Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Zur Zitterpappel oder Espe [Populus tremula] als Bonsai gabs bislang nicht eben viele Postings - weder hier noch im BCD-Forum. Als Grund wird meist die sehr zögerliche Verzweigungswilligkeit der Art angegeben.
Jedenfalls habe ich noch keine wirklich überzeugende Gestaltung damit gesehen.
DagmarM hatte eine (gehabt?), ansonsten gibt es anscheinend nur Silberpappeln als Bonsai.
Der Zufall bescherte mir vor vielen Jahren einen Sämling, den ich zunächst irrtümlich für eine Birke gehalten hatte. Er stand zusammen mit vielen anderen (Birken-)Sämlingen in einer vergessenen Blumenschale.
Hier ist ein Bild, das ihn 2005 zeigt. Die Wurzeln der einen "Birke" erschienen mir vielversprechend - die zupfte ich aus und setzte sie in einen sehr hohen Topf, um lange Wurzeln zu erhalten.
Deshalb konnte ich sie schon zwei Jahre später (2007) über einen Felsen drapieren. (In der Zwischenzeit hatte ich erfahren, dass meine Birke eine Espe war) Vermutlich durch den Umzug angeregt, wurde der Kleine bereits im selben Jahr "Vater" - aus den Wurzeln entwickelten sich neue Triebe. Leider kostete das den Vater aber wohl doch so viel Kraft, dass er wenig später starb. Die vormals gemeinsamen Wurzeln des Vaters verrotteten im Laufe der Zeit, seine Nachkommen wachsen jedoch seitdem getrennt voneinander. Da sie alle direkt vom selben Vater stammen, aber nicht aus Samen, sondern aus dessen Wurzeln entsprungen, sind sie genetisch identisch, also quasi seine Clone. Das spiegelt sich äusserlich in den absolut gleichen Blattformen wider, was bei einfachen Sämlingen auch des gleichen Vaters nicht so der Fall ist
Dieser kleine "Filmstreifen" zeigt die Entwicklung der ersten 10 Jahre. Die Wurzeln der "Söhne" sprengten leider den väterlichen Felsen, so dass ich die Bäume bald entnehmen und sie in eine grosse flache Klaus-Kolbe-Schale setzen musste. Danach wurden die einzelnen Bäume nur leicht gedrahtet, aber konsequent pinziert, um sie entgegen der allgemeinen Ansicht ("Zitterpappeln verzweigen sich ungern") zum Neuaustrieb weiter innen zu animieren.
Der Vergleich zeigt deutlich: das mit den Verzweigungen klappt doch! Jetzt sehe ich es ein: ich hätte nur mit dem Pinzieren schon gleich zu Beginn anfangen sollen, dann wären die Verzweigungen nämlich schon viel früher erfolgt und die Stämme untenrum nicht ganz so staksig kahl.
Und hier warteten sie geduldig auf einen neuen Standort. In der Zwischenzeit durften sie ihre Wurzeln für künftige Aufgaben stärken, denn die ursprüngliche Idee, sie auf einen Felsen zu setzen, hatte ich eigentlich nie aufgegeben.
Im letzten Jahr wurde ich fündig: bei einem Händler der BCD-Ausstellung in Leipzig fand ich diesen Felsen. Und diese Woche wars dann endlich soweit: bei schönem sonnigen Wetter fand dann der Umzug auf den endgültigen(?) Platz statt. Wie man sieht, ist das Wurzelwachstum immens: nach nur zwei Jahren ist die ganze Schale total durchwurzelt!
Das zeigt dieser kleine Filmstreifen. Einer der drei Brüder wird künftig allein durchs Leben gehen müssen - mir scheint die jetzige Lösung stimmiger zu sein. Gedrahtet und gerichtet wird, sobald der erste Austrieb erscheint und mir zeigt, dass die Bäume dafür bereit sind.
Und so sieht das Ganze ab heute aus. Jetzt warte ich mal ein paar Monate ab und dann greife ich zu Schere und Draht.
