Quercus faginea

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philanthrop
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Quercus faginea

Beitrag von philanthrop »

Hallo zusammen,

eine Quercus faginea / portugiesische Eiche sucht derzeit ihren Weg zu mir nach Hause. Die Stammbewegung und die Borke sind für mich kaufentscheidend gewesen. Das Nebari sieht nach meiner Einschätzung soweit ok aus aber dazu später mehr.
Weder hier im Forum, noch im Internet habe ich besonders viel zu dieser Eichenart gefunden. Laut Händlerbeschreibung soll der Rohling im Sommer vollsonnig stehen und im Winter nur vor "übermäßiger Nässe" geschützt werden. Ich werde frostfrei überwintern wie zb. eine Quercus suber.
Das Verbreitungsgebiet der Q.suber und der Q.faginea überschneiden sich, also kann es nicht so wahnsinnig falsch sein.

Hier ein paar Bilder :
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1. vorne.jpg
2. rechts.jpg
3.links.jpg
Grüße aus dem Münsterland
Jan
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philanthrop
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Re: Quercus faginea

Beitrag von philanthrop »

Die nächsten Gedanken basieren zunächst nur auf Bildmaterial und setzen die Vitalität des Rohlings vorraus.
Der Baum ist ca 80 cm hoch ab Schalenrand, die Endgröße wäre doch beachtlich.
Meine Gedanken habe ich im folgenden Bild probiert zu erläutern.
Der Stamm im unteren Bereich verjüngt sich leicht in die falsche Richtung, zudem ist das grade Stück relativ langweilig, eine erfolgreiche Abmoosung würde den späteren Baum kompakter gestalten.
Im oberen Bereich empfinde ich die Situation als ähnlich, das gerade Stück ist für mich über. Ein Ast auf der Vorderseite würde sich als Stammfortsatz anbieten.
Ich glaube mit dieser Gestaltung würde ich die "Sahnestücke" aus diesem Baum nutzen.

Ich würde mich sehr darüber freuen eure Meinung, zu diesem Rohling und meinen Gedanken, zu hören.
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Arbeitsschritte.jpg
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Jan
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Martin_S
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Martin_S »

Hey Jan,

Oben rum wäre ich vollkommen bei dir.
Das abmoosen wäre mir(!) aber zu kritisch, da ich damit keine Erfahrung habe und daher könnte ich damit, also so wie es jetzt ist, gut leben. Kommt natürlich noch auf den Ansatz an, aber wenn der ok ist.....
Beste Grüße
Martin

Lieber Querlüften als Querdenken!
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hopplamoebel
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Re: Quercus faginea

Beitrag von hopplamoebel »

Hey Jan,

ich schließe mich Martin an: vorausgesetzt, dass das Nebari nicht total bescheiden ist, würde ich von einer Abmoosung abraten - zumal, wenn die Sorte so etwas Besonderes darstellt. Ein Totalverlust wäre bei diesem Ausgangsmaterial mehr als Schade 8)

Zum geraden Stammansatz habe ich mir eine 30 Grad Neigung nach links erlaubt - bringt m.M.n. schon eine Menge Dynamik!

Wenn der Bursche bei Dir angekommen ist, kannst Du ja mal weitere Bilder nachreichen.

Gesegnete Weihnachten,
marco
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So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.
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Norbert_S
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Norbert_S »

Der Baum stand über viele Jahre ganz offensichtlich tiefer im Erdreich und hat deshalb im unteren Bereich nicht die schöne borkige Rinde ausgebildet. Das wird er über die Zeitachse sicherlich nachholen.
Die so schön rissige Borke und der Stammschwung sind viel zu interessant um einen wahrscheinlichen Totalverlust bei der Abmoosung zu riskieren.
Neben der üblichen Abmoosung gibt es ja auch noch die Möglichkeit mit mehreren Stecklingsablaktionen den Stamm zu verkürzen. Da ist der Totalschaden weniger wahrscheinlich.

