Blattmutationen am Fächerahorn

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MaxdogX
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Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von MaxdogX »

Hallo zusammen,

Ich beobachte ein seltsames Phänomen an einem meiner Fächerahorne. Es handelt sich bei der Sorte um einen Butterfly, bzw. sind es zwei dich derzeit in einem Kübel Kultiviert werden damit Sie an der Basis zu einem Doppelstamm zusammenwachsen. Die Bäume stehen auf ihren eigenen Wurzeln, es handelt sich also nicht um Veredelte Pflanzen.

In den letzten 2 Jahren ist mir aufgefallen das an verschiedenen Stellen Zweige mit anderen Blättern gewachsen sind, mitten im Stamm. Darunter und darüber wachsen Sortenreine Butterfly Blätter. Die Blätter unterscheiden sich ganz deutlich in Farbe und Größe zu den Normalen Butterfly Blättern. Ähneln ein wenig den Blättern des Osakazuki, wobei die des Osakazuki noch kleiner ausfallen.

Ich habe die Zweige wachsen lassen um zu schauen wie die sich färben etc. aber ein wenig verwundert es mich schon.

Bisher war ich der Meinung das die unterschiedlichen Sorten des Fächerahorn durch Sämlingsmutationen entstanden sind.

Kann es sein das sich da tatsächlich eine neue Mutation gebildet hat oder ist der Butterfly so instabil, dass er einfach Zweige und Blätter einer Ur-Variante Produziert?

Freue mich auf eure Erfahrungen.

Gruß Eugen
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ania
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von ania »

Sehr spannend!

Gibt es ein Bild?

Bilden die anderen Zweige ein Muster, im Sinne dass sie z. B. alle in einer Linie übereinander am Stamm ansetzen, oder kommen sie zufällig irgendwo?

Wenn man bedenkt wieviele verschiedene Sorten es gerade beim Fächerahorn gibt, kann man schon vermuten dass relativ kleine Mutationen eine relativ große Auswirkung auf das Aussehen haben. Es muss nicht unbedingt auf die Ursprungssorte mutiert sein, könnte auch was "neues" sein.

Dass da Spritzer einer Chemikalie oder eines Hormons drauf gelandet sind, kannst du wahrscheinlich ausschließen?
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Petrus
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von Petrus »

MaxdogX hat geschrieben: 09.05.2021, 00:27...In den letzten 2 Jahren ist mir aufgefallen das an verschiedenen Stellen Zweige mit anderen Blättern gewachsen sind, mitten im Stamm. Darunter und darüber wachsen Sortenreine Butterfly Blätter...
Hallo,
das kenne ich von meinen Butterflys seit Jahren nicht anders.

Bild
Gruß,
Peter
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roro
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von roro »

Hallo zusammen, bei den Satsuki Azaleen gibt es bei zweifarbigen Mutationen ja ein ähnliches Phänomen. Dort ist es dann ja so, dass sich ab dem Hauptast dieses Merkmal in alle weiteren Seitenäste und die Feinverzweigung fortsetzt. weshalb empfohlen wird, solche Abweichungen nicht für den weiteren Verzweigungsaufbau zu verwenden. Offenbar ist die gewünschte Blütenfarbe nicht die dominante und es drückt die dominantere immer mal wieder durch. Sorry, hab das botanisch hier wohl nicht ganz korrekt wiedergegeben. Aber es gibt einen interessanten Artikel dazu - wenn ich nur wieder wüsste, wo der publiziert wurde.🤔?

Wenn ich ihn finde, ergänze ich gerne den Quellenverweis.

Grüsse roro
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roro
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von roro »

sorry doppelt :oops:
Zuletzt geändert von roro am 09.05.2021, 10:51, insgesamt 1-mal geändert.
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MaxdogX
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von MaxdogX »

Hallo zusammen,

@ Ania, ja finde ich auch :-). Die zweige entspringen willkürlich an unterschiedlichen Stammabschnitten hat also keinerlei "System". Chemikalien ja kann ich glaube ich ausschließen, außer Carreo oder Spruzit gegen Blattläuse... Der Butterfly ist warum auch immer jedes Jahr unkontrollierbar heftig befallen.

@ Peter, vielen Dank für das Bild. Genau so sieht es auch bei mir aus, auch die Blätter sind sehr sehr ähnlich und werden für einen Fächerahorn riesig. Wie ist denn deine Erfahrung, ändert sich das Laub irgendwann wieder auf Butterfly oder bekommt man das nur durch entfernen in den Griff?

Ich habe nämlich auch die Befürchtung, das aufgrund des starken Zuwachs und der Blattgröße diese Zweige zu den Dominanten werden und der Butterfly auf Dauer nicht Konkurrieren kann wie Roro es beschrieben hat.

Gruß Eugen
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Olaf_Gd
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von Olaf_Gd »

Solche Sachen sind gar nicht so selten. Ich habe z.B. eine Eichenblättrige Hainbuche im garten an der immer mal wieder
Zweige mit der normalen Blattform entstehen.

Gruß Olaf
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ania
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von ania »

roro hat geschrieben: 09.05.2021, 10:50 Aber es gibt einen interessanten Artikel dazu - wenn ich nur wieder wüsste, wo der publiziert wurde.?
Wenn du ihn findest, der würde mich sehr interessieren!
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bock
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von bock »

Moin!

