Entwicklung eines Wacholders

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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uanderssohn
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Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von uanderssohn »

Hallo,

ich möchte Euch heute die Entwicklung meines chin. Wacholders über die letzten zehn Jahre zeigen.

Den Wacholder kaufte ich im Januar 2006. Ich begann damals gerade, mich für Koniferen zu interessieren und wollte wenigstens einen großen Wacholder in meiner Sammlung haben. Bei diesem gefiel mir vor allem der Stamm. Im April pflanzte ich den Baum um und den Rest des Jahres machte ich mich mit der Pflege vertraut und lernte den Baum besser kennen. Ich hatte zwar Vorstellungen, wie ich den Baum gestalten wollte, aber die ließen sich eher in Worten wie "leicht", "elegant", "licht" ausdrücken und entsprachen eher den Stimmungen, die der Baum beim Betrachter erzeugen sollte und weniger einer konkreten Gestalt. Darüber hinaus hatte ich nie einen Wacholder gestaltet und wusste weder wie ich meine Vorstellungen umsetzen, noch was ich dem Baum zumuten konnte. Ich nahm ihn also 2007 im August mit zu einem Workshop mit Ulli Ernst und dort legten wir den Grundstein der späteren Gestaltung. Ulli riet mir, die Höhe durch Umformung des Spitzentriebes zu reduzieren. Das nahm ich im Herbst 2008 in Angriff, nachdem der Baum sich von der Grundgestaltung erholt hatte.
Im Frühjahr 2010 setzte ich den Baum in eine runde Schale, da er mir von mehreren Ansichten gefiel und ich mich noch nicht auf eine konkrete Vorderseite festlegen wollte. In den folgenden Jahren ließ ich den Baum wachsen und entfernte nur regelmäßig die alten Triebe im Inneren des Baumes, um Licht in die Krone zu lassen und die Verzweigung zu fördern. Der Baum wuchs langsam in die angedachte Form und die Hauptäste entwickelten sich zusehends. In diesem Jahr fand ich es an der Zeit, den Wacholder gründlich durchzuarbeiten und der angestrebten Form näher zu kommen. Nach dem Durcharbeiten ist der Wacholder jetzt 80cm hoch und der Durchmesser der Schale beträgt oben 39cm. Die Grundform halte ich jetzt für erreicht. Der Fokus in den nächsten Jahren wird in der Verfeinerung des Laubes und der Feinverzweigung liegen.

Die runde Schale war für die Entwicklungsphase angemessen und ich finde sie auch jetzt nicht völlig unpassend, aber es ist eine Trainingsschale. Ich würde nun gerne eine Schale auszuwählen, die den Wacholder in seinem Ausdruck besser unterstützt und so ein Paar bekommen, das gemeinsam reifen und schöner werden kann. Für eure Unterstützung bei der Schalenauswahl wäre ich daher sehr dankbar.

Viele Grüße,
Uwe
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Ausgangspflanze Januar 2006
Ausgangspflanze Januar 2006
Nach dem Workshop mit Ulli Ernst
Nach dem Workshop mit Ulli Ernst
Biegen der Spitze, um die Höhe zu reduzieren
Biegen der Spitze, um die Höhe zu reduzieren
Nach dem Umtopfen in eine runde Schale
Nach dem Umtopfen in eine runde Schale
Im Frühjahr 2012
Im Frühjahr 2012
Frühjahr 2015 - diese Seite gefällt mir inzwischen besser
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Überarbeitet im September
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hopplamoebel
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von hopplamoebel »

Moin Uwe,

gefällt mir sehr gut Dein Wacholder - sieht sehr dynamisch und elegant aus *daumen_new*

Ich würde jetzt an der Grünmasse arbeiten. Wenn die Polster wieder etwas mehr Masse zugelegt haben, müßte der super aussehen!

Ist die Schale rot oder täuscht das Licht?

Der starke nach rechts abgehende Ast ist mir etwas zu dominant, aber das ist bestimmt Geschmackssache.

