Sanierung eines Fächerahorns

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Fabiansan
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Fabiansan »

hwolf hat geschrieben: 02.05.2017, 08:52 Moin,
dieser Ahorn ist wirklich ein Traum von Baum! Umso beeindruckender ist es, wenn man den Thread nochmal von vorne anschaut! Deine Dokumentationen sind nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam und ehrlich, das gefällt mir sehr.
Ein kleines bisschen Kritik der Luxusprobleme:
Frisch umgetopft sticht mir die lange Wurzel hinten rechts negativ ins Auge - soll die so bleiben? Könnte man doch recht problemlos durch Abmoosen bzw. Fahrradschlauch verkürzen, oder? Der ausladende Wurzelansatz ist das eine, aber die eine Wurzel schießt für mich übers Ziel hinaus. Vielleicht liegts auch am Foto.
Auch der Negativraum darüber, also rechte Seite, zwischen Nebari und erstem Ast wirkt auf mich, vor allem im Zusammenspiel mit dem ersten Ast links, unharmonisch.
Wenn ich mir den Ahorn so ansehe möchte ich dich gern ermutigen, gedanklich mal den untersten linken Ast abzuschneiden und den nächstfolgenden für ein, zwei Jahre zu fördern. Das könnte der Gestaltung mehr Ruhe und Balance verleihen, denke ich von hier nur mit Bild..
P1180739k.JPG

Was denkst Du?

Lieben Gruß
Heinrich
Dein Vorschlag gefällt mir Heinrich.

genau das hatte ich auch im Kopf durchgespielt. Zweidimensional gewinnt er so zumindest aus meiner Sicht.
Ich habe selber einen Ahorn zu Hause, der mich sehr an den hier erinnert. Ich kann aus der Doku viel mitnehmen und finde das Ergebnis auch sehr beachtend.
Die Besitzerin wäre bei dem Anblick wirklich verzückt. *daumen_new*
Lieben Gruß
Fabian
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abardo
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von abardo »

Hm. Dann würde auch der dünnere Ast links darüber zur Disposition stehen, sähe zwar ohne die beiden unteren auf der linken Seite wirklich ausgewogen aus, wär mir dann aber zu hochbeinig.
Vielleicht lieber rechts unten einen Ast ablaktieren ?
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
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Heike_vG
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Heike_vG »

hwolf hat geschrieben: 02.05.2017, 08:52Frisch umgetopft sticht mir die lange Wurzel hinten rechts negativ ins Auge - soll die so bleiben?
Diese lange Wurzel war früher noch viel länger und ging noch gebogen nach vorne und wieder Richtung Stamm um die Ecke. Nachdem ich sie gekappt und mit Fahrradschlauch und Substrat abgedeckt hatte, bildeten sich zahlreiche junge, neue Wurzeln an der Stelle, von denen ich jetzt beim Umtopfen schon einige wieder entfernt habe. Dennoch steht der Bogen dort jetzt natürlich ein bisschen kurios heraus. Beim nächsten Umtopfen kann ich da wieder dran arbeiten, jetzt wollte ich nicht zu viel riskieren. Hätte ich jetzt noch mehr von den neuen Wurzeln am oberen Rand entfernt, hätte die Gefahr bestanden, dass die Oberseite der dicken Wurzel teilweise abstirbt. Also, seid nicht ungeduldiger als ich! :lol:
hwolf hat geschrieben: 02.05.2017, 08:52Auch der Negativraum darüber, also rechte Seite, zwischen Nebari und erstem Ast wirkt auf mich, vor allem im Zusammenspiel mit dem ersten Ast links, unharmonisch.
Wenn ich mir den Ahorn so ansehe möchte ich dich gern ermutigen, gedanklich mal den untersten linken Ast abzuschneiden und den nächstfolgenden für ein, zwei Jahre zu fördern. Das könnte der Gestaltung mehr Ruhe und Balance verleihen, denke ich von hier nur mit Bild..

Was denkst Du?
:shock: Nein, tut mir leid, das sehe ich ganz anders. Ich bin froh, dass die untersten Äste nicht so fast gegenständig entspringen, wie Du sie eingezeichnet hast, Heinrich. Der unterste linke Ast ist wichtig und schön und wird in jedem Fall beibehalten. Es gefällt mir gar nicht, wenn die Stämme alle so hoch unbeastet sind, wie bei Dir eingezeichnet.
Der rechte Stamm braucht unbestritten noch eine Menge Aufbau, durch den auch etwas mehr Verzweigung den großen Negativraum auflockern wird. Da habe ich schon meine Vorstellung für die Zukunft.

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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Barbara
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Barbara »

Toll geworden, Heike!

