Lärche aus dem Odenwald

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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hwolf
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Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von hwolf »

Hallo,

man sollte das hier gelesen haben:
viewtopic.php?f=9&t=43358&hilit=l%C3%A4rche

Und nachdem er sich das wie angekündigt ein- oder mehrmal durch den Kopf gehen ließ, blieb er beim Gedanken, den Baum gehen zu lassen.
Ich fand das super und durfte die Lärche dann ab da begleiten.
Das war letztes Jahr im Juni, Norbert und ich haben lange über die hier im Forum schon gemachten Vorschläge, Pläne und gewisse Notwendigkeiten gesprochen. Im Laufe des Sommers haben Lärche und ich einander beschnuppert, ich hätte sie vier mal schneiden können, nach dem dritten mal ließ ich es aber, weil ich ja wusste, was kommen sollte und die Lärche Kraft haben sollte.
So war es jedenfalls im Herbst:
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Im Winter habe ich den Baum dann endlich nackig sehen können und habe einiges mit Schere und Draht gemacht. Mein Plan ist, das Grün weiter über den Stamm zu verteilen, Spanndrähte helfen dabei.
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Und ein erstes Ergebnis:
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Klar war, dass der Baum umgetopft werden musste, dabei sollte Todholz weiter heruntergezogen bzw. eine Todholzwurzel gestaltet werden. Mal davon ab, dass Lärchen umzutopfen angeblich ganz gefährlich ist, hatte ich große Lust auf die Arbeit am Todholz und außerdem ganz subjektiv ästhetische Probleme mit der Schale, in der die Lärche stand.
hwolf
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von hwolf »

Beim Umtopfen habe ich dann allerdings keine Bilder gemacht, sondern mich auf die Arbeit konzentriert. Erst das Todholz an der Wurzel noch in der alten Schale, dann raus, Wurzelschnitt, rein in die neue Schale, bumms.
Leider hatte die Lärche aber aus unerfindlichen Gründen ihrer Natur ziemlich untypisch jede Menge faules, matschiges Holz im Inneren. Eigentlich können Lärchen ihrem Holz entsprechend auch mit toten Partien im Substrat stehen ohne zu faulen. Die nicht, die hat 5, 6 Hände voll Holzmatsch gespendet, nachdem ich beim Anhebeln der ersten Fasern an der Wurzel mit dem Daumen 5cm eingebrochen war. Die Wurzel, die zu bearbeiten ich eigentlich ziemlich oberflächlich vor hatte, weil mir die Rindenbauchbinde gefällt muss als Docht gewirkt haben. Knapp 20 cm konnte ich einen Drahthaken von unten in den Stamm fädeln und Matsch heraus kratzen. Ja gut. Allen Matsch entfernt und an den Todholzgrenzen nach Leben gesucht, gefunden und nach dem Minimax-Prinzip die Lärche versorgt und erstmal in frische Erde gebracht. Nun heißt es neu denken, beobachten, dann machen.
Im Austrieb sah das dann so aus:
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Und mittlerweile schon wieder so:
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Der Lärche geht es gut, der Nadellänge nach zu urteilen zu gut, aber das finde ich dieses Jahr gerade sehr gut.
Ich freue mich auf noch einen ganz langen Weg des genießenden Begleitens, um mal noch eine weitere Absurditätsstufe selbstilluminierender Charakterisierungsformeln von "ich spiele mit Holzpflanzen" zu schaffen. Man verzeihe es mir, aber mit einem so einem Baum auf dem Regal kann ich weder gemäßigt noch unaufgeregt oder vernünftig bleiben. Die Freude macht mich gerade beim selber nochmal angucken etwas albern. Und demütig.
Auch hier nochmal sehr kurz ein ganz kleines bisschen Dank an Norbert, der das ganz okay vorbereitet hat, wobei er auch schon Glück mit dem Rohling hatte (Whaaat?). *undwech*

Ich freue mich über Rückmeldungen, Kritik oder alles -

Lieben Gruß
Heinrich
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Barbara
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von Barbara »

...richtig super geworden, Heinrich.
Wenn man sich die Ausgangspflanze anschaut, gleicht die Entwicklung einem Wunder.

Gut, dass Norbert damals den rechten Ast nicht entfernt hat. Die von Marco bemängelte zylindrische Form fällt jetzt gar nicht mehr auf.

Liebe Grüße,
Barbara
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mydear
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von mydear »

Hallo Heinrich,

Danke für die ausführliche Doku. Wenn ich da zurückblättere kann ich es gar nicht glauben was das für eine Ausgangspflanze war. Unglaublich für nur 9 Jahre. Norbert scheint einen guten Draht nach „oben“ zu haben.... höhere Mächte .... *daumen_new* *daumen_new* *daumen_new*

Grüße
Rainer
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Norbert_S
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von Norbert_S »

Hallo, mein alter Kämpe, schön dich zu sehen.