Viel Spaß weiterhin mit dem Prachtstück,
marco
So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.
uanderssohn
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von uanderssohn »

Hallo Marco,

vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ja, das Grün darf jetzt in der nächsten Zeit wieder etwas zulegen. Ich habe mal ein Bild angehängt, wie ich mir den Wacholder mit etwas mehr Grün vorstelle. Dann sollte auch der Hauptast nicht mehr so dominant wirken. Die Schale ist tatsächlich sehr rot. Damals erschien mir das passend zur Farbe der (gebürsteten) Rinde, aber heute würde ich mich für ein Braun mit leicht rötlichem Einschlag entscheiden, das weniger auffällig ist. Erwin hat da einen schönen Ton, der ziemlich genau meinen Vorstellungen entspricht.

Viele Grüße,
Uwe
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Vision des Wacholders mit mehr Laub
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hopplamoebel
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von hopplamoebel »

Das Virtu geht auf jeden Fall in die richtige Richtung *daumen_new*

Jetzt müssen wir (leider) wieder mind. 1 Jahr auf das nächste Update warten - aber so ist Bonsai eben!

Ich freue mich schon auf die nächsten Bilder,
marco
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uanderssohn
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von uanderssohn »

Hallo,

heute wurde der Wacholder umgetopft. Eure Meinungen und Kritiken zu Baum und Schale würden mich sehr interessieren.

Viele Grüße, Uwe
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PICT4211_Wacholder_20160423_BFF.jpg
MerschelMarco
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von MerschelMarco »

uanderssohn hat geschrieben:Ich hatte zwar Vorstellungen, wie ich den Baum gestalten wollte, aber die ließen sich eher in Worten wie "leicht", "elegant", "licht" ausdrücken und entsprachen eher den Stimmungen, die der Baum beim Betrachter erzeugen sollte und weniger einer konkreten Gestalt.
Hallo Uwe,
zum Stamm passen die von dir gewählten Attribute perfekt, die Krone wirkt mir aber durch die Breite zu schwer. V.a. der erste linke Ast ist da störend, der ist optisch viel zu schwer. Vom möglichen Design her sehe ich große Parallelen zu deiner Lärche http://www.bonsai-fachforum.de/viewtopic.php?t=41065 und würde da einen ähnlichen Weg einschlagen. Die rote runde Schale, im Farbton der neuen Schale und etwas flacher würde mir sehr gut zu deinem Wacholder gefallen.

Grüße,
Marco
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Diese Vorderseite fände ich sehr elegant
Diese Vorderseite fände ich sehr elegant
BFF_004_Umgetopft_2010 (990x743)web.jpg (162.55 KiB) 2379 mal betrachtet
mögliche Kronenform
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uanderssohn
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von uanderssohn »

Hallo Marco,

vielen Dank für Deine Anmerkungen und die Mühe mit dem Virtual. Das Bild habe ich mir nun lange immer wieder angeschaut und mir überlegt, warum es mir nicht recht gefallen will. Die Form der Krone gefällt mir gut, aber immer wieder stört mich der Stammverlauf dazu. Die Ähnlichkeit zwischen Lärche und Wacholder ist in der Tat verblüffend (und war mir beim Einstellen der Bäume gar nicht so bewusst), dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Stammform. Beim Wacholder setzt der Knick tiefer an und ist stärker ausgeprägt, bei der Lärche wird der Knick durch stärkere Stammbewegungen im unteren Teil ergänzt. Daher möchte mir in Deinem Virtual die Bewegung des Stammes nicht recht zur skizzierten Krone gefallen. Was ich mir allerdings vorstellen könnte für eine zukünftige Entwicklung wäre eine leichtere Krone ähnlich der in Deinem Virtual (nur gespiegelt) mit dem Stammverlauf im Bild BFF_004_Umgetopft_2010. Das wäre eine Kombination, auf die ich in den nächsten Jahren hinarbeiten könnte. Auf jeden Fall vielen Dank für Deinen Vorschlag, er hat meine Sicht auf den Baum wieder erweitert.

Viele Grüße, Uwe
uanderssohn
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von uanderssohn »

