Umtopfen - Grundlagen

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Holger
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Umtopfen - Grundlagen

Beitrag von Holger »

Grundlagen Umtopfen
Verfasser: Zopf (Dieter)


Arbeitsplatz und Werkzeug

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Unten links ist mein Drainagezusatz, Trockenschüttung in der Körnung 2-4mm. In der roten Wanne ist eine Wasser-Algan-Mischung zum Zwischenlagern der ausgewaschenen und geschnittenen Bäume.
Die rechte Wanne ist zum Anmachen des Substrats, in diesem Fall 2/3 Fruhstorfer und 1/3 Trockenschüttung. Die Tonne mit dem Gitter (im unteren Teil des Bildes) ist für mich mittlerweile ein unabdingbares Hilfsmittel beim Umtopfen.
Zum Bild rechts ist nicht viel zu sagen. An den Spitzen abgerundetes Rundholz, eine Seite spitzer die andere Seite flacher geschliffen. Eine Wurzelzange und 2 Scheren komplettieren das verwendete Werkzeug.


Die Lärche im Topf

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umtopfen2.jpg (49.18 KiB) 1071 mal betrachtet

Links ist die Pflanze, dem Topf entnommen. Zuerst reinige ich mit dem Holz die Erdoberfläche von Moos und der obersten Erdschicht. Dabei kratze ich leicht vom Stamm aus zum Rand bis zum Erreichen der ersten Wurzeln.
Danach reinige ich mit einer alten Zahnbürste den Stammansatz, damit auch dieser vom Moos befreit wird. Ab jetzt lockere ich mit dem Holz von unten her die Erde. Immer wieder den Ballen drehend, bis ich den Zustand auf dem rechten Bild erreicht habe. Danach schneide ich alle Wurzel die länger als ca 15cm sind mit der Schere ab. Das hat nicht mit dem Wurzelschnitt zu tun, es vereinfacht nur die weitere Arbeit.

Danach wasche ich die Wurzeln gründlichst unter fließendem Wasser aus. Mein Bestreben dabei ist das restlose Entfernen jedes Erdpartikels. Bei so kleinen Bäumen reicht meist 2 maliges Spülen, mit zwischenzeitigem vorsichtigem Freikratzen der Erdreste.
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Auf dem linken Bild seht Ihr den Zustand der ausgewaschenen Wurzeln. Die rechte Wurzel spreize ich mit dem Finger ab, um ungefähr den gewünschten Verlauf zu zeigen. Das Hilfsmittel in diesem Fall sind Blähtonkugeln (Kiesel, Splitt) die ich zwischen Wurzel und Pfahlwurzel klemme.
Das mittlere Bild zeigt die anfängliche Wurzel, das rechte Bild den Zustand nach allen "Klemmungen". Wenn die Wurzeln einigermaßen Ihre Position halten, schneide ich die Pfahlwurzel an der blauen Stelle einfach ab. Der verbliebene Stumpen dient nur als Gegenhalt für die Blähtonkugeln. Beim nächsten Umtopfen wird die Pfahlwurzel restlos abgeschnitten.


Befestigung
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Die Befestigung im Topf ist wesentlich für das Überleben des Baumes nach dieser rabiaten Aktion. Ein Stück Bambus wird auf Länge geschnitten und mit Draht zu einem Gitter wie im Bild zusammengebunden. Durch die Löcher des Teichpflanzkorbes werden 2 Drähte gezogen die der späteren Befestigung dienen.
Der Korb wird zu 2/3 mit Unserem Substrat gefüllt und die Pflanze mittig auf das Substrat gestellt. Die Wurzeln sollten dabei radial (nach allen Seiten) ausgerichtet sein. Auf die Wurzeln noch etwas Substrat schütten und die Pflanze mit dem Gitter und den Drähten gut befestigen, wäre der nächste Punkt. Bei seitlichen Bewegungen am Stamm sollte sich der Korb und nicht die Pflanze im Korb bewegen.
Jetzt könnt Ihr einen Moment durchatmen (Das Befestigen ist schon etwas fummelig. Noch 1-2cm Substrat zugeben, leicht mit den Fingern einarbeiten und unter ständigem Drehen leicht gegen den Rand des Topfes klopfen. Dadurch werden kleine Löcher im Substrat gefüllt und die Oberfläche sinkt leicht ein. Mit der Brause wird der Korb länger on oben "beregnet", damit sich das Substrat vollsaugen und setzen kann.
Ich bedecke dann noch den Bereich um den Stamm mit kleingeschnittenem Spaghnum und fülle noch einmal 0,5cm Substrat nach (Vogelschutz). Wenn Ihr eine Wanne mit Algan gefüllt habt, könnt Ihr den Baum für ein paar Minuten in die Wanne stellen.

