Muschelzypresse No.3 mit Doppelstamm

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
Antworten
Benutzeravatar
Silke
Freundeskreis
Beiträge: 540
Registriert: 30.05.2017, 15:15
Wohnort: Köln (...) Leverkusen

Muschelzypresse No.3 mit Doppelstamm

Beitrag von Silke »

Diese Muschelzypresse fand ich im Jahr 2012 im Grünschnittcontainer auf unserem örtlichen Friedhof und pflanzte sie in einen Tontopf. Substrat war mit Sand gelockerte Blumenerde

Im März 2018 wurde die Wurzel so eingekürzt, dass sie in die leichtere Kunststoffschale hinein passte.
Vorher schnitt ich die Triebe der MZ stark zurück, weil sie zu verkahlen drohten. Leider habe ich im Arbeitseifer kein Vorher-Foto gemacht.

MZ-Start - noch im Tontopf März 2018
MZ-Start - noch im Tontopf März 2018
Z.jpg (67.18 KiB) 1156 mal betrachtet

MZ-Start nach Schnitt März 2018
MZ-Start nach Schnitt März 2018
Z.nachSCHNITT.jpg (63.61 KiB) 1156 mal betrachtet

Im Juni 2018 nahm ich diese Muschelzypresse mit auf das BFF-Sommerfest nach Heisterberg.
Bei der Baumbesprechung durch Walter Pall wurde klar, dass die beiden gleichdicken Stämme zu nahe aneinander gewachsen sind. Auch sollte die doppelspitzige Krone komplett umgewandelt werden.

Nach dieser ersten Besprechung mit Walter folgte dann die fachkundige Erstgestaltung von Gary/Harald.
Zusammen entfernten wir beide Spitzen und dann ging es darum dem rechten Stamm eine neue Spitze zu gestalten.
Da wir zufälligerweise kein Moniereisen zum Stäben in unseren Reisekoffern mitgebracht hatten, wurde kurzerhand der Besenstiel meiner betagten Kehrmaschine abgesägt und zum Stäben zweckentfremdet.
Mit Hilfe von zwei Spanndrähten bogen wir dann einen waagerecht stehenden Seitenast als neue rechte Spitze hoch.
:oops: Siehe Link: download/file.php?id=258377&mode=view

Eine komplette Durchdrahtung der Muschelzypresse, mit Stellung des gesamtem Astwerks, steht noch an, doch möchte ich dieser MZ zuerst etwas Erholung gönnen.

Mitte Juli erschien ein verspäteter Johannistrieb an der gesamten MZ und es sah positiv aus, als ob der stark hoch gebogene rechte Seitenast die Biegung gut weggesteckt hätte. Auch dieser Ast trieb frische grüne Nadeln.

Jetzt Anfang August (wir hatten 40 Grad) wurden die neuen Triebspitzen an dem hochgebogenen Ast des rechten Stammes plötzlich matt und dann sehr schnell trocken.

Ich lockerte die Hochbiegung, um vielleicht etwas Spannung aus dem Holz zu nehmen, in der Hoffnung, das würde der Erhaltung des Triebes etwas bringen. Jedoch hat der erst im Juni 2018 hochgebogene Ast bereits jetzt, nur zwei Monate nach seiner Umstellung, die neue Position dauerhaft angenommen.

Auch das Spreitzholz (von Gary und Walter an die entsprechende Stelle gesetzt) konnte ich schon entfernen, ohne dass die Stämme in ihrer Ursprungsstellung zurückgegangen wären.

Die Muschelzypresse hatte ich nach ihrem Ausflug nach Heisterberg wieder auf ihren gewohnten halbschattigen Standort (kühle Wand, mit Efeu bewachsen) zurückgestellt.


Foto von gesunden Trieben:
Beispiel der gesunden Triebe der gleichen Muschelzypresse
Beispiel der gesunden Triebe der gleichen Muschelzypresse
Foto von den im August eingetrockneten Trieben des hochgebogenen Astes:
So schaut der jetzt im August eingetrocknete hoch gebogene Spitzentrieb aus
So schaut der jetzt im August eingetrocknete hoch gebogene Spitzentrieb aus

Frage:
Mit welchen Maßnahmen kann man den geschädigten hoch gebogenen Ast unterstützen?
Die im Juli neu gebildeten Nadeln sind nun leider abgestorben, die vorjährigen Nadeln an dem Zweig zum Glück aber noch grün und glänzend. Ansonsten geht es der kompletten MZ sehr gut und sie schaut vital aus.

Auch an dieser Stelle noch mal ein herzliches Danke, für die gestalterische Hilfe von Walter Pall und Gary/Harald!

Viele Grüße in die Runde
Silke
Benutzeravatar
Gary
Freundeskreis
Beiträge: 5018
Registriert: 05.01.2004, 21:01
Wohnort: Karlsruhe/Baden

Re: Muschelzypresse No.3 mit Doppelstamm

Beitrag von Gary »

Hallo Silke,

schön von Dir zu lesen auch wenn der Anlass nicht ganz so positiv ist.

