Meine Steine

[masterdog]

Hallo, ich schaue mir immer gerne die Suiseki hier an.
Im Urlaub und auf Wanderungen schaue ich auch immer nach schönen Steinen.
Dieses Jahr habe ich einen Stein in Österreich gefunden der Potential zum Suiseki haben könnte.
Deshalb meine Frage an die Speziallisten hier , wie schätzt ihr den Stein ein.
Er lag in einem Graben am Hang , freigespült durch abfliessendes Regenwasser.
Ich habe noch nichts an ihm gemacht. Was würdet ihr mir Empfehlen ?
Danke
Michael

[Hippo]

Salü Michael,

Lass mich raten; kommt der aus dem Grossraum südliches Silvrettagebiet? (Rätikon) Wäre typisch für die Gegend. Gibt's aber auch anderswo.

Solche Steine reinige ich erst mit dem Hochdruckreiniger und dann mit der Runddrahtbürste in der Bohrmaschine.
Ich nehme erst die feinere Drahtbürste und wenn der Verwitterungslehm zu hartnäckig ist, nehme ich eine mit härteren Borsten.
Achte darauf, dass Du den Stein nicht erodierst oder polierst mit der Drahtbürste. Wirklich nur den Lehm entfernen.
Anschliessend mit feiner Hand-Messingbürste "polieren" und zwischendurch mit Waschpulver und Nagelbürste waschen. Keine Handseife verwenden weil das fettet den Stein.
Ist der Stein dann wirklich sauber, kann man ihn beginnen zu bereiben. Nimm dazu hartes Schuhsohlenleder oder auch Bambus oder sei kreativ. Aber keine Öle, Wachse oder Fette! Das würde den Stein wohl farbintensiver machen aber würde ihn auch entwerten.
Wenn er fertig gereinigt ist, stelle ihn doch bitte nochmals hier ein, dann kann man über Qualität und Assoziation fachsimpeln .
Viel Spass.

Gruss George

[masterdog]

Hallo Georg , vielen Dank für deine Tipps.
Den Stein habe ich in der Gegend um Bregenz gefunden, mehr Zufällig beim Wandern.War selbst überrascht , weil ich nicht davon ausgegangen bin, das dort eine passende Gesteinsschicht ist . Roh sieht er ja so aus wie ein richtiger Suiseki vor der Bearbeitung
Aber mal abwarten was nach der Bearbeitung herauskommt. Kann aber Herbst werden weil ich jetzt noch anderes zu tun habe.
Ich habe noch Hemmungen da mit der Drahtbürste ranzugehen, will ja nicht zu viel runterholen.
Habe mir im Internet schon ein paar Filme dazu angesehen, aber selbermachen ist doch was anderes.
Werde auf jeden Fall weiter berichten.
viele Grüsse
Michael

[Hippo]

Salü Michael,

Es gibt ein kalkiges Schieferband oder eher ein langes geologisches Fenster was von den Seealpen über die Berner und Glarner Alpen, übers Rätikon in den Bregenzer Wald runterreicht und weiter übers Allgäu und Tirol bis in den Wienerwald immer wieder durch die Oberfläche guckt.
Diese Gesteinsschicht war einst Sediment der seichten Thetys und wurde mit älteren Gestein überschoben. Das bewirkte eine Versenkung und eine Metamorphose bei hohem Druck und hohen Temperaturen. Durch den nördlich weisenden seitlichem Druck der Afrikanischen tektonischen Platte wurde das Gestein vielerorts wieder aus der Versenkung herausgehoben und durch die Erosion freigelegt.

Noch ein kleiner Klugschiss zur Terminologie; wir reden nicht von Bearbeitung weil das würde die Steine deklassieren. Wir reden von Reinigung, Bereibung, Alterung, Polieren und allenfalls Patinierung. Das legt nahe, dass der Stein unbearbeitet bleibt.

Einer der vielen italienischen Beiträge: https://www.artedelsuiseki.it/pulizia-e ... TbfwgFtn5s
Allerdings würde ich das Beschmieren mit Nivea o.ä. mit Vorsicht geniessen weil das m.E. den Stein verunstalten kann und bei einer allfälligen Bewertung an einer Ausstellung deutliche Abzüge für "behandelt-manipuliert" gibt.

Dann bleibe ich mal gespannt wie der Stein gereinigt aussieht.

Gruss George

[masterdog]

Danke dir für die Hinweise
LG
Michael

[masterdog]

Hallo, habe den Stein jetzt mal grob vorgereinigt.
Jetzt meine Frage an die Experten hier: Könnte ich das Plateau noch weiter bürsten, oder bleibt es so " Platt " weil bei den meisten Steinen die ich so kenne ,sind ja die Spitzen eher abgerundet.
Was mich auch etwas wundert ist diese dunkle Farbe des Plateaus , ich habe den Schleifstaub nur mit Wasser abgewaschen, aber scheinbar trocknet die Spitze schlechter.
Deswegen habe ich ja die Vermutung das das nicht alles fester Stein ist .
Was meint Ihr dazu ?
viele Grüsse und ein glückliches Neues Jahr

[masterdog]

Hier noch die Bilder

[Hippo]

Salü Michael,

Danke fürs Zeigen des Steins.

