Felsen im Gewächshaus überwintere. Sie ist auch durch Austrocknen am ehesten in Gefahr. Allerdings sitzt sie in einer Höhlung ganz unten im Felsen und lässt im Sommer immer einige Wurzeln direkt in den wassergefüllten Suiban hängen, auf dem der Felsen steht. Dieser Suiban erfreut sich eh sehr großer Beliebtheit, denn es trinken auch immer kleine Vögel und viele Insekten daraus. :-D

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
hwolf
BFF-Autor
Beiträge: 1488
Registriert: 17.08.2015, 21:16
Wohnort: Steimbke

Re: Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von hwolf »

Danke für die Info, liebe Heike!
Aber nur als Rückmeldung - ich habe solche Zwergmispeln in einigen Schalen als Beipflanzung und auch im großen Pfaffenwald und natürlich jede Menge Stecklingstöpfe - nichts von alledem bekommt jedweden Winterschutz bei mir. Die stehen alle einfach auf ihren ganzjährigen Plätzen und gedeihen wunderbar. Ich glaub nicht, dass die wirklich ein GWH im Winter brauchen.. oder hast Du eine besondere Sorte?

LG
h
Benutzeravatar
Heike_vG
Beiträge: 24312
Registriert: 04.09.2005, 20:30
Wohnort: Norddeutschland
Kontaktdaten:

Re: Felspflanzung "rock bonsai" - Pflege

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Heinrich,
keine Ahnung, ob meine Zwergmispel irgendwas besonderes ist, die habe ich als kleine Jungpflanze in Enger gekauft, weil sie so schön kleine Blätter hat. Genauso eine hatte ich früher schon mal und habe sie zu einem Feuerahorn gepflanzt, der über einen Stein wuchs. Den habe ich draußen überwintert, was dem Feuerahorn ja nichts ausmacht, aber die Zwergmispel hat im ersten Winter sehr gelitten, sich über den Sommer gut erholt und ist im zweiten Winter eingegangen. Deswegen habe ich diesen Felsen dann lieber immer über Winter ins Gewächshaus gestellt. Vielleicht ginge es auch draußen, aber ich will es nicht drauf ankommen lassen, weil die Pflanzen jetzt ja schon 7 Jahre auf dem Fels sind und ich nichts riskieren möchte.

Vielen Bäumen, jedenfalls bei mir und mit meinem Substrat etc., schadet im Winter der viele Regen m.E. mehr als der (eher seltene) Frost. Deswegen stelle ich sie zumindest unter.

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

AK Hamburg & Umland
Antworten