weiße Prunus mume

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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Lars
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weiße Prunus mume

Beitrag von Lars »

Hallo zusammen,

diese Ume habe ich schon einige Zeit.
Der Stamm ist schon recht charaktervoll, die Krone lässt sich nicht wirklich in Form brinigen.
Typisch Aprikose eben.

Dazu sind die Triebe recht dick, werden von Jahr zu Jahr immer länger, weil die Blattknospen fast nur am Treibende zu finden sind.
Ich vermute, das liegt an meinem Düngeprogramm (zu üppig).
Das werde ich in diesem Jahr anders machen. Vielleicht gelingt es damit, mehr Verzweigung und mehr Blattknospen in Stammnähe zu bekommen.

Der Trieb in der Mitte kam spontan vor drei Jahren von ganz allein.

Liebe Grüße
Lars
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achim73
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von achim73 »

ja, die ist wirklich arg aus der form geraten.
Gruss, Achim
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espanna
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von espanna »

Hallo Lars,

die Zeit der Aprikosen, und somit der Frühling kommt langsam :)
Die Verzweigung und Trieblängen sind wirklich nicht einfach zu erhalten, geschweige denn zu fördern.
Mir gefällt der Kontrast zwischen Totholz und Blüten sehr! Danke fürs zeigen und bitte in voller Blüte auch nochmal zeigen!
Gruß
László

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ChristianB
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von ChristianB »

Lars hat geschrieben: 26.01.2020, 14:01 Ich vermute, das liegt an meinem Düngeprogramm (zu üppig).
Nein, am Düngen liegt es nicht.
Diese Aprikose ist einfach noch sehr jung und wächst daher noch sehr stark, erst bei alten Bäumen lässt, die "Lebensenergie" nach und sie machen nicht mehr so lange Triebe
Da hilft eigentlich nur Pfropfen. Es gibt auch eine spezielle Technik des Blattschnitts, der sehr früh erfolgen muss um die Bildung von normalen Knospen zu fördern.
Für Aprikosen gibt's auch in Japan nur wenige echte Spezialisten und in Europa so gut wie niemanden der richtig Ahnung hat und uns das beibringen könnte. Leider :(
Viele Grüße

Christian
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achim73
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von achim73 »

was würde denn passieren, wenn man alle äste stark zurück schneidet und den baum so zwingt, weiter innen auszutreiben ? das funktioniert doch im prinzip bei allen laubbäumen, oder ?
Gruss, Achim
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bonro
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von bonro »

Jaaa Achim, da macht die Mume nicht mit! Schlafend Knospen am alten Holz ( Ästen, Zweigen ) sind nach meiner Erfahrung nicht vorhanden. Wenn der Baum stark genug ist treibt er allenfalls am Stamm oder an den Astansätzen neu aus, aber nicht da wo man es gerne Hätte. Ein Totalrückschnitt könnte gar tödlich sein.
Mumen sind eigenwillige Lebewesen die sich nicht so ohne weiteres ins übliche Bonsaigestaltungskonzept einfügen wollen.

@ Lars,
was Christian geschrieben hat ist soweit zutreffend nur das nachlassen der Lebensenergie kann ich bei meiner mehrere Jahrzehnte alten Mume (Nebarie 40cm) nicht bestätigen. Natürlich sind Jungspunde (um)triebiger, ist ja menschlich :lol: 2018 hat meine einen 45 cm langen Trieb, neben einem Astansatz im Kronenbereich aus altem Holz, in den Himmel geschoben. :o Mume halt :-x Für dieses Jahr habe ich im Mai wieder 2 - 3 Pfropfungen geplant, muss ich aber mit meinem Meister noch absprechen :)
Ja, die Sache mit dem Blattschnitt :oops: hab ich bei einem WS mit Kunio Kobayashi bei Udo Fischer damals nicht so richtig geschnallt, kann ja kein Japanisch und englisch ist auch nicht mein Ding :cry: :oops: Eines aber hab ich mir gemerkt, kein Totalblattschnitt am Zweigende müssen Blätter stehen bleiben, Fotosynthese und so. *daumen_new* Aber das mit dem Blattschnitt bekomm ich noch raus ( Valentin Brose ) :-D :lol:
2019 Habe ich eine Superdüngung gemacht, Ergebnis super gesunde grüne Blätter und gestern gezählt 926 Blütenknospen die von Tag zu Tag anschwellen und schon die Blütenblättchen herausblitzen *dance* Die Jahre vorher warens immer so 350 - 450 Knospen :) Übrigens Blütenfarbe weiß mit leichtem Rosastich. Die Blattknospen sind noch kaum sichtbar aber hoffentlich reichhaltig da vorhanden wo sie sein sollten, dann wäre ich :-D

