Schäden durch zu langes/falsches Drahten

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bonsai_anfänger
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Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

Hey, meine Buche stellt mich seit kurzem wieder vor kleine Rätsel, die ich vermutlich jetzt gelöst habe. Dazu würde ich gerne euch befragen, ob meine Vermutung so zutrifft:

Ich habe wie gesagt eine kleine Buche, die ich zu Übungszwecken in diesem Frühjahr gedrahtet habe. Eins vorweg: ich habe bereits selbst feststellen können, dass in puncto Drahten noch viel Luft nach oben besteht :roll:. Da dies aber wie gesagt nur zu Übungszwecken ist, war es mehr zur Sammlung von Erfahrung gedacht.
Vor etwa einer Woche habe ich bei besagter Pflanze nun festgestellt, dass die Blätter sich komisch bräunlich verfärben. Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass ein leichter Schaden durch die Sonne der Grund ist. Mein Fehler dabei war, dass ich den Baum allerdings nur oberflächlich betrachtet habe und nicht gründlich. Also habe ich den Baum in den Schatten gestellt, damit er sich von der Sonne erholt.
Anfang dieser Woche habe ich nochmal nach dem Baum gesehen und die Verfärbungen nahmen zu. Also war meine nächste Vermutung, dass möglicherweise ein Pilz dahinter stecken könnte. Also habe ich mich im Internet schlau gemacht und nach vergleichbaren Verfärbungen gesucht. Unter Anderem auch auf der folgenden Seite: https://www.arbofux.de

Ich bin aber nicht fündig geworden, wo ich mir sicher gewesen wäre, dass das auf mein Bäumchen zutrifft. Also habe ich heute nochmals nach dem Baum geguckt und mit Erschrecken festgestellt (leider deutlich zu spät), dass der Draht bereits deutlich in die Rinde eingewachsen ist. Das ist selbstverständlich schade, aber da das Projekt wie gesagt als Übung gedacht war, ist dieser Umstand halb so schlimm. Zumal ich mir für den Baum vorgenommen habe, ihn über den untersten beiden Ästen abzuschneiden, die sich schön parallel gegenüber stehen. An dieser Stelle war der Baum nicht gedrahtet und wurde durch ihn auch nicht beschädigt.
Dennoch macht die Verfärbung der Blätter mit dieser Erkenntnis nun viel mehr Sinn. Meine Vermutung ist nämlich, dass der Baum durch den einschneidenden Draht so sehr beschädigt bzw. geschwächt wurde, dass es auf den kompletten Baum abgefärbt hat (auch unterhalb der gedrahteten Partien). Die verfärbten Blätter sind somit weder die Folge von zu starker Sonne, noch von einem Pilzbefall, sondern von Schäden durch den einschneidenden Draht.

Wie ist eure Einschätzung? Ist die Vermutung so zutreffend, also plausibel, oder sieht es für euch doch nach was anderem aus?

Die Anschlussfrage wäre jetzt, wie ich dem Baum helfen kann, damit er sich schnellstmöglich erholt. Die obere Partie ist ohne Frage hinüber. Das ist aber aufgrund meines bereits genannten Vorhabens sowieso nicht schlimm. Ich dachte mir jetzt, dass ich den Baum jetzt bis März in Ruhe lasse und dann an der markierten Stelle abschneide.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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espanna
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von espanna »

Lieber Georg,

Es ist noch eine junge Pflanze die du noch entwickeln möchtest. Durch Wachstum und die Zeit Werden sich die Dratspuren Egalisieren. Das wird in 5 Jahren keiner mehr sehen.
Schlimmer ist es bei Älteren Buchen.
Also;
-keine Panik und den Baum einfach weiterentwickeln. MMn. Ist dein eingezeichneter Schnitt unnötig.

