"Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

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Michael 86
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"Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Michael 86 »

Hallo zusammen.

Bin soeben auf etwas interessantes gestoßen. Eine Technik, beider die Wundheilung beschleunigt wird, indem man nicht auf die gewünschte Stelle zurück schneidet, sondern einen Stummel stehen lässt, der dann ausgehöhlt wird und die verbliebene Rinde mit dem Kambium als "Wundpflaster" umgelegt wird.
Es werden verschiedene Situationen gezeigt mit entsprechenden "Pflaster-Techniken". Sehenswert und möglicherweise auch zur Nachahmung empfohlen.

Was meint ihr? Ich habe das so noch nie gesehen.


Hier der Link

http://ofbonsai.org/techniques/styles-a ... -technique
Grüße Michael :)
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baeumchen
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von baeumchen »

sieht brutal aus, wird aber in der humanmedizin in der amputations-chirurgie ähnlich angewandt
hautlappen stehen lassen, um die unvermeidliche wunde mit "körpereigenem" material schnell wieder ab zu decken ....

gedanklich war ich letzten sommer schon an der stelle, hab mich dann aber aus unwissenheit und angst es zu versauen nicht getraut,
nun bin ich froh, dass dieses thema von professioneller seite mal dokumentiert wurde ...

vielen dank fürs posten !!!
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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mydear
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von mydear »

Hallo Michael,

interessante Technik gerade bei großen Wunden.
Der Artikel ist ja schon aus 2013. Hat jemand dazu bereits Erfahrungen?

Grüße
Rainer
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Michael 86
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Frank und Rainer

das wirft ja schon gleich die Frage bzw Theorie auf, ob es nicht möglich wäre der übrig gebliebene freie Fläche mit einem Rindenstück des abgeschnittenen Teils komplett zu versiegeln und eine Art Transplantation zu versuchen, oder nicht?
Grüße Michael :)
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baeumchen
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von baeumchen »

hihi ... baumchirurgie ...
wie siehts mit der durchgängigkeit der gefäße aus?
ich befürchte wenn wir lose rindenstücke transplantieren, ist der saftfluss nicht mehr gewährleistet
das müsste man mal versuchen mit bekanntermassen gut heilenden arten
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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Georg
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Georg »

Diese Technik ist so alt, wie es Bonsaibücher gibt.
Allerdings ist mir bis heute keine Dokumentation untergekommen, die dies bestätigen konnte.
Mein Verdacht war schon immer: klassischer Scherenjournalismus.
Gruß
Rüdiger
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baeumchen
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von baeumchen »

in diesem sinne VERSUCH MACHT KLUCH
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

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Michael 86
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Michael 86 »

Ja. Abschneiden geht ja immer. Aber kann schwierig werden
Grüße Michael :)
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Heike_vG
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Heike_vG »

Vor Jahren habe ich das mal ausprobiert, hat bei mir jedenfalls nicht geklappt. Der Rindenstreifen, den ich über die Schnittstelle gelegt habe, ist schnell eingetrocknet. Vielleicht habe ich aber auch was falsch gemacht, keine Ahnung. Ich habe es nicht noch einmal versucht.

LG, Heike
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Stefan72
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Stefan72 »

Da stimme ich Georg zu. Dieser Mythos geht wohl auf John Y. Naka zurück, der das Vorgehen im ersten (?) Band seiner "Bonsai Technics" mit ein paar lapidaren Bildern darstellt - und man als ehrfürchtiger Leser das dann als Tatsache nimmt und das Misslingen nur als Zeichen des eigenen Unvermögens. Tatsächlich sucht man aber vergebens nach erfolgreichen Umsetzungen. Ich habe einen Gärtner in einer Baumschule mal danach gefragt und der hat das mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung - zumindest für unser Klima - als nicht möglich angesehen. Unsere Bäumchen wachsen nicht schnell genug um ein Anwachsen des Decklappens vor seinen Austrockenen zu erreichen, da die OP eben nicht nur mal eben eine Knospe unter die Rinde pfropfen ist. Beim Okulieren wächst die angeschittene Rinde ja meist wieder zu. Aber da handelt es sich um Sekunden, wenn das Kambium frei liegt, und nicht wie bei dem hier gezeigen Vorgehen um einen längeren Einsatz unterschiedlicher Werkzeuge. So apart das Ganze wäre, es wird wohl nicht funktionieren. :(
Zuletzt geändert von Stefan72 am 22.01.2019, 21:13, insgesamt 1-mal geändert.
Freundliche Grüße, Stefan

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abardo
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von abardo »

Hi,

ja, das ist wie beim Okulieren.