Was das Aufrichten der neuen Spitze angeht hatte ich ja wegen der guten Flexibilität damals bewusst auf eine Umwicklung verzichtet. Doch obwohl äußerlich ohne Schaden zieht solch eine Biegung dennoch die Saftbahnen in Mitleidenschaft. Der Neuaustrieb war ja auch gegeben doch vermutlich später, so ab 35+° C, war es dann doch einfach zuviel.

Letztendlich hast Du nach auftreten des Schadens auch praktisch alles getan was Abhilfe schaffen könnte. Grund zur Hoffnung gibt sicherlich Zustand und Farbe des verbliebenen Laubs. Die endgültige Antwort erhältst Du aber erst im nächsten Jahr, wenn dieser Bereich auch wieder neues Grün hervorbringt. Schafft die MZ das ist der Schaden in 3-4 Jahren vergessen.

Bei den derzeit noch vorherrschenden Temperaturen ist Halbschatten und eventuell öfteres Übersprühen wohl alles was Du tun kannst. Sollte ab Mitte September die Temperatur bei ca. 25° C sein, könntest Du die MZ vielleicht wieder etwas sonniger stellen und regelmäßig mit z.B. Wuxal-Flüssigdünger in halber Konzentration übersprühen.


Nicht als Trost aber zur Verdeutlichung das immer etwas geschehen kann ein Foto von einer meiner größeren MZs. Letzten Sommer begann plötzlich die Spitze braun zu werden obwohl seit Jahren außer dem Schnitt kein Eingriff mehr vorgenommen wurde. Tier- und Pilzbefall konnten ausgeschlossen werden und dennoch war nichts zu machen.

Hinoki_Spitze_2018.jpg
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
Benutzeravatar
Silke
Freundeskreis
Beiträge: 540
Registriert: 30.05.2017, 15:15
Wohnort: Köln (...) Leverkusen

Re: Muschelzypresse No.3 mit Doppelstamm

Beitrag von Silke »

Hallo Gary,
ganz herzlichen Dank für Deine derart ausführliche Antwort!

Das Übersprühen des geschädigten MZ-Triebes ist für mich auch mehrfach am Tag gut machbar.
Glaubst Du diesbezüglich ist die Aussage: "Viel hilft viel" dem Erfolg zuträglich?

Da ich nur sehr wenig Regenwasser hier verfügbar habe, ist zum Übersprühen der Triebe auch "Stilles Bergisches Quellwasser" geeignet, das sich sogar zur Säuglingsnahrung verwenden lässt?
Oder besser destilliertes Wasser?

Es wäre klasse, wenn der gebogene Trieb es schaffen würde. Ansonsten muss leider etwas umgestaltet werden, aber auch das wird vermutlich gehen.

Sehr schade, dass der Spitzentrieb Deiner traumhaften Muschelzypresse derart weit eingetrocknet ist.
Man kann es als Rückschlag oder als großen Schaden betrachten, was es für einen selbst ja auch ist, oder man gesteht dem Lauf der Natur ein, dass diese ständig im Wandel ist und Veränderungen bei uns und den Bonsai erzwingt, bzw nötig werden lässt.
Alles Gute für Deine MZ und dass sie keinen weiteren Ast verliert und durch diesen Verlust vielleicht noch eindrucksvoller wird.

Einen schönen Sonntag und viele liebe Grüße
Silke
Benutzeravatar
Gary
Freundeskreis
Beiträge: 5018
Registriert: 05.01.2004, 21:01
Wohnort: Karlsruhe/Baden

Re: Muschelzypresse No.3 mit Doppelstamm

Beitrag von Gary »

Hallo Silke,
Selene Kissbeck hat geschrieben: 12.08.2018, 17:06 Das Übersprühen des geschädigten MZ-Triebes ist für mich auch mehrfach am Tag gut machbar.
Glaubst Du diesbezüglich ist die Aussage: "Viel hilft viel" dem Erfolg zuträglich?
Glauben heißt nicht wissen. Ich denke so 2-3mal am Tag wäre ganz nett, öfter aber auch nicht schädlich. Einen wirklich markanten Unterschied könnte man wohl nur unter einer Nebelanlage im Treibhaus erzielen.
Selene Kissbeck hat geschrieben: 12.08.2018, 17:06 Da ich nur sehr wenig Regenwasser hier verfügbar habe, ist zum Übersprühen der Triebe auch "Stilles Bergisches Quellwasser" geeignet, das sich sogar zur Säuglingsnahrung verwenden lässt?
Oder besser destilliertes Wasser?
Da ich weder Regen- noch "Bergisches Quellwasser" zur Verfügung habe übersprühe ich seit gut 40 Jahren fast alle Pflanzen mit Leitungswasser. Das hat hier 18° dH und produziert somit bei diesen Temperaturen ordentliche Kalkflecken auf dem Grün. Eine negative Nebenwirkung dieser optischen Beeinträchtigung konnte ich noch nie feststellen und der nächste längere Regen spült den Kalk auch wieder ab.

Lediglich bei der Blattdüngung würde ich eben nur halbe Konzentration nehmen und erst beginnen wenn die Temperaturen deutlich abgesunken sind. Bei Deinem Klima dürfte das Laub bis Ende Oktober oder gar Mitte November noch aktiv sein und somit genügend Zeitraum bieten.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
Antworten