Heinrich, der untere, linke Ast ist schon nötig, um dem Baum die Symmetrie zu nehmen.
Ups, Heike hatte ja schon geantwortet- zu spät gesehen :oops:

Liebe Grüße,
Barbara
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sstoeckert
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von sstoeckert »

Hallo Heike,
Das mit der Wurzel verstehe ich. Da hätte ich auch Bammel und finde erine Entscheidung jetzt sehr einleuchtend.
Darf ich fragen wie du den Ahorn fütterst? Immer wenn ich hier die Bäume der Profis sehe, hab ich das Gefühl, meine bleiben hinter ihren Möglichkeiten....
Viele Grüße

Stefan

*wink*
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Dirk K. aus L.
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Dirk K. aus L. »

Heike_vG hat geschrieben: 02.05.2017, 15:09 :shock: Nein, tut mir leid, das sehe ich ganz anders.
Ach, Heike!

Was bin ich froh, dass Bonsai-Gestaltung kein demokratischer Akt ist.


Grüße, Dirk
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von hwolf »

Danke für die Infos zu der Wurzel, dann sind wir uns da ja einig *daumen_new* Ich bin sicher, Deine Entscheidungen und Schritte waren pro-Baum gedacht und die Riesenwurzel hab ich mir weiter vorne nochmal auf deinen super Bildern angeschaut *confused3* von daher super Arbeit und Respekt! *clap* *daumen_new*
Heike_vG hat geschrieben: 02.05.2017, 15:09 :shock: Nein, tut mir leid, das sehe ich ganz anders. Ich bin froh, dass die untersten Äste nicht so fast gegenständig entspringen, wie Du sie eingezeichnet hast
Barbara hat geschrieben: 02.05.2017, 19:28 der untere, linke Ast ist schon nötig, um dem Baum die Symmetrie zu nehmen.
Ja gut, vielleicht sehe ich den Baum auch zu klassisch - mein Fehler. Bei einer modernen/europäischen Gestaltung bin ich eurer Meinung, aber die starke Symmetrie der ganzen Baum-Schale-Geschichte zeigt mir den Baum ziemlich klassisch aufgebaut und da kann es ja schon eher waagerecht losgehen und nach oben hin steiler auffächern. Wenn der Baum insgesamt wenige Grad nach rechts gelehnt wäre und die Astposition daran angepasst hätte ich die Dynamik, die die Asymmetrie macht vielleicht gesehen; aber Du sagst ja, rechts muiss noch aufholen.. Da fehlt mir noch der Blick für. Links unten sollte dann ja aber auch noch weiter durchtreiben, oder?
Jedenfalls toller Baum *daumen_new*

LG
Heinrich
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Heike_vG
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Heike_vG »

sstoeckert hat geschrieben: 02.05.2017, 20:28Darf ich fragen wie du den Ahorn fütterst? Immer wenn ich hier die Bäume der Profis sehe, hab ich das Gefühl, meine bleiben hinter ihren Möglichkeiten....
Stefan, bei mir bekommen die Bäume kurz nach dem Austrieb festen, organischen Dünger aufgelegt. Dann warte ich normalerweise ab, bis das erste Internodium fix ist, also durch Düngergaben nicht mehr länger wird. Ab dann dünge ich über die Wachstumssaison zusätzlich wöchentlich mit Flüssigdüngern, bei Hitze allerdings wird die Flüssigdüngung verschoben. Je nach Baumart und Gestaltungsreife nehme ich unterschiedliche Flüssigdünger. Mehr Stickstoff für Bäume, die noch viel Zuwachs brauchen, oder solche, die sich u.U. sträuben, Langtriebe zu machen (z.B. Ginkgo), weniger Stickstoff für reifere Bäume, die feine Zweige und kurze Internodien machen sollen. Azaleen und andere Moorbeetpflanzen bekommen speziellen Dünger. Gerne gebe ich auch Eisendünger und Spurenelementdünger zu, was bei meinen vollsonnig stehenden Bäumen für eine sattere Blattfarbe sorgt.
Den festen organischen Dünger (Biogold, Abrakas, Tamahi o.ä. oder auch für die Shohin einen klein pellettierten Tomatendünger von OBI mit günstiger Zusammensetzung) verwende ich ca. 3 x pro Saison.
Weil das immer alles zusammenhängt: meine Substratmischungen basieren auf Akadama, meist mit einer Handvoll Humus, etwas Bims oder bei Ahornen ein wenig Kanuma zugemischt. Bei Bäumen, die es nicht so sauer mögen (mein Regenwasser hat einen pH-Wert von ca. 5,5!), mische ich auch noch etwas Kalksteingranulat zu, um den pH-Wert etwas anzuheben.
Ich gieße überwiegend mit Regenwasser, mische aber Leitungswasser zu, wenn das Regenwasser knapp wird.

