Kiyohime aus der Baumschule

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maexart
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Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von maexart »

Guten Tag liebes Forum,
An dieser Stelle möchte ich den bisher Recht kurzen Weg meines kiyohime dokumentieren.

Angefangen hat alles damit dass ich mich entschlossen habe einen Gartenbaubetrieb/Baumschule zu besuchen von der ich immer dachte er wäre eine richtige Apotheke. Ich kannte den Betrieb nur von einem Garten/Bauernmarkt und fand dort alles immer Recht hochpreisig. Jetzt bin ich schlauer und denke das dort die Preise ein wenig an das Klientel angepasst werden.

Gekauft habe ich den Baum Ende März, er war schon so weit dass ich mich direkt entschlossen habe den Baum grob zurück zu schneiden und umzutopfen.
Bei Rückschnitt hatte ich natürlich die Basaldominanz dieser doch Recht eigenen Variante des Palmatum im Kopf und habe deshalb vor allem in den oberen Bereichen eher vorsichtig gekürzt. Was ab ist ist ab und kommt wohl beim kiyohime auch nicht so schnell zurück.
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maexart
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von maexart »

Als nächstes war umtopfen angesagt, palmaten vertragen da ja schon größere Eingriffe und es war tatsächlich möglich den Baum in die größte freie Schale zu Pflanzen die ich in meinem Fundus hatte. Diese hatte ich eigentlich für meinen Eichenwald getöpfert aber bis der so weit ist kann ich ja einfach eine neue töpfern. Obwohl die Schale sehr flach ist hat der Ahorn reingepasst und der Entwicklung des nebari wird es sicher auch zugute kommen. Auch hier hab ich nicht alles entfernt was in Zukunft weg muss aber nachdem ich schon von einem 20L Baumschulkübel reduziert hatte war es mir dann zu heikel weiter zu reduzieren nur um der Ungeduld nachzugeben.
Nach einigen Tagen in denen der Baum wegen des nachtfrostes drinnen verbracht hat hat er schön weiter getrieben und scheint sich wohl zu fühlen.
Ich habe noch ein Stammdetail angehängt da ich mich Frage ob der Baum aus mehreren Pflanzen entstanden ist.

Zu guter Letzt:
Höhe ab Substrat: 55 cm
Breite: 60cm
Schale: 36 cm/ 4 cm

Mein Plan ist erstmal gut füttern und bis Anfang Juni alles wachsen zu lassen.
Vielleicht kann ich den Baum ja bis dahin unserem AK vorstellen, glaube aber nicht so Recht dran.
Für Tipps, Anregungen und sämtliche anderen Kommentare bin ich wie immer sehr dankbar. Speziell was die Eigenheiten des kiyohime angeht bin ich sehr neugierig.

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Gary
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von Gary »

maexart hat geschrieben: 09.04.2021, 10:34 Ich habe noch ein Stammdetail angehängt da ich mich Frage ob der Baum aus mehreren Pflanzen entstanden ist.
Max, Dein Kiyohime besteht aus 3 Pflanzen.

maexart_Kiyohime.jpg
maexart_Kiyohime.jpg (208.53 KiB) 1201 mal betrachtet


Was das Nebari angeht ist die Schale schon okay. Es sollte da aber noch einiges geschehen, die Schale allein macht es nicht.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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bonsaiheiner
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von bonsaiheiner »

Hallo Max,
Glückwunsch zu dieser Baumwahl, den hätte ich auch genommen.
Dein Baum zeigt Dir mit seinem willigen Austrieb, dass bei der Nebaribearbeitung noch mehr gegangen wäre, weit mehr, ohne ihn zu gefährden. Aber egal, da wirst Du beim nächsten Umtopftermin noch nachhaken.
Dafür kannst Du, musst Du, solltest Du ganz bald (Anfang/Mitte Mai) mit der dringend erforderlichen Reduktion bei den Substämmen weitermachen. W.P. hat mal in einem wirklich wertvollen thread zur Potentialerkennung und Eignung von Freiland- und Baumschulpflanzen einem (amerikanischen?) Kollegen die notwendigen Schritte gezeigt. Dein Prebonsai schreit geradezu nach diesen Maßnahmen! Die zögerliche Wurzelballenreduktion bisher könnte hierfür sogar von Vorteil sein.
Prinzip muss sein, die viel zu langen Substämme deutlich zu reduzieren, ihre Ansätze/Ursprünge allerdings zu nutzen. Bei Fritze (Christian) hatten wir das vor Jahren schon mal besprochen (Baumschulahorn palm.)
Ich würde jetzt, da noch nicht alles von Laub zugedeckt ist, mir die Stellen markieren, an denen ich kürzen möchte.
Aus wievielen Pflanzen der Baum entstanden ist, wird in den Hintergrund treten. Das wird ein sehenswerter mehrstämmiger Ahorn, wie aus einem Guss, werden.
Ansonsten bin ich ganz bei Gary.
Beste Grüße,
Heiner
Ein Tag ohne Beschäftigung mit Bonsai ist ein verlorener Tag!
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maexart
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von maexart »