Jedenfalls habe ich noch keine wirklich überzeugende Gestaltung damit gesehen.
DagmarM hatte eine (gehabt?), ansonsten gibt es anscheinend nur Silberpappeln als Bonsai.
Der Zufall bescherte mir vor vielen Jahren einen Sämling, den ich zunächst irrtümlich für eine Birke gehalten hatte. Er stand zusammen mit vielen anderen (Birken-)Sämlingen in einer vergessenen Blumenschale.
Hier ist ein Bild, das ihn 2005 zeigt. Die Wurzeln der einen "Birke" erschienen mir vielversprechend - die zupfte ich aus und setzte sie in einen sehr hohen Topf, um lange Wurzeln zu erhalten.
Deshalb konnte ich sie schon zwei Jahre später (2007) über einen Felsen drapieren. (In der Zwischenzeit hatte ich erfahren, dass meine Birke eine Espe war) Vermutlich durch den Umzug angeregt, wurde der Kleine bereits im selben Jahr "Vater" - aus den Wurzeln entwickelten sich neue Triebe. Leider kostete das den Vater aber wohl doch so viel Kraft, dass er wenig später starb. Die vormals gemeinsamen Wurzeln des Vaters verrotteten im Laufe der Zeit, seine Nachkommen wachsen jedoch seitdem getrennt voneinander. Da sie alle direkt vom selben Vater stammen, aber nicht aus Samen, sondern aus dessen Wurzeln entsprungen, sind sie genetisch identisch, also quasi seine Clone. Das spiegelt sich äusserlich in den absolut gleichen Blattformen wider, was bei einfachen Sämlingen auch des gleichen Vaters nicht so der Fall ist
Dieser kleine "Filmstreifen" zeigt die Entwicklung der ersten 10 Jahre. Die Wurzeln der "Söhne" sprengten leider den väterlichen Felsen, so dass ich die Bäume bald entnehmen und sie in eine grosse flache Klaus-Kolbe-Schale setzen musste. Danach wurden die einzelnen Bäume nur leicht gedrahtet, aber konsequent pinziert, um sie entgegen der allgemeinen Ansicht ("Zitterpappeln verzweigen sich ungern") zum Neuaustrieb weiter innen zu animieren.
Der Vergleich zeigt deutlich: das mit den Verzweigungen klappt doch! Jetzt sehe ich es ein: ich hätte nur mit dem Pinzieren schon gleich zu Beginn anfangen sollen, dann wären die Verzweigungen nämlich schon viel früher erfolgt und die Stämme untenrum nicht ganz so staksig kahl.
Und hier warteten sie geduldig auf einen neuen Standort. In der Zwischenzeit durften sie ihre Wurzeln für künftige Aufgaben stärken, denn die ursprüngliche Idee, sie auf einen Felsen zu setzen, hatte ich eigentlich nie aufgegeben.
Im letzten Jahr wurde ich fündig: bei einem Händler der BCD-Ausstellung in Leipzig fand ich diesen Felsen. Und diese Woche wars dann endlich soweit: bei schönem sonnigen Wetter fand dann der Umzug auf den endgültigen(?) Platz statt. Wie man sieht, ist das Wurzelwachstum immens: nach nur zwei Jahren ist die ganze Schale total durchwurzelt!
Das zeigt dieser kleine Filmstreifen. Einer der drei Brüder wird künftig allein durchs Leben gehen müssen - mir scheint die jetzige Lösung stimmiger zu sein. Gedrahtet und gerichtet wird, sobald der erste Austrieb erscheint und mir zeigt, dass die Bäume dafür bereit sind.
Und so sieht das Ganze ab heute aus. Jetzt warte ich mal ein paar Monate ab und dann greife ich zu Schere und Draht.
Zuletzt geändert von Hanno am 29.03.2017, 08:36, insgesamt 3-mal geändert.
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Eine tolle Doku, Hanno!
