Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

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Arthur Dent
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von Arthur Dent »

Herbert A hat geschrieben: 18.02.2020, 20:15 Wobei auch beim absenken von Ästen eine 45 Grad-Bohrung vom Astansatz in Richtung Stammmitte kaum sichtbare Spuren hinterläßt und sehr erfolgreich ist.

lg
Herbert
Äh, von wo bohrst du nach wo unter 45Grad?
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Marco_H
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von Marco_H »

Um noch mal kurz auf die Baumarten zu sprechen zu kommen, bei denen diese Methode des "Keil herausschneidens" funktioniert:
Bei Ryan habe ich das nun einige Male gesehen und er empfiehlt die Methode eigentlich nur für Kiefern, sagt aber auch, dass es bei anderen Nadelgehölzen klappen KANN!
Der Grund nach seiner Aussage ist der, dass das Leitungssystem DER MEISTEN Nadelbäume aus Tracheiden besteht, Wasser also im Xylem horizontal UND vertikal transportiert werden kann.
Diese Eigenschaft geht insbesondere ja bei alten Wacholodern verloren und es bildet sich die ausgeprägte Wurzel-Ast-Zuordnung aus.

Ryan betont immer das Einschneiden des Stammes bei Kiefern zu genau 50% und dass der Keil gleichschenklich sein MUSS, damit sich der Spalt anschließend genau schließen kann. Auch geht er häufig erst zurückhaltend vor und sägt bei Bedarf nochmals in den Spalt nach, um eine noch stärkere Biegung zu erzielen.

Selbst habe ich die Methode noch nicht angewandt. Von daher wie Ryan immer sagt:
"Take it with a grain of salt."
Gruß aus dem Westerwald

Marco

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Michael 86
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von Michael 86 »

Danke Marco,

für diese Interessanten Details.
Grüße Michael :)
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-m-a-r-c-o-
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von -m-a-r-c-o- »

Hat das schon mal jemand erfolgreich an einem Laubbaum gemacht? Um z.B. einen Ast abzusenken...
hwolf
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von hwolf »

Ich habe die Technik bei Hainbuche und Rotbuche angewendet. Nur ist die Frage, was erfolgreich heißt. Bei mir sind in beiden Fällen die Bäume zwar weiter gut gewachsen, die Kerben sind aber bisher nicht richtig verwachsen. Bei der regelmäßigen Erneuerung des Drahts sehe ich bisher aufreißenden Kallus und dass sich die Biegungen wieder öffnen wollen. Leider kann ich an den Stellen schlecht spannen. Das wäre die bessere Methode, da das Verwachsen augenscheinlich recht lange dauert.
Meine Kerben gehen jetzt ins dritte Jahre bei der Hainbuche und das vierte bei der Rotbuche. Biegen toll, vertragen wird es auch, nur die Stabilisierung und Wundheilung ist so eine Sache. Entweder man lässt sehr starkes Wachstum zu oder fixiert die Biegung zuverlässig über Jahre, damit genug Kallus irgendwann die Biegung "festhalten" kann.

Lieben Gruß
Heinrich
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abardo
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von abardo »

Exakt das Gleiche wie von Heinrich beschrieben ist mir bei diversen Laubbäumen mittlerweile auch passiert.
Scheint erst gut zu gehen, nur ... wenn der Kallus es halten soll, drückt der die Stelle zumeist wieder auf.

Bei meinen Nadelbäumen funktioniert das aber auch zuverlässigt, egal ob Keil, einfach nur einsägen oder mit Entlastungsbohrungen. Verheilt schnell und hält dann auch.

Hat mal einer Längseinschnitte bei Laubbäumen probiert ? Funktioniert vielleicht besser ...
Grüße, Frank
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-m-a-r-c-o-
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von -m-a-r-c-o- »

War ja dan eher so semi erfolgreich Holger...😉

Welche Art von Säge habt ihr denn benutzt?
Könnte der Sägeschnitt vielleicht zu grob gewesen sein so das die Kambiumschicht nicht exakt aneinander gelegen hat? Vielleicht wächst das deshalb nicht vernünftig zusammen?
hwolf
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von hwolf »

Sofern ich Holger bin, gebe ich Dir völlig Recht, Manu :lol:
Hatte ich mir auch anders gedacht, aber sowas probiert man ja eh an Bastelbäumen aus und nicht an Trophykandidaten.
Ich habe eine gute japanische Zugsäge mit einem 0,6mm Blatt bei 21 Zähnen pro Zoll. Das ist eigentlich so ziemlich alles, was geht an Feinheit. Ich denke eher, dass die Krux, zumindest bei Laubbäumen, in gutem Wachstum bei absolut idealer Fixierung nach dem Eingriff liegt. Vielleicht sollte man auch mit Draht längs entlang der Biegung als “Rückgrat“ arbeiten. Denn Drahtwechsel oder andere Korrekturen sind tödlich für den Erfolg dieser Technik.
Ist aber nur mein persönliches Zwischenfazit nach ein wenig Probieren.

Lieben Gruß
Heinrich
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migo
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von migo »

Ich habe es mal an einem wilden Apfel (Yamadori, relativ jung, max 8-10 Jahre) gemacht - damals war ich noch nicht im Forum. Hat gut geklappt, allerdings hat sich entlang der Schnittstelle auf der (noch) glatten Rinde ein leichter Wulst gebildet. Was weiter draus geworden ist, weiß ich nicht. Hatte seinerzeit das Bäumchen verschenkt.
Tschüüss, Michael

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Herbert A
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von Herbert A »

@ Frank
bei welchen Baumarten hast du das gemacht und kannst du von der Verheilung der Schnitte bitte Fotos machen.

lg
Herbert
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abardo
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Re: Stamm biegen durch Einsägen am Beispiel einer Lärche

Beitrag von abardo »

Herbert A hat geschrieben: 20.02.2020, 23:13 @ Frank
bei welchen Baumarten hast du das gemacht und kannst du von der Verheilung der Schnitte bitte Fotos machen.
Hier z.B. ein Keilschnitt bei einem Apfel
viewtopic.php?f=9&t=42558&start=105#p519414
Hat nur wenig gebracht. Allerdings ging der Keil ja auch nur 1/3 durch den Ast. Bei Laubbäumen ist es nicht sehr schlau, tiefer quer in den Ast zu sägen. Wie Marco oben bei den Wacholdern erwähnte, ist das bei Laubbäumen ähnlich und das Risiko steigt, den ganzen Ast zu verlieren.

Dann hatte ich noch eine Linde eingesägt (ohne Keil), brachte auch nichts, Die Wunde ist allerdings glatt verheilt. Danach habe ich es bei Bäumen im Garten probiert (Eichen, Pflaumen). Sieht immer aus, wie bei dem Apfel oder verheilt glatt.

Deshalb meine Frage nach einer Längseinkerbung (was ja bei Kiefern und Lärchen gute Resultate zeigt). Vielleicht klappt das bei Laubbäumen besser ?
Grüße, Frank
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