Viel Spaß mit dem Bäumchen!
Gruß
László

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Alfred Krupp
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mydear
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von mydear »

Hallo Georg,

die braunen Flecken kommen auf keinen Fall vom Drahten bzw. Einschneiden des Drahtes.
Ich würde auch auf Sonnenschaden tippen, falls der Standort kürzlich von schattig auf vollsonnig gewechselt wurde.
Alternativ: so sehen Hinterlassenschaften von markierenden Katern aus. Abhilfe: einen Stab oder Gefäß 20 cm davor stellen. Dann wird der angepilkelt :roll:

Grüße
Rainer
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bonsai_anfänger
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

Ok danke. Ja, der Baum stand vor kurzem noch im Schatten. Als ich dann dieses Jahr wie im Vorjahr allerdings Wollläuse auf den Blättern entdeckt hatte, habe ich mich mal schlau gemacht und gelesen, dass zu wenig Sonne wohl ein günstiger Faktor für diese wäre. Daher der Wechsel in die Sonne. Scheint auch nicht richtig gewesen zu sein :lol: *schulter zuck*
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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Gary
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von Gary »

Hallo Georg,

so ein Übungsobjekt (Buche) kann doch recht lehrreich sein.

Okay, hinlänglich geklärt ist wohl, dass die Blattflecken nichts mit dem Draht zu tun haben und auch kein Pilzbefall sind. Hier handelt es sich um zellulare Blattschäden aufgrund intensiver Sonneneinstrahlung - ohne vorherige "Gewöhnung" des Baums an diese Einstrahlungsintensität. Die Flecken gehen auch nicht mehr weg.

Bezüglich der Drahtspuren vertrete ich eine leicht andere Meinung als László. Nach meiner Erfahrung werden sie sich zwar verwachsen aber weiterhin sichtbar bleiben, um Dich auch in 5 und 10 Jahren noch an dieses Missgeschick zu erinnern.
bonsai_anfänger hat geschrieben: 22.07.2020, 18:32 Zumal ich mir für den Baum vorgenommen habe, ihn über den untersten beiden Ästen abzuschneiden, die sich schön parallel gegenüber stehen.
Wenn abschneiden, um die Drahtspuren zu beseitigen, warum dann hier?
Parallel gegenüberstehende Äste sind allgemein kein wünschenswertes Feature und auch keine ideale Voraussetzung zum weiteren Stamm- oder Kronenaufbau. Warum nicht 3 cm höher abschneiden und die Schnittfläche schräg, nach hinten abfallend anlegen?

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Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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bonsai_anfänger
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

Hallo Gary,
so ein Übungsobjekt (Buche) kann doch recht lehrreich sein.
Recht hast du.
Wenn abschneiden, um die Drahtspuren zu beseitigen, warum dann hier?
Parallel gegenüberstehende Äste sind allgemein kein wünschenswertes Feature und auch keine ideale Voraussetzung zum weiteren Stamm- oder Kronenaufbau. Warum nicht 3 cm höher abschneiden und die Schnittfläche schräg, nach hinten abfallend anlegen?
Naja nicht ganz... Das Vorhaben, den Baumstamm an der rot markierten Stelle abzuschneiden, hatte ich bereits vorher gefasst. Allerdings wollte ich das nicht diesen Frühling, sondern erst im nächsten Frühling machen. Das Drahten habe ich erst danach beschlossen, da ich mir dachte, es wäre sowieso nicht schlimm, wenn ich es nicht ganz richtig hinkriege, da der Teil sowieso ab gemacht wird. Wirklich rein als Übungsobjekt.

