auch in Berlin war es die letzten Tage sehr warm. Die Temperaturen stiegen auf meinen Balkon in der Sonne schon auf knappe +30° C. Die Indoors werden nun morgens raus gestellt und können möglicher Weise bald schon dauerhaft draußen bleiben.
Meine Birkenfeigen treiben nun auch schon wieder, doch mit dem Abschneiden des Winterzuwachses werde ich noch ein paar Wochen warten, bis die Pflanze sichtbar im Saft steht und kräftig durchtreibt.
Ich würde auch an deiner Stelle noch etwas warten, aber die aktuelle Wuchskraft deines F. retusa einzuschätzen solltest du besser beurteilen können.
flu hat geschrieben:Hallo Helge,
Ich würde auch an deiner Stelle noch etwas warten, aber die aktuelle Wuchskraft deines F. retusa einzuschätzen solltest du besser beurteilen können.
Ok, ich beherrsche mich noch. Die meisten meiner "Indoor" Pflanzen stehen bereits Tag & Nacht draussen (Phönix-Palme, Schefflera, Jakaranda usw), wenn auch unter strenger Beobachtung der Wettervorhersage. Bis 5 Grad plus sehe ich derzeit gar keinen Handlungsbedarf, das können die überstehen.
ABER: der Ficus Retusa treibt noch nicht. Daher folge ich Deiner Empfehlung.
es ist soweit, ich habe mein neu bestelltes Werkzeug eingeweiht und den Mehrfachstamm zurückgeschnitten. Auf den ersten Bildern seht ihr den vorher / nachher Zustand. Der Ficus war nach dem Winter recht voluminös und gakelig gewachsen. Der Rückschnitt ist aber um einiges zögerlicher ausgefallen, als von Ulf vorgeschlagen. Ich habe nur soweit zurückgeschnitten, daß ich noch Blattgrün am Ast behielt, weil ich nicht riskieren möchte, daß mir ein Ast mangels Saftfluss abstirbt, statt neu auszutreiben. Ausserdem möchte ich die Äste dicker bekommen als sie sind. Und last not least hätte ich den Ficus später eigentlich doch lieber bisschen grösser als von Ulf skizziert.
Auf dem zweiten Bildpaar seht ihr den Ficus von der Seite (rechts ist hinten) und ein Bild der Wurzeln. Ich habe die hinteren Äste nach unten gedrahtet. Die Wurzeln haben sich in purem Akadama bestens entwickelt, wie man sieht. Vor einem Jahr hatte der Ficus nur sehr wenig Haarwurzeln. Das Entfernen des Akadama war übrigens echt ein Kinderspiel. Jetzt habe ich ihn in eine Kübelpflanzenerde (ähnlich Fruhstorfer Erde) gesetzt, die nochmal mit reichlich feinem Bimskies gemischt wurde. Ich hoffe, daß er nun oberirdisch besser zulegt als mit purem Akadama.
Ulf, sag was, bitte. Nicht radikal genug schätze ich ?
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Helge, wenn du Dickenzuwachs haben möchtest, dann hättest du die Äste am besten überhaupt nicht schneiden und die Pflanze sogar in einen größeren Topf setzen sollen. Jetzt haben wir weder Fisch noch Fleisch.
Du kannst problemlos bis ins alte Holz zurück schneiden. Solange du das mit allen Ästen gleichzeitig tust wirst du dich um das Absterben einzelner Äste nicht sorgen müssen. Es wird schlicht nicht passieren. Ganz im Gegenteil wird die Pflanze aus allen noch verbliebenen Aststümpfen austreiben wie blöd.
Wenn du aber andere Gestaltungsideen hast, dann lass uns darüber sprechen und gemeinsam überlegen, wie wir dein Ziel am besten erreichen. Ich will dir nicht unrecht tun, aber mir kommt dein momentanes Vorgehen nicht sehr planvoll vor und ein wenig ängstlich zögerlich. Wie kann ich dir nur die Ängste nehmen?
flu hat geschrieben: Ich will dir nicht unrecht tun, aber mir kommt dein momentanes Vorgehen nicht sehr planvoll vor und ein wenig ängstlich zögerlich. Wie kann ich dir nur die Ängste nehmen?
