Zuckerhutfichte

Allgemeine Philosophie, Stilarten, Techniken, Vorstellung und Besprechung von Rohmaterial sowie lose Sammlung von Entwicklungs-Dokus
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baeumchen
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Re: Zuckerhutfichte

Beitrag von baeumchen »

wenn ich mir die strömungen der letzten jahrzehnte ansehe, die durch die bonsaiwelt gezogen sind,
dann ist da eine menge "beliebiges ermessen" der trendsetter mit eingeflossen ...
meist sehr gut und auch stimmig argumentiert, technisch fundiert und mit viel wissen und erfahrung unterfüttert,
schlußendlich mit einer ästhetik die konsensfähig war

diese offene diskussion über "was ist bonsai" würde ich mir - gerade in einem fachforum - wünschen
vor dem hintergrund der tradition, der regeln, aber mit genug witz und mut, diese auch in frage zu stellen,
um auf dem weg weiter zu gehen, auch auf die gefahr hin, mal sagen zu müssen "war jetzt nicht so klasse"

(sinngemäßes zitat aus einem kürzlich besuchten seminar bei einem in japan ausgebildeten meister:
"regeln sind ok - aber hinderlich, wenn ich verkrampft dran klebe")

ich sehe mich in meinen job täglich mit der diskussion "was ist xxx" konfrontiert
mal obsiegt die technische sicht, mal die ästhetische, mal die pragmatische
mal muss auf teufel komm raus improvisiert werden, weil die situation neu ist,
und manchmal höre ich auch auch das argument "so haben wir das immer schon gemacht"

aber wie schon weiter oben von mir bemerkt - dieses faß dürfen andere öffnen und sich hinein stürzen
mir fehlt dazu die zeit und damit die geduld

aber die versuchsküche fände ich extrem spannend - provokativ, rotzfrech, unkonventionell, ehrlich und fair
da kommt hoffentlich richtig was in bewegung und die eine oder andere gute idee bei raus


sorry karl,
gehört jetzt eigentlich nicht ins regal deiner zuckerhutfichte - die das alles hoffentlich nicht anficht
für dich und die süße kleine gilt unten angefügtes
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
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Sigrid
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Re: Zuckerhutfichte

Beitrag von Sigrid »

baeumchen hat geschrieben: 06.10.2022, 12:21 wenn ich mir die strömungen der letzten jahrzehnte ansehe, die durch die bonsaiwelt gezogen sind,
dann ist da eine menge "beliebiges ermessen" der trendsetter mit eingeflossen ...
meist sehr gut und auch stimmig argumentiert, technisch fundiert und mit viel wissen und erfahrung unterfüttert,
schlußendlich mit einer ästhetik die konsensfähig war
.........
Du sagst es selber, Frank:
"meist sehr gut und auch stimmig argumentiert, technisch fundiert und mit viel wissen und erfahrung unterfüttert,
schlußendlich mit einer ästhetik die konsensfähig war"
Genau darin liegt der Unterschied zu einem "beliebigen Ermessen" oder eben einer bloßen Meinungsfrage :?
think pink
Hippo
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Re: Zuckerhutfichte

Beitrag von Hippo »

Sigrid hat geschrieben: 06.10.2022, 11:47 Natürlich ist Eigenerfahrung durch nichts zu ersetzen.
Salü Sigrid,

Da hast Du wohl Recht, vor Allem wenn es um Positives geht, aber ich denke gerade an gewisse Erfahrungswerte z.B. bei der Pflege, Pflanzenwahl oder Substrate, wo es um materiellen Schaden gehen kann und es sicher nicht abträglich ist auf Erfahrungen Anderer abzustützen. Also im Sinne von; Der Kluge lernt auch aus "Schaden" Anderer.
Sigrid hat geschrieben: 06.10.2022, 11:47 Tja, vielleicht sollten wir mal eine neue Rubrik "Versuchsküche" oder so ähnlich einführen 8)
Huiiii, wenn ich noch Bilder davon hätte würde ich da von meinem jahrelangen Kampf mit Oleander, Brugmansia, Löwenzahn und Leptospermum als Bonsai berichten. Da ist mir auch einiges, unter dem Motto "Jugend forscht", in die Hose gegangen. :lol: :lol: :lol:

Gruss George

Sorry Karl, deinen Gestaltungsfred haben wir ja ganz schön gekapert.
Grumpy old fat Kiboko.
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baeumchen
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Re: Zuckerhutfichte

Beitrag von baeumchen »

und wie komme ich an die o.g. qualitäten?
nur durch ausprobieren dessen, was in meinem ermessen liegt und dieses ermessen ist beliebig.
wir sehen von keinem der könner die misslungenen projekte, wir erfahren nicht, was ein zufallsprodukt war,
es sei denn, wir sind sehr vertraut mit ihm, oder derjenige weiß um die kraft des spontanen,
ist sich seiner sache sicher und schert sich nicht um die unbedingte, sture einhaltung von regeln.

ich unterstelle jedem, der sich ernsthaft mit dem thema auseinandersetzt genügend selbstkritik,
um zum schluß zu kommen, dass das eine oder andere ein fehlversuch oder blanker nonsens war.
aber nur durch versuche und zufälle erkämpft man sich eine neue basis, die dann plötzlich trägt und andere inspirieren kann.

und bitte!!!
grade die fehlschläge und glücklichen zufälle sind es doch, die uns interessieren, wenn wir uns weiter bewegen wollen
grade diese erfahrungen gehören in ein "fach"forum, damit sich jeder wieder und wieder kritisch mit dem thema befasst,
sonst kreisen wir hier um uns selbst und um das "wie es gemacht wird"

ungeachtet dessen, schätze und genieße ich übrigens alle gezeigten beispiele, die sich im bewährten regel- und formenkanon bewegen.
gruß + frohes gelingen
der frank aus stuttgart

Nichi nichi kore kōjitsu
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