Moosen wir uns mal einen ab!

Erfahrungsaustauscht und Dokumentation von Sämerein und Stecklingsanzucht von Gehölzen auf dem Weg zur Bonsai tauglichen Rohpflanze.
Derhobbist
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Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Derhobbist »

Auch wenn ich mit 26 Jahren noch viel Zeit habe, möchte ich doch auch mal einen schnelleren Erfolg haben.

Auserkoren wurde ein Hartriegel.

An sich recht anspruchslos, schnell, wenn nicht sogar rasant wachsend.

Das ganze läuft nun seit 5 Wochen.

Wie ich vorgegangen bin:
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Der soll es werden, weil mir die Stammbiegung gefällt.
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Daumendickes Stämmchen, also nicht zu dick und nicht zu dünn.
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Rinde entfernen.
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Moos aus dem Rasen gekämmt.
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Becher vorbereitet.
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Befüllen.
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Deckel drauf.

Es hat sich bis jetzt schon tüchtig Kallus gebildet, aber noch keine Wurzeln.

Übrigens hält das Moos trotz der Löcher im Becher lange feucht.

Ich gieße da einmal die Woche Wasser rein.

Da schimmelt übrigens nichts, weil das Moos lebt ja noch.

Das Bäumchen ist auch so heftig ausgetrieben, da musste ich die Tage mal wieder Äste
abnehmen, damit der Schock beim späteren Rückschnitt nicht so groß ist.

Ich hoffe mal, das wird was.
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ania
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von ania »

Hartriegel hat bei mir als Steckling relativ gut bewurzelt, da sollte auch die Abmoosung gut laufen. Viel Erfolg!

Warum du während des Abmoosens Äste schneidest ist mir allerdings nicht ganz klar, je mehr Blätter er oberhalb der Abmoosung hat, desto mehr Ressourcen kann er in die Bewurzelung des Joghurtbechers stecken. Jetzt Grün wegzunehmen erscheint mir kontraproduktiv. Wenn, dann eher beim Abtrennen.

Wie ist dein Plan mit dem Baum? Schwebt dir schon eine Gestaltung vor?
Das Stammstück ist ja relativ gerade, eine Besengestaltung?
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mydear
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von mydear »

Ich moose immer an Astgabelungen ab, da ist das Nebari leicht verbreitert. Dazu die Äste gleich bündig abschneiden. Sie können ohnehin nicht für die weitere Gestaltung verwendet werden. Läßt man sie als Opferäste stehen gibt es später unschöne Kallus-Verdickungen.

Grüße
Rainer
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Derhobbist
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Derhobbist »

Danke für die Glückwünsche!

Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht genau, wo es hingehen soll.

Ich habe mir auch nicht so Gedanken zu Nebari gemacht, wie mydear.

Mir ging es bloß mal ums Ausprobieren.

Aber was ich meinte ist diese Passage:
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Das ist ja die Wachstumsrichtung des Hauptstamms.

Ich hatte gedacht, man nimmt unten die zwei dünnen Pinne weg, lässt den einen nach rechts
dran, den Links weg, dann mal schauen, was man mit dem oberen so machen kann.

Ich habe da keine wirklich klassische Gestaltung im Sinn.

Für mich ist das bloß mal ein Versuchsobjekt.

Wie es werden wird, weiß ich noch nicht.

Ich habe ihn auch nicht radikal gekürzt, sondern habe bloß etwas die Spitzen gekappt, da er
sonst mit allem umstehenden Verwächst und verwurschtelt.

Also von den ganz langen Ruten hab ich so 1/4 bis 1/3 weg gemacht.

Der hat immer noch ziemlich viel Blattmasse dran, keine Sorge.

Ach so, braucht man bei denen eigentlich Baumwachs oder lässt man die Stellen offen?

Habe von Neudorff Lauril Wachs da.
Heiner B.
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Heiner B. »

Hallo,

welche Stelle meinst du mit offenlassen? Dort wo du die Rinde entfernt hast? Ja, die bleibt offen und der Stumpf wird nachher beim Abtrennen oder nach dem ersten Umtopfen im nächsten bzw. übernächsten Jahr von unten bis zu den neuen Wurzeln entfernt, aber so, das an den neuen Wurzeln nichts passiert und du diese flach und radial ausbreiten kannst.

