Zur Erinnerung an Reiner Vollmari

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Sigrid
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Re: Zur Erinnerung an Reiner Vollmari

Beitrag von Sigrid »

Kyrilla hat geschrieben: 17.03.2022, 11:29 Es ging um das Andenken von Reiner Vollmari.
Genau darum.
Nicht mehr und nicht weniger.
Das wurde vermischt mit einer Meinung-Deiner Meinung zu einem Thema ,das zweifellos anders gesehen werden kann.
Du hast Dich geäußert,andere haben auch ihre Meinung gesagt.
Und jetzt wehrt sich jeder mit seinen Mitteln.
Genau das ist passiert.
Und jetzt sind wir dabei uns festzubeißen.
Zum anderen Thema. Nicht zu Reiner Vollmari.
Das ist schade.
Ich hätte mich gefreut einige seiner Kunstwerke zu sehen-wenn die Bilder noch vorhanden sind.
Das andere Thema lassen wir lieber!
Kyrilla, du hast es nicht verstanden. Es geht hier überhaupt nicht um unterschiedliche Meinungen. Und es geht auch nicht darum, Reiner für eine bestimmte Ansicht zu dem Thema zu instrumentalisieren. Dass aber diese Frage gerade im Zusammenhang mit Reiners Tod aufkam, hat nunmal mit seinem Schicksal unmittelbar zu tun.

Dazu ein kurzer Hinweis auf die Rechtslage: In Deutschland gilt die Entscheidungslösung. Organe und Gewebe dürfen nur entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten zugestimmt hat, oder wenn Angehörige einer verstorbenen Person ihre Zustimmung erklären. In vielen anderen europäischen Ländern gilt dagegen die Widerspruchslösung. Dann sind Organ- und Gewebeentnahmen auch ohne Zustimmung möglich, sofern nicht die verstorbene Person zu Lebzeiten ausdrücklich widerspruchen hat; teilweise haben auch Angehörige nach dem Ableben ein Widerspruchsrecht.
Wenn sich die Angehörigen (vor allem im Falle eines plötzlichen Todes) auch noch mit solchen Fragen konfrontiert sehen, sind sie naturgemäß oft überfordert und geschockt. Und außerdem drängt die Zeit. Es ist dann außerordentlich hilfreich, wenn eine klare Entscheidung der verstorbenen Person – dafür oder dagegen – vorliegt.
Darum geht es eben: sich bewusst über diese Fragen zu informieren und sich persönlich zu entscheiden – dafür oder dagegen.
think pink
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Andreas Ludwig
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Re: Zur Erinnerung an Reiner Vollmari

Beitrag von Andreas Ludwig »

Ich möchte etwas ergänzen, weil mir dieses Meinungs-Gedöhns so langsam auf den Sack geht.

Ich lebe und ich bin bemüht, ganz bewusst zu leben, denn soweit derzeit bekannt, ist dieses eine Leben das einzige, das wir haben. In dieses Leben hat es mir mal den Reiner gespült und ich war froh darüber, er war ein Kleinod, eine Bereicherung. Er hatte ein Schicksal, an dem ich nichts ändern konnte, leider. Ich bin 55, er wurde 57, das alleine ist Anlass für Gedanken.

Die trage ich mit mir, etwa wenn ich eine junge Frau begleite, die es nicht immer leicht hatte. Ihr Mann ist mir ein guter Freund geworden, er hat mir abgenommen, für sie zu sorgen und tut das, wie es sich gehört. Er hat meinen ganzen Respekt. Er ist zehn Jahre jünger und hat ein Problem – das von Reiner. Seine Nieren versagen. Nächste Woche wird geprüft, ob ich als «Lebendspender» in Frage komme. Würde ich tun, denn ein Vater von vier minderjährigen Kindern ist ganz bestimmt wertvoller als ich – abgesehen davon kann man ganz gut mit einer Niere leben und mit allfällig problematischen «Schwingungen» oder «Erinnerungen» meiner im übrigen tadellosen Niere würde dieser Mann klarkommen, so wie ich ihn kenne. Ob das was wird, wird man sehen – ganz unproblematisch sind solche Spenden nicht. Will ich ihm helfen, muss alles stimmen. Aber ich würde es tun, denn man kann nunmal kein halbes Leben retten.

So sieht es gelegentlich aus im Alltag. Da geht es nicht um wohlfeile Meinungen, sondern um tragfähige Entscheide. Ich bin nichts als das Kind von Kindern, das ein Kind hat, das Kinder hat – und jede oder jeder in deren Umfeld könnte genau so gut mein Kind sein. Nur das habe ich gemeint. Ich bin einer dieser vielgeschmähten älteren weissen Männer. Mir ist das sehr bewusst. Weshalb ich angelegentlich entscheide, wie es mir richtig scheint. Ich kann mir das leisten. Im übrigen entscheide jede und jeder selbst.
It is not enough to be busy. So are the ants. The question is: What are we busy about?
(Thoreau)
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Kyrilla
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Re: Zur Erinnerung an Reiner Vollmari

Beitrag von Kyrilla »

Nun ich war bei einer.." Organentnahme" bei einem Sterbenden dabei .Anästhesieschwester.
Nie, nie, nie wieder.
Ich war dabei, als bei jungen Leuten die gespendeten Organe versagten-und der Umgang der Kliniken mit ihren.
Nie, nie, nie wieder.
Der Idealismus ist gefallen.
Und mein Organspendeausweis auch.
In dem Sinne..nutzt die gegebene Zeit zu dem was Ihr wollt!
Stil ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen.
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Andreas Ludwig
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Re: Zur Erinnerung an Reiner Vollmari

Beitrag von Andreas Ludwig »

Echter Idealismus bedeutet, auch mal die Scheisse wegzuwischen.
Sonst ist man womöglich in gewissem Sinne wohlstandsverwahrlost.

Sei so gut, inskünftig meine Themen zu meiden, ich ertrage dich nicht.

Und den andern: Leben retten, erhalten und weiter denken ist immer ein Scheissgeschäft. Wer das tut, hat meinen tiefen Respekt. Ich selbst war nur peripher damit befasst in meinem Leben und bin froh darum. Man kann sich aber in diesem Geschäft auch verlieren, nur noch das Schlechte sehen, die Ungenauigkeiten, die Fehler. Ich kenne nun schlicht niemanden, der keine Fehler macht – aber auch nur wenige, bei denen es schwerwiegende Folgen hätte. Das wird sich allemal über «Garantiearbeit» und «Haftpflicht» regeln lassen.

Anders bei Transplantationsfragen. Da müssen viele Gedanken hintenanstehen, weil die Zeit drängt, weil hier erwähnte Organe schon nach einer Stunde mäkeln. Betrachtet man den Hintergrund, staunt man durchaus – viel Blaulicht, viel Tempo, viel Team. Die Tranplantationschirurgie, wie sie mir bekannt ist, ist ein hektisches, unter starkem Druck stehendes, aber beeindruckendes Métier. Man kann sich nun von einem Bericht aus der Froschperspektive (Ich war dabei!) ablenken lassen oder den Gedanken an sich weitertragen und -pflegen. Freier Entscheid.

Ich weiss ganz genau, warum ich im Zweifel an die äusserste Grenze gehe bei solchen Fragen. Ich möchte nicht, dass mir dieser grässliche alte Kerl, der mich jeden Morgen im Spiegel anschaut, auch noch die Frage stellt, wieso ich nichts unternommen habe.
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