Yamadori Eiche

Spezielle Baumpflege z.B. düngen, umtopfen, Erden, ein- und auswintern, Pflanzenschutz
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maexart
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Yamadori Eiche

Beitrag von maexart »

Guten Abend liebe Leute,
Da es mir in 2 versuchen (in 8 Jahren) nicht gelang eine Eiche erfolgreich zu bergen würde ich gerne einige Fragen klären die ich in sämtlichen Threads zum Thema nicht genau erlesen konnte.
Ich plane eine Eiche mit ca 8 cm Stammdurchmesser zu bergen, vmtl April 2022. Ich habe für das Gebiet eine Ausgrabegenehmigung vom Oberrevierförster, es erstreckt sich etwa 2 km unter Hochspannungsleitungen was zur Folge hat das alle Vegetation regelmäßig komplett gerodet wird.
Ich würde gerne dieses Jahr beginnen die pfahlwurzel zu kappen, hierzu meine Fragen:
Würdet ihr zunächst dieses Jahr den Baum umstechen um das stammnahe Wurzelwachstum des zukünftigen nebaris anzuregen und um das kappen der pfahlwurzel für den baum erträglicher zu machen?
Oder erst die pfahlwurzel kappen (womöglich zur Hälfte und dann 2021 den Rest?)
Wann würdet ihr diese Arbeiten durchführen? Je nach Witterung Spätsommer wenn die große Hitze in der fränkischen Trockenwüste vorbei ist?
Kann man trotzdem Anfang Juni diesen Jahres den Baum einkürzen?

Danke für eure Antworten
VG
Max

Edit: in welches subforum dieser Beitrag gehört wusste ich nicht, hoffe ich bin hier richtig


Zuletzt geändert von maexart am 11.05.2020, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Artur
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von Artur »

Hallo Max,

die Seitenwurzeln abstechen ist eine gute Idee.
Wenn denn welche im Oberboden kommen.
Eichen die in trockenen Gegenden wachsen haben eine extra lange Pfahlwurzel.
Die Verzweigung kommt dann erst sehr weit unten. also erst mal schauen ob überhaupt Seitenwurzel kommen.
Für mich ist der beste Zeitpunkt zum Ausgraben, wenn die ersten Knospen aufbrechen.
Wenn die Bergung erst 2021 oder später erfolgt würde ich im heuer Juni zurückschneiden.

Auch wenn Eichen an trockenen Standorten wachsen,
bei frisch ausgegrabenen für hohe Luftfeuchtigkeit sorgen.

Noch ganz wichtig: Eichen zicken wenn die Wurzeln gebogen werden.
Entweder grosszügiger Topf oder abschneiden.

Viel Spass beim Buddeln
Artur
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maexart
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von maexart »

Hallo Artur,
Die Pflege nach der Bergung ist nicht das Problem, nur eben standen Eichen und ich bislang auf Kriegsfuß. Deshalb Versuche ich es jetzt Mal mit einem langsamen "approach". Wann und wie würdest du die pfahlwurzel angehen?
VG max

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ChristianB
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von ChristianB »

Ich habe bis jetzt nur eine größere Eiche geborgen und hatte da keine Probleme beim Anwachsen.
Aus Gesprächen mit Wolfgang Käflein weiß ich, dass auch er nie Bäume im Wurzelbereich auf das Ausgraben vorbereitet hat.

Du hast leider nicht beschrieben, wie Du bisher bei Eichen vorgegangen bist. Vielleicht lässt sich da ja schon eine Fehlerquelle ableiten?

Eichen haben nun mal das Problem, dass sie oft eine Pfahlwurzel ausbilden, in der über den Winter die Reserven eingelagert werden. Trennt man diese im Winter ab, so haben sie nur wenig Kraft auszutreiben. Wenn Sie ausgetrieben sind, brauchen sie die Wurzel um sich mit Wasser zu versorgen, wenn nur wenig Oberflächenwurzeln vorhanden sind, haben sie Probleme, wenn die Hauptwasserversorgung abgetrennt ist.
Ich glaube das Timing ist entscheidend, ein Gewächshaus mit hoher Luftfeuchtigkeit sicher hilfreich und manche Bäume lassen sich auf Grund der vorgefundenen Wurzelsituation einfach nicht bergen....
Viele Grüße

Christian
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espanna
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von espanna »

Moin Max,

paar Eichen habe ich auch schon ausgegraben und die Überlebensquote ist bisher recht hoch.
Meine Meinung nach hängt es auch von der Vitalität des Baumes ab. Schau ihn dir in ein paar Wochen an: hat er viele Blätter, Mehltau....?
Ich würde als Vorbereitung nur 2-3 Handvoll organischen Dünger (Rinderdung o.Ä) um den Stamm streuen, sonst nichts.
Bergen würde ich die Eiche Ende September, oder beim Austrieb. Was du nicht brauchst sowohl oben als auch unten zurückschneiden. Wenn er dann anwächst ist gut, dann kann er gleich in eine Schale. Wenn du vom Pfahlwurzel zu viel behältst, wirst du beim Umtopfen noch 2-3 mal hop oder Flop spielen müssen.
Um die von Christian vorgeschlagene Luftfeuchtigkeit gewährleisten zu können, hast du auch die Möglichkeit einen dunklen Müllbeutel über die Eiche inkl. Topf zu ziehen.
Letzten Endes bleibt immer ein Rest-Risiko. Versuch das beste und sei dir bewusst dass es auch schief gehen kann, aber warum sollte es😀
Gruß
László

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espanna
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von espanna »

