Lavendel

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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Herbert A
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Re: Lavendel

Beitrag von Herbert A »

Da hat sich aber einiges getan.
Kann man die beiden Stämme beim umtopfen nicht trennen und gleich neu zusammensetzen?

lg
Herbert
Das BFF ist mein persönliches Bonsaitagebuch. Vielen Dank dass ihr das seit vielen Jahren ermöglicht.

Info: www.bonsaisalzburg.net
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espanna
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Re: Lavendel

Beitrag von espanna »

Herbert A hat geschrieben: 07.10.2018, 20:12 Da hat sich aber einiges getan.
Kann man die beiden Stämme beim umtopfen nicht trennen und gleich neu zusammensetzen?

lg
Herbert
Gute Frage, das weiss ich nicht (oder gleich 2 Bäume draus machen *kopfkratz* )
Herbert, wie schaut es bei dem Lavendel mit Wurzelarbeiten aus? Sollte man besonders vorsichtig sein, oder darf man da etwas mutiger sein?
Gruß
László

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Andreas Ludwig
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Re: Lavendel

Beitrag von Andreas Ludwig »

Nicht allzu mutig. Es geht eher in Richtung Azalee, Efeu und andere – da ist ein Ballen von Feinwurzeln, keine ausgeprägten Hauptwurzeln, wie man das von anderen Bäumen kennt. Eben ein Strauch. Was das Grün angeht – das wird nie anders. Da entwickelt sich immer nur die Spitze und die einfach immer weiter. Wahrscheinlich kann man Lavendel nur als Stamm entwickeln und die «Krone» darauf von Jahr zu Jahr dressieren. Aber ein Feinaufbau wie bei Hainbuchen etwa scheint nicht möglich.

Vorwarnung: Es ist auch eine Eigenart dieses Strauchs, einen kompletten Trieb einfach aufzugeben, ohne Grund. Das ist die tiefere und etwas unangenehme Bedeutung des Worts «basiton».
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mydear
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Re: Lavendel

Beitrag von mydear »

Andreas Ludwig hat geschrieben: 07.10.2018, 22:53 Vorwarnung: Es ist auch eine Eigenart dieses Strauchs, einen kompletten Trieb einfach aufzugeben, ohne Grund. Das ist die tiefere und etwas unangenehme Bedeutung des Worts «basiton».
Hallo Ludwig, hallo Laszlo,

Das mit dem Triebsterben kann ich bestätigen. Ich habe vor ein paar Jahren 2 Lavendel als kleine Beisteller gezogen. Im ersten Jahr war alles gut, im zweiten Jahr blieben mehrere Triebe aus und den dritten Winter haben sie nicht überlebt. Allerdings war der damalige Winter ziemlich kalt mit Frost und die Schalen standen frei ohne zusätzlichen Schutz.

Seit 2 Jahren habe ich wieder 2 kleine Lavendel-Beisteller aus dem Wegepflaster ausgegraben: im ersten Jahr lief alles perfekt, kurz vor dem zweiten Winter bei einer Pflanze 2 abgestorbene Triebe, bei der zweiten Pflanze alles ok. Die letzte Pflanze habe ich jetzt ins Hochbeet ausgepflanzt nachdem die Schale gesprungen war. Die Lavendel-Triebe wurden im Mai und Juli 2018 jeweils eingekürzt, sind bereits wieder nachgewachsen.

Mal sehen wie sie über den Winter kommen.

Grüße
Rainer
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Andreas Ludwig
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Re: Lavendel

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ich bin irgendwann dazu übergegangen, manche Holzpflanzen als «les éternelles» zu bezeichnen, nach einem Chanson von Patricia Kaas. Darin heisst es: Les éternelles retiennent notre mémoire / Elles sont si belles / Qu'on pourrait croire /À leurs fantômes […]. Die Ewigen bewahren unsere Erinnerung, sie sind so schön, dass man an ihre Trugbilder glauben möchte.

Zu den «éternelles» zähle ich unter anderen den Lavendel. Die hat man nicht, um einen ausstellungsreifen Bonsai hinzukriegen. So einen habe ich noch nie gesehen. Ich habe mir mal die Zeit genommen, eine lange Reihe von Lavendelsträuchern in der Provence abzugehen und jeden genau anzuschauen. Da war nichts, was man als vernünftiger Mensch zu sich nehmen würde als Yamadori – aber alles war irgendwie doch interessant.

Zu den «éternelles» gehören für mich auch Heidelbeeren oder Thymian, Alpenrosen und einige andere Arten, fast immer Sträucher, auch die Buddleja, ob derer es neulich Unstimmigkeiten gab. Sie springen einen fast an, man meint, in ihnen den perfekten Präbonsai zu sehen – und lädt sich damit richtig was auf. Hat man dann aber eine Weile gehörig geflucht über diese Krüppel, kann man sie mögen. Um ihrer selbst willen. Das gehört auch dazu, finde ich. Wer eine éternelle geduldig pflegt, hat meinen Respekt – solange er nichts davon erwartet.