Ich habe am 27.04.2022 eine Flatterulme abgemoost und jetzt, gerademal 4 Wochen später, sind an der Außenseite des von mir verwendeten transparenten Bechers rundum dichte Wurzeln zu sehen. Bei größeren Abmoosungen bzw. dickeren Stämmen nehme ich auch gerne diese Becher, wie du sie benutzt hast, aber in transparent, damit man neue Wurzeln eher sieht.

Ich schneide diese auch ähnlich wie du auf. Dann braucht man den Deckel nur ein wenig verdreht aufzudrücken und unten mit ein wenig Klebeband den Topf zu sichern und man hat einen recht stabilen Abmoostopf. Ich mache aber noch, gerade bei so großen Bechern (1L, z.B. Kartoffelsalatbecher), unten und oben zusätzliche Löcher zum Gießen bzw. Ablaufenlassen von Wasser mit rein, damit sich da nichts staut.
Liebe Grüße
Heiner
Derhobbist
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Derhobbist »

Heiner B. hat geschrieben: 27.05.2022, 17:46
Ich habe am 27.04.2022 eine Flatterulme abgemoost und jetzt, gerademal 4 Wochen später, sind an der Außenseite des von mir verwendeten transparenten Bechers rundum dichte Wurzeln zu sehen.
Das ist ja mal schnell!

Hast du da Wurzelpulver oä. dran getan?

Ich habe da jetzt nix benutzt, sondern einfach so, wie gezeigt.

Wie lange dauert Abmoosen denn sonst so?

Also das man weiß, wie lange es längstens dauert.

Mit Baumwachs meinte ich die späteren Schnittstellen obenrum.
Da werden ja recht dicke Äste weichen müssen.
Heiner B.
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Heiner B. »

Hallo Stefan,

ja, ich habe Bewurzelungspulver aufgebracht. Ich habe das vorher mit ein wenig Wasser angerührt und dann aufgetragen. Trockenes Pulver haftet ja nicht so gut wie angefeuchtetes. Man kann natürlich auch das Gel nehmen :-D .

Hier ist ein Bild der Pflanze von heute mit der Seite, die eher dem Licht zugewendet ist: Bild.

Man sieht deutlich die Wurzeln :-D und auch, das ich recht da schnell was machen muss und die Pflanze zügig abtrenne :shock: . Die andere Seite ist nicht ganz so durchwurzelt.

Auch wenn einige hier im Forum Sphagnummoos nicht mehr so gerne nehmen, so komme ich damit doch recht gut klar und habe gute Ergebnisse damit erzielt.
Liebe Grüße
Heiner
Derhobbist
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Derhobbist »

Wie lange würdest du sagen dauert es denn so ohne das Pulver?

Hab ja noch keine Erfahrung mit sowas.
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espanna
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von espanna »

Hallo derhobbyist,

Eine Abmoosung dauert so lange bis sich ausreichend Wurzeln gebildet haben um den oberen Teil zu versorgen, oder bis die Pflanze sirbt. Ist zwar sehr allgemein, aber wahr.
Abmoosungen sind abhängig von;
-der Art,
-dem Alter,
-verwendetes Substrat,
-Temperatur,
-Jahreszeit und und und….

Ich habe einen veredelten Feldahorn, den ich seit2-3 (?) Jahren abmoose und es tut sich erst jetzt was. Andere Bäume gingen dann in wenigen Monaten.
Für das nächste Mal würde ich dir empfehlen eine besser geeignete Stelle (interessante Kurven, tolle Äste…) zum abmoosen zu suchen.
Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg und noch mehr Geduld!

@Heiner;
Ich würde den Baum noch 2-3 Monate dran lassen, was hast du zu verlieren?
Gruß
László

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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Heiner B. »

Hallo Lázló,

zügig heisst bei mir in der näheren Zukunft, nicht morgen oder nächste Woche :-D . Ich bin eher ziemlich gemächlich was manche Sachen angeht :) . Das Problem, das ich bei meiner Feldulme sehe, ist, dass der Becher nur 5-6 cm Durchmesser an der Stelle hat und die Wurzeln schon unten am Boden angekommen sind. Ich weiss, dass die Wurzeln recht empfindlich sind und muss daher abwägen was "schlimmer" ist. Jetzt abtrennen und vorsichtig radial auffächern oder noch ein wenig warten, dann das gleiche tun, aber die Wurzeln mit mehr Stress zu entwirren? Was würden die Anderen aus dem Forum sagen, wer hat eine Idee dazu?