Warte nun auf den Duft der Blütenpracht
und grüße Euch aus dem Heilbronner Land

Rolf
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achim73
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von achim73 »

hallo rolf, danke für die info...weiß irgendjemand eineN grund, warum das bei der mume im gegensatz zu allen (von denen ich als bonsai gehört habe) anderen prunus-arten so ist ? wäre ja mal interessant zu wissen...
und mal so als frage: wie lange braucht man, um an einem baum 926 blütenknospen zu zählen ??? *confused3* *iik*

P:S:
magst du den mal zeigen ?
Gruss, Achim
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Lars
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von Lars »

Hallo zusammen,

Christian,
das mit den Spezialisten stimmt. Die einschlägigen Bonsaiart-Artikel (Knicktrick etc.) habe ich alle durch, mit mehr oder weniger mäßigem Erfolg.
Wenn du zum Thema Blattschnitt bei Ume mehr weißt: Lass hören. Bin für jeden Hinweis dankbar!

Achim,
man kann das machen. Aber dann sollte der Baum im Freilanstehen und mindestens 1 J. extrem gut gedüngt worden sein, sonst nippelt der ganz ab.
Außerdem fängt man bei Null an, heißt, die neun Treibe sind reines Glücksspiel. Habe ich auch schon durch.
Rückschnitt auf sachte Art (also nur bis zu vorhandenen Blattknospen) macht das ja Kimura bei einer Ume, gerade in Bonsai-Art nachzulesen.
Aber wenn, wie bei mir, die Blattknospen konsequent immer nur am Treibende kommen is nix mit Rückschnitt.

Rolf,
der Baum ist geschätzt rund 30 Jahre alt. Blattschnitt habe ich auch schon versucht, aber keine Blattknospen in Stammnähe.
Pfropfen ist wohl auch in Japan alle paar Jahre üblich um die Form zu konservieren, resp. Triebe wieder näher an das alte Holz zu bringen. Hast du da praktische Erfahrung (Zeitpunkt, was für Reiser, Vorbehandlung etc.)?
Würde mich sehr interessieren.
...und deine Ume würde ich natürlich auch gern sehen :-D

Fazit: Weiterforschen!
Zusätzlich zu der Variation des Düngerprogramms werde ich das mit dem Blattschnitt versuchen.
Ich glaube langsam, "Gleichgewicht" ist das Stichwort. Alle Maßnahmen müssen gut aufeinander abgestimmt sein.

Grüße
Lars
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Tomsai 92
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von Tomsai 92 »

achim73 hat geschrieben: 27.01.2020, 17:52 ...weiß irgendjemand eineN grund, warum das bei der mume im gegensatz zu allen (von denen ich als bonsai gehört habe) anderen prunus-arten so ist ? wäre ja mal interessant zu wissen...
Hallo Achim,
als ehemaliger Obstbaumschulgärtner weiß ich nur, dass es bei einigen Prunus-arten (P. avium, P. cerasus, P. persica, P. armeniaca, P. serrula,...) ein ähnliches Grundproblem gibt:
Während sich bei den meisten anderen Laubbaumspezies sehr langlebige "schlafende Augen" anstelle der ungenutzten einjährigen Knospen entwickeln, läuft es bei vielen Prunus so, dass die einjährige Knospe (die im Sommer für das nächste Frühjahr gebildet wird) entweder im nächsten Jahr austreibt oder alternativ komplett abgestoßen wird. Es sind dann zwar oft viele kurze Internodien vorhanden, aber an den Nodien ist kein Austriebspotential, insbesondere an blütenreichen Kurztrieben. Grob vereinfacht gesagt haben viele Prunus keine schlafenden Augen. Lediglich an alten Astkragen besteht eine erhöhte Austriebschance - aber das sind dann keine gewöhnlichen schlafenden Augen, sondern später (oder spontan als Reaktion auf den Schnitt) entstandene Adventivknospen. (über die korrekte Verwendung der hier genannten Fachbegriffe ließe sich unter Botanikern natürlich streiten, aber im Hinblick auf die Begriffswahrnehmung von Bonsaianern wird hoffentlich ersichtlich welches Prinzip ich meine)
Als Bonsai habe ich nur Erfahrungen mit P. spinosa und P. spinosa 'Rosea' und die sind im Gegensatz zu vielen anderen Prunus extrem willig überall Adventivknospen auszubilden. Ich denke P. cersifera tickt da ähnlich.