Sie sind eben les éternelles – sie werden nie etwas, erfinden sich aber jedes Jahr neu. Man kriegt nie einen Preis dafür, aber viel Freude.
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Hanno
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Re: Lavendel

Beitrag von Hanno »

mydear hat geschrieben:Das mit dem Triebsterben kann ich bestätigen.
Ich auch. Vor einigen Jahren durfte ich aus einem uralten Vorgarten einige dieser Pflanzen ausgraben - die Ballen hatte ich relativ gross gelassen.
.
Lavendel-2-2007-03-roh-getrennt.jpg
Lavendel-2-2007-03-roh-getrennt.jpg (85.46 KiB) 1775 mal betrachtet
Nach und nach starb dann bei allen "Findlingen" ein Ast nach dem anderen ab.
Hier der Ansehnlichste davon:
.
Lavendel-2007-03-1.jpg
Lavendel-2007-03-1.jpg (38.76 KiB) 1775 mal betrachtet

Und am Ende blieb mir die Erkenntnis:
Lavendel ist ein Bonsai, den ich(!) nicht haben will . . .
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Andreas Ludwig
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Re: Lavendel

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ich schon. Aber eben nicht als Bonsai, bloss so, als «kleine, launische Dame» gewissermassen.
Die hatte auch mal zwei Stämme. Geht aber auch so, wenn sie das will. :-D
IMAG0519_1.jpg
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espanna
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Re: Lavendel

Beitrag von espanna »

Hallo ihr Nachtaktiven :lol:

ich finde den Baum / Busch hier:
viewtopic.php?f=9&t=38575&hilit=lavende ... 15#p493793

doch sehr ansprechend und ich habe schon "schlechtere" Bäume (wenn ich das für mich so sage darf) auf Ausstellungen gesehen.

Auch wenn mein Baum, mein Strauch, meine selbstgemachten Schalen mit großer Wahrscheinlichkeit nie die perfektion des Meisters erreichen werden hat man doch ein Ziel vor Augen. Ich bin eingebildet genug/ trotzig *konfus* zu sagen: was die können, kann ich auch (mit etwas Übung und Ellan)!

Ich finde eure Darlegungen und Erfahrungsberichte sehr interessant und hilfreich. Davon lebt das Bff :-D

Das habe ich schon an anderer Stelle gesagt, aber meine Erkentniss ist (bei Yamadori);
-du kannst alles richtig machen und der Baum geht ein.
-du kanns alles falsch machen und der Baum wächst und gedeiht.
Es gehört wohl auch ein quänntchen Glück dazu.
Gruß
László

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Andreas Ludwig
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Re: Lavendel

Beitrag von Andreas Ludwig »

espanna – ich will nicht stänkern, dazu mag ich Herberts Arbeitsweise und seine Resultate zu gut. Aber schau ganz genau hin, dann siehst du alle Schwächen, die Lavendel nunmal hat: Der Fuss ist richtigerweise bemoost. Denn darunter fändest du viel abblätternde Borke, eine Batterie von Feinwurzeln, die kommen und gehen. Am Stamm, beim ersten Ast etwas ganz typisches, ich habe keinen Begriff dafür als «paradoxe Wuchsrichtung». Das macht Potentilla zwar auch, aber nicht so überdeutlich. Übrigens sind das buchstäblich Knackpunkte - wehe man drahtet da. Dann kugelt dieser Arm einfach so aus der Schulter und ist ab.

Weiter sieht man, dass die Absicht, «Nadelbaumpolster» zu schaffen, dem Triebwuchs entgegensteht. Da geht immer eine Kerze hoch. Ich habe eine Weile versucht, zu pinzieren, bei mir war das Resultat ein kümmerlicher Wuchs. Oben rechts sieht man einen Zweig, der ein weiteres Merkmal aufweist: Rückknospung kannst du nicht erwarten. Sie kann sich ereignen, aber ganz nach Lust und Laune. Weit häufiger geht einfach nichts mehr an so einem Ast, ausser eben vorne eine neue Kerze...

Für mich, der einen Lavendel eben schon auch als Lavendel sieht, gab es einen weiteren Punkt: Die Blüte. Die entsteht oben an der Kerze. Nimmt dann das weg, um Polster zu kriegen, kann es sich nicht entwickeln. Ja – dann nehme ich aber doch lieber eine Potentilla (ähnlicher Stamm) oder gar einen Wacholder (nette Polster), denn die erlauben mir eine bessere Entwicklung. Soll es ein Lavendel sein, soll es auch einer sein dürfen – dann nehme ich aber in Kauf, keine Polster hinzukriegen.