Ach, noch was;
Wenn du beim Baum bist, Grab mit den Fingern um den Stamm herum und Versuch zu ertasten wann die ersten Wurzeln kommen. Wenn sie für eine spätere Gestaltung zu tief sitzen, brauchst du die Mühe nicht auf dich zu nehmen.
Viel Spaß und bitte berichte!
Gruß
László

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maexart
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von maexart »

Hallo Christian,
Vielen Dank für deine hilfreichen Informationen, bisher habe ich Eichen wie meine anderen Yamadori behandelt, nur eben später im Jahr aber auch bei schwellenden Knospen, ich vermute jedoch immer noch zu früh. Also Wurzeln kappen (ich umsäge den baum in der Baumgröße angepasstem Abstand und wenn nötig dann noch einen Graben graben und schräg nach unten die selbe Prozedur), mitsamt Erde fest verschnüren und dann mitsamt Erde für in ein Gefäß, meist TPK, dann die Leerräume mit grobem Substrat auffüllen und nicht anrühren. Wobei der Plural fast unangebracht war, es waren ja bisher erst 2 oder 3, die eine vor 6 Jahren und die andere dieses Jahr. Bei dieser ist dann nichts mehr passiert ausser Stillstand und mittlerweile eingefallenen Zweigen samt Knospen.
Ich überprüfe die Wurzelsituation mittlerweile immer, aus der Phase der Blinden sammelwut bin ich gottseidank herausgereift, zumal ich ja mittlerweile einige Jahre nebariarbeit hinter mir habe und da will ich nicht mehr komplett bei 0 starten.

Hallo espanna,
Den Tipp mit der Plastiktüte hatte ich in einem anderen thread schon gelesen, klingt auf jeden Fall vielversprechend. Den Baum hab ich nun schon einige Male besucht und dabei auch auf Seitenwurzeln überprüft, sind zumindest einige fingerdicke vorhanden. Ich habe es bei dem Baum nicht eilig, dazu gefällt er mir zu gut und die Ausgrabegenehmigung verfällt ja nicht. Über Dünger hatte ich auch schon nachgedacht, zumal der baum in sandigem Boden steht (10 Meter Luftlinie entfernt beginnt eine aktive Sandgrube).


Mein Plan sieht jetzt folgendermaßen aus:
-Im Juni Seitenwurzeln umstechen, mit sphagum versorgen, kräftig wässern und alles mit Erde/Laub/Sand ordentlich bedecken. Weiterhin regelmäßig bei länger anhaltender Trockenheit Wasser hinschleppen.
-ggf die langen Äste einkürzen/ absetzen
-2021 pfahlwurzel kappen (wann? Juni?)
Oder warten bis September und dann pfahlwurzel beim bergen kappen damit der baum die Reserven für den Winter gleich in die neuen Wurzeln im Kübel steckt?

Danke schonmal für das Feedback, ihr seid eine große Hilfe

VG max



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Artur
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von Artur »

Hallo Max,

Wenn Seitenwurzeln vorhanden sind, würde ich die Pfahlwurzel passend unterhalb
abschneiden. Es ist natürlich von Vorteil wenn die Seitenwurzeln schon gekürzt, gewässert und gedüngt wurden.
Eichensetzlinge (zb 5 jährige) werden in der Baumschule Wurzelnackt verkauft.
Die halten das gut aus. Ich will auch wissen wie der Wurzelbereich ausschaut.
Deshalb würde ich die Wurzeln komplett freiwaschen. Dann kann man beim Ersten Mal entscheiden was von den Wurzeln bleibt.
Sand im Wurzelballen wäre mir zuviel passive Masse. Außerden hätte ich bei verschiedenen Erden bedenken mit der Feuchtigkeitskontrolle. Zu nass oder zu trocken? Da kommt sofort meine Erdmischung rein.

Viele Grüsse
Artur
TiloZ
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von TiloZ »

Hallo,

hier ein interessanter Artikel dazu:
http://www.bonsai4me.com/AdvTech/ATquer ... otting.htm

Gruß

Tilo
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ania
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von ania »

Ich habe noch keine Eiche ausgegraben, aber ich kann Theorie beisteuern. Die Eiche als Ringporer baut im Frühjahr erst die Leitungsbahnen komplett neu auf. Dafür wird Kohlenstoff aus den Winterreserven verwendet. Erst danach entfalten sich die Blätter, auch wieder aus Reserven.

Das würde erklären, wieso Ausgraben vor dem Austrieb wenig erfolgreich ist. Die Leitungsbahnen sind erst im Aufbau, die Reserven wurden teilweise gekappt, der Baum hat keine Möglichkeit seine Wasserversorgung fertigzustellen.

Im Spätsommer sind die Reserven wieder gut gefüllt, Kohlenstoff kommt auch aus den Blättern, Leitungsbahnen funktionieren. Wenn man dafür sorgt dass der Baum nicht zu schnell austrocknet, kann er gut reagieren. Außerdem ist zu diesem Zeitpunkt sowieso starkes Wurzelwachstum vorgesehen, weil er ja weiter Reserven erzeugt.
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maexart
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Re: Yamadori Eiche

Beitrag von maexart »

Hallo Artur,
Die Wurzeln hab ich heute nochmal angesehen, Seitenwurzeln sind noch mehr vorhanden als ich dachte, 10 Stück etwa auf 5 cm Stammhöhe verteilt. Habe heute schonmal stammnah kräftig organisch gedüngt. Umstechen werde ich sie noch in 2-3 Wochen.

Hallo Tilo,
Der Link ist wirklich sehr informativ und hat mich in meiner neuen Einstellung zum herbstlichen bergen von Eichen nochmal bestärkt. Danke dafür


Hallo ania,
Vielen Dank für dein wertvolles Hintergrundwissen.
Das erklärt meine bisherigen Schwierigkeiten beim Ausgraben im Frühjahr.

LG
Max

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