Ich habe nochmal darüber geschlafen, und dann...
....tiiiief Luft geholt, die Schere gezückt ....
Ich vertraue auf Dein Urteil - und auf den Ficus.
Den linken Ast, der durchwachsen soll, um dicker zu werden, habe ich diesmal noch mit eingekürzt, damit der Ficus nicht auf dumme Gedanken kommt, und seine Kräfte dort konzentriert. Ab jetzt darf er dann erstmal wachsen. Den rechten Ast hatte ich ja bereits entfernt. Ausserdem wurde er ein Stückchen höher neu eingetopft (und ein bisschen gedreht), wodurch er unten etwas dicker wirkt.
Im Foto links die Vorderseite, rechts die Seitenansicht von rechts.
...jetzt bin ich gespannt, wie er sich entwickelt.
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flu hat geschrieben:
Du kannst problemlos bis ins alte Holz zurück schneiden. Solange du das mit allen Ästen gleichzeitig tust wirst du dich um das Absterben einzelner Äste nicht sorgen müssen. Es wird schlicht nicht passieren. Ganz im Gegenteil wird die Pflanze aus allen noch verbliebenen Aststümpfen austreiben wie blöd.
Hallo Ulf,
"austreiben wie blöd" war genau die passende Formulierung. Ich war doch ein wenig überrascht. Auf dem Foto sieht man das gar nicht richtig, aber es ist wirklich SEHR buschig.
Die neuen Zweige gehen jetzt in sämtliche Richtungen, auch in solche, die ich für ungeeignet halte (senkrecht nach oben aus einem Ast, nach innen auf den Stamm zu, usw usw). Was nun ? Unbrauchbares schnippeln ? Oder alles noch eine Weile in Ruhe lassen ?
ps: auf meinem 19" Monitor ist das Bild ziemlich genau Originalgröße.
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neuaustrieb_2007.jpg (34.7 KiB) 4901 mal betrachtet
Fein fein fein!
Das sieht doch schon sehr gut aus.
Alle Triebe, die nach innen (in die Krone hinein) wachsen, kannst du entweder abnehmen oder, wenn sie für die weitere Gestaltung gut platziert sind evtl. auch drahten und in die gewünschte Wuchsrichtung umlenken.
Äste, die nach oben wachsen, kürzt du auf das erste oder zweite Blatt ein. Achte dabei auf die Position des letzten Auges (Blattes). Dieses sollte im Seitenbereich der Krone immer nach außen weisen. Den Spitzenast kürzt du so ein, dass das obere Auge mehr oder weniger auf den Betrachte zuweist. Daraus ergibt sich später ein, sich dem Betrachter zuneigender, gefälliger, oberer Kronenbereich.
flu hat geschrieben:Fein fein fein!
Das sieht doch schon sehr gut aus.
Alle Triebe, die nach innen (in die Krone hinein) wachsen, kannst du entweder abnehmen oder, wenn sie für die weitere Gestaltung gut platziert sind evtl. auch drahten und in die gewünschte Wuchsrichtung umlenken.
Äste, die nach oben wachsen, kürzt du auf das erste oder zweite Blatt ein. Achte dabei auf die Position des letzten Auges (Blattes). Dieses sollte im Seitenbereich der Krone immer nach außen weisen. Den Spitzenast kürzt du so ein, dass das obere Auge mehr oder weniger auf den Betrachte zuweist. Daraus ergibt sich später ein, sich dem Betrachter zuneigender, gefälliger, oberer Kronenbereich.
Hallo Ulf,
das habe ich nach bestem Vermögen probiert, und was dabei herausgekommen ist, siehst Du auf dem aktuellen Foto. Jetzt ist bis zum Frühjahr erstmal wieder Schonfrist...
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Neuaustrieb-Oktober-2007.jpg (58.33 KiB) 4781 mal betrachtet
helge4u hat geschrieben: Jetzt ist bis zum Frühjahr erstmal wieder Schonfrist...