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Hier ist eine andere Befestigungsmöglichkeit für Eure Bäumchen. Die Voraussetzung sind etwas stärkere Äste auf mehreren Seiten des Baumes. Der Bereich am Ast muss mit Schlauch geschützt werden.


Probleme beim Wurzelansatz

Hier sind noch 2 Möglichkeiten den Wurzelansatz bei Problemen zu verbessern.
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Der Wurzelansatz ist einseitig. Im Bereich der gewünschten Wurzeln werden 1- Löcher in den Stamm gemacht. Der Durchmesser sollte schon 5mm betragen und auch ein paar Millimeter tief sein, sonst könnte die Wunde geschlossen werden ohne das sich eine Wurzel bildet. Auf die Wunde kommt etwas Rhizopon (Wurzelhormon) darauf ein Stückchen Toilettenpapier (zum fixieren). Danach wird Spaghnum aufgelegt und mit etwas Bast fixiert. Die Bewurzelung funktioniert auch ohne Bewurzelungshormon.

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Der Winkel des Wurzelansatzes ist schlecht

Eine weitere Möglichkeit den Wurzelansatz zu verbessern ist das Drahten. Dabei geht es mir nur um den Ansatz der Wurzeln. Der gewählte Draht ist dicker als bei einer Astdrahtung. Er wird nur sehr locker um den Stamm gewickelt und auch die Wurzeln sind nur ganz locker gedrahtet. Der Draht sollte nur 1 Jahr verbleiben (Gefahr des Einwachsens).

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Verbesserung der Feinwurzelstruktur
Bei diesem Baum ist das Wurzelwerk schon auf dem richtigen Weg, aber ich brauch noch mehr Feinwurzeln im Stammbereich. Um dies zu erreichen packe ich den ganzen Wurzelbereich in Spaghnum und bedecke es mit ca. 2-3cm Erde. Lärchen und Spaghnum sind sehr gute Freunde.


Kleine Tipps

Wenn das Giessen Euch Schwierigkeiten verursacht, solltet Ihr nach dem Umpflanzen
aber vor dem Giessen den Baum im Korb wiegen. Nach dem Giessen und abtropfen wiegt Ihr noch einmal. So könnt Ihr mit der Waage immer feststellen ob Ihr gießen müsst. Da Ihr alle Pflanzen in den selben Körben habt, werdet Ihr in ein paar Monaten durch leichtes Anheben merken, ob gegossen werden muss.
Das Gewicht der Bäume ist bei allen Pflanzen mehr oder weniger gleich. Auch die Neubildung von Wurzeln, Zweigen und Blättern spielt am Anfang gewichtsmäßig kaum eine Rolle.


Befestigung im Korb

2 Stücke Bambus etwas kürzer als das Korb-Innenmaß schneiden. Das Teilen des Bambus (Kneifzange) erleichtert das spätere Zusammenfügen. 2 Enden über Kreuz legen und mit je 2 Windungen umwickeln (Abbildung 1). Die Enden verzwirbeln und durch Drehen der Enden mit einer Zange fest anziehen.
Durch die Unterseite des Korbes 2 Stücke 1mm ziehen (rot). In der Unterseite sind Verstärkungen im Kunststoffmaterial (blau) Ihr solltet Eure Drähte am Rand dieser Verstärkungen durchziehen. (Abbildung 2).
Die Drähte lang genug lassen damit Ihr nach dem Einfüllen des Substrats noch genug Platz habt. ( Abbildung 3)
Nachdem Ihr den Baum auf das Substrat gesetzt habt, legt Ihr das Gitter auf und befestigt mit den überstehenden Drähten das Bambusgeflecht. Zieht die Enden des Drahtes über 2 Ecken, verzwirbelt den Draht und der Baum müsste stabil im Topf verankert werden.

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Müssen die Bäume befestigt werden?