Da die Ulme nicht besonders dick an der Abmoosungsstelle ist, werde ich den entrindeten Teil auf jeden Fall erstmal dranlassen und von unten ein in den Topf eingepasstes Brettchen anschrauben und nächstes oder übernächstes Jahr erst den Stumpf entfernen.

Und falls sich jemand wundert, warum ich die Ulme überhaupt abgemoost habe (die ist ja noch recht jung und auch noch nichts "besonderes"). Als ich die bekam sah es aus, als ob ich eine schöne Besenform entwickeln könnte. Das Umtopfen hat das dann jedoch zunichte gemacht, da der Wurzelansatz so schräg, aber mit einem damals recht guten Nebari, ist, dass dieses Vorhaben zunichte gemacht wurde :) . Außerdem sind unterhalb der Abmoosungsstelle zwei Äste gewachsen, die von der Wuchsrichtung sehr gut zum jetzigen Nebari passen, für mich ist also alles gut :-D .


Hallo Derhobbist,

Abmoosungen sind, wie Lázló schon schrieb, immer abhängig von der Art und den Umständen des abzumoosenden Baumes. Das kann von 2-3 (!) Wochen oder bis mehrere Jahre dauern. Der Schnitt bei Laubbäumen dürfte aber so bei 4-12 Wochen liegen.
Liebe Grüße
Heiner
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von espanna »

Die Wurzeln sind biegsam und werden es noch in ein paar Monaten bleiben.
Ich würde dir empfehlen den Baum öfter (1 x pro Woche) zu drehen und den Becher mit was dunklem abzudecken. Wenn du mehr Platz für die neuen Wurzeln haben möchtest, schneide den Becher ab und bastel was neues. Kann auch „nur“ ein Beutel sein, funktioniert (fast) alles.
Ich drücke dir / euch die Daumen!
Gruß
László

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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Heiner B. »

Hallo László,

auf der anderen Seite sind zwar ein paar weniger, aber immer noch etliche Wurzeln zu sehen. Wenn ich den Becher entferne und einen größeren nehme, kann ich dann nicht gleich abtrennen und auf einem Brettchen im neuen Topf fixieren? (Ist jetzt eben nur das, was mir gerade durch den Kopf ging. Der Stress für die Wurzeln ist dann ja fast der gleiche, oder nicht?)
Liebe Grüße
Heiner
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espanna
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von espanna »

Nein, denn wenn du trennst sollen die Neuen Wurzeln den Baum versorgen.

Warum funktioniert eine Abmoosung?
-Die Wurzeln versorgen den (oberirdischen) Baum,
-Doch der (oberirdische) Teil kann die die Wurzeln nicht „ernähren“ . Wir zwingen quasi die Bäume Wurzeln zu machen sonst verhungern diese.

Es sollte ein Gleichgewicht zwischen Wurzeln und Blattmasse bestehen, so dass die sich gegenseitig gut versorgen können.

Hab Geduld….
Gruß
László

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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Heiner B. »

Hallo László,

Geduld ist manchmal das einzige, das ich noch habe. Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen :lol: .
Liebe Grüße
Heiner
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Re: Moosen wir uns mal einen ab!

Beitrag von Heiner B. »

Hallo zusammen,

ich habe übrigens meine Flatterulme abgeschnitten. Es waren rundherum soviele Wurzeln am Stamm, dass ich die Ulme ohne Probleme schon Mitte Mai hätte abschneiden können. Jetzt muss die Ulme sich erstmal an die neue Erde gewöhnen und über den Sommer kräftiger werden. Ich hoffe, dass dies klappt :-D . Der untere Teil sieht auch gut aus, auch wenn der im Moment ja erstmal nur 2 kleine Äste hat. Das wird schon.

Dehobbist,

ich hoffe, dass bei dir auch alles wie gewünscht klappen wird.
Liebe Grüße
Heiner
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