Entwicklung einer Besen-Ulme (Feldulme, Ulmus minor)

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Gary
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Gary »

Hanno hat geschrieben: 31.08.2017, 19:58 Zur Besenform hab ich mal eine grundsätzliche Frage:
müssen die Äste eigentlich alle aus einem Punkt aus dem Stamm kommen?
Hallo Hanno, hallo Rainer,

grundsätzlich unterscheidet man zwei typische Aufbauformen des Besen-Stils. Und zwar zum einen den allseits bekannten Besen wo alle Äste fast am selben Punkt entspringen (eigentliches Thema dieses Threads) und zum anderen den Besen mit durchgängigem Leittrieb. Letzteren sieht man aber viel seltener.

Das es aber dennoch funktioniert, und auch bei Shohin kann ich vielleicht mit dem folgenden Foto belegen. Diesen Zelkova serrata-Shohin habe ich bereits vor längerem mal bei einer AK-Ausstellung fotografiert.

(@Holger: Falls der Besitzer mitliest kann er ja vielleicht mal ein aktuelleres Foto zeigen. :wink: )

Zelkova-serrata_Holger.jpg
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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Gary
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Gary »

Und jetzt noch kurz zum V-Schnitt und der bereits angesprochenen Besen-Zelkove von Kenji Murata.

Zelkova-serrata_MURATA.jpg

Aber macht Euch bitte klar das Muratas Zelkove gut 1 Meter hoch ist.


Der Vollständigkeit halber ein weiteres Foto aus Japan das es aber auch anders geht.

Zelkova-serrata_JP.jpg
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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mydear
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von mydear »

Hallo Gary,

danke für die beeindruckend schönen Ulmen *huldigen*
Was ich mit freier Besenform meine sind Besen die auf unterschiedlicher Höhe in 2-3 Leitäste auffächern.

Grüße
Rainer
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mydear
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von mydear »

*updated*
Alle Triebe wurden sorgsam nach oben gedrahtet, der Draht wird schnell einwachsen, Stammdurchmesser 3 cm
25.08.2017  leichte Drahtkorrekturen
25.08.2017 leichte Drahtkorrekturen
Die Ulme ist bereits im 3. Jahr in Feldkultur, das Nebari wurde seitdem nicht beachtet.
Vor 14 Tagen habe ich andere Jungpflanzen aus dem Hochbeet umgetopft und gemerkt, dass sich das Nebari meist einseitig entwickelte.
So auch hier - das ungebremste Wachstum in Feldkultur hatte ein katastrophales Nebari zur Folge. Ich werde künftig versuchen bei Feldkultur jedes Jahr umzupflanzen. An den Stellen ohne Wurzeln habe ich mit der Konkavzange bis auf das Splintholz eingeschnitten, sowie mit dem Messer den Bast abgeschabt. Anschließend Wurzelfix aufgestreut, Sphagnummoos drauf und zurück ins Hochbeet. Normal hätte ich besser im Frühjahr umgetopft. Diese Ulme erschien mir sehr kräftig, trotzdem ist der späte Umtopftermin sehr riskant. Bitte nicht nachmachen! Ich werde über den Winter Abdecken und hoffe sie kommt durch.
28.09.2017  Umtopfen
28.09.2017 Umtopfen
2017-09-27 17.28.02.jpg
2017-09-27 17.42.15.jpg
2017-09-27 18.34.16.jpg
Grüße
Rainer
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Der Maddin
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Der Maddin »

Hallo Rainer,
ich bin auch dabei mir eine Besenzelkove zu ziehen.
Für den perfekten Wurzelansatz habe ich sie 2013 durch eine CD gezogen, so verdickt der Stamm
und die neuen Wurzeln entspringen auf einer Höhe.
Dabei kann man über Jahre die neuen Wurzeln formen und die Alten ernähren den Baum weiter.

Für die Stammdicke deiner Zelkove natürlich zu spät!

LG, Martin
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2017, die Wurzeln brauchen noch etwas!
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espanna
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von espanna »

Hallo Martin, Moin Rainer,

ich habe 2 Metallplatten ausgeschnitten, um den Stamm von einen Dreispitzer gelegt und ins Garten gepflanzt. Der Wurzelansatz verdickt und durch den Regen ist etwas Erde draufgespült worden, jetzt gibt es schon die ersten Wurzeln (die ich weg gemacht habe).
Mein Plan sieht so aus dass ich 2-3 Jahre den Ansatz "trocken" verdicken lasse und dann "nass" abmoose. Das sollte ganz gut auch bei eine Zelkove funktionieren.
Übrigens, ein sehr interessantes Projekt!
Gruß
László

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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von kressevadder »

Also das mit der CD ist natürlich ne klasse Variante der Plattentechnik *daumen_new*
Ich fordere einen BioGreenHealthGenderPoliticalCorrectness freien Tag pro Woche - Erholung muß sein!