Ich wünsche den Bäumen gutes Anwachsen auf ihrem Fels und bin auch gespannt auf die weitere Entwicklung
Ich wünsche den Bäumen gutes Anwachsen auf ihrem Fels und bin auch gespannt auf die weitere Entwicklung
think pink
- Frank Abbing
- Beiträge: 2694
- Registriert: 30.12.2012, 14:31
- Wohnort: Münsterland
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Schöne Doku, Hanno!
Auch in freier Natur bilden Zitterpappeln in Wallhecken oft große Areale nur durch Wurzelschösslinge. Die Wuchskraft ist dabei enorm.
Ich selbst habe auch zwei Zitterpappel-Bonsaianwärter, sie aber noch nicht gezeigt. Sie benötigen noch Zeit.
Auch in freier Natur bilden Zitterpappeln in Wallhecken oft große Areale nur durch Wurzelschösslinge. Die Wuchskraft ist dabei enorm.
Ich selbst habe auch zwei Zitterpappel-Bonsaianwärter, sie aber noch nicht gezeigt. Sie benötigen noch Zeit.
Liebe Grüße
Frank
Frank
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Hallo Hanno,
ein schönes Ergebnis hast Du da erzielt und damit einen deutlichen Fortschritt erreicht.
Gelingt es Dir weiterhin die Verzweigung zu verbessern wird das m.E. richtig gut.
ein schönes Ergebnis hast Du da erzielt und damit einen deutlichen Fortschritt erreicht.
Gelingt es Dir weiterhin die Verzweigung zu verbessern wird das m.E. richtig gut.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary
Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
Gary
Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Ein Vierteljahr später:
die Beiden scheinen sich eingelebt zu haben, auch wenn der Neuaustrieb etwas spärlich ausfällt und sogar einzelne Ästchen abgestorben sind. Aber das führe ich darauf zurück, dass beim Umpflanzen auf den Felsen trotz schonender Behandlung doch etliche Wurzeln verloren gingen.
Jetzt gehts halt von vorn los: die Feinverzweigung muss neu aufgebaut werden.
Das wird wohl wieder ein Wenig dauern.
Wenigstens hat sich durch meine "Spezialmischung" schönes Moos entwickelt - und an passender Stelle ein Minifarn . . .
die Beiden scheinen sich eingelebt zu haben, auch wenn der Neuaustrieb etwas spärlich ausfällt und sogar einzelne Ästchen abgestorben sind. Aber das führe ich darauf zurück, dass beim Umpflanzen auf den Felsen trotz schonender Behandlung doch etliche Wurzeln verloren gingen.
Jetzt gehts halt von vorn los: die Feinverzweigung muss neu aufgebaut werden.
Das wird wohl wieder ein Wenig dauern.
Wenigstens hat sich durch meine "Spezialmischung" schönes Moos entwickelt - und an passender Stelle ein Minifarn . . .
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Das hab ich in meinem ersten Posting im März geschrieben.Hanno hat geschrieben:Einer der drei Brüder wird künftig allein durchs Leben gehen müssen . . .
Dieser "Bruder" steht also seitdem separat und hat sich im neuen Trainingspot gut eingelebt. Ja, er zeigt, dass es sogar bei dieser als schwierig angesehenen Art eine gute Rückknospung geben kann. Diese Espe treibt nur zögerlich an den Astenden aus, aber um so bereitwilliger an waagerechten oder zumindest flach wachsenden Bereichen - und zusammen mit regelmässigem Pinzieren kann man durchaus eine dichtere Krone mit engeren Verzweigungen erhalten. Das heisst, ich werde auch bei der Felsengruppe die Äste flach(er) stellen, mit Draht und/oder durch Abspannen. Und weiterhin pinzieren.
Noch ein, zwei Wachstumperioden und der Baum ist nicht wiederzuerkennen
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
I´ll do my very best, HaraldGary hat geschrieben:Gelingt es Dir weiterhin die Verzweigung zu verbessern wird das m.E. richtig gut.
