Rotbuche aus dem Gartencenter

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bonsai_anfänger
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Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von bonsai_anfänger »

An dieser Stelle möchte ich meine Rotbuche vorstellen, die ich aus dem Gartencenter gekauft habe. Gekauft habe ich den Baum im Frühling 2019 und erstmal wachsen gelassen. Im selben Sommer hat die Buche auch Bekanntschaft mit Blattläusen gemacht.
In 2020 habe ich dann mal einen zaghaften Drahtversuch an dem oberen Part vorgenommen. Von diesem Versuch hatte ich bereits in diesem Forum berichtet. Mir gings dabei mehr um die Erfahrung, weil ich zuvor beschlossen hatte, diesen Teil sowieso zu kappen. Also war das einfach als Übung angesehen. Dabei habe ich auch gelernt, dass die Buchenrinde sehr empfindlich ist und der Draht gerne in diese hineinwächst :oops: . Daraufhin haben sich viele Blätter dieser Buche stark verfärbt. Ich hatte einen Sonnenschaden im Verdacht.
Dieses Jahr habe ich die Buche also radikal gekappt und mehr als die Hälfte abgeschnitten. Ich habe auch ein wenig gedrahtet und aus meinen Fehlern im letzten Jahr gelernt. Dieses mal habe ich einen dickeren Draht genommen, den ich außerdem mit Bast umwickelt habe. So steht der Baum nun und treibt bereits aus. Ich habe hier eine Besenform im Sinn. Aktuell fällt mir auf, dass die neugewonnenen Zentimeter ziemlich schlaff herunterhängen. Ich versuche gerade den Grund herauszufinden. Es wird zwar gut gegossen, Staunässe aber vermieden. Gedüngt habe ich dieses Jahr noch nicht, da der Baum erst vor einer Woche mit dem Austrieb begonnen hat. Er steht halbschattig und wird aktuell an die Sonne gewöhnt. Das Substrat besteht aus Torf, Akadama, Bimskis 1:1:1.
Ich plane dieses Jahr keine größeren Aktionen mehr bis auf die Nacharbeit der Schnittstelle. Außerdem plane ich nächsten Frühling den Baum umzutopfen. Dann soll er erstmal weiter wachsen und an Dicke gewinnen.
Tipps und Ratschläge werden gerne entgegengenommen. :P
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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Steki
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von Steki »

Hallo!
Ich würde heuer gar nichts mehr an dem Baum machen. Auch nicht die Schnittstelle nachbearbeitet.
Den Draht kannst du dir auch sparen. Kein Umtopfen nächstes Jahr.
Einfach nur pflegen, und ein paar Jahre wachsen lassen.
*daumen_new* Stefan
bonsai_anfänger
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von bonsai_anfänger »

Hallo Stefan,
kannst du mir erläutern warum du so vorgehen würdest? Der Baum steht dann nämlich schon seit 3 Jahren in demselben Substrat.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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achim73
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von achim73 »

sagt doch nichts aus. umtopfen ist kein selbstzweck. solange der baum gut wächst und wasser aufnimmt, muss auch nicht umgetopft werden.
generell zum grundlegenen verständnis ist dieser thread sehr hilfreich:
viewtopic.php?f=8&t=49264
Gruss, Achim
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chinesische Weisheit
bonsai_anfänger
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von bonsai_anfänger »

Naja häufig liest man, dass Bonsai alle 3 Jahre (bei Jungpflanzen sogar 1-2 Jahre) mal aus dem Topf genommen werden sollten und frisches Substrat oder die Wurzeln bearbeitet werden. Ich bin aktuell am Überlegen, ob ich den Baum im Garten auspflanzen soll. Bei dieser Gelegenheit würde ich das Nebari korrigieren und einen Schnitt vornehmen.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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Gary
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von Gary »

