die Mathematik der Bäume

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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abardo
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von abardo »

... und ein Mandelbrot auch für eine südländische Spezialität ...

... und wer glaubt, dass man Natur nicht berechnen kann, braucht sich nur die ersten zwei Minuten von dem hier https://www.youtube.com/watch?v=gTb7k9pCQTo mal angucken.
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Norbert_S
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von Norbert_S »

Jedem Bauplan liegt ein Regelwerk zugrunde, also ist er zu berechnen.
Das ist so in Konsequenz doch auch hier nicht bestritten worden.
Die Frage, die ich hier diskuttiert sah, ist die Problematik der Näherung bei der großen Anzahl bekannter und unbekannter Einflussfaktoren.

Der eine möchte mit Hilfe der Chaostheorie die Formung der Wattrillen beim zurückweichen der Flut berechnen, der andere erfreut sich nur an der Schönheit der Form.
Norbert

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Andreas Ludwig
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von Andreas Ludwig »

Pardon, abardo – das ist nicht die Berechnung der Natur, sondern eines ästhetischen (im ursprünglichen Sinne) Abbildes von etwas, was wir als Natur interpretieren. Mit dem Bauplan hat die Wiedergabe von Oberflächen, Spitz- und anderen Lichtern nicht wirklich etwas zu tun. Reine Grafik. Womit wir auch bloss wieder bei Relationen, aber nicht Realitäten sind.

Aber zurück auf die Bäume, wir Affen: Ich habe gerade den grossen, panaschierten Ficus angeschaut, der jeden Sommer hier im Hof steht. Mittendrin ist ein einziger Ast, dessen Blätter sattgrün sind, durchgehend. Ich habe mit meinem Biochemiker-Bruder schon überlegt, ob das nun eine echte Mutation oder Rückmutation sei oder ein Beispiel für Epigenetik, also eine wie immer induzierte veränderte Ausprägung an sich stabilen Erbguts, das den Phänotyp verändert, nicht aber den Genotyp. Denn auch das gibts, es soll ja nicht zu einfach sein. Zusatzfrage für Freaks: Ist dieser Baum ein Individuum oder ist er ein Nest von Individuen und der sattgrüne Zweig eines für sich..? Viel Spass beim ausrechnen...

(Norbert – ich will weder Arbeit scheuen noch es auf Freude reduzieren. Ich warne bloss vor Frankensteinschem Machbarkeitswahn. Nicht weniger ist es, wenn man sich dieser Tage z.B. angeschaut hat, wie drollig ein erster (sehr banaler) KI-Versuch bei Google & Co. eigentlich gescheitert ist (http://www.zeit.de/digital/datenschutz/ ... luesselung). Sowas Blödes aber auch – menschgemachte Algorithmen, die sich verselbständigen, auf der Basis von gerade mal 16 Bits? Allerdings spielt das bei Bonsai keine grosse Rolle, ich meine nicht, dass wir jemals «fremdgefährdend» werden. Ob solche Irrungen aber nicht «selbstgefährdend» sein könnten, in dem Sinne, dass man sich ganz einfach verrennt? Ich staune immer wieder, wie es die Japaner geschafft haben, Bäume über Generationen zu erhalten, ohne auch nur zu ahnen, dass der Begriff des pH-Werts mal existieren wird...)
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abardo
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von abardo »

Man reduziert und extrahiert simple, kleine und nützliche (Halb-)Wahrheiten, Näherungen und kleine Pi-mal-Daumen-Lösungen, einen skizzenartigen Bauplan (Dieter hatte mal einen zu schönen Thread mit Skizzen zum sinnvollen Aufbau einer Aststruktur). Das könnte einen einfach mal ein bisschen weiterbringen.

Man kann sich natürlich auch dafür entscheiden, sich mit Unmengen von Wissen zu fesseln, bis man sich nicht mehr bewegen kann und nur noch die Theory-of-Everything berücksichtigt. Und das bei Bonsai ? Leute, ehrlich ?

Und dann diese allumfassende Blickweise immer wieder in jeden Thread zu pusten, abzulenken, anstatt sich mal zu konzentrieren. Bis niemand mehr Lust hat, auch nur anzufangen und einen halbwegs geraden Tisch zu sägen. Oder sich mal 'ne bessere Säge zu suchen ...

Ich denke immer noch, dass der Forenname hier Programm seien könnte.
Zuletzt geändert von abardo am 13.08.2017, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Andreas Ludwig
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von Andreas Ludwig »

(Lautes Lachen, länger während)

Nein abardo – es geht darum, eingedenk all dieser komplizierten Dinge einfach mal einen Baum zu gestalten, auf Intuition vertrauend, Kreativität zulassend, sich nicht zurücklehnen zu wollen in vermeintliche Sicherheit und Formeln. Nur darum geht es. Nicht um den ersten Ast, den zweiten und dritten, nicht um Halbwahrheiten, die dann doch revidiert werden müssen – sondern um ein «Gefühl» fürs Ganze.

Mehr kriegen wir Äffchen nämlich nicht hin. Bonsai ist – Gestaltung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Man kann nicht frei gestalten, wenn man sich erst mal Krücken besorgt. Gestaltung hat etwas (oder vielleicht alles) mit Freiheit zu tun. Ob das nun die «alte» oder die «neue» ist. Aber darum herum kommt man mit keiner Mathematik, keinem pH-Messgerät, keinem Holzhärter und keinen «traditionellen Regeln». Denn lange vor all diesen Krücken war einfach ein unbändiger Wille, zu gestalten. Etwa so, wie man in Lascaux einfach gemalt hat, in den unmöglichsten Ecken, bei Fackelschein. Wieso? Weil es gut war.
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abardo
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von abardo »

Nunja. Du denkst für dich, dass dein Ansatz richtig ist, das ist aber auch nur Sozialisation und Gefühl. Uneingeschränkt wahr muss diese Sichtweise nicht sein. Gibt es gar nicht. Wahrheit ist leider relativ. Der eine beschreibt das Leben so, der andere so, ein Dritter lehnt jede Beschreibung ab. Wen juckt es, wenn es funktioniert.

Also warum versuchen, "seine" Wahrheit anderen aufzudrücken ? Missionieren ? Andere solange zuzuschwallern, bis sie bekehrt sind ? Warum alles gleich ablehnen, nur weil es nicht ins eigene Weltbild passt ?

Warum haben die Höhlenmenschen wohl gerne Handabdrücke hinterlassen ? Weil wir fünf Finger haben und die fünf generell schön finden. Vielleicht finden wir deshalb fünf Bäume in einem Display schön. Dann sag ich aber: wir haben nicht fünf Finger. Wir haben vier Finger und einen Daumen.

Es lebe das "Bonsai-Gefuehlsforum".
Ach halt, gibt es ja schon und nennt sich Facebook.
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Andreas Ludwig
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Re: die Mathematik der Bäume

Beitrag von Andreas Ludwig »

abardo hat geschrieben: Also warum versuchen, "seine" Wahrheit anderen aufzudrücken ? Missionieren ? Andere solange zuzuschwallern, bis sie bekehrt sind ? Warum alles gleich ablehnen, nur weil es nicht ins eigene Weltbild passt ?
Keine Ahnung – sag du es mir...
*ironie*
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