Deshalb hatte ich das 3x probiert, allerdings nur bei seitlichen Ästen, da waren die Durchmesser lange nicht so gross als bei einer Schnittwunde an einem Stamm. Auch hab ich keinen Ring gemacht, der dann eingekerbt wurde, sondern aus dem unterem 1/3-1/4 der Rinde einen Lappen nach oben geklappt (wegen Saftfluss von unten nach oben) und dann festgetackert.

Das hat 1x bei einer Linde geklappt, bei einem Durchmesser von nur so 5mm, würde ich schätzen. Die Ränder sind aber auch nicht wirklich schön geworden (was wohl eher daran liegt, dass man es bei kleinen Lappen nicht so sauber geschnitten bekommt, dass es ohne Wundkallus verheilt).

Das grosse Problem ist, es so auszukerben, dass man die Rinde mit dem Kambium wirklich umklappen kann, ohne die Verbindung zu trennen (im Vergleich dazu werden ja beim Okulieren zwei Lappen nur leicht gebogen). Man muss hier also "Holz" in 90 Grad mit umklappen, damit das Kambium geschützt ist, das ist schwierig. 1x ist es mir die Stelle direkt gebrochen. 1x hat es bei einem Ahorn irgendwie nicht gut gehalten, ist also nicht innerhalb von einem Jahr festgewachsen, das Kambium im Lappen war dann tot, hab ich später getrennt und hoffe seitdem auf eine normale Überwallung. Das waren jeweils ca. 8-10mm.

Wenn man das öfter trainiert, eher "kurvig" untendrunter aushöhlt und sehr vorsichtig arbeitet, sollte das doch klappen, wenn der Lappen weiter versorgt wird. Allerdings habe ich keine Bäume mehr, bei denen ich grosse Schnittstellen versorgen müsste und habe es daher nicht weiter probiert.
Grüße, Frank
___________
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Silke
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Silke »

Hallo zusammen,

Vor zwei Monaten habe ich mir das antiquarische Buch (Ulmer 1992) von Heiner Schmid "Obstbaumwunden: versorgen, pflegen, verhüten" gekauft.
(viel zu teuer - weil wohl selten)

Darin beschreibt der Autor, wie er Rindentransplantationen durchführt und warum:

- um Unverträglichkeiten bei der Veredlung zu lindern. Dazu entfernt er einen kompletten Rindenstreifen (sieht aus wie beim Abmoosungsschnitt) um den Stamm (direkt an der Veredlungsstelle) und fügt einen gleichgroßen Rindenstreifen einer "Vermittlerobstsorte" ein. ---> Der Rindenstreifen wuchs tatsächlich an!

- wenn er Obstbaumkrebs herausschneidet und die verbliebene Wunde ist zu groß zum Überwallen, setzt er ein woanders am Baum ausgeschnittenes gleichgroßes Rindenstück in die "nackte" Fläche am Stamm ein.
Laut seiner Erfahrung ist es dabei egal, ob das abgelöste Rindenstück richtig herum (Saftbahnen oben/unten ...) eingepasst wird, wichtig sei nur, dass auf allen Seiten perfekter Kontakt zum Kambium gegeben ist.

Die eingepassten Rindenstücke hat er mit elastischem Gummiband fest fixiert und mit feuchtem Moos umwickelt.
Nach 4 Wochen wäre die Rinde (nicht alle Fälle haben funktioniert) angewachsen gewesen.

Zum Thema Wundverschluss - Wundpflaster:
Auf einem Foto sieht man, wie er ein Rindentransplantat auf eine Stelle am Stamm einfügt, wo vorher ein Aststumpf gewesen war. Diesen hat er glatt weggeschnitten und mit dem Rindentransplantat überzogen. Auch hier sei das Rindenstück angewachsen. Man sieht den gleichen Baum 6 Jahre später.

Solche Arbeiten machte der Autor Heiner Schmid bereits erfolgreich im Juni 1985!

Ich denke, dass kann wirklich gelingen, vor allem, wenn der Rindenstreifen noch teilweise am Baum dran bleibt und von diesem bis zum Verwachsen versorgt wird.
Eigene Versuche möchte ich dieses Jahr aus Interesse durchführen.

LG
Silke
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Günter Maier
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Re: "Wundpflaster" - Interessante Technk zur schnellen Wundverschließung

Beitrag von Günter Maier »

Hallo zusammen,

diese Technik hat Wolf D Schutte in seinem Buch "dem Baum eine Stimme geben",
auf Seite 58 an einem Eichenstamm gezeigt.
Die Wunde wäre im darauffolgenden Frühjahr gut verheilt und die Schnittstelle
kaum mehr sichtbar gewesen.
liebe Grüße
Günter
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