Hallo Georg,
Du scheinst mir ein recht engagierter aber eben oft auch ratloser Anfänger zu sein. Das ist nichts Schlimmes, aller Anfang kann mühsam sein aber bei Dir scheint mir einiges quer zu laufen.
Deine Drahtübung und Beobachtungen letztes Jahr waren daher nicht verkehrt, man sollte sie nur noch richtig deuten.
  • 1. Ja, Buchen und Ahorn gehören zu den Laubbäumen die recht schnell Drahtnarben entwickeln können. (Dafür bleiben die dann wenigsten Jahrzehnte sichtbar. :shock: )
  • 2. Buchen können bei starker Intensität der Sonneneinstrahlung Blatt- und Rindenschäden bekommen. Das Blatt fällt spätestens im Winter ab, der Rindenschaden bleibt ein Leben lang. Doch keiner von Beiden hat etwas mit Drahtung zu tun.
  • 3. Gegen Drahtnarben hilft dickerer Draht bedingt, Umwicklung etwas mehr. Es gibt eine ganze Reihe von Einflussfaktoren und Zusammenhängen die daher Verallgemeinerungen verbieten. Die Verweildauer von Draht an Bonsai kann von wenigen Wochen bis etliche Jahre gehen, ohne Narben zu erzeugen. Letztlich hilft nur tägliches kontrollieren und rechtzeitiges handeln. "Der beste Zeitpunkt zum Entdrahten ist eine Woche bevor er einschneidet."
  • 3.a Bei Deiner aktuellen Drahtung kann ich, außer einer leichten Aufrichtung des Spitzentriebs, eigentlich keine Veränderungen der Aststellungen aufgrund des Drahts erkennen. Weshalb also die Drahtung?
  • 4. Schlaffer Austrieb
    Georg, wie hast Du es nur geschafft das Deine Buche bereits am 1. April austreibt? In Deutschlands freier Natur beginnen Buchen Ende April mit dem Austrieb.
    Frischer Austrieb hängt, je nach Baumsorte, oft etwas schlaff und zusammengefaltet herunter. Er "pumpt" sich die folgenden Tage dann regelrecht auf, streckt und stellt sich dabei. Auch frische Triebe zeigen dies hängende Verhalten. Soweit die Natur.
    Treiben Bäume durch künstliche Bedingungen verfrüht aus, fehlt es oft an der Lichtintensität. Dies fördert Geilwuchs, die Blätter hängen schlaff, der Trieb macht überlange, schwache Internodien und hängt dadurch noch stärker. Am Ende ist dies für die Bonsaigestaltung nicht zu gebrauchen, muss abgeschnitten werden und Kraftreserven des Baums sind sinnlos vertan. Bringt man solche Geiltriebe und Blätter ans Tageslicht verbrennen sie meist durch die ungewohnte UV-Strahlung. (siehe Dein rotblättriger Ahorn)
Das derzeitige Erscheinungsbild liegt also weder am Substrat noch Gießverhalten. Wie Du weiter vorgehst steht auf einem anderen Blatt und sollte auf das Ziel (Besenform ?) abgestellt werden.

Nachtrag:
Junge Pflanzen, in der Anzucht, sollte man öfters umpflanzen weil nur dabei der Wurzelansatz beeinflusst werden kann. Da ein schönes Nebari lang dauern kann ist es vorteilhaft früh damit anzufangen.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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Steki
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von Steki »

bonsai_anfänger hat geschrieben: 07.04.2021, 06:52 Hallo Stefan,
kannst du mir erläutern warum du so vorgehen würdest? Der Baum steht dann nämlich schon seit 3 Jahren in demselben Substrat.
Nur durch ungestörtes Wachstum wird der Baum richtig vital.
Wenn du kappst, umtopfst mit Wurzelschnitt, schneidest, wird der Baum schwach bleiben, bzw. immer schwächer werden. Darum würde ich ihm eine Pause gönnen.
Ich topfe nach der Devise : so oft wie nötig, so wenig wie möglich.
Und bei deinem Bäumchen sieht es noch nicht nach nötig aus.

Gary hat natürlich recht mit dem Nebari, aber nur bei kräftigen Bäumen mMn.
*daumen_new* Stefan
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von bonsai_anfänger »

Hallo Gary, hallo Stefan,

danke für die Antworten. Die Info wird aufgenommen und im Repertoire vermerkt :D . Ich bin auch einem Arbeitskreis beigetreten.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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Gary
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von Gary »

Steki hat geschrieben: 07.04.2021, 17:47 Nur durch ungestörtes Wachstum wird der Baum richtig vital.
Wenn du kappst, umtopfst mit Wurzelschnitt, schneidest, wird der Baum schwach bleiben, bzw. immer schwächer werden. Darum würde ich ihm eine Pause gönnen.
Ich topfe nach der Devise : so oft wie nötig, so wenig wie möglich.
Und bei deinem Bäumchen sieht es noch nicht nach nötig aus.
Georg, nur zur weiteren Verwirrung. :P
Ich stimme Stefan in allen genannten Punkten umfänglich zu.
Doch Bonsai ist wie das Leben, weder schwarz noch weiß, sondern ständiges abwägen und priorisieren.
Was Bonsai aber ganz bestimmt nicht ist: ein Wettlauf.
Grüße aus dem sonnigen Baden
Gary

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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von bonsai_anfänger »