Diese zähe Schicht ist eine Sedimentation von einem Trübestrom unter Wasser. Sie besteht aus sehr feiner, schwerer und gesinterter Körnung und ist auf der Mohsschen Skala ganz weit oben ca. bei 9. Ich nenne sie deshalb Korundschicht.
Das macht auch jede rotierende Drahtbürste kaputt und ist recht schwer zu erodieren. Wenn man aber ganz fest will und ev. ein Diamantblatt für den Winkelschleifer hat, geht noch was.

Wenn man solche Steine findet und sie in die Kollektion aufnimmt, bildet diese Schicht in der Regel die Standfläche des Suiseki.

Bei deinem Stein ist da noch ein feiner Spalt zwischen dem Kalkstein und dem Korund, wo noch der weiche Verwitterungslehm drin ist. Das gilt es noch herauszukratzen und dann zu beurteilen, ob und wieviel man von dieser Korundschicht behält. Manche Sammler gehen da mit Werkzeug dahinter und sprengen oder schleifen das Zeug so gut wie möglich ab, vor Allem wenn die Fläche uneben ist. Wenn der Stein dann im Suiban oder im Dai steht, sieht man eh nichts davon.
Ich habe etliche Steine mit diesem Makel und bei Einigen habe ich den Korundsockel einfach stehen lassen und mental in die "Gestaltung" integriert. viewtopic.php?t=52878
viewtopic.php?t=49680
viewtopic.php?t=49540
viewtopic.php?t=51404

Ich meinte, die Erosionsgebilde deines Steins, sind interessant genug um die Korundschicht zu begradigen und schön als Standfläche zu benützen. Das gilt dann wohl als "Bearbeitet" aber dient einem höheren "Wert" des Suiseki. Du hast dann auch einen wunderbaren Tunnel, der eine wahnsinns Tiefenwirkung hat. Dafür musst Du allerdings noch mit feinem Werkzeug dran.

Gruss George

[masterdog]

Danke dir Georg für deine Erklärungen.
Da ich noch nie einen Stein abgeschliffen habe , habe ich Bedenken das ich zu viel abschleife und deutliche Spuren hinterlasse.
Ich habe beim Säubern schon drei kleine Dremel Bursten ruiniert. Meinst du ich soll es mal riskieren und es mit grösseren Drahtbürsten probieren ?
LG

[masterdog]

Nochmal ich, sorry du hast ja geschrieben das ich es eher mit einer Flex und einem Diamantblatt probieren soll.
Vielleicht werde ich mich da nochmal vorsichtig rantasten.
Werde das Ergebnis wieder hier zeigen

[Hippo]

Meinst du ich soll es mal riskieren und es mit grösseren Drahtbürsten probieren ?

Unbedingt! Die Dremelbürsten sind zu fein für das Gestein.
Ich benütze Rundbürsten für die Bohrmaschine und eine Halterung für die Maschine und bewege den Stein an die Bürste.
Andere benutzen Standbohrmaschinen mit den Bürsten. Geht auch!
Aber immer schön vorsichtig.

Beim Korundsockel musst Du nicht alles entfernen, nur auf eine ebene Fläche anpassen.

Gruss George

[masterdog]

Danke dir , wenn da schöne Spitzen drunter sind wäre mir das natürlich am liebsten..
Den mir würde es am besten gefallen wenn da , wo jetzt diese Korund Schicht ist , der " Berggipfel "wäre .

[Hippo]

Nenee, da ist nix Interessantes darunter!!!

Ergo, nur begradigen, nicht den ganzen Korund-Sockel wegfräsen!

Für schöne Spitzen ist es nicht das richtige Gestein. Dafür hat es zu wenig Feldspat drin, was eine Verkarstung verzögern würde und somit Spitzen bilden könnte.

Bitte mach mal ein Foto von der Seite mit der Höhle, wenn er auf der Korundschicht steht. Ich denke das könnte eine wunderbare Ansicht sein. Musst eventuell noch am Ende der Höhle den Lehm rausfummeln, damit minimal etwas Licht reinkommt.

[masterdog]

Hallo Georg,
Heute habe ich den Stein noch etwas mehr gereinigt, so wie du mir es empfohlen hast.
Mit der Höhle hattest du recht, da bin ich noch ca. 3-4 cm weit reingekommen, ist also tatsächlich eine echte Höhle :-) .
Nur mit der Spitze hast du dich, zu meiner Freude getäuscht..
Da kamen noch schöne Hubbel und Gräben zum Vorschein. Aber siehe selbst:

[masterdog]

Sorry für die eigenwillige Präsentation, hatte gerade nichts anderes zur Hand,
58 - Ansicht gefällt mir am besten,
59- oben , 60- hinten, 61- hinten
dann Links, Rechts , Höhle von nahem.