Bei so jungen Bäumen, ohne Entwickelten Wurzelballen, müssen Sie befestigt werde.
Die Wurzeln haben 2 Funktionen. Die Stütz und Haltefunktion durch die dickeren Wurzeln und die Feinwurzeln zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Ohne eine gute Verankerung im Boden reichen leichte Windböen, das Verstellen usw aus um die Feinwurzeln abreißen zu lassen. Dadurch wird der Prozess der Wurzelbildung sehr verzögert
und Ihr verliert viel Zeit.


Wann kann ich Umtopfen ?

Ein genaues Datum kann ich Euch nicht nennen. Je nachdem wo Ihr wohnt ist der Zeitpunkt verschieden. Düsseldorf, Köln, Freiburg, Karlsruhe sind Orte wo jetzt schon getopft werden kann. Im Bergischen (niedriges Mittelgebirge) 1-2 Wochen später. Bei höheren Lagen noch 2 Wochen später.


Was mache ich mit ballierten Bäumen ?

Die Ballenware, kann in einem größeren Topf mit Zugabe von gut drainierendem Material, regengeschützt ruhig stehen bleiben. Die vom Wetter Begünstigten, können auch schon topfen. Die ballierten Ulmen sollten erst 2 Jahre im Korb stehen um eine bessere Feinverwurzelung zu erreichen und das Verheilen der größeren Wunden beim Wurzelschnitt zu verbessern.


Frage:
Als erstes mal Danke für deinen Bericht. Das mit den Blähtonkugeln ist ne tolle Idee.

Meine Frage: Kann man statt Sphagnum auch einfach Cocohum nehmen? Ok, es hat keine Huminsäuren, was das Wurzelwachstum ja begünstigen soll, aber es ist genügend fein und hält auch gut die Feuchtigkeit.

Und noch eine Frage: (wahrscheinlich hab ich dann doch etwas nicht mitbekommen)
Benutzen wir für alle Bäume diese runden 11cm Teichpflanzkörbe?

Frage 2:
Können wir die Wurzel auch wie im Beitrag ,,Wurzelbild" mit der Kunststoffmannschette schon versehen oder sollen wir noch auf Bilder warten.Sonst würde ich es eben wie es in dem Beitrag steht machen . Ist das Algen in dem du die Wurzeln hineinstellst wichtig? Ich müßte dann eben noch welches kaufen.

Antwort 1:
Cocohum kenne ich nicht, ich würde aber auf Moos zurückgreifen. Moos ist auch kein Muss, eher eine Hilfestellung.

Antwort 2:
Das Algan ist auch kein Muss, auch nur eine Hilfestellung. Da ich immer ein paar Flaschen im Keller habe, nutze ich es auch. Wenn Ihr Bäumchen für Bäumchen umtopft, braucht Ihr auch keine "Zwischenlagerung"


Frage:
Frage zur Trockenschüttung: Sollte es tatsächlich Blähtonbruch sein, oder tuts auch Eifellava-Splitt? Soweit ich das richtig rekapituliere, haben beide ja durchaus sehr ähnliche Eigenschaften

Anwort:
Durch einen Hinweis von Wolfgang im Bezug auf den hohen Schwefelgehalt, bin ich etwas vorsichtiger mit Lava geworden. Allerdings zeigt keines meiner Bäumchen die mit Lava als Substratbestandteil leben irgendein negatives Zeichen.
Zu der Frage mit den Teichpflanzkörben. Die Breite der Körbe beeinflusst die Ausbreitung der Wurzeln. In einem größeren Korb (20cm) können die Wurzel sich mehr ausdehnen, dies wirkt sich positiv auf den Wurzelansatz aus. Außerdem ist der größere Topf eine "Sicherheitsreserve" gegen Austrocknung, Überdüngung usw. Da ich platzmäßig etwas beengt bin, muss ich halt immer den gerade noch ausreichenden Korb nehmen.
Ich hoffe das wird mir verziehen. Da ich aber (wie beim Lärchentopfen) mehrere Bäume brauche um das jeweilige zu zeigen, sind einige der Bilder, zwar von der selben Art, aber von verschiedene Pflanzen.

ps
Zum Zeitpunkt des Topfens. Ende März/Anfang April dürfte ein recht sicherer Zeitpunkt sein.


