Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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Herbert A
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Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Herbert A »

Servus an alle

diese Mugo habe ich im März 2008 ausgegraben bzw. wurde sie schon halb von einer Lawine entwurzelt. Sie hing mitten in einer Felswand auf einem kleinen Felsvorsprung. Alleine die Bergung war abenteuerlich. Ein Freund von mir hat mich mit einem Seil gesichert damit ich die Mugo auf dem Felsvorsprung gefahrlos aus dem Fels stemmen konnte.
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Herbert A
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Herbert A »

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2008 nach dem ausgraben.

Falls es irgendwie möglich ist, topfe ich meine Yamadoribäume gleich in eine möglichst kleine Schale ein. In einer kleinen Schale entsteht mehr Wärme und diese Wärme ist für die Bildung neuer Wurzeln wichtig. In einer großen Schale verdunstet sehr viel Wasser und durch diesen Verdunstungsprozess entsteht Kälte. Bei dieser Mugo musste ich allerdings eine sehr große Schale nehmen, da rechts vom Stamm eine lange und dicke Wurzel war. Vor allem am Ende der Wurzel befanden sich die meisten Feinwurzeln.



Der Baum ist schon sehr alt und hat eine dementsprechend schöne alte Rinde und Äste mit interessanten natürlichen Brüchen und Jins.

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Herbert A
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Herbert A »

Im Frühjahr 2009 hat die Mugo schöne große Knospen angesetzt und gut ausgetrieben. Dies verleitete mich dazu den Baum zu drahten. Das sollte sich in der Kombinatin mit der zu großen Schale als Fehler herausstellen.

Nach dem Winter 2009/2010 sind bei dem Baum in kurzer Zeit einige kleinere Äste vertrocknet und der Baum sah insgesamt schwach aus. Vor allem vermutete ich einen Wurzelschaden.
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Frühjahr 2010

Daraufhin habe ich die Drahtung wieder entfernt um den Baum zu entstressen. Gleichzeitig habe ich die Wurzeln inspiziert. Teilweise hat die Mugo eine Menge neuer Wurzeln gebildet, teilweise waren die Wurzeln jedoch auch schwarz und abgestorben.
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Herbert A
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Herbert A »

Ich hatte jedoch insofern Glück als die Mugo in Stammnähe neue Wurzeln gebildet hat und vor allem die Wurzeln an der langen störenden Hauptwurzel abgestorben waren. Somit konnte ich sie in eine kleinere Schale neu eintopfen. Sicherheitshalber habe ich jedoch die Hauptwurzel noch nicht zur Gänze weggeschnitten sondern nur bis zu den ersten aktiven Wurzeln reduziert.

Die Schale ist jetzt wesentlich kleiner und schmäler. Bis zum Herbst 2010 hat sich der Baum wieder sehr gut erholt und war bereits wieder sehr kräftig.
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September 2010
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September 2010
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Herbert A
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Herbert A »

So schaute der Baum im April 2011 aus.
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Aktuelle Bilder stelle ich demnächst ein.
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neognom
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von neognom »

Tolle Doku! Bin jetzt schon beeindruckt!

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Martin_S
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Martin_S »

Hallo Herbert!

Meine 5 Cent dazu:

ein sehr interessanter Baum mit wirklich toller Borke.
Intuitiv stellt sich mir als erstes die Frage ob man da nur mit der linken Seite arbeitet und eine Halbkaskade in annähernd Shohingröße herstellt oder mit dem nur rechten Teil und dann etwas...."frei aufrechtes" zaubert.
Beide Optionen sind interessant, tendieren würde ich (natürlich ;) ) zu der Shohin Variante. Ob man mit beiden Teilen des Baumes einen Baum erreicht kann ich sehr schlecht beurteilen. So wie auf den Bildern gezeigt, würde ich eher sagen "nicht so toll".

M
Beste Grüße
Martin

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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von olli.w. »

Servus Herbert,

ich schau mir eine ganze weile diesen Baum an, das das gutes Material ist darüber braucht man wohl nicht mehr zu reden.

Du hast geschrieben das die Kiefer eine lange Wurzel hat, somit wird es evtl. für die Zukunft schwer werden ein vernünftiges Nebari zu zaubern.
Dann fällt mir auf deas ,wie Martin schon schrieb, beide "Kronen" auseinander laufen.Kipp ich nun mein Lapptop nach recht und somit das Bild ,sehe ich ganz klar eine Kaskade.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen das man solch eine Pflanze in einen Felsen integrieren könnte. Der kleine Ast wird die Krone, der Rest der Kaskadenast.
Knifflig dürfte das besorgen bzw. suchen des passenden Felsen sein. Ich finde diese Variante gut, was meinst du?