Ich würde aber erst einmal warten, ob sich in zwei-drei Jahren der untere Teil nicht auch schön rissig entwickelt. Die Wahrscheinlicheit ist durchaus gegeben.

Umtopfen in eine geräumige flache Holzkiste mit ausreichend Platz für kräftiges Wurzelwachstum damit sich das Nebari ordentlich entwickeln kann.
Den Baum die angesprochene Frist bei optimaler Versorgung ungehindert wachsen lassen und dann weiter sehen. Bis dahin bist du vertraut mit dem Baum und hast eine Vorstellung entwickelt über mögliche Zukunftsperspektiven dieses Rohlings.
Vorsichtige Astselektion und leichtes Lenken des Wuchses ist möglich aber nach meiner Überzeugung nicht notwendig.
Solche Rohlinge sind nicht immer zur sofortigen Gestaltung geeignet aber lohnenswerte Partner für eine längere Entwicklungsgeschichte.
Norbert

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Frank Abbing
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Frank Abbing »

Hallo Jan, mir gefällt deine Eiche gut!
Selber habe ich zwei ähnliche Exemplare, allerdings heimische 'Robur'.
Von Abmosen rate ich auch ab. Vielleicht wären wurzelnahe Ablaktionen eine Option, um den Wurzelhals zu verdicken.
Ist die Eiche denn gut einwachsen? Ich schätze, sie steht erst ein oder zwei Jahre in der Schale.
Liebe Grüße
Frank *up*
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Bodo.P.
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Bodo.P. »

Hallo Jan

Ein schöner Rohling.
Der Baum muss ja erst mal bei dir ankommen.
Den oberen Schnitt würde ich auch machen.
Wenn der Baum später bei dir fit ist und gut wächst kannst du dir Gedanken über ein abmoosen machen.
Im Gegensatz zu den anderen Meinungen hätte ich nicht so viel Angst vor einem Totalverlust.
Ich kenne 2 erfolgreiche abmoosungen an Flaumeichen. Ein Baum hatte ca 8-10 cm Durchmesser und der andere 17 cm Durchmesser.
Der dickere war von mir, leider ist der Baum in dem harten Winter vor etwa 5 oder 6 Jahren erfroren.
Irgendwo hier habe ich den Baum auch mal vorgestellt.

mfg
Bodo.P.
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philanthrop
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Re: Quercus faginea

Beitrag von philanthrop »

Hallo zusammen,

vorweg, danke für eure fachlichen Einschätzungen. Grade als "Neuling" sind mir diese sehr wichtig.
Man liest viel, schaut sich Beiträge und Entwicklungen an und kommt zu falschen Schlussfolgerungen :lol:

@Marco, interessanter Gedanke, werde ich im Kopf behalten. Eine aufrechte Gestaltung wäre mir jedoch lieber.
@Norbert, ich muss nochmal genau nachfragen was du genau mit "Stecklingsablaktion" meinst.
Schritt 1 : für die Gestaltung unbrauchbare Äste abmoosen und diese später in Anzuchttöpfchen stärken und vorbereiten.
Schritt 2 : An der eingezeichneten "Abmoosstelle" um den Stamm herum die Stecklinge ablaktieren um über dessen Wurzeln in Zukunft den Baum zu versorgen? Habe ich das so richtig verstanden?
@ Bodo, ich habe den Beitrag schon gelesen ;) danke. Müsste von ca. 2005 gewesen sein.

Eine Abmoosung werde ich zunächst nicht mehr in betracht ziehen. Einen "Totalausfall" wollte ich nicht riskieren.
Ich habe halt davon häufig gelesen und in dem Youtube Film "Walter Pall - Entwicklung eines Fächerahorns - Film by Merlin" gehört das "Bäume dabei selten sterben" ( 8.35 Min.)
Das habe ich warscheinlich Missverstanden, warscheinlich war gemeint das Ahörner selten dabei sterben, Eichen scheinbar schon :)

Die Eiche wird im Frühjahr in eine großzügige Kiste einziehen. Würdet ihr auf gleicher Höhe einpflanzen? Vorne sind zwei Wurzeln zu erkennen ohne Substrat werden sich diese wohl nicht zufriedenstellend entwickeln. Fülle ich so hoch mit Substrat an, wird sich die Borke nicht weiter runter entwickeln.