Frage:
Die Ulme kommt ja nicht im Topf daher, sondern im Erdballen. Wie sollen wir mit der Ulme verfahren bis wir endgültig Umtopfen können. Sorry dass ich soviel Frage, aber das sind meine ersten Rohpflanzen und ich möchte keine Fehler begehen.
Ich könnte mir vorstellen, den Ballen so wie er ist einfach in einen entsprechenden Topf mit zusätzlichem Substrat zu packen. So sollte er doch die Tage bis zum Umtopfen überstehen.

Antwort:
Genau wie Du beschrieben hast, in einen größeren Topf, irgendein Füllsubstrat, (Torf, Rindenhumus, Rindenmulch, Blähton oder was auch immer) darum und fertig. Da die Pflanze aus dem Beet kommt, dürfte Sie kräftiger sein und Du könntest Sie demententsprechend auch früher umtopfen. Bei der Zwischenlagerung der Pflanzen sollte man nicht viel gießen. Die Pflanzen standen in kompaktem Lehmboden und dieser hält die Feuchtigkeit sehr lange.


Frage:
Wäre doch sinnvoll, alle Bäume bis zum Umtopfen so zu behandeln, gibt ja auch einen zusätzlichen Schutz vor Frost, oder sehe ich das falsch.

Antwort:
Die Pflanzen im Topf brauchen keinen zusätzlichen Schutz. Nur wenn Sie radikal am Wurzelballen bearbeitet werden, kann Frost tödlich sein. Feldahorn und Lärche sind meiner
Erfahrung nach frostfest und bedürfen keines weiteren Schutzes. Bei der ballierten Ulme ist die Nässe das Problem. Es hat die letzten Wochen stark geregnet und der Lehm des Ballens
dürfte tropfnass sein. Ende März ist doch schon bald, die Bäumchen einfach in die Ecke stellen, darauf achten das Sie nicht zu nass werden. Im Badischen, im Bereich Karlsruhe oder in sonstigen wetterbegünstigten Gebieten kann man wohl jetzt schon topfen. Ich arbeite in Köln und wohne im Bergischen, das sind Luftlinie ca 40km, aber 10-14 Tage Unterschied
im Austriebsverhalten.


Frage:
Ich bin mal einen Sonderweg gegangen, hab einfach einen alten Obstkasten genommen (die hab ich bei 2 ha Streuobstwiese massig) und den mit feinem Draht verschlagen. Das ganze wird dann mit der Erde gefüllt die mitgeliefert wurde, ggf. auch mit der Bonsaierde die ich noch daheim habe und die Bäumchen darin gesetzt.
Haltet ihr die Befestigung wirklich für nötig ? Ich bin weiß Gott kein Laie im Umgang mit Pflanzen und hab meine wenn nur befestigt wenn sie vom Schwerpunkt her umzufallen drohten.

Naja, vielleicht gehe ich schon am Wochenende mal eigenhändig ans umtopfen und einpflanzen ... wäre es sinnvoll unter die Bäumchen ein kleines Balsabrettchen zu legen um die Wurzeln in die Breite zu zwingen?

Antwort:
Ein Brettchen unterlegen, sollte erst erfolgen wenn die Wunde der gekappten Pfahlwurzel verschlossen ist. Die im Moment noch nach unten wachsenden Wurzeln unterstützen den Heilungsprozess.


Frage:
also ich habe das so verstanden, dass wir gebrochenen Blähton nehmen sollten?

Antwort:
Blähton an sich nimmt kein Wasser auf und hat eine andere Funktion.(siehe dazu Suchfunktion da hat Ulf mal was gutes zu geschrieben von wegen des Zweckes: gebrochen=> Einschluss von Wasser Blähton=>Einschluss von Sauerstoff)

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten als gebrochenen Blähton
siehe dazu das Thema zum Substrat

Ergänzung:
Wie Henning schon schreibt, ist gebrochener Blähton langfristig gesehen die bessere Wahl. Da wir aber nur eine Beimischung zur Auflockerung benötigen gehen auch Blähton-Kugeln. Hoffentlich nicht die grosse Körnung. Beim nächsten Umtopfen schauen wir schon genauer hin, und überlegen uns welches Substrat für Unsere Zwecke das richtige ist. Jetzt geht es erst einmal darum, uns einen "schönen" Wurzelansatz zu basteln.