Gruß Olli
Mosel-Riesling !
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Norbert_S
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Norbert_S »

Hallo

Nadelbaum unerfahren - und bei solch schwierigem Material besonders - will ich mich mit gestalterischen und handwerklichen Aussagen zurück halten.

Dennoch möchte ich kurz mitteilen, was mir beim lesen dieses ungemein spannenden Threads förmlich vor Augen geschossen ist:
Die prämierte Kieferngestaltung von H. Münchenbach auf einem Felsen fast senkrecht abwärts, grandios gemacht.
Ich habe leider kein Bild davon im Netz gefunden, denke aber, dass die Gestaltung allgemein bekannt ist.
Norbert

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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von olli.w. »

Vieleicht so, natürlich mit einem schöneren Fels :oops: .
Olli
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neognom
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von neognom »

Norbert hab eines gefunden!

Alex
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von olli.w. »

Genau so, könnte ich mir das vorstellen können!

Gruß Olli *daumen_new*
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Heike_vG
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Heike_vG »

Eine spannende Doku, Herbert!
Hier im Flachland ist so eine Bergsteiger-Bergungsaktion eines Yamadori richtig weit entfernt, umso spannender es zu sehen.
Der Baum ist klasse und mich freut es riesig, dass Du schnell genug richtig reagieren konntest, als er schwach wurde.
Die Idee mit der Felsengestaltung finde ich gar nicht übel, denn es wäre schade, einen von beiden Teilen zu opfern.
Die Münchenbach-Gestaltung ist ein interessantes Vorbild. (Nur mal nebenbei: wie konnte man sie nur auf einem so spillerigen Tischchen ausstellen? Da glaubt man ja jederzeit, die Beinchen würden wegknicken wie Strohhalme.)

Liebe Grüße,

Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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Herbert A
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Herbert A »

@ Martin,
deine Meinung ist mir nicht nur 5 Cent wert, sondern einen ganzen Sack voll Batzen.

P.S. Shohin. Ich fahre morgen nach Brixen zu einem Shohinworkshop mit Masumi Tomohiro :-)

Zum Baum.
Ich habe natürlich eine Gestaltungsvison für den Baum. Trotzdem werde ich damit erstmal nicht herausrücken. Mir geht es manchmal so dass ich sehr schnell einen geistigen Gestaltungsplan ausarbeite, der sich mit der Zeit ins Hirn hineinfrisst und ich dann nur mehr schwer für andere Optionen offen bin.

Also bitte nicht wundern wenn ich mir mal die Meinung von Euch anhöre.

Ich habe den Baum schon in verschiedenen Neigungswinkeln analysiert, aber auf die Idee wie Olli den Baum nach rechts zu kippen bin ich noch nicht gekommen.

Also die Wurzel ist jedoch überhaupt kein Problem. Die moose ich nächstes Jahr wenn erforderlich direkt in Stammnähe ab. Dabei rechne ich dass bei einer Frrühjahrsabmoosung der Baum im Herbst schon abgeschnitten werden kann, da ja bereits Wurzeln in Stammnähe vorhanden sind.

Ich hoffe dass ich heute am Abend Zeit habe den Baum von allen Seiten zu fotografieren und auch die Größenangaben mitliefern. Die Bilder stelle ich dann hier rein.

Vorerst vielen Dank für die Zeit die Ihr in eure Gestaltungsideen steckt.

lg
Herbert
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Martin_S
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Re: Pinus Mugo #1, Herbert Aigner

Beitrag von Martin_S »

Dein PS macht mich ja jetzt doch so' n bissken neidisch ;)
warum nur wohne ich soweit von solchen Events entfernt?
M

PS.: HERBERT!!!! Hats du diese Bilder von Mortan Albeck schon gesehen? Thierry sei Dank!
http://www.shohin-europe.com/INDEX/PHOTO/index.htm
Da sind etliche aus "des Meisters Garten" dabei und bei Gott, da hat es sooooo wunderschöne Exemplare! Jetzt bin ich noch neidischer ;)
M
Beste Grüße
Martin

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