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mydear
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von mydear »

Hallo Martin,
hallo László,

danke für eure Tipps, eine gute Alternative zum Standard-Abmoosen.
Da kommt mir eine Idee: die CD eignet sich ja auch gut zum Unterlegen um ein möglichst flaches Nebari beim Anziehen im Topf zu bekommen :idea:

Grüße
Rainer
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Hanno
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Hanno »

Würde eine untergelegte CD nicht zu einem zu "eckigem" Winkel (90 Grad) der Wurzeln führen?
Um das zu vermeiden, müsste man den Baum höher auf die Scheibe legen -
und dann bekommt man garantiert zu viele Wurzeln auf unterschiedlicher Höhe.

Irgendwo hab ich mal von Irgendjemandem :oops: gelesen, der eine Art Halbschale aus Gips hergestellt und die umgekehrt unter den Wurzelballen gesetzt hatte. Dann wachsen die neuen Wurzeln in einem besseren, natürlicheren Winkel daran herunter
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Heike_vG
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Heike_vG »

Das geht auch mit alten Untertassen oder Schüsselchen!
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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abardo
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von abardo »

Hi,

CDs sind nicht wirklich geeignet. Sind zu flexibel, halten Druck nicht wirklich Stand und ob die Beschichtung nicht eventuell giftig ist, müsste man auch erstmal raussuchen.

Ich rate zu alten Schleif- oder Flexscheiben oder Blättern von Kreissägen. Im Feld wird das dann eine automatische Abmoosung. Metallscheiben haben auch den Vorteil, dass die rosten und nach 5 Jahren einfach zu entfernen sind. Hab die zwar nie selbst angesetzt, aber schon bei ein paar Rohlingen entfernt und somit auch ein paar Bäume, die die typischen Abdrücke haben.

Lindenballen von unten mit Flexscheibenabdruck
Lindenballen von unten mit Flexscheibenabdruck
Wers kann, kann solche Scheiben ja auch in zwei Hälften trennen und nachträglich anbringen und wieder zusammenschweissen.
Grüße, Frank
___________
Ich will nur noch hupen !
Michael 86
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Michael 86 »

Hallo Rainer

Ich lasse mich mal von deiner Besen-Idee inspirieren und werde es an einer meiner Ficus-Jungpflanze versuchen. Dazu dann bei Gelegenheit ein eigener Thread. Dazu würde mich deine Meinung interessieren.
Grüße Michael :)
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mydear
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von mydear »

Danke allen für die Beiträge und die rege Diskussion.
Ich bin froh um alle Anregungen, das regt Kreativität und Experimentierfreude an (obwohl ich ja keine weiteren Jungpflanzen mehr .... *nee* )

@Michael:
Ficus Retusa ja, Benjamin nein - ist meine persönliche Meinung. Von Mai bis September draußen und ordentlich mästen

Grüße
Rainer
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mydear
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von mydear »

Hier die Ulme ohne Blätter. Mit dem ganzen Drahtverhau kann man leider nicht viel erkennen.
Ich werde in 2018 versuchen die horizontalen Äste herauszuschneiden, die Kappstelle soll dezenter werden statt einen überstehenden Wulst auszubilden. Vertikale Äste fördern dann das Verheilen ohne zu stark aufzutragen.

Da steckt noch viel, viel Arbeit drin.

Bild

Bild
03. Nov 2017
03. Nov 2017
2017-11-03 -2.jpg
2017-11-03 -3.jpg
Grüße
Raimner
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Stefan72
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Re: Entwicklung einer Besen-Ulme

Beitrag von Stefan72 »

mydear hat geschrieben: 03.11.2017, 20:43 Da steckt noch viel, viel Arbeit drin.
Hallo Rainer,
ich bin auch gespannt, wie es im Frühling dann weiter geht. Das könnte eine feine Langzeitstudie werden. Wird bestimmt interessant. *daumen_new*

...wenn nicht vorher der Blitz einschlägt; bei dem vielen Draht... *undwech*
Freundliche Grüße, Stefan

Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist in das Gelingen verliebt statt ins Scheitern.
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