Hallo,

nachdem der Wacholder seit dem letzten Umtopfen trotz kräftiger Düngung und vollsonnigem Standort nicht recht wachsen wollte, habe ich mir darüber einige Gedanken gemacht. Meine Vermutung war, daß die verwendete Schale zu groß und vor allem zu tief ist und das Substrat zu langsam trocknet für einen Wacholder. Außerdem gefiel mir der ursprüngliche Entwurf immer weniger. Marco hatte es in seinen Beiträgen ja bereits gesagt, der Wacholder war für den schlanken Stamm einfach zu breit angelegt. Also habe ich den Wacholder im August zunächst umgetopft in eine wunderschöne Schale von Peter Krebs und dabei den Pflanzwinkel und die Ansichtsseite für die geplante weitere Gestaltung gewählt. Wurzeln musste ich dabei nicht zurückschneiden, der gesamte Wurzelballen hatte sich in der großen Schale kaum weiterentwickelt und passte in die neue Schale. Nur einige lange Wurzeln habe ich ein wenig anders gelegt.
Nun gefällt mir die Ausgangslage wesentlich besser und ich werde im kommenden Jahr behutsam einige Biegungen in den alten Ästen vornehmen, um langsam auf meine Zielvorstellung hinzuarbeiten. Virtuals kann ich nicht wirklich gut, dafür fehlen mir leider die Möglichkeiten, aber einen groben Entwurf habe ich dennoch mal gemacht, um meine Vorstellungen zu verdeutlichen.

Herzliche Grüße, Uwe
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Der Wacholder in der neuen Schale
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Meine grobe Vorstellung der künftigen Entwicklung
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Barbara
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von Barbara »

Hallo Uwe,

was spräche dagegen, den Baum noch etwas gegen den Uhrzeigersinn zu drehen? Dieser fast Rechte Winkel im Stamm will mir nicht so recht gefallen, weil er den Baum optisch aus dem Gleichgewicht bringt.
Mir gefällt die Vorderseite, die Marco auch schon letztes Jahr preferiert hat, am allerbesten. Dort kommen auch die schönen Bewegungen des Stammes gut zur Geltung und der starke Winkel ist entschärft.

Die Schale steht dem Baum sehr gut.

Liebe Grüße,
Barbara
"Sorge Dich um den Beifall der Leute, und Du wirst ihr Gefangener sein." LAOTSE
uanderssohn
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von uanderssohn »

Hallo Barbara,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Daß die Schale Deinen Zuspruch findet freut mich sehr, mir gefällt sie zu dem Baum auch ausgesprochen gut.
Dein Einwand ist berechtigt. Eigentlich hatte ich die Pflanzposition wie auf dem von Marco favorisierten Bild angestrebt. Dazu hätte ich aber den Baum weiter nach rechts neigen müssen, was die flache Schale nicht zugelassen hätte ohne größere Eingriffe im Wurzelballen. Eine weitere Drehung gegen den Uhrzeigersinn würde in 3D dazu führen, daß sich der Baum sehr stark nach vorne neigt. Auch hier hätte ich zum Ausgleich den Stamm etwas weiter nach hinten/rechts neigen müssen, um das zu kompensieren. Da aber der Baum kaum neue Wurzeln gemacht hatte seit dem letzten Umtopfen und auch beim Laub nicht sehr wuchsfreudig war, wollte ich im August keine starken Eingriffe im Wurzelbereich durchführen. Auch die für das nächste Jahr geplanten Biegearbeiten werde ich nur durchführen, wenn mir der Baum vorher durch kräftiges Triebwachstum und Rückknospung zeigt, daß er sich in der neuen Schale wohler fühlt als in der alten.

Herzliche Grüße, Uwe
chris-git@rre

Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von chris-git@rre »

Hallo Uwe,
im Prinzip gefällt mir Dein Wacholder.
Aber was mich stört ist das er im oberen Bereich dicker ist als unten.
Vielleicht kannst Du da mit Sharis arbeiten um das zu ändern!?
Aber das kann auch auf den Fotos verstärkt rüber kommen, wegen den Rückseitenästen.
Das mit der Verjüngung meine ich.
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Heike_vG
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Re: Entwicklung eines Wacholders

Beitrag von Heike_vG »

Hallo Uwe,
wenn man sich den Werdegang dieses Wacholders über 11 Jahre anschaut, dann finde ich nicht so recht einen roten Faden. Der Baum wurde immer mal wieder gestaltet, aber dann wieder vernachlässigt, so dass er wieder mehr oder minder zu Rohmaterial wurde und bis heute noch keine reife Erscheinung ist. Es wäre wünschenswert, den Baum kontinuierlicher zu bearbeiten, um schön geformte, feine Laubpolster zu erarbeiten und auch mal das Ziel des reifen, verfeinerten Wacholderbonsai zu erreichen! Das Potenzial ist ja auf alle Fälle vorhanden.

Liebe Grüße,
Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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