Vielleicht reicht es aus, wenn ich das kleine Ästchen unten am Stammansatz (Bild) weiter fördere, um damit ein wenig Dickenwachstum zu erzielen. Sehr ausgeprägt ist die Negativverjüngung ja nicht.

Würde es nicht Sinn machen, den oberen Teil im Frühjahr zu kürzen ? Würde damit nicht eventuell ein Austrieb aus altem Holz gefördert werden?
Meiner Meinung nach wäre ein Austrieb rechts außen an dem mittleren Bogen sehr wünschenswert.
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5. Detail.jpg
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Jan
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Norbert_S
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Norbert_S »

Den oberen Schnitt kannst du unbeschadet machen, Jan.
Verlange nie zuvie auf einmal von einem Baum. Zumindest die auf den Betrachter zulaufende Wurzel ist sehr kräftig und gerade. Wenn sonst ausreichend Wurzelmasse vorhanden ist, ist ein Einkürzen dieser Wurzel auf eine weiter in Stamnähe leigende kleinere Wurzel anzuraten.
So tief eingraben, dass die Wurzeln bedeckt sind. Nicht mehr.

Wenn du dann den Baum zwei Jahre kräftig wachsen lässt, hat er viel Kraft getankt.
Wenn in dieser Zeit am Stamm neue Triebe erscheinen, ist es gut.
Wenn nicht, schneidest du nach zwei ungehinderten Wachstumsperioden alle Triebe sehr kräftig zurück. Dann wird die Eiche dir sicherlich neue Austriebe am Stamm bringen.
Solange machst du unterirdisch nichts, damit die Wurzeln ungehindert wachsen können.

Dann sehen wir weiter.
Norbert

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Gatze
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Gatze »

Hi
Ich Lese immer wieder dass auf den Betrachter zulaufende Wurzeln gekürzt werden sollen. Warum ist das so? Ist das eine Regel? Sieht es ohne ihr besser aus? (Ich hoffe das ist ok in deinem Beitrag, wenn nicht lösch ichs wieder, dachte aber es passt ganz gut)
Schon mal danke für eure Antworten!
Grüße Magda

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Norbert_S
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Norbert_S »

Zum einem erzeugt ein direkt auf den Betrachter zulaufender Ast oder eine Wurzel ein unangenehmes Geühl und in diesem Fall ist sie einfach ohne Bewegung und Verjüngung.
An ein schönes Nebari resp. seine Wurzeln sollte man die gleichen Anforderungen stellen wie an das Astwerk:
Verzweigung - Bewegung - Verjüngung.

Schau dir einfach in der Natur besonders beeindruckende Nebari an und versuche das bei den Bäumen in der Schale umzusetzen.
Norbert

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Gatze
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Re: Quercus faginea

Beitrag von Gatze »

Hi
Danke Norbert für deine Antwort! In Zukunft werde ich den Wurzeln, von den Bäumen in der Natur, noch mehr Beachtung schenken.
Grüße Magda

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philanthrop
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Re: Quercus faginea

Beitrag von philanthrop »

Im Frühjahr hat der Rohling eine geräumige Kiste von 60cm spendiert bekommen, das Nebari und die Wurzeln scheinen mir doch nicht so toll zu sein. Auch wenn es noch lange hin ist, gerne nehme ich Rat entgegen ;)
Die überflüssigen 15cm, im oberen Bereich sind nun weg, ich habe ansonsten nur gefüttert, die Stelle fängt an sich zu schließen.
Legt er nächstes Jahr wieder so zu, muss ich im Herbst schneiden, sonst passt er nicht in sein Winterquartier :lol:
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