Hallo Gary,
Danke für deine Einschätzung zum Aufbau der Pflanze. Gibt es dann dort etwas zu beachten?
Auch aus diesem Grund hab ich einige der kreuzenden Wurzeln noch nicht entfernt da ich nicht wusste wie gut die 3 Bäume versorgungstechnisch verbunden sind.

Hallo Heiner,
Vielen Dank für das Lob des Baumes, ich bin froh das die rosarote Brille beim Kauf des Baumes nicht ganz daneben lag.
Der Tipp mit der Markierung der Substämme ist sehr gut und ich werde mich zeitnah daran setzen.
Ich bin erstaunt dass deiner Einschätzung nach am Nebari noch mehr möglich gewesen wäre, ich gehe bei der Reduktion derart großer Wurzelballen immer etwas konservativer an die Sache ran.
Zur Grundgestaltung werde ich mir aber auf jeden Fall Rat holen. Auch weil es mein erster großer Mehrfachstamm ist bin ich etwas unsicher wie weit man Richtung Stamm zurück gehen muss.
Den Thread von Walter hab ich vor Jahren gelesen, allerdings vermeide ich aktuell bei ausgewählten Bäumen an den Punkt zu gehen der meine Frau die Hände über dem Kopf zusammschlagen lässt.

VG Max

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Gary
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von Gary »

Hallo Max,

vom Foto her würde ich schätzen, dass die drei identifizierten Pflanzen noch mindestens zu 80%, wenn nicht gar 90%, wurzeltechnisch eigenständig sind. Die halten hauptsächlich zusammen weil sie ineinander verklemmt sind.
Vermutlich hätte auch ich den Wurzelballen stärker ausgelichtet, doch das ist m.E. derzeit noch kein Versäumnis. Schaue ich auf das Foto wie Du ihn eingetopft hast, ahne ich, dass Dir weder klar ist an welcher Stelle, noch in welcher Form das Nebari entwickelt werden soll. (Ist ja auch davon abhängig was man gerne erreichen möchte.)

Der von Heiner angesprochene Punkt ist wichtig. Wenn das keine schlechte Besenform sondern ein guter Mehrfachstamm werden soll, ist ein angepasstes Vorgehen angeraten. Wieder ist wichtig zu wissen welche Qualität angestrebt ist. Daraus ergibt sich der Plan und das notwendige Know-how ihn umzusetzen.

Setze Dich vor den Baum und mache Dir mal ein paar Gedanken darüber. Aufgrund des momentanen Stands und was, wie gemacht wurde, würde ich dieses Jahr wohl nichts mehr schneiden. In 2021 nur gut füttern und wachsen lassen. 2022 hätte er dann genug Kraft für den starken Rückschnitt den ich machen würde. März 2023 würde ich dann wieder umtopfen und sehr klar das Nebari angehen.

Hier noch ein Bild um Deine Gedanken anzuregen.
  • gelb - Mehrfachstamm? Hier sind keine Stämme zu identifizieren, das ist alles viel zu dicht.
  • orange - Immer zu viele Abgänge => Knubbelbildung
  • rot - lange Internodien, keine Bewegung, keine Verzweigung

maexart_Kiyohime-2.jpg
maexart_Kiyohime-2.jpg (246.35 KiB) 1053 mal betrachtet
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Gary

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Norbert_S
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von Norbert_S »

Noch sind die einzelnen Stämme ja gut zu unterscheiden.
Der eingeschlagene Weg wird das auf lange Zeit auch so belassen.
Mein Weg bei diesem tollen Rohling wäre ein etwas anderer, langfristigerer.
Stärker zurückschneiden, den Kallus an den Berührungsstellen der Stämme anschritzen/abschaben und mit Wundknete abdecken, dann den in eine tiefere Schale oder Kiste setzen und das Nebari voll bedecken.
3 Jahre cut and grow und danach sollten die Stämme richtig verwachsen sein.
Die Aufbauarbeit ist dann wie schon beschrieben.