Zu deiner Frage, weshalb an dieser Stelle der Schnitt sein soll: Ich habe jetzt auch überlegt, dass der Schnitt etwas höher gemacht werden könnte, also dort, wo du ihn eingezeichnet hast. Meine ursprüngliche Idee war, dass ich versuche, denn Stamm so sauber über den beiden Ästen abzuschneiden, dass die Schnittstelle mit der Zeit von den beiden Ästen überwallt wird. Diese möchte ich zudem so drahten, dass sie v-förmig nach oben wachsen und eine Gabelung des Stammes erreichen. Aus dem so entstehenden Gerüst wollte ich anschließend eine Besenform gestallte. Wie gesagt bin ich aber aktuell nicht ganz sicher, ob ich das mit "meiner" Schnittstelle machen sollte, oder mit "deiner". *konfus*
Dachte, mal solche Bäume gesehen zu haben, die so eine "parallele Stammführung" aufweisen, aber jetzt wo du es sagst...
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

Hey Gary, eben habe ich nochmal den Baum angeguckt und tendiere immer mehr dazu, doch den Schnitt so zu machen, wie du ihn eingezeichnet hast.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

Hallo. Wollte mal ein Update geben und nach eurer Meinung fragen.

Die Blätter werden immer brauner und fallen teilweise schon jetzt ab (im August). Dem Baum scheint es wirklich nicht gut zu gehen, oder was meint ihr? Ist das immernoch der Schaden von den Sonneneinstrahlungen? Er steht schon schattig. Was könnte noch unternommen werden?

Ich hatte vor, im nächsten Frühjahr wie gesagt den Baum an der von Gary eingezeichneten Stelle zu kappen. Zweifle jetzt aber, ob das sinnvoll wäre in dem Zustand der Buche. Was meint ihr?
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Georg *daumen_new*
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

Edit: Die Blätter fühlen sich absolut nicht vertrocknet an und sie bröseln auch nicht.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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achim73
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von achim73 »

ich würde die bodenfeuchtigkeit mal mit einem holzstab kontrollieren, sonst fällt mir da gerade auch nichts zu ein.
Gruss, Achim
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bonsai_anfänger
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

ok, vermutest du, dass ein Wurzelschaden besteht durch zu viel Wasser?
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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achim73
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von achim73 »

oder zuwenig. hast du das verwendete substrat gesiebt ?
Gruss, Achim
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Bon-Sai
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von Bon-Sai »

Die Blätter die von der ungewohnten Sonne geschädigt sind wirft der Baum ab . Im Normalfall treibt er ja wieder aus .
bonsai_anfänger
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von bonsai_anfänger »

oder zuwenig. hast du das verwendete substrat gesiebt ?
Ja ich siebe immer das Substrat so gründlich wie möglich und drainiere es. Staunässe würde ich persönlich ausschließen. Und ich fühle regelmäßig mit dem Finger ins Substrat um zu prüfen, wie trocken es ist. *ups*
Die Blätter die von der ungewohnten Sonne geschädigt sind wirft der Baum ab . Im Normalfall treibt er ja wieder aus .
Ok ja das macht Sinn. Den Neuaustrieb hab ich halt nur bisher nicht feststellen können, was mich etwas verunsichert hat. Und auch, dass die Blätter immer brauner werden obwohl der Baum bereits im Schatten steht (wenn man mit den Bildern von vor einem Monat vergleicht). Meinst du ich könnte den Baum im März dennoch an der von Gary eingezeichneten Stelle kappen, oder ist er dafür zu sehr geschwächt?
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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ania
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Re: Schäden durch zu langes/falsches Drahten

Beitrag von ania »

Ich würde mit der Kappung bis Juni warten, dann siehst du wie kräftig er austreibt (oder eben nicht). Bis dahin hat er auch nochmal ne Chance sich zu erholen.

Wenn er die Hälfte des Grüns verloren hat, lagert er bis Laubfall auch nur mehr halb so viel Reserven ein wie sonst. Entsprechend schwächer ist er im März.

Der ausgebliebene Neuaustrieb bestätigt ja auch nochmal eine allgemeine Schwächung. Wobei jetzt langsam die Jahreszeit für einen starken Neuaustrieb vorbei ist, es kann sein dass er stattdessen lieber schon Knospen fürs nächste Jahr macht.

Nächstes Jahr vielleicht schon ab Austrieb sonniger stellen? Wenn Sonne die Ursache war, lieber gleich dran gewöhnen statt später umstellen.
Zuletzt geändert von ania am 16.08.2020, 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
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