Anschauliche Umtopfung gemäss Anweisungen unseres Lehrers.

Entschuldigt meine Kurzsilbigkeit. Das Content-Management-System hier hat gerade eine Stunde meiner Bemühungen in's Nichts befördert. Und mag zwei Bilder immer noch nicht akzeptieren.

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Das bisherige Wurzel-Substrat-Gefüge wird bei dieser Form des Umtopfens total zerstört.
Die Wurzeln sind mehr oder weniger "nackt". Ich schätze das bei vorsichtigem Umtopfen 3/4 der Feinwurzeln zerstört werden. Wir haben dem Baum sehr viele Wunden beigebracht. Kurzum der Wurzelapparat liegt auf der Intensivstation. Wenn kurz nach dem Umtopfen das Wachstum oberirdisch beginnt, kann sich der Baum helfen indem er sofort mit der Feinwurzelbildung beginnt.
Durch Frost oder zu kalte Temperaturen würde dieser Prozess gestört. Ausserdem benötigen Wurzeln zum Wachstum gewisse Mindesttemperaturen. Wie Du erkennen kannst, sind das teils Erfahrungswerte, teilweise Rückschlüsse und teilweise Ableitungen aus der Physiologie.


Frage:
ich wollte mich mal erkundigen, wegen dem "Bamubusgestell", das wir da haben. Mir ist nicht so ganz klar welche Funktion das haben soll? Soll es die Seitwände des Korbes stabilisieren oder soll es die Pflanze fixieren?? Und falls letzteres der Fall ist, warum zieht man nicht Drähte von unten durch den Netzkorb?

Antwort:
Es geht in erster Linie um die Befestigung. Ein zweiter Vorteil ist die Möglichkeit Spanndrähte zu befestigen. Wenn der Baum eingewurzelt ist, können die Drähte durchgeschnitten und das Geflecht einfach abgenommen werden. Im Vergleich mit der normalen Befestigungsart, mit schlauchgeschützen Drähten, hast Du nicht eine punktuelle 4 Punkt-Befestigung, sondern eine eher flächige Befestigung.
Bei Kyrill, haben einige Bäume den freien Flug geübt, der normale Schaden hielt sich in Grenzen. 2 Kiefern waren ohne Befestigung im Topf. Freiflug im Topf ist schon nicht prickelnd, aber Freiflug ohne Topf, kann die 2 Kiefern gekostet haben.
Wenn Du eine bessere Befestigung kennst, schildere doch bitte Deine Art.


Frage:
Ich habe meine Bäumchen am Wochenende umgetopft, werde aber vor Ostern nicht zum Auslichten kommen. Schlimm?

Antwort:
Nein, wir haben keine Eile, Wenn das Wachstum schon weiter fortgeschritten ist, sollte man beim Umtopfen etwas vorsichtiger sein. Das Schneiden zu einem späteren Zeitpunkt hat keine negativen Auswirkungen. Wenn die Pflanze gut wächst schließen sich die Wunden schneller.

Ich kann Eure Sorgen und Befürchtungen bestens verstehen. Das Erzielen eines vernünftigen Wurzelwerks ist keine leichte Aufgabe. Die erforderlichen Schnitte sind beängstigend, das übrig gebliebene Wurzelwerk eher dürftig.
Wenn auch das ein oder andere Bäumchen auf der Strecke bleibt (was eigentlich nicht passieren dürfte) so habt Ihr mit diesem Schritt einen Schritt in Richtung Bonsai gemacht.
Das beschauliche Schnipp-Schnapp ein Zweiglein stört und schon ist der Baum ausstellungsreif, kommt gut in Film und Fernsehen, hat aber nichts mit dem Bonsai-Alltag zu tun.
In 10 Jahren sind Eure Bäume in dem Bereich wo zarter Einsatz der Schere die beschaulichere Seite des Hobbys zeigt. Aber bis dahin sind es noch ein paar Tage.
Habt etwas Geduld, dann wird das mulmige Gefühl nach dem Umtopfen und Wurzelschnitt, zur Routine, und Ihr beruhigt Euch mit dem Gedanken, das es schon gut gehen wird.


Frage:
Die Ulme zeigt gerade die Anlage, am Stamm wie wild neue Triebe zu bilden. Sollen diese jetzt sofort im Ansatz gekappt werden (weil nicht gebraucht) oder soll ich diese erst einmal austreiben lassen?