*updated*
Diese Woche ist die Buche in nächtlichen Frost geraten. Habe die Buche draußen stehen gehabt und war morgens erschrocken, die Buche zu sehen wie sie mit schlappen Blättern dastand. Jetzt kann ich schon sagen, dass sie sich beginnt, wieder zu erholen. Der Frostschaden ist jedoch deutlich anzusehen. Als erste Notmaßnahme habe ich die oberste Schicht des Substrats entfernt, da ich wenige Tage zuvor organischen Festdünger aufgelegt hatte. Sie steht jetzt wind- und sonnengeschützt. Gibt es noch Maßnahmen, die bei Frostschaden erriffen werden sollten? Wie verhält sich das im Allgemeinen mit Frostschaden? Habe hier im Forum gelesen, dass Frostschaden die Lebensdauer von Bäumen verkürzt.
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Beste Grüße
Georg *daumen_new*
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nemsi
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von nemsi »

Hallo Georg,

Frost ist für den frischen Austrieb Gift. Ich würde jetzt mal gar nichts machen, außer dafür zu sorgen, dass die Buche keinen weiteren Frost abbekommt. Auch denke ich, dass Du Dir bei diesen Temperaturen organischen Dünger sparen kannst. Der "wirkt" erst ab Temperaturen um die 20 Grad aufwärts.
Liebe Grüße
Robert

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sauwoidman
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von sauwoidman »

Hallo!

Ich weiß nicht wo du zu Hause bist und wie das Klima bei euch ist, aber angesichts der Bilder (besonders jener von Anfang April) habe ich den Verdacht, dass dein Überwinterungsplatz zu warm bzw. zu sonnig ist. Dadurch ist die Buche, natürlich auch dem sehr frühen und fast schon sommerlich heißen Frühlingseinbruch im Februar/März geschuldet, schon so früh so weit ausgetrieben, was sie in weiterer Folge dann wesentlich gefährdeter für Nachtfröste macht.

Die gefrorenen Blätter und Blattpartien werden in ein paar Tagen schwarz und bröslig, dann kannst du sie abmachen (wenn du willst, oder dranlassen, ist dann eher ein optisches als ein gesundheitliches Problem), und solange der Baum noch einige nicht gefrorene Blätter hat wird er das ganze auch relativ gut überleben, vorausgesetzt er bekommt nicht noch einmal starken Frost ab. Das mit der verkürzten Lebensdauer halte ich für einen Mythos, genaueres weiß ich aber auch nicht ... und selbst wenn, ist die natürliche Lebenserwartung von Buchen denke ich lange genug, dass du und deine ersten paar Nachkommengenerationen es noch nicht merken werden, dass er heuer einmal Frost abbekommen hat :lol:

MfG Reinhold! :-D
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ania
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von ania »

Bei tropischen Bäumen verkürzt Frost die Lebensdauer drastisch.
Eine heimische Buche verkraftet das. Sie wird aber geschwächt, da sie den Austrieb ersetzen muss und möglicherweise auch an anderen Organen Schäden davongetragen hat. Eine gesunde kräftige Buche hat Reserven für mehrere Austriebe...
bonsai_anfänger
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von bonsai_anfänger »

Heute habe ich die Wundknete von der Schnittstelle aus dem März abgemacht. Ich wollte mit euch teilen, was ich da festgestellt habe. Wahrscheinlich ist sowas nichts neues für euch, aber ich habe mich ein wenig gewundert.
Den Stamm hatte ich im März mit einer Trennscheibe "abgesägt". Durch die Reibung ist die Schnittwunde ein wenig angekokelt. Beim Abmachen der Wundknete habe ich festgestellt, dass der Baum die Schnittstelle nicht durch Kallusbildung überwallt hat.
Ich weiß nicht recht, was ich mit dieser Information anfangen soll. Ist die Wunde durch die Hitze bereits verschlossen worden?
Ich überlege, ob dies einen Vorteil mit Blick auf die Gestaltung und dem "unschönen" Überwallen von Kallusbildungen hat. Was sagt ihr dazu?
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Georg *daumen_new*
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Re: Rotbuche aus dem Gartencenter

Beitrag von mydear »

Überwallen kann es doch nur wenn der Saftstrom entlang fließt. Nachdem oberhalb der Schnittstelle kein Laub ist wird der Stumpen zurücktrocknen. Nächstes Jahr bündig schneiden und Wundknete drauf. Dann bildet sich Wundkallus.

Grüße
Rainer
“Fais de ta vie un rêve, et d'un rêve, une réalité“ Antoine de Saint-Exupéry
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