Das ist ein Rohling, wie viele es sich wünschen und selten finden. Da lohnt sich jede zeitliche Investition.
Norbert

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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von Michael 86 »

Hallo

Ich finde auch, dass ein toller 5er Stamm da drin steckt. Würde auch versuchen, die Stämme fusionieren zu lassen, wie Norbert es beschrieben hat.
Wenn er anständig angewachsen ist, würde ich ihn mal gut um die Hälft einkürzen und schauen, wo er austreibt.
Die von Garry eingezeichneten Stellen, sicher sind da in der unteren Hälfte noch weitere, kann man ja schon mal vorher bearbeiten, wenn er dieses Jahr deutlich wächst
Grüße Michael :)
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Norbert_S
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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von Norbert_S »

Das wäre dann in Konsequenz ein verlorenes Jahr.
Wenn etwas gekürzt werden soll, muss ich nicht ein Jahr warten.
Es gibt doch bei der übergroßen Menge an belassenen Wurzeln keinen Zweifel, dass der Baum anwachsen wird.
Wenn feststeht, dass etwas zu machen ist, sollte man es auch machen.
Eine notwendige Handlung hinauszögern hat nichts mit einen langfristig angelegten Entwicklungsplan zu tun.
Zuletzt geändert von Norbert_S am 13.04.2021, 09:23, insgesamt 1-mal geändert.
Norbert

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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von maexart »

Guten Abend,
Danke für eure rege Beteiligung an der Diskussion zu diesem Ahorn.

Gary, du hast Recht, wo genau das nebari final entstehen wird weiß ich noch nicht, mein Hauptaugenmerk lag zunächst darin den Wurzelballen um gut 90% zu reduzieren. Weitere Arbeiten folgen in der Zukunft, ich wollte dort nicht noch mehr wegnehmen und erstmal diese Sorte auch unter der Erde kennenlernen.
Ich habe Heiners Vorschlag umgesetzt und die Stämme markiert die fallen müssen (in meinen Augen). Es sind primär erstmal 3-fach Gabelungen die zweifellos aufgelöst werden müssen.

Norbert, vielen Dank dass du mir diesen Weg aufzeigst. Das Nachschneiden der zukünftigen Verbindung der Bäume steht sicher auf meiner Liste. Allerdings würde ich damit gerne warten bis Juni wenn das kalluswachstum auch so richtig läuft. Im Forum habe ich jetzt mehrfach von der Anfälligkeit des kiyohime für welke gelesen und hätte deshalb damit gewartet. Die Idee einer tieferen Schale werde ich umsetzen sobald der nächste Schwung Schalen aus dem Ofen kommt. Diese war ja nur ein Behelf die sich im Nachhinein als nützlich erwiesen hat, ohne sie hätte ich vermutlich noch weniger forsch an den Wurzeln gearbeitet.
Würdest du wirklich jetzt wieder zurück schneiden? Ich hätte auch mit einer weiteren Bearbeitung bis Ende Mai gewartet und ihn jetzt durchwachsen lassen.

Hallo Michael,
Wo genau ich noch Stämme rausnehmen werde will ich gerne mit erfahrenen Gestaltern besprechen aber du hast sicher Recht dass da auch unten noch was raus muss. Ist nur alles nicht so einfach im Moment. Zum Glück haben der Baum und ich mit meinen Anfang 30 noch hoffentlich viele Jahre miteinander und muss mir über das Konzept des verlorenen Jahres noch wenig Gedanken machen.

VG
Max

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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von Norbert_S »

Wenn etwas gekürzt werden soll, muss ich nicht ein Jahr warten.
Im Mai ist das Jahr doch noch nicht rum! ;-)
Norbert

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Re: Kiyohime aus der Baumschule

Beitrag von maexart »

Hallo ihr lieben, da er mir gerade vors Smartphone gehüpft ist ein Foto vom kiyohime. Bisher wächst er einfach vor sich hin, nur die Stellen an dem er zusammen wachsen sollen habe ich mit dem Skalpell machgeschnitten. Das Laub ist erstaunlich klein, wäre ja super wenn das so bleiben würde.
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