Antwort:
Wenn Du die Wurzeln stark beschnitten hast, ist es sinnvoll die Knospen zu belassen und erst im Laufe des Jahres zu entfernen. Wenn Du nicht viel Wurzelmasse geopfert hast kannst Du die kleinen Knospen "abrubbeln".


Frage:
Das raff ich irgendwie nicht. Warum die Knospen dran lassen, wenn
wenig Wurzelmasse vorhanden ist?

Antwort:
Wie soll ich es schreiben? In meinen Augen unterstützen aufbrechende Knospen die Feinwurzelbildung. Treiben Knospen am Stamm gehe ich von stammnaher Bewurzelung aus, treiben Knospen an bestehenden Ästen werden bestehende Wurzeln gestärkt. Also ist meine Vermutung, dass bei starkem Wurzelschnitt, treibende Knospen am Stamm hilfreich für die Bewurzelung nahe am Stamm ist.
Ich kann Dir in keinster Weise eine auch nur halbwegs wissenschaftliche Erklärung dafür geben. Vieles was ich mache ist eher intuitiv, aus der Erfahrung heraus. Die einzige Referenz die ich habe sind 250 Jungpflanzen in den letzten 2 Jahren die alle überlebt haben.
Vom Prinzip her kann man sagen das jedes grüne Blättchen die Wuchskraft stärkt. Wir versuchen uns in kleinen Schritten einem Mittelweg zu nähern, der zwischen Pflanzengesundheit und Gestaltungsziel liegt. Die Pflanzengesundheit sagt alles dran lassen, ohne Wurzelschnitt regelmäßig in einen größeren Topf umtopfen usw. Das liegt nicht in unserem Interesse. Daher haben meine Ratschläge eher die Tendenz in Richtung
Pflanzengesundheit.
Aber wie schon geschrieben, kann ich für vieles kein fertiges Konzept anbieten, sondern nur Wege vorschlagen. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn nächstes Jahr im Frühjahr einer von Euch einen Tag bei den Frühjahrsarbeiten zuschaut, mir ist schon aufgefallen das es beim Thema Schnitt sehr schwierig ist einen Weg zu vermitteln.


Frage:
Wie lange sollte man die Bäume schattig stellen nach dem Wurzelschnitt (hab scho ne Menge weggeschnippelt.)

Denn eigentlich ist mir das schöne Wetter zu schade die Bäume im Schatten bzw Halbschatten frieren zu lassen?

Antwort:
Dann stell Sie in die Sonne, an den Blättern kannst Du erkennen ob Die Bäume es vertragen. Solange die Blätter prall sind und nicht hängen ist der Standort in Ordnung.
Sobald die Blätter anfangen zu hängen oder zu vertrocknen solltest Du Sie in den Halbschatten stellen. Wenn ich abends nach Hause komme, werden die Katzen gestreichelt und dann geht es in den Garten, ein kurzer Blick bei stabilen Pflanzen, ein längerer Blick bei frisch getopften, knospenden Pflanzen. Vieles was Du wissen willst zeigen Dir die Pflanzen an, dies zu sehen/lernen ist die Hauptsache die ich zu vermitteln versuche


Frage:
Die Lärche treibt ohne Ende wurde aber noch nicht umgetopft und an den Wurzeln beschnitten. Sollte man in diesem Stadium des Baumes beim Wurzelschnitt auf etwas achten?

Antwort:
Wenn der Baum schon kräftig getrieben hat, musst Du vorsichtiger beim Wurzelschnitt sein.
Es entspricht dann eher einem Ordnen und leichtem Beschneiden. Du kannst allerdings auch den Baum ohne Wurzelschnitt in einen Teichpflanzkorb setzen. Ein leichtes Lockern des Wurzelballens genügt. Dann verschiebst Du das Umtopfen auf nächstes Jahr. Die jap. Lärchen sind zwar sehr robust aber ich kann Dir keine Garantie geben das beim "normalen" Umtopfen alle Knospen überleben. Andererseits, topfe Sie normal um. Du riskierst etwas, bekommst aber aus den Erfahrungen heraus ein Gefühl für die Grenzen des Machbaren und die Erfahrungen müssen wir alle machen, so schmerzhaft der Verlust auch manchmal ist.
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
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