Der richtige Zeitpunkt - Grundlagen

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Holger
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Der richtige Zeitpunkt - Grundlagen

Beitrag von Holger »

von Dieter (Zopf)

Die Frage was ich wann an meinem Bäumchen machen soll, ist wohl ein wichtiger Punkt beim Umgang mit unseren kleinen Lieblingen. Unabhängig davon was es für ein Bäumchen ist, gilt es festzustellen wie kräftig mein Bäumchen ist, wie viel Wuchskraft sich angesammelt hat.

Der erste und wichtigste Punkt bei dieser Beurteilung ist die Verwurzelung. Bei Euern Schulbäumen könnt Ihr zärtlich den Stamm bewegen und dabei feststellen in wie weit der TPK durchwurzelt ist.

Sollte sich der Stamm bewegen, hat sich noch kein kompakter Wurzelballen gebildet und der Baum hat Schonfrist. Bei mir sind Ulme und Lärche soweit, das sich ein kompakter Ballen gebildet hat und nächstes Frühjahr weiter gemacht werden kann.

Ein weiterer Punkt bei der Beurteilung der Kraft ist die Stärke des Austriebs. Bäumchen die noch nicht kräftig getrieben haben stecken meist noch den Grossteil Ihrer Energie in die Ausbildung der Wurzeln.

Wenn Eure Laubbäumchen gut und kräftig eingewurzelt sind, und kräftig Triebe geschoben haben, könnt Ihr Euch damit befassen Opfertriebe/Leittriebe einzukürzen. Das Schneiden zum jetzigen Zeitpunkt hat den Vorteil, dass die Wundheilung schon anfängt und eventuelle Pilzinfektionen im Laufe des Spätherbstes/Winters nicht so schnell vorkommen.

Wenn Ihr nicht wisst in welche Richtung Euer Bäumchen entwickelt werden soll, ist das überhaupt kein Problem. Mit jedem Jahr, in dem Ihr Eure Bäumchen pflegt und kultiviert, entwickelt Ihr hochwertigeres Rohmaterial.

Ihr braucht Euch nur ein paar wichtige Punkte zu merken.

1. Verjüngung - jeder Stamm, jeder Ast, jeder Zweig sollte am Ansatz dicker und zum Ende hin dünner werden.

2. unerwünschte Äste - Äste und Zweige die nach innen wachsen sollten entfernt werden. (Stellt Euch das Rad eines Pfau´s vor) Äste und Zweige die senkrecht nach unten wachsen sollten entfernt werden.

Wenn Ihr Euren Baum in traditioneller oder neuerer Besenform entwickeln wollt, können/sollten die obersten Äste nach oben (nicht ganz senkrecht) weisen.

3. Verdickungen - sollten an einer Stelle zu viele Äste/Zweige ansetzen solltet Ihr maximal 2 Äste/Zweige stehen lassen. Stammverdickungen lassen sich nur schwer korrigieren.

4. allgemeiner Rückschnitt - dies betrifft die Korrekturen im Spätherbst/Frühling und die kleinen Schnittmaßnahmen im Laufe des Jahres. mehr als 2-3 Blätter/Knospen sollten nicht stehen bleiben. Umso weniger Zuwachs (bei guter Gesundheit) Ihr im Jahr zulasst, umso feiner wird das Erscheinungsbild des späteren Baumes sein.

5. Ohne klares Ziel hat ein Bäumchen keine Vorderseite, das bedeutet, das Ihr Euer Bäumchen von allen Seiten betrachten solltet und auch so schneidet, das jede Ansicht vorne sein könnte.

Also bitte immer drehen und nicht von einer Seite schneiden und dann erst drehen. Ein kleiner Schnitt - drehen - ein kleiner Schnitt - drehen - ......


Wenn Ihr Euch grob an obigem orientiert, wird sich das Bäumchen auch ohne größere Gestaltungsarbeiten gut entwickeln und im Laufe der Zeit werdet Ihr erstaunt sein, was sich durch einfache Schnitt- und Pflegemaßnahmen erreichen lässt.
Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher
(Albert Einstein)
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