Manche Merkmale sind nicht genetisch codiert sondern werden epigenetisch erzeugt - indem die Expression bestimmter Genloci durch Enzyme unterdrückt wird.
Durch äussere Einflüsse können diese Unterdrückungen wegfallen, wodurch ein Trieb scheinbar "zurückmendelt". Das ist zwar keine echte Mutation, pflanzt sich aber auf alle Abkömmlinge der ersten zur Wildform (phänotypisch) zurückgekehrten Zelle fort.
Das bedeutet, man wird diese "Wildtriebe" nur mit der Schere los.
Ich habe aktuell einen Feuerahorn mit drei Blättern pro Nodium an einem Trieb vom Vorjahr, das scheint eine echte somatische Mutation zu sein.
liebe Grüße Andreas
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ania
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von ania »

Mich fragt welche äußeren Einflüsse das sein könnten, die auf einzelne, chaotisch verstreute Knospen wirken, und auf andere nicht? Es müsste ja was Triviales sein, wenn es bei zwei verschiedenen Haltern den Effekt hat. Etwa nicht das Läusegift? Oder die baumeigene Läuseabwehr, die solche Enzyme ausschaltet?
sauwoidman
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von sauwoidman »

Als äußere Einflüsse, der mutagen wirken könnte, fielen mir jetzt spontan z.B. UV-Strahlung oder Toxine von Pilzen ein. Wenn diese in einer Knospe gewisse Zufallsmutationen hervorrufen, könnte somit der gesamte aus ihr erwachsene Trieb diese Mutation tragen. Und wenn für gewisse Ausprägungen, wie eben die bereits genannte Blattform bei Fächerahornen, nur kleine Veränderungen im Erbgut notwendig sind, kann es durchaus sein, dass dies dann an mehreren Stellen so geschieht.
Sind aber alles nur Mutmaßungen meinerseits! :lol:

MfG Reinhold! :-D



PS: Entschuldigt, ist vielleicht ein bisschen Off-topic, aber ich habe vor ein paar Wochen auch einen Bergahornsämling mit drei Keimblättern im Wald gefunden und habe mir gedacht, den nehm' ich mir mit, es wäre doch interessant was dabei herauskommt. Nun sieht es fast so aus, als würde er auch mit 3 Laubblättern pro Nodium weiterwachsen! :-D Manchmal echt faszinierend, was man so alles in der Natur entdeckt!
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bock
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von bock »

trivial trifft es.
Strahlung, Mikroben (inkl. Viren), Toxine, Verletzungen, Kälte, Hitze, ...
Die Ursache im Einzelfall zu finden dürfte schwierig sein.

@ Reinhold: in dem Fall kann die Ursache ähnlich sein (Störung des Embryos) oder tatsächlich eine Mutation in der Keimbahn...
liebe Grüße Andreas
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sauwoidman
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von sauwoidman »

Jetzt grabe ich hier diesen Thread nochmal aus *les*

https://de.wikipedia.org/wiki/Sport_(Biologie)
https://www.derkleinegarten.de/mehr-inf ... tanik.html
https://books.google.at/books?id=XixmvD ... on&f=false

Leider findet man über dieses spannende Thema nicht sehr viel im Internet ... ist aber anscheinend, besonders bei Rosen- und Obstsorten, gar keine Seltenheit!
Oder bei Eichen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6 ... reshausen)
Besonders gut ist dieser Satz:
Etwa um 1700 ließ Graf Johann Reinhard III. von Hanau einen einzelnen, seitwärts nach Norden strebenden Ast, der in die Normalform zurück mutiert war, durch seinen Oberförster mit einer Büchse abschießen.
Das lebensgroße Äquivalent zum pedantischen Bonsaischnippler :lol:

MfG Reinhold!
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Heike_vG
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Re: Blattmutationen am Fächerahorn

Beitrag von Heike_vG »

Der 'Butterfly' fällt auch bei mir öfter wieder in die A.p. Grundform zurück und schiebt an einigen Stellen Triebe mit normalen Fächerahornblättern. Die sollte man immer so früh wie möglich entfernen, weil sie stärker sind als das Sortenlaub und den Baum aus dem Gleichgewicht bringen, wenn man sie wachsen lässt.
Bei meinem Exemplar ist mir letztes Jahr ärgerlicher Weise ein Ast abgebrochen, als ich den Nachbarbaum umdrehte und mit dessen Ästen gegen die Krone des Butterfly stieß. In der Nähe der Bruchstelle bildete sich eine Knospe, über die ich mich zunächst freute, aber es entstand ein Trieb mit normalem grünem Fächerahornlaub, den ich nicht gebrauchen konnte. Ich ließ ihn eine Weile wachsen und erst als er einige Kraft entwickelt hatte, habe ich den Stumpf mitsamt dem unbrauchbaren Trieb ein Stück kürzer geschnitten. Die nächste Knospe, die erschien, war zum Glück wieder eine mit dem panaschierten Butterfly-Laub.

LG, Heike
Ein halber Schritt in die richtige Richtung ist oftmals ein Reinfall...

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