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
You do it!
kind regards
Roger
kind regards
Roger
Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben geben, daß Du es sagen darfst(Voltaire)
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Hallo Hanno, ich finde dein Projekt spannend. Ist noch nicht so lange her, als ich diesen Artikel las: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/natu ... mann-84503 , der hat mich fasziniert.
Ich freu mich, wenn du ab und zu berichtest, wie es mit diesen Espen weitergeht.
Ich freu mich, wenn du ab und zu berichtest, wie es mit diesen Espen weitergeht.
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Danke für den Link, Franziska!
Ich werde ab sofort dieses Schild aufstellen . . .
Ich werde ab sofort dieses Schild aufstellen . . .
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Respekt, Hanno.
Eine solche Rückknospung habe ich in vielen Jahren Espenpflege nicht hinbekommen und dann hingeschmissen.
Eine solche Rückknospung habe ich in vielen Jahren Espenpflege nicht hinbekommen und dann hingeschmissen.
Norbert
So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
So wie du bist, so sind auch deine Gebäude
Sullivan, 1924
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Drei Monate später.
Da die ersten Wurzelspitzen bereits aus dem wenigen Substrat herauswachsen,
hab ich das Ganze nochmals dick mit Moos eingepackt.
Jetzt können sie darin weiter wachsen - und wenn ich im kommenden Jahr das Moos entferne,
bleiben die Wurzeln sichtbar an der Oberfläche . . .
Da die ersten Wurzelspitzen bereits aus dem wenigen Substrat herauswachsen,
hab ich das Ganze nochmals dick mit Moos eingepackt.
Jetzt können sie darin weiter wachsen - und wenn ich im kommenden Jahr das Moos entferne,
bleiben die Wurzeln sichtbar an der Oberfläche . . .
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Hallo Hanno,
Dein Vorgehen: "dick mit Moos eingepackt" ist gut und wird wohl aufgehen. Jedoch werden die Espen alsbald ihr stärkstes Wurzelwachstum in der KK-Schale machen.
Diese Schale für sich ist hübsch doch ziemlich ungeeignet für diese Felspflanzung. Da solltest Du Dir m.E. schnellsten etwas langfristig geeignetes einfallen lassen.
Weiterhin soviel Erfolg mit der Pflanzung - und wieder zeigen.
Dein Vorgehen: "dick mit Moos eingepackt" ist gut und wird wohl aufgehen. Jedoch werden die Espen alsbald ihr stärkstes Wurzelwachstum in der KK-Schale machen.
Diese Schale für sich ist hübsch doch ziemlich ungeeignet für diese Felspflanzung. Da solltest Du Dir m.E. schnellsten etwas langfristig geeignetes einfallen lassen.
Weiterhin soviel Erfolg mit der Pflanzung - und wieder zeigen.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary
Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
Gary
Arbeitskreis Karlsruhe im BCD
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Hallo Harald,
ich bin schalenmässig eher auf Shohin eingerichtet und diese "Riesenschale" war die einzige, in die der Felsen passt.
Stimmt, spätestens im kommenden Jahr werde ich etwas Passenderes brauchen.
Die Wurzeln sollen ja über den Felsen laufen und dann darunter/davor im Substrat verschwinden.
Dazu schwebt mir eine Platte oder auch eine sehr flache rechteckige Schale vor.
Was meinst Du - was sagt Ihr Anderen?
ich bin schalenmässig eher auf Shohin eingerichtet und diese "Riesenschale" war die einzige, in die der Felsen passt.
Stimmt, spätestens im kommenden Jahr werde ich etwas Passenderes brauchen.
Die Wurzeln sollen ja über den Felsen laufen und dann darunter/davor im Substrat verschwinden.
Dazu schwebt mir eine Platte oder auch eine sehr flache rechteckige Schale vor.
Was meinst Du - was sagt Ihr Anderen?
Re: Espe, Bonsai und Fels: geht das?
Ich würde Dir da nicht widersprechen wollen.
Gruß
Rüdiger
Gruß
Rüdiger
Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben geben, daß Du es sagen darfst(Voltaire)