So. Sorry Herbert, ich hoffe, wenn du das liest, fühlst du dich nicht angegangen – typischerweise haben wir bloss diesen einen Lavendel, den man besprechen kann.
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espanna
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Re: Lavendel

Beitrag von espanna »

Moin Andreas,

Bonsai ist für mich der Weg. Das klingt abgedroschen, aber ich sehe das (mittlerweile) wirklich so. Das bedeutet dass ich die Pflanzen kennenlerne, an den Bäumen arbeite, versuche die weiter zu entwickeln und freue mich über kleine, oder größere Schritte. Die werden eh nie "fertig". Dass jede Art (und vor allem der Gestalter) in irgendeine Weise "Macken" hat, nehme ich gerne in kauf. Das macht das ganze doch interessant.
Durch eure Hilfe (und meine Erfahrung) weiss ich heute wieder 1-2 Eigenschaften mehr als gestern. Ist doch cool.
Herberts Lavendel startete ja auch nicht als klassischer Bonsai, dafür macht sich das Kraut aber gut.
Ich bin Dankbar für jeden Beitrag hier im Forum, da kann man so viel lernen.
Merci
Werde auf jeden Fall weiter berichten.
Gruß
László

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Re: Lavendel

Beitrag von Andreas Ludwig »

espanna – geh! Schau nicht zurück, geh einfach!
(Du verstehst das schon richtig, denke ich)
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Re: Lavendel

Beitrag von espanna »

Der Lavendel macht gut mit und wird immer kleiner :lol:

Keine Ahnung ob das je Jemand gebrauchen kann, aber ich denke dass Lavendel ohne Probleme abgemoost werden können. Bei mir hat etwas Druck, Dunkelheit und minimale Feuchte vom Fahrradschlauch gereicht um ein Wurzelwachstum anzuregen. Siehe Bilder.

Die Details vom Stamm und den Saftbahnen faszinieren mich.
Dateianhänge
Austrieb.
Austrieb.
DSC_9005.JPG (234.3 KiB) 1301 mal betrachtet
DSC_9009.JPG
DSC_9009.JPG (111.47 KiB) 1301 mal betrachtet
Wurzeln.
Wurzeln.
DSC_9010.JPG (112.09 KiB) 1301 mal betrachtet
Kräftiger Rückschnitt.
Kräftiger Rückschnitt.
DSC_9013.JPG (190.48 KiB) 1301 mal betrachtet
DSC_9016.JPG
DSC_9016.JPG (143.38 KiB) 1301 mal betrachtet
DSC_9017.JPG
DSC_9017.JPG (113.6 KiB) 1301 mal betrachtet
DSC_9018.JPG
DSC_9018.JPG (166.43 KiB) 1301 mal betrachtet
DSC_9023.JPG
DSC_9023.JPG (171.45 KiB) 1301 mal betrachtet
Gruß
László

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Re: Lavendel

Beitrag von Reiner K »

espanna hat geschrieben: 07.10.2018, 17:40 In der Breite konnte ich den Lavendel mehr als um die hälfte reduzieren. Es fehlt noch hinten was und die Äste müssen fast alle ersetzt,
das Thema würde mich auch interessieren.
Hat da schon mal jemand über mehrere Jahre Erfahrungen gesammelt?
LG Reiner
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mydear
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Re: Lavendel

Beitrag von mydear »

Reiner K hat geschrieben: 27.05.2019, 09:47
espanna hat geschrieben: 07.10.2018, 17:40 In der Breite konnte ich den Lavendel mehr als um die hälfte reduzieren. Es fehlt noch hinten was und die Äste müssen fast alle ersetzt,
das Thema würde mich auch interessieren.
Hat da schon mal jemand über mehrere Jahre Erfahrungen gesammelt?
Hallo Reiner,

meine Erfahrungen sind beim Lavendel zwiespältig. Ich hatte allerdings bisher nur kleine Lavendel-Beisteller.
Anfangs funktioniert alles gut: ab Mai auf frische innere Austriebe eingekürzt, können sie gut reduziert werden. Nach einigen Jahren sind sie mir über Winter fast alle eingegangen. Vermutlich ist das häufige Gießen am Stammansatz schuld. Und über Winter im Hochbeet eingeschlagen -heuer meist ohne Frost- war der dauerfeuchte Zustand wohl auch ungünstig. Ich habe mich auch nicht so doll drum bemüht, sie einfach nur mitlaufen lassen.

Grüße
Rainer
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Re: Lavendel

Beitrag von espanna »

Reiner K hat geschrieben: 27.05.2019, 09:47
espanna hat geschrieben: 07.10.2018, 17:40 In der Breite konnte ich den Lavendel mehr als um die hälfte reduzieren. Es fehlt noch hinten was und die Äste müssen fast alle ersetzt,
das Thema würde mich auch interessieren.
Hat da schon mal jemand über mehrere Jahre Erfahrungen gesammelt?
LG Reiner
Ja, Herbert:

viewtopic.php?f=9&t=38575&hilit=lavendel

ich mache das so wie er es hier auch schon erwähnt hat. Viel düngen (organisch und mineralisch), viel Wasser und Sonne satt. Überwintert habe ich frostfrei. Immer wieder austreiben lassen und auf innere Triebe reduzieren. Letztes Jahr, wo es so warm war konnte ich den Lavendel (in Bremen!) 4,5 x zurückschneiden. Heute treibt er langsam, aber die letzten Tage waren auch viel kühler.
Gruß
László

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