Die einzige Möglichkeit bei z.B. Prunus mume und ähnlichen Arten vermehrt Adventivknospen zu bilden sehe ich darin permanent die Pflanzenvitalität zu steigern (größerer Wurzelraum, optimierte Düngung und Gießverhalten, Standortwahl,...) was sich jedoch evtl. dem Ziel einer feingliedrigen Verzweigung widersetzt...
Ergo, Ume bleibt Ume. Es ist kein Zeichen von gärtnerischer Inkompetenz, dass es in Japan üblich ist viel daran rumzupfropfen.


Lars, danke fürs Zeigen des trotzdem schönen Exemplars!


Viele Grüße
Tom
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achim73
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von achim73 »

hallo tom, danke für die erläuterung. *daumen_new*
ein grund mehr, gut gestaltete p.mume zu bewundern. die problematik - die die art ja eigentlich komplett ungeeignet für bonsai macht - war mir so gar nicht bewusst. um so bemerkenswerter, dass sie sich in japan als eine "DER" must-have-arten entwickelt hat.
Gruss, Achim
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Tomsai 92
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von Tomsai 92 »

achim73 hat geschrieben: 27.01.2020, 20:57 hallo tom, danke für die erläuterung. *daumen_new*
ein grund mehr, gut gestaltete p.mume zu bewundern. die problematik - die die art ja eigentlich komplett ungeeignet für bonsai macht - war mir so gar nicht bewusst. um so bemerkenswerter, dass sie sich in japan als eine "DER" must-have-arten entwickelt hat.
Das liegt halt an der enormen kulturellen Bedeutung dort. Schon in China war die Ume ja seit über tausend Jahren neben Pfirsich, Magnolie, Granatapfel, etc. eine der wichtigsten Kultbaumarten.

Auf die westliche Kultur umgemünzt wäre die intensive Auseinandersetzung mit Rosen als Bonsai vergleichbar - der "Königin der Blumen". Da bin ich gerade am Ball und werde berichten sobald tragfähige Resultate vorliegen.

Viele Grüße
Tom
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achim73
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von achim73 »

ja, rosen sind auch speziell *schwitz*
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bonro
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von bonro »

Achim,

das Zählen ist ja gar kein Prob ich mach das wie in der Volksschule gelernt, damals noch auf der Schiefertafel heute auf ein Zettelchen geschrieben. :lol: Die Knospen der einzelnen Ästchen durchzählen untereinander schreiben, zusammenzählen, fertig. 8) Erfordert natürlich Konzentration, notfalls das gezählte Ästchen mit Verzweigung markieren. In ca.35 Min war alles erledigt.
Zugegeben es kann natürlich passieren, dass mal die eine oder andere Knospe vergessen, doppelt gezählt wird, liegt aber im unteren dreistelligen Bereich :P :lol: :lol: .
Mein Zettelchen habe ich heute noch gefunden, es waren 5 Zahlenreihen von 46 Zweigen = 926 Blütenknospen.


Lars,

Deinem Baum sieht man das Alter kaum an. 30 Schalenjahre bei Bonsai je nach Baumart machen oft wenig Veränderung am Stamm.
Meiner dürfte dem Nebari und dem Stammduchmesser nach ein Jamadori gewesen sein.
Zwei Pfropfungen habe Ich mit Josef Burschel Mitte April 2016 gemacht. Je nach Jahr ist der Zeitpunkt am Besten wenn der Baum den Saftfluss gestartet hat. Das Pfropfreis muss natürlich Blattknospen zeigen ca. 5 cm lang, grün sein und kann vom Pfropfbaum frisch abgeschnitten sein. Den zu Pfropfenden Ast einkürzen an der Stelle wo gepfropft werden soll eine Zunge mit dem Pfropfmesser schneiden, etwas unterhalb der Schnittstelle, Saftrückzug, das Pfropfreis keilförmig anschneiden in die Zunge Kambium auf Kambium bringen und mit Pfropfband fest umwickeln. Wir hatten leider das Pfropfband nicht dabei und haben uns mit schmalgeschnittenem Fahradschlauch beholfen, ging super 8) :roll: Aber Josef hatte noch einen Trick drauf *daumen_new*, er nahm eine kleine Plastiktüte, hauchte da feuchte Atemluft rein, steckte sie über das Pfropfreis und machte sie mit Fahradschlauch am Pfropfast fest fes *floet* eine
gespannte Atmosphäre war hergestellt :!:
bonro
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von bonro »

Irgend etwas hat gerade am PC gestreikt. Bilder der Ume werde ich neue machen wenn der Baum Blüt und Euch zeigen.

Grüße Rolf
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Re: weiße Prunus mume

Beitrag von bonro »

Habe gerade einen super Bildbericht über Okulieren (Pfropfen) im netz entdeckt, allerdings an einem Weißdorn, Rotdorn https://bonsaikreativ.com/bonsai-weissd ... verdelung/ Schauts Euch mal an!

LG Rolf
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