Vielleicht ist ja eine Information dabei, die Dir nützlich ist.

LG, Heike
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von sstoeckert »

Hallo Heike,

Das waren sogar mehr infos als erhofft :-D
Jetzt werd ich mir mal Gedanken machen und sehen, was und wie viel ich bei meinem Substrat nehmen kann/muss. Bin gerade dabei mit den billigen Düngestäbchen zu experimentieren. Mal sehen was die bringen.
Ausserdem nehme ich Blaukorn und mineralischen/organischen Flüsdigdünger.

Ich danke dir für die ausführliche Antwort.

Schade das Hamburg so weit weg ist. Würde mir deinen Garten zu gern mal ansehen....
Viele Grüße

Stefan

*wink*
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Heike_vG »

Blaukorn, im Ernst? :shock: Ich kenne Leute, die ihre Bäume damit schwer geschädigt haben. Bei den Düngestäbchen kommt es einfach drauf an, was drin ist. Auf der Verpackung sollte ja eine N:P:K-Angabe stehen. Da in den Packungen immer nur wenige Stäbchen sind, bezweifle ich eigentlich, dass die Dinger wirklich billig sind.

LG, Heike
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von sstoeckert »

Oh weh.... ab sofort kein blaukorn mehr.
Die Düngestäbchen sind ganz ok. N-P-K ist 12-8-8 und 1€ für 50 Stück fand ich ok... zumal der hersteller behauptet die wirken bis zu 100 Tagen, wobei das zweifelhaft sein dürfte....
Viele Grüße

Stefan

*wink*
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Heike_vG
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Heike_vG »

Einen 12er Stickstoffanteil finde ich arg hoch. Kommt drauf an, für was für Bäume man die Stäbchen nutzen will. Wenn lange Internodien und große Blätter keine Rolle spielen, soll es OK sein. Ich nehme grundsätzlich eher Dünger, wo der Stickstoffanteil etwa ähnlich ist wie der von K und P. Nur bei oben genannten Beispielen nehme ich etwas mit mehr N.

LG, Heike
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von sstoeckert »

Da ich ausschließlich Bäume habe die mal Bonsai werden wollen und ich viel Zuwachs brauche, dachte ich das ist besser und ich komme schneller voran. Allerdings glaub ich bei Bonsai gibts keine Abkürzungen, höchstens zu Lasten der Qualität.
Ich werd mir wohl in Zukunft mehr Gedanken darüber machen und mir noch viel anlesen müssen. Zumal ja nicht ein Dünger ist wie der andere....
Viele Grüße

Stefan

*wink*
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Fabian R »

Hallo Heike,
Vielen Dank für alle deine gut dokumentierten Beiträge (da kann man viel lernen) und natürlich diesen schönen baum.
Ich wollte nochmal ganz kurz off-topic fragen, wieso Blaukorn so gefährlich ist? Nicht, dass ich es nicht glaube, aber mich würde interessieren was der unterschied zu anderen (langzeit-) düngern ist? (und ich habe auch etwas blaukorn verwendet um mein outdoor-aufzucht-beet vorzudüngen =( )
Once we rid ourselves of traditional thinking we can get on with creating the future - J. Bertrand
Berndbonsai
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Re: Sanierung eines Fächerahorns

Beitrag von Berndbonsai »

Hallo Alle
Als motivierter Verwender von Blaukorn möchte ich mich doch in die Diskussion einmischen. Auch bei Blaukorn passt der Satz von Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.
Im Detail betrachtet haben alle die sich hier zu Wort gemeldet haben recht. Denn natürlich kann man mit Blaukorn Bäume umbringen und auch ich habe Anfangs durch zu hohe Dosierungen Bäume geschädigt. Andererseits ist Blaukorn wenn man etwas Erfahrung hat ein gut zu steuerndes und schnell wirkendes Düngemittel. Daher greift allgemeines verteufeln zu kurz. Wichtig ist tatsächlich wenn man sich entscheidet Blaukorn zu verwenden, dass man sich langsam an die richtige Dosierung herantastet und die für die jeweilige Anwendung passende Aplikation findet. Wenn gewünscht und von Heike erlaubt kann ich die Tage mal genauer beschreiben wie ich das Anwende. Das ist aber immer im Kontext mit meiner Erdmischung und meiner Art zu gießen zu sehen. Auf Wunsch kann ich das dann auch in einem eigenen Thread machen.
@Heike: Entschuldige mein Eingreifen ich habe versucht mich kurz zu halten.
Gruß Bernd
"Da es hilfreich für die Gesundheit sein soll habe ich beschlossen glücklich zu sein" T. Fontane
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