So, das Frühjahr ist da, und ich habe den ungestümen Wuchs des Ficus ziemlich stark nach den Regeln reduziert, die Ulf zuletzt geschrieben hatte. Gedrahtet wurde erstmal nichts. Mein nächstes Ziel soll der Verzweigung gelten. Den späteren Aufbau der Krone stelle ich mir ungefähr wie einen breiten und relativ flachen Schirm vor. Bloss will der Ficus da nicht so richtig mitspielen, der will immer nur nach oben. Deshalb werde ich in den Randbereichen um`s Drahten oder Abspannen vermutlich nicht rumkommen.
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nach dem Rückschnitt (andere Seite)
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nach dem Rückschnitt
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vor dem Rückschnitt (andere Seite)
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vor dem Rückschnitt
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dein baum wird immer das bestreben haben nach oben zu gehen. wie du schon geschrieben hast, wirst du um das drahten nicht herum kommen. lass die äußeren äste so lang wachsen wie du sie brauchst um die krone, so wie du sie dir wünschst, aufzubauen und drahte sie dann nach unten. danach kannst du durch ständiges schneiden der spitzentriebe die verzweigung deines baumes anregen und die krone so nach und nach aufbauen.
viel spaß damit. halte uns bitte auf dem laufenden.
Hallo ihr Lieben,
zwei Jahre ist's her, dass ich euch Fortschritte zeigte. Zwei Jahre habe ich meinen kleinen Ficus, den ich für ein paar Euro im Baumarkt kaufte, nach immer dem gleichen Schema gepflegt. Und das ging so:
März: radikaler Rückschnitt. Danach hat der Ficus keine Blätter mehr. Dann an Ulf's Mail denken, über die eigene Zimperlichkeit schämen, und NOCH radikaler zurückschneiden. Dieses Jahr habe ich dann auch erstmals umgetopft und ihm eine hübsche flache Schale vom Forums-Sponsor spendiert. Das Substrat ist eine luftige aber wasserspeichernde Mischung aus bisschen Blumenerde, Seramis, Akadama, Bimssteinchen... ich mache das inzwischen wie beim Kochen ohne Rezept.
April: der Ficus treibt die ersten kleinen Blättchen und sieht bereits ganz hübsch aus (siehe Foto). Ich dünge grosszügig mit allem was ich gerade so da habe: Biogold liegt immer oben drauf, plus wöchentlich diverser Flüssigdünger und Superthrive (kein Dünger sondern Pflanzenhormon).
Mai: sobald es keinen Frost mehr gibt, kommt er auf den Balkon. Südseite, volle Kanne Sonne.
Juni: jetzt hat er schon eine schöne Krone (siehe Foto). Düngen, düngen, düngen!
Juli: irgendwann wird's dann zuviel mit den Blättern und ein weiterer Rückschnitt ist angesagt. Ich schneide dort zurück, wo ich auf Verzweigung hoffe, und die kommt meist aus den Blattachseln. Also schneide ich oberhalb der Blattpaare, wo es verzweigen soll, und zwar an Stellen recht weit unten am Ast.
So geht das dann weiter bis Ende August. Bei Bedarf Rückschnitt einzelner Äste und immer fleissig düngen.
Oktober : ich ändere die Düngerei. Ich dünge seltener und nehme Dünger, der weniger stickstoffhaltig ist, also NPK mit weniger N und mehr PK. Das ist dem Ficus vermutlich wurst, aber ich fühle mich professioneller.
Herbst/Winter: ich lasse ihn einfach wachsen. Weil es so wenig Licht gibt, werden die Zweige sehr lang und gakelig und haben auch sehr lange Internodien. Jetzt auf eine Verzweigung hinzuarbeiten wäre deshalb Unsinn. Aber die Äste werden bisschen dicker.
Und im Frühjahr dann... siehe oben. Der Ficus ist dann kein Bonsai sondern ein Gebüsch, und es macht Spass, ihn wieder zum Bonsai zu formen.
Ob es was gebracht hat könnt ihr selbst beurteilen, mir gefällt das bisherige Resultat ganz gut.
ps: sorry, ich habe versäumt etwas zum Grössenvergleich dazu zu stellen; der Ficus ist vom Schalenboden bis zur Spitze etwa 25cm hoch. [attachment=1]2010_april.jpg[/attachment]