Das aufstrebende Temperament der Lärche muss regelmäßig mit Zugdraht beruhigt werden auch wenn die Intervalle sicherlich länger werden.
Die notwendige Op an der Totholzwurzel ist schon auf dem zweiten Blick wenig ärgerlich.
Die durch einkürzen sich ergebende Möglichkeit zukünftig auch eine Schalennummer kleiner auswählen zu können und weniger streng, wird die Ausstrahlung sicherlich noch weiter stärken können.
Es ist ein gutes Gefühl die Bäume in deinen Händen zu wissen, Heinrich.
Norbert

So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
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Manfred Jochum
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von Manfred Jochum »

schönes Teil Heinrich ....

ich hab eine ähnliche Lärche vor ca. 30 Jahren begonnen....
Du kannst mir glauben...... wenn du keine Pflegefehler machst, und die Grünmasse immer schön in Stammnähe hälst .... wir das ein toller interessanter Bonsai.
Wenn es so läuft wie bei meiner....dann kommen die größten Fortschritte erst nach 15-20 Jahren ( deine ist aber auch schon ein gutes Stück weiter als meine es am Anfang war ) .... ab dann geht es aber relativ flott... und erfordert nur noch minimale Eingriffe.
Und wenn eine Lärche gut für die "Topfkultur" etabliert wurde, sich wohlfühlt, alles bekommt was sie braucht..... dann sind sie wirklich sehr sehr dankbar als Bonsai.


Gruß Majo
der wirklich wichtigste Teil einer Arbeit, ist damit anzufangen.
Sanne
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von Sanne »

Hallo Heinrich,

mir gefällt Deine Lärche mit der schönen Borke und dem Totholz auch sehr gut.
Was mir nur Kopfzerbrechen machen würde, ist der hohle Bereich rechts am Stammansatz. Wirst Du es noch mit Jinmittel und Holzhärter behandeln, damit das Holz nicht durch die Feuchtigkeit beim Gießen wegfault?

Grüße, Sanne
Was wären wir ohne den Trost der Bäume…
(Zitat von Gisela V.)
hwolf
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Re: Lärche aus dem Odenwald

Beitrag von hwolf »

Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für die netten Kommentare soweit!
Barbara, ich gebe Dir da ganz recht, es war damals die richtige Entscheidung, mit jedem Jahr zeigt sich es sich deutlicher. Was jetzt noch etwas ins Auge fällt, besonders ohne Nadeln, ist diese gebogene Streckung im Stamm. Norbert hat da mit seiner überzeugenden Todholzarbeit schon das Optimum geleistet, aber auf manchen Blick aus dem falschen Winkel hat der Stamm manchmal eine gewisse "Bananigkeit" ;) Die wird aber sicherlich mit noch weiter verdickenden Astansätzen und vorallem Verzweigung verschwinden.
Rainer, höhere Mächte sind da nicht im Spiel, das ist da in Neumünster Standard... vielleicht liegts am guten Koiteich-Wasser... oder der richtigen Portion Sturheit. Ich habe gelernt: Nur dann, wenn. Und wenn, dann.
Sanne, das Todholz in Substratbereich macht mir eigentlich jetzt keine Sorgen mehr. Das Problem war, dass der Baum die Feuchtigkeit aus dem höheren Stammbereich nicht loswerden konnte. Daher war mir erst einmal wichtig, das nach unten zu öffnen, damit der Baum wieder "atmen" kann. Die Seitenlinien des nun offenen Bereichs habe ich nach dem Verlauf lebenden Kambiums rund um die vorher schon tote Wurzel, die ich ja nur geöffnet habe gerichtet. Jetzt will ich sehen, wie der Baum reagiert, ob sich Kallus an den Seiten bildet oder die Wuzel weiter zurücktrocknet. Sowie links als auch rechts an der offenen Wurzel befinden sich aktive, junge Wurzeln, der Baum also rund um die Öffnung aktiv. Holzhärter oder Jinmittel ist eine Option, um den Stamm im Inneren vorm weiteren Rotten zu schützen. Dafür muss ich aber erst sicher sein, dass sich das Feuchtigkeitsproblem jetzt erledigt hat oder ob vielleicht eine andere Ursache für das Problem vorliegt, die ich dann behandeln kann. Pilze oder Feuchtigkeitsverläufe könnte ich nun kaum beurteilen, wenn ich schon alles versiegelt und gebleicht hätte. Also hast Du schon recht, da passiert noch was, aber später, wenn der Baum mir zeigt, wie er es gern hätte und ich weiß, was da los war. Lärchen sollten das so nämlich nicht machen, ihr Holz müsste resistenter gegen Feuchtigkeit sein. Aber das sind eigentlich kosmetische Sachen, den Baum stört es auch nicht, auf der einen Seite ganz wegzugammeln, solange der Rest gesund gehalten wird. Das habe ich